Schallplatte mit Volker Rebell Beschriftung

2014/2 - zweites Halbjahr 2014 (von Juli bis Dezember 2014)

Kramladen in ByteFM

am Donnerstag 01.01.15, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 03.01.15 , 14-15 Uhr), Thema:

ELVIS 80 - eine Würdigung

„Ich bin ein Fan von Elvis, weil Elvis derjenige war, der mich wirklich aus Liverpool herausholte. Nachdem ich ihn gehört hatte und auf den Geschmack gekommen war, war das das Leben, es gab nichts anderes. Ich dachte an nichts anderes, als an Rock'n'Roll - abgesehen von Sex, Essen und Geld, aber das ist im Grunde dasselbe." (John Lennon)

„Sein erstes Album war so fantastisch, dass wir es dauernd spielten und versuchten, alles zu lernen. Alles, was wir damals machten, basierte auf diesem Album." (Paul McCartney)

 „Elvis ist die größte Kraft des 20. Jahrhunderts. Überall hat er den Beat hingebracht, in die Musik, die Sprache, die Kleidung; es ist wie eine ganz neue soziale Revolution." (Leonard Bernstein)

 „Es hat Anwärter auf den Thron gegeben, es hat Herausforderer gegeben, aber es gibt nur einen König. Alles beginnt und endet mit ihm." (Bruce Springsteen)

 „Als ich Elvis das erste Mal hörte, da wusste ich, dass ich für niemanden arbeiten werde, und dass keiner mein Boss wird ....Ihn das erste Mal zu hören, war wie aus einem Gefängnis auszubrechen." (Bob Dylan)

 „Bevor irgendjemand irgendetwas machte, hat Elvis alles gemacht." (Mick Jagger)

 „Wann immer es mir schlecht ging, legte ich eine Elvis-Platte auf, und dann fühlte ich mich großartig." (Paul McCartney)

 „Ich danke Gott für Elvis Presley. Ich danke dem Herrn, dass er Elvis geschickt hat, die Tore aufzustoßen, damit ich diese Strasse gehen konnte." (Little Richard)

Nicht nur die großen Rockstars, die alle von ihm gelernt haben, werden sich am 8. Januar 2015 vor ihm in Ehren verneigen, seine alten Fans und jungen Anhänger nicht minder. Denn an diesem Tag wäre Elvis Aaron Presley, der erste Superstar der Popgeschichte, 80 Jahre alt geworden. Mit Haartolle, Hüftschwung und „Heartbreak Hotel" revolutionierte er die Jugendkultur der 1950er Jahre. Von seiner musikalischen Schwarz/Weiß-Mixtur aus dem urbanen Rhythm'n'Blues, dem Gospel der schwarzen Baptistenkirchen und dem weißem Country und Folk leitete sich alles ab, was sich nach ihm in der Pop/Rock-Szene weiter entwickeln sollte. Am Anfang war Elvis. Und er bleibt der King of Rock'n'Roll.

Natürlich erschien zum 80. Geburtstag ein neues Elvis-Album, eine Dreifach-CD mit dem Titel „ELVIS 80", die seine Bedeutung für den Planeten Pop durchaus dokumentiert. Die drei CDs sind nach Schwerpunkten gegliedert und entsprechend überschrieben: CD1: „The King Of Rock'n'Roll" mit seinen großen Rock-Hits, CD2: „The King Of Love" mit seinen bekanntesten Schmachtfetzen und CD3: „The King Of Today (Remixes)", mit Neufassungen rarer Elvis-Tracks und dem Versuch, die berühmte und großartige Stimme von Elvis Presley vor der Sound-Kulisse der Jetztzeit neu erlebbar zu machen, was zum Teil auch wirklich geglückt ist. Außerdem enthält CD 3 fünf weniger bekannte Duettaufnahmen und die beiden Kultstücke bzw. Ulkversionen von „Are You Lonesome Tonight" und „Wooden Heart (Muss I denn)", bei denen Elvis mehr lachen muss als singen kann.

Der Kramladen würdigt Elvis zum 80. mit raren und großartigen Songs.

Playlist zum Kramladen Elvis 80 am 01.01.15  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Elvis Presley / Rubberneckin' (Paul Oakenfold Remix) / Elvis 80 / Sony Music
3. Elvis Presley / Blue Suede Shoes / Elvis The King / Sony, BMG
4. Elvis Presley / Blue Suede Shoes (Remix from Viva Elvis) / Elvis 80 / Sony Music
5. Elvis Presley / Burning Love (1972) / Elvis 80 / Sony Music
6. Elvis Presley / Burning Love (Remix from Viva Elvis / Elvis 80 / Sony Music
7. Arthur Crudup / That's All Right / The Road To Elvis / Bear Family Records
8. Elvis Presley / That's All Right / Elvis 80 / Sony Music
9. Paul McCartney with Scotty Moore / That's All Right / Good Rockin' Tonight: The Legacy Of Sun Records / Warner Music
10. Elvis Presley / Yesterday/Hey Jude / Elvis Viva Las Vegas / RCA
11. Elvis Presley / A Little Less Conversation / Elvis 80 / Sony Music
12. Elvis Presley / A Little Less Conversation (JXL Radio Edit) / Elvis 80 / Sony Music
13. Elvis Presley / Suspicious Minds (Remix from Viva Elvis) / Elvis 80 / Sony Music
14. Elvis Presley / Love Me Tender, feat. Dani Klein (Remix from Viva Elvis) / Elvis 80 / Sony Music
15. Elvis Presley / There Ain't Nothing Like A Song / Elvis 80 / Sony Music

 

am Donnerstag 18.12.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 20.12.14, 14-15 Uhr), Thema:

Der Jazzrock lebt. Und wie!... dank Ali Neander, Hellmut Hattler & Co

 In den frühen siebziger Jahren war der vor allem von virtuosen Gitarristen vorangetriebene Jazzrock die musikalisch innovativste Richtung im weiten Feld der stilistisch expandierenden Rockmusik. Der britische Jazz- und Blues-Gitarrist John McLaughlin, der in den USA als Begleitmusiker von Miles Davis erste Meriten erworben hatte, gründete 1971 sein Mahavishnu Orchestra, das als Trendsetter des neuen Jazzrock-Stils anzusehen war. Der junge italo-amerikanische Gitarrist Al Di Meola sollte sich in Chick Coreas Jazzrock-Gruppe Return To Forever sehr bald ähnlich stilbildend entwickeln. Weitere wichtige Jazzrock-Gitarristen waren der US-Amerikaner Larry Coryell, der Belgier Philippe Catherine, aber auch Frank Zappa mit seinen Jazzrock-Projekten Hot Rats (1969) und Waka-Jawaka/Grand Wazoo (1972). Auch der britische Rock-Gitarrist Jeff Beck näherte sich Mitte der siebziger Jahre mit seinen Alben „Blow By Blow" (1975) und „Wired" (1976) dem Jazzrock an. Doch schon wenig später war die von Gitarristen dominierte Spielart des Jazzrock mehr oder weniger im Sande verlaufen, beziehungsweise im neuen Fusion-Trend, der Verbindung von Jazz, Rock und Funk, aufgegangen.

Revitalisierungen des handwerklich anspruchsvollen Gitarren-Jazzrocks gab es immer wieder, nicht zuletzt in Deutschland im Jahre 2011, als der stilistisch wandlungsfähige Rodgau Monotones-Gitarrist und Jazzrock-Fan Ali Neander gemeinsam mit dem Bassisten Hellmut Hattler, einem Pionier des deutschen Jazzrock (er ist seit 1971 mit seiner Band Kraan unterwegs), ein furioses Nu-Jazzrock-Album veröffentlichte. Nun folgte der noch besser gelungene, zweite Streich: das phänomenale Album „ ... this one goes to eleven" von Ali Neander feat. Hellmut Hattler. Mit speziell adressierten musikalischen Widmungen zieht Ali Neander den Hut vor den großen Gitarristen-Kollegen John McLaughlin (in einer Neubearbeitung des Mahavishnu Orchestra-Klassikers „The Dance Of Maya"), Jeff Beck (in der instrumentalen Interpretation des dramatischen Procol Harum-Songs „A Salty Dog" von 1969, gespielt im Stil eines „Jeff Beck-Wannabee" [selbstironischer Originalton Ali Neander]) und Lionel Loueke, dem aus Westafrika stammenden US-amerikanischen Jazzrock-Worldbeat-Gitarristen der jüngeren Generation (in der world-latin-groove-angehauchten Eigenkomposition „Lionel's Joint").

Aber das sind nur drei Farbtupfer in einem opulenten Klangfarben-Gemälde, das aus insgesamt 14 Einzeltiteln besteht. Drei davon sind als Kooperation des Duos Neander/Hattler entstanden, die restlichen 9 Neukompositionen stammen von Ali Neander. Und das Verblüffende ist, auf welch hohem Niveau die intelligent strukturierten Kompositionen überzeugen können. Die instrumentale Klasse des Ausnahmegitarristen Ali Neander und des Über-Bassisten Hellmut Hattler kennt man schon lange, doch nun setzen die beiden auch noch Maßstäbe, was die kreative Ausgestaltung komplexer Themen und differenzierter Ideen in melodischer und rhythmischer Hinsicht angeht. Vor allem Ali Neanders Kompositionen weisen eine schöpferische Weiterentwicklung im Vergleich zum ersten Duo-Album der beiden auf.

- Über ein druckvolles Schlagzeug-Pattern und eine clevere Bass-Figur im trickreichen 9/8-Takt meandert ein kühnes Gitarrenthema, das von einer Oboe im Parallelflug begleitet wird, mittendrin kurzzeitig entschleunigt durch eine entspannte Passage, die von Klavier und Gitarre meditativ umspielt wird und schließlich in ein wunderbares Oboen-Solo einmündet - natürlich auch im 9/8-Takt. Schließlich lautet die Titelüberschrift: „Nine Lives".

- Raffiniert gebaute und gleichzeitig wunderschöne Melodiebögen zeichnen den Titel „Eightball" aus, der ebenso verblüffend wie aufregend und lässig rhythmisiert ist.

- Aus einem gnadenlos atonal-schrägen Monsterakkord entwickelt sich im entsprechend überschriebenen Titel „Chord Of Doom" ein diffizil groovendes Klanggebilde von letztlich befreiender melodischer Ästhetik, inklusive einem solistischen Kräftemessen zwischen Bass und Trompete wie zu seligen Tab Two-Zeiten.

- Das aus den Sessions zum ersten gemeinsamen Album übriggebliebene, von Hattler/Neander geschriebene Stück „Mysterious Leftover" verknüpft atmosphärische Themen aus der Hattler-Vergangenheit von Kraan und Tab Two mit Hattlers und Neanders gemeinsamer Vision von einer grenzen-, stile- und epochenübergreifenden, ausdrucksstarken, imaginativen und inspirierenden Musikalität. Deutlich weniger hochgestochen beschreibt Ali Neander den Titel im Booklet mit: „A dose of meditative balkan-kraut-feel ... and a lot of wonderous and wacky sounds".

- Die aberwitzig hetzenden und dennoch zutiefst melodiösen Riff-Themen und Improvisationen im Titel „Settlement Seventeen" zelebrieren das lustvolle Ausufern des Virtuosentums, ohne erholsame Ruhepausen zu vernachlässigen.

- Mit einem metallisch kraftvollen Kunst-Riff, synchronisiert von einer folkigen Tin-Whistle, stürmt das voll aufgedrehte Titelstück des Albums „This One Goes To Eleven" durch die Led Zeppelin/Fusionrock-Geschichte. - Und ein großes „Vergnügen aus vergangener Zeit" bietet der Album-Opener „A Thrill From Over The Hill", mit seinen historisch klingenden Keyboard-Sounds aus frühen Elektro-Jazz-Tagen gleich zu Beginn, mit dem Hauch von Orient in der Melodik und dem organisch klingenden Rhythmus-Wechsel aus Vierer- und Sechser-Zählzeiten und erst recht mit den unglaublichen Improvisations-Exkursionen des Gitarren-Könners Ali Neander, wobei sein junger Mitmusiker Martin Kasper an den Keyboards hier nicht minder solistisch brillieren kann.

Überhaupt haben die beteiligten Mitmusiker einen erheblichen Anteil am großen Gelingen dieses herausragenden Albums. Großartige musikalische Beiträge lieferten der Oregon-Musiker, Oboist und Sopransaxophonist Paul McCandless, der Trompeter Joo Kraus (ehemals Duo-Partner von Hellmut Hattler bei Tab Two), der Fusion-Saxophonist und Flötist Clive Stevens und nicht zuletzt die beiden Mitglieder der Neander/Hattler-Band Moritz Müller am Schlagzeug und Martin Kasper an den Keyboards. Ali Neanders Wunschvorstellung, „die Leidenschaft und den fröhlichen Wahnsinn des frühen Jazzrocks mit aktuellen Sounds in die Jetztzeit zu transportieren" hat sich mit dem neuen Album auf glücklichste Weise erfüllt.

Der Kramladen stellt das fantastische Album „... this one goes to eleven" von Ali Neander feat. Hellmut Hattler, ein später Höhepunkt der Musikveröffentlichungen des Jahres 2014, in einem ausführlichen Gespräch mit Ali Neander vor.

 Vorschau auf die Präsentation des Albums „Live in Concert"

ALI NEANDER PROJEKT (feat. Hellmut Hattler):

30.01.2015: Nieder-Olm, Gleis 3

31.01.2015: Neu-Isenburg, Treffpunkt

06.02.2015: Wetzlar, Franzis

07.02.2015: Darmstadt, Bessunger Knabenschule

 Vorgestellt:

CD: Ali Neander feat. Hellmut Hattler - „... this one goes to eleven" (VÖ 19.12.14)

ESC Records, Gartenstraße 147, 60596 Frankfurt am Main LC 01263, ESC3753-2

 Playlist zum Kramladen am 18.12.14 Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar /Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / This One Goes To Eleven / This One Goes To Eleven / ESC Records
3. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Nine Lives / This One Goes To Eleven / ESC Records
4. Lionel Loueke / Freedom Dance / Heritage / Blue Note
5. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Lionel's Joint / This One Goes To Eleven / ESC Records
6. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Eightball / This One Goes To Eleven / ESC Records
7. Procol Harum / A Salty Dog / The Definitive Collection / BR Music
8. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / A Salty Dog / This One Goes To Eleven / ESC Records
9. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Mysterious Leftover / This One Goes To Eleven / ESC Records
10. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Ghostnotes / This One Goes To Eleven / ESC Records
11. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / A Thrill From Over The Hill / This One Goes To Eleven / ESC Records
12. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / The Day With Sensuous Vibes (Hintergrundmusik) / This One Goes To Eleven / ESC Records

 

am Donnerstag 04.12.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 06.12.14, 14-15 Uhr), Thema:

BEATLES FOR SALE - The Art Of McCartney

„What You're Doing, eight days a week? Rock and Roll Music? No Reply. Baby's in Black, I'm a loser, I don't want to spoil the party. I'll follow the sun." Das sind aneinandergereiht die Titelzeilen der auffälligsten Songs des Albums „Beatles For Sale", das am 4. Dezember 1964, also genau vor 50 Jahren veröffentlicht wurde und deshalb in dieser Stunde gewürdigt wird. Beatles for Sale, so heißt es ja im Grunde vor jedem Weihnachtsfest, und deshalb gibt es auch für dieses aktuelle Weihnachtsgeschäft Beatles-Produkte zum Kaufen für den Gabentisch: zwei neue Beatles-Bücher, zum einen ein dickes Song-Kompendium mit dem Titel „Beatles Total - die Geschichten hinter den Songs" und zum anderen ein weniger dickes, aber großformatiges und reich bebildertes Buch über die Fernsehauftritte der Fab Four mit dem Titel „Ladies and Gentlemen: The Beatles". Beide Bücher werden in dieser Stunde vorgestellt.

Und außerdem erschien gerade ein aufwändiges Audio-Projekt zu Ehren von Paul McCartney als Doppel- oder Dreifach-CD, oder als Deluxe-Box mit 5 Silberlingen, oder als Vinyl-Box mit 4 LPs, oder alles komprimiert auf einem USB-Stick, gestaltet in Form einer Mini-Höfner-Bassgitarre, Pauls instrumentalem Markenzeichen, Titel: „The Art of McCartney" - Untertitel: „The Songs of Paul McCartney sung by the World's Greatest Artists". - Ob da nun alle Sänger dieses Tribute-Samplers zu den größten Künstlern der Welt zu zählen sind, das dürfte bei etlichen Namen zu bezweifeln sein, speziell bei Namen wie Harry Connick junior, Corinne Bailey Rae, Joe Elliott, Owl City, Perry Farrell, Dion, The Airborne Toxic Event und anderen. Aber schließlich sind auch echte Topstars dabei, wie etwa Bob Dylan, Billy Joel, Yusuf alias Cat Stevens, The Cure, Kiss, Alice Cooper, Roger Daltrey von The Who, Barry Gibb, B.B. King und andere. Zu den anderen und zu jenen, die ihre Sache der Interpretation gut gemacht haben, zählt auch Brian Wilson, der Paul McCartneys Song „Wanderlust" aus dessen 1982er Album „Tug Of War" im Stile der Beach Boys neu bearbeitet hat. Schade nur, dass zu viele andere Neubearbeitungen nicht über bloße Nachspielungen hinauskommen. Hier wurde leider eine Chance vertan. Neben Brian Wilson wird auch Billy Joel und Dr. John zu hören sein - und natürlich die wichtigsten Songs aus dem Jubiläumsalbum „Beatles For Sale".

 Jean-Michel Guesdon, Philippe Margotin: „Beatles Total - Die Geschichten hinter den Songs", Delius Klasing Verlag, 2014 € 49,90 ISBN 978-3-7688-3881-8

Jeff Bench & Ray Tedman: „Ladies and Gentlemen: The Beatles - Die legendären Fernsehauftritte der Fab Four", Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2014, ISBN 978-3-8626-5428-4

Playlist  Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records / 00:25
2. Paul McCartney / Wanderlust / Tug Of War / EMI / 03:09
3. Brian Wilson / Wanderlust / The Art Of McCartney / Bulletproof, Arctic poppy, / 04:42
4. Billy Joel / Live And Let Die / The Art Of McCartney / Bulletproof, Arctic poppy, / 10:52
5. Dr. John / Let 'Em In / The Art Of McCartney / Bulletproof, Arctic poppy, / 16:12
6. The Beatles / I'll Follow The Sun / Beatles For Sale / Parlophone, Apple / 23:42
7. The Beatles / I Don't Want To Spoil The Party / Beatles For Sale / Parlophone, Apple / 29:23
8. The Beatles / I'm A Loser / Beatles For Sale / Parlophone, Apple / 34:48
9. The Beatles / No Reply (Demo) / Anthology 1 / Parlophone, Apple / 41:32
10. The Beatles / No Reply / Beatles For Sale / Parlophone, Apple 42:11
11. The Beatles / Rock And Roll Music / Beatles For Sale / Parlophone, Apple 48:31
12. The Beatles / I Feel Fine / 1 / EMI, Apple 56:08
13. The Beatles / What You're Doing / Beatles For Sale / Parlophone, Apple / 59:09

 

 

am Donnerstag 20.11.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 22.11.14, 14-15 Uhr), Thema:

 

Der Soundtrack zum Mauerfall (Teil 1)  

Wie die Rock-Szene der DDR die gesellschaftliche und politische Entwicklung des „Wind of Change" beeinflusste, die letztlich vor 25 Jahren zum Fall der Mauer führte.

„Die Mauer muss weg!" „Wir sind das Volk!" Und das Volk der DDR hat mit seiner friedlichen Revolution die Mauer vor 25 Jahren überwunden. Welchen Anteil am Fall der Mauer hatte die Rockmusik? Dieser Frage geht der Kramladen nach. Den Soundtrack zum Mauerfall lieferten Musiker aus Ost und West. Doch der "Wind Of Change", der vor 25 Jahren die Wende beflügelte und letztlich zum Fall der Mauer führte, war ein Ostwind, nicht zuletzt dank Gorbatschows Glasnost und Perestroika-Reformen. Doch schon in den sechziger und siebziger Jahren begann in der Jugendkultur der DDR eine mehr oder minder offene Protesthaltung und Distanz zur Obrigkeit sich allmählich auszubilden. Deshalb wird in dieser Stunde das Augenmerk auf die Entwicklungen in der Rockszene der DDR gerichtet - und dabei vor allem auf die These, dass die wachsende oppositionelle Haltung in der Jugendkultur der DDR durch die zunehmend kritischen Lieder der DDR-Rockgruppen erheblich befördert wurde, dass also die mehr oder weniger direkt formulierten, aufmüpfigen Songtexte und die emotionalisierende Kraft der Musik eine starke Schubwirkung ausübte auf den Freiheitsdrang der jungen Leute in der DDR. Die Kraft der selbstbewusst vorgetragenen, aufbegehrenden Lieder hatte ihren Anteil am Untergang der DDR. Diese kritischen Lieder gelten als der Soundtrack zum Mauerfall.

Die Bedeutung der Künstler in der DDR während der friedlichen Revolution im Herbst 1989 und speziell die Einflussnahme kritischer Pop- und Rockmusiker auf die DDR-Jugend darf nicht unterschätzt werden. Die meist versteckt kritischen und aufmüpfigen Songtexte vieler DDR-Rockgruppen schon in den siebziger und frühen achtziger Jahren wirkten wie stete Tropfen in der Aushöhlung des Respekts vor der DDR-Obrigkeit, formulierten die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen, auch die Hoffnung auf ein freieres, besseres Leben und hatten insofern ihren nicht zu unterschätzenden Anteil an den gesellschaftlichen Veränderungen, die zum Untergang der DDR führten.

Playlist zum Kramladen am 22.11.  Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records / 00:33
2. Thomas Schoppe / Die Mauer / Die Mauer / Notenbude, Choice Of Music / 02:50
3. Renft / Die Flut, Wandersmann / Live in Concert / Buschfunk / 08:06
4. Wolf Biermann / Ermutigung / Live im Bundestag am 7.11.14 und von der CD aah-ja! / Wolf Biermann LiederProduktion / 14:41
5. Renft / Ermutigung / (1974/2010) Renft / Buschfunk / 19:49
6. Puhdys / Hey John / 1969 - 1999 / BMG Berlin Musik GmbH / 27:25
7. Silly / Die Alten Männer, Tausend Augen / Liebeswalzer / Hansa Musik, BMG / 33:27
8. Silly / Die Ferne / Liebeswalzer / Hansa Musik, BMG / 36:48
9. Silly / Montage: Verlorene Kinder, S.O.S. / Februar / Hansa, BMG / 42:26
10. Pankow / Hans Negativ / 1983 - 1989 / Carlton Records / 48:46
11. Keimzeit / Irrenhaus / Irrenhaus / Columbia, Sony / 52:18
12. Herbst In Peking / Bakschischrepublik / Bakschischrepublik / Plattenmeister D.D.R. / 56:24
13. Feeling B / Ich such' die DDR / Grün und Blau / Motor Music / 58:45
14. Riechmann / Abendlicht (Hintergrundmusik) / Kunst & Künstlichkeit / Sky Records / (unter jeder Mod.)

 

am Donnerstag 06.11.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 08.11.14, 14-15 Uhr), Thema:

Die Crème des Bass-Spiels - Zum Tod von Jack Bruce

Bassisten spielten auf der Rockbühne üblicherweise allenfalls die zweite Geige. Singende Bassisten und Songschreiber wie Paul McCartney und Sting haben dies eindrucksvoll geändert. Doch vor ihnen gab es schon den klassisch ausgebildeten Cellisten Jack Bruce, der als ausdrucksstarker Jazz- und Blues-Bassist in den frühen sechziger Jahren als Mitglied in den Bands von Alexis Korner, Graham Bond und John Mayall begann und zwischen 1966 und '69 als Cream-Bassist zur Crème der Rocksolisten aufstieg. Schließlich war er als Sänger auch der Frontmann des legendären britischen Bluesrock-Trios Cream (mit Eric Clapton und Ginger Baker). Erstmalig führte er das Bass-Spiel aus dem Schattendasein heraus ins Rampenlicht und emanzipierte den bislang dienenden Bass als gleichberechtigtes Soloinstrument. Seine großartigen Songkompositionen für Cream „I Feel Free" „Sunshine Of Your Love", „Politician" und vor allem der Ausnahmesong „White Room" gelten als Klassiker der Rock-Geschichte.

Im Verlaufe seiner 50-jährigen Musikerlaufbahn versuchte er immer wieder an den musikalischen wie kommerziellen Erfolg des idealen Trios Cream anzuknüpfen. Doch keines der Nachfolge-Powertrios, ob West, Bruce & Laing, BLT (Bruce, Lordan, Trower), oder BBM mit Ginger Baker und Gary Moore konnte die glorreichen Cream-Zeiten wiederbeleben. Mit unzähligen Musiker-Größen aus Rock, Jazz und Avantgarde hat er kooperiert, um nur Carla Bley, John McLaughlin, Frank Zappa, Billy Cobham, Charlie Watts und Ringo Starr zu nennen, eine Vielzahl von ambitionierten, teils hoch gelobten Soloalben hat er seit 1969 veröffentlicht, doch sein Drogenkonsum in den siebziger Jahren führte zu gesundheitlichen Problemen. 2003 musste er sich einer Lebertransplantation unterziehen, nachdem bei ihm Leberkrebs diagnostiziert worden war. Beinahe hätte er die Operation nicht überlebt, doch schon 2005 feierte er eine Cream-Reunion mit Eric Clapton und Ginger Baker. In den Konzerten war allerdings erkennbar, dass er bei aller musikalischer Präsenz gesundheitlich angeschlagen war. Beim Jazzfestival in Frankfurt 2006, wo Jack Bruce als Solist mit der hr-Bigband auftrat, schien er in körperlich guter Verfassung zu sein. Noch 2012 gab er gefeierte Konzerte mit seiner Big Blues Band. Im März 2014 erschien sein vitales Soloalbum „Silver Rails", es sollte sein Vermächtnis werden. Der allseits anerkannte und hochgeschätzte Sänger und Bassist starb am 25. Oktober im Alter von 71 Jahren an den Folgen seines Leberleidens.

Eric Clapton schrieb in seinem Nachruf: „Er war ein großartiger Musiker und Komponist, und eine enorme Inspiration für mich."  Ins Netz stellte er ein berührendes Instrumentalstück, das er spontan für seinen verstorbenen Cream-Kollegen komponiert und aufgenommen hat und dessen Melodie er leise mitsummt. Er nannte seine musikalische Hommage: „For Jack".

Playlist  Artist /Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Jack Bruce / Dark Heart / Shadows In The Air / Sanctuary Records
3. Jack Bruce / Reach For The Night / Silver Rails / Esoteric Antenna
4. Jack Bruce / Keep It Down / Silver Rails / Esoteric Antenna
5. Jack Bruce / Montage: Candlelight, Fields Of Forever, Hidden Cities, Don't Look Now, Industrial Child, Drone / Silver Rails / Esoteric Antenna
6. Jack Bruce / No Surrender / Silver Rails / Esoteric Antenna
7. Cream / White Room / The Cream Of Clapton / Polydor
8. Jack Bruce / White Room / Shadows In The Air / Sanctuary Records
9. Eric Clapton / For Jack / www.ericclapton.com / download
10. Jack Bruce / Waiting On A Word / Somethin Els / CMP Records
12. Jack Bruce / Politician / Cities Of The Heart / CMP Records
13. Jack Bruce / Rusty Lady / Silver Rails / Esoteric Antenna
14. Jack Bruce / FM (Hintergrundmusik) / Somethin Els / CMP Records

 

 

am Donnerstag 23.10.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 25.10.14, (14-15 Uhr), Thema:

Oscar Wilde und seine Spuren im Pop - aus Anlass des 160. Geburtstages von Oscar Wilde

„Musik ist der vollkommenste Typus der Kunst. Sie verrät nie ihr letztes Geheimnis", schrieb Oscar Wilde, der irische Lyriker, Dramatiker, Bühnenautor, Dandy und Ästhet. Er war ein wortgewandter, scharfsinniger, geistreicher, unbequemer, humorvoller, eigenwilliger Mensch, der wegen seiner homoerotischen Neigung von der englischen Gesellschaft geächtet und angeklagt und mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft wurde. Sein Kommentar lautete: „Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen". - Und über seine homoerotische Neigung sagte er: „Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht." Heute gilt Oscar Wilde als Pop-Ahne, als der Künstler, der „die sexuellen Codes am nachhaltigsten änderte". Er war ein Vorbild für den Glamrock, für die Edelpunks und alle unangepassten Bohemiens.

Immer wieder wird die Frage gestellt, wer ist der Oscar Wilde der Popmusik? Und immer wieder werden alte und neue Namen genannt, so z.B. Mick Jagger, Elton John, Bryan Ferry, Marc Almond und Bono, oder zutreffender: Pete Doherty, Morrissey, Jarvis Jocker und natürlich David Bowie. Oscar Wildes berühmter Romanfigur Dorian Gray begegnet man als Zitat in etlichen Popsongs, und der Roman „Das Bildnis des Dorian Gray" diente auch als Vorbild für verschiedene Konzeptalben, Musicals und Pop-Kinofilme. Und immer wieder nennen junge Songschreiber den Namen Oscar Wilde als wichtige Inspiration.

Vor rund 140 Jahren war Oscar Wilde in London berühmt berüchtigt wegen seiner Auftritte in den Clubs der vornehmen Kreise und auf den Soirées der gehobenen Stände, die er einerseits brüskierte, andererseits hofierte und als Mann von Stil und Welt auch mal in Schutz nahm, wenn ihm danach war. „Sprich nie verächtlich über die vornehme Gesellschaft", sagte er einmal. „Nur wem es nicht gelingt hineinzukommen, spottet darüber". Eines seiner berühmtesten Bonmots lautet: „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack. ich bin immer mit dem Besten zufrieden." Und dazu passte auch diese Forderung: „Man versehe mich mit Luxus. Auf alles ‚Notwendige' kann ich gerne verzichten." Und auch aus dem nächsten Spruch spricht der Snob: „Der Kultivierte bedauert nie einen Genuss, der Unkultivierte weiß überhaupt nicht, was ein Genuss ist." 16 Jahre lang war Oscar Wilde der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Metropole an der Themse. Die Londoner Jahre gelten als die wichtigsten des in Dublin 1854 geborenen Dichters, Lebenskünstlers, Nachtschwärmers und exzentrischen Dandys, der „mit Witz und Sprachgewandtheit jede aristokratische Dinnerparty  unter den Tisch redete". In seinen Werken, Dramen und Theaterstücken und auch in seinem einzigen Roman „Das Bildnis des Dorian Gray" nahm er eben jene vornehmen Stände, jene versnobte Gesellschaft, zu der auch selbst gehörte, aufs Korn und stellte sie in Frage. Doch die von ihm mit Spott überzogenen feinen Kreise rächten sich bitter an ihm, als man ihm, dem nur scheinbar gesitteten Ehemann und Vater zweier Söhne nachweisen konnte, dass er sexuelle Beziehungen zu Männern pflegte. Wegen Homosexualität wurde er im Mai 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus und schwerer Zwangsarbeit - die damals mögliche Höchststrafe - verurteilt. Später schrieb er: „Ich habe noch keinen Menschen mit ausgeprägt moralischem Urteil getroffen, der nicht grausam, rachsüchtig und borniert war". Nach seiner Haftentlassung 1897 floh der gesundheitlich schwer angeschlagene Oscar Wilde vor der gesellschaftlichen Ächtung nach Paris, wo er in Armut und Isolation lebte, bis zu seinem Tod am 30.November 1900. Einige Stationen aus der bewegten Geschichte von Oscar Wilde hat Bernie Taupin, der Haustexter von Elton John, sehr pointiert und bilderreich in Worte gefasst. In der Vertonung von Elton John gehört der Song „Oscar Wilde Gets Out" zu den gelungenen Songs des letzten Elton John-Albums „The Diving Board". Weitere Songs mit Bezug zu Oscar Wilde sind zu hören, z.B. von Hozier, Morrissey, U2, Gavin Friday, David Bowie und aus dem Soundtrack des Glamrock-Films Velvet Goldmine.

Playlist zum Kramladen am 23.10.14  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Hozier / Angel Of Small Death & The Codein Scene / Hozier / Universal
3. Morrissey / I'm Not A Man / World Peace Is None Of Your Business / Universal
4. Elton John / Oscar Wilde Gets Out / The Diving Board / Mercury Records
5. U2 / Mysterious Ways / Achtung Baby / Island records
6. U2 / The Ocean / Boy / Island
7. Gavin Friday / Each Man Kills The Thing He Loves / Each Man Kills The Thing He Loves / Polygram
8. David Bowie / Velvet Goldmine / Space Oddity (Single 1975) / RCA
9. Shudder To Think , Brian Slade / Hot One (Ballad of Maxwell Demon) / Soundtrack Velvet Goldmine / Universal 10. Various Artists / Dorian Gray-Montage / diverse / diverse
11. David Bowie / Sue (or in a season of crime) / Nothing Has Changed / Parlophone, Columbia, Legacy
12. Carter Burwell / Velvet Spacetime (Hintergrundmusik) / Soundtrack Velvet Goldmine / Universal Music

 

 

am Donnerstag 09.10.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 11.10.14, 14-15 Uhr): Thema:

 

Finnland. Cool. - Neues aus der Popmusik- und Popliteratur-Szene Finnlands

(aus Anlass der Frankfurter Buchmesse vom 8. bis 12. Oktober. Ehrengast: Finnland)

Denkt man an die finnische Popkultur, dann fallen einem die Nashorntollen der Leningrad Cowboys ein, die nilpferdartigen Trollewesen Die Mumins, die scheinbar mit den Fäusten gespielten Celli der Klassik-goes-Metal-Band Apocalyptica, die Filme von Aki und Mika Kaurismäki, die Heavyrock-Comic-Monster-Band Lordi (Gewinner des Eurovision Song Contest 2006), die düsteren Mainstream-Bands HIM und The Rasmus oder die Symphonic-Metalband Nightwish, daneben die Sunshine-Popper Sunrise Avenue.

Natürlich hat die finnische Musikszene noch sehr viel mehr zu bieten, um nur den ethnischen Joik-Sänger Wimme zu nennen, den Elektropop-Avantgardisten Jimi Tenor, die HipHop-Freestyler Bomfunk MC's, die in Äthiopien geborene, in Finnland aufgewachsene Folkblues-Sängerin Mirel Wagner, das Electronic-Popduo Phantom, die Indie-Rock/Post-Punkband French Films, oder die modernen Vertreterinnen des finnischen Folk- und Singer/Songwriter-Idioms Laura Moisio, Riikka Timonen, Kati Salo, Aino Venna, Värttinä u.a.. Als neue Trends in der jungen, aktuellen Popszene gelten die finnisch-nordischen Americana-Songs von Ochre Room aus Tampere, der drittgrößten Stadt Finnlands, die Psychedelic-Popsongs von Jaakko Eino Kalevi, der halbtags als Tramfahrer in Helsinki unterwegs ist und die fragilen Song-Stories der Folkpop-Band Good Omens ebenfalls aus Helsinki.

Eine lange Tradition hat in Finnland das virtuose Spiel auf dem Akkordeon, wofür die Namen Kimmo Pohjonen und Maria Kalaniemi stehen - und nicht zuletzt auch das famose Akkordeon-Quartett Karja-La. Die härtere Gangart pflegen die Goth-Rocker Beastmilk, die von spiegel-online als „the next big thing" apostrophiert wurden, oder die Melodic-Death-Metalband Children Of Bodom.

Und dann gibt es noch die alten Musikhelden Finnlands, den 2008 verstorbenen, international bekannten E-Bassisten und Multiinstrumentalisten Pekka Pohjola, den Jazzrock-Gitarristen Jukka Tolonen mit seiner Band Tassavalan Presidentti (gegründet 1969), die Weltmusikgruppe Piirpauke (gegründet 1974), die punkigen Garagen-Rocker der ersten Stunde 22 Piste Pirkko (gegründet 1980), die Metal-Crossover-Band Waltari (gegründet 1986) und erratische Nationalhelden wie den Multikreativ-Künstler M.A. Numminen (Filmemacher, Entertainer, Buchautor, Tango-Fan, Dadaist, Komponist und Sänger („der finnische Helge Schneider", Albumtitel: „DÄGÄ DÄGÄ Finnwelten", Kernsatz: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen"), der weise Sänger Väinämöinen, eine mythische Sagengestalt aus dem finnischen National-Epos Kalevala usw..

Und natürlich nicht zu vergessen: die finnischen Massenphänomene Tango und Dampfsauna, die jährliche Luftgitarren-Weltmeisterschaft im finnischen Oulu, die Handyweitwurf-Weltmeisterschaften in Savonlinna, die „Eukonkanto"-Weltmeisterschaft im Ehefrauentragen in Sonkajärvi, das altfinnische Ritual des „avantouinti" (Baden im Eisloch) und weitere seltsame, skurrile und schräge Phänomene im nördlichsten Land der Europäischen Union. Gar nicht zu reden von den 180.000 Seen, den leidigen Mückenschwärmen, dem hohen Bildungsstand trotz verbreitetem Komasaufen.

In der aktuellen Pop-Literatur Finnlands sind fast alle Sparten vertreten: Krimis, Fantasy, Lyrik, Comics, Graphic Novels, Belletristik, Jugendbücher, Satire, außerdem finnische Spezialgebiete wie Brain Poetry, Finnish Weird, Finland Education, Digital Innovation, Spoken Word-Szene Finnland u.a..

Neben aktueller Pop/Rockmusik aus Finnland präsentiert der Kramladen Ausschnitte aus dem „Finnish Weird"-Roman „Finnisches Feuer" von Johanna Sinnisalo und aus der schrägen Mörderjagd „Faule Finnen fangen keine Fische" von Markku Ropponen. Außerdem werden Hörproben aus zwei aktuellen Szenebüchern vorgestellt. Zum einen: „Göttlich versumpft - Aus dem Tagebuch eines Saufkopfs" von Juha Vuorinen, ein in der Form eines Tagebuchs erzählter wilder Mix aus Sex, Saufen und Selbstironie und zum anderen: „So Rot wie Blut", ein Roman im Drogenmilieu der jungen Autorin Salla Simukka, die eine Hetzjagd zwischen Tod und Leben schildert, in die ihre Heldin, die 17-jährige Schülerin Lumikki hineingeschlittert ist.

Als zusätzliche Information hier noch drei aufschlussreiche Zitate aus dem Pressematerial der Frankfurter Buchmesse zum Gastland Finnland:

Obwohl noch recht neu in Finnland, hat sich in den vergangenen Jahren eine vielfältige und eigenständige Spoken Word/Performance Poesie Kultur herausgebildet. Die Bandbreite reichtdabei von rhythmischer Dub/Rap-Poetry, wort- & klangspielerischer Poesie, bis zu einerprosaisch-rauen Beatlyrik mit sozialen Themen. Anders als in Deutschland sind die Grenzenzwischen Spoken Word/Performance Poesie und Buchkultur fließend. Die meisten SpokenWord Dichter sind auch im Buchmarkt präsent."

„Wer in Finnland ‚Fantasy‘ denkt, muss auch ‚Science-Fiction‘ sagen. Denn dort sind diese beiden literarischen Gattungen eng miteinander verwoben. Finnish Weird nennt sich die Fantasy-Literatur Finnlands, wo Genregrenzen verschwimmen und finnische Autoren ihrer Phantasie freien Lauf lassen, um seltsame und bizarre Geschichten zu erzählen. Finnish Weird ist eine Mischung aus phantastisch-surrealen Elementen, Entlehnungen der nordischen Mythologie gepaart mit beißendem Sarkasmus und einer Prise „Grusel"."

 „Das Programm steckt das Feld ab zwischen Anarchie und cleverer Distanz, zwischen intellektueller Widerständigkeit und emotionaler Hingabe, zwischen schwarzem Humor und poetischem Exzess. Wie vertraut uns einzelne Positionen finnischen Kunstschaffens auch sind - Kaurismäkis Filme, Paasilinnas Romane oder Tove Janssons Mumintrolle - eine Restfremdheit bleibt immer."

Playlist zur Finnland-Sendung am 09.10.14 Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Good Omens / Bloomerang / By Open Plain / Beste Unterhaltung, Broken Silence Distribution
3. Riikka / HeilahdinHulluuden Puolelle / In Tune With Wolves / Westpark
4. Riikka / Meren / In Tune With Wolves / Westpark
5. Apocalyptica / Stormy Wagner / Wagner Reloaded - live in Leipzig / BMG
6. Juha Vuorinen, gelesen von Ingo Naujoks / Göttlich Versumpft / Hörbuch: Göttlich versumpft - aus dem Tagebuch eines Saukopfs / Eichborn Verlag
7. The Rasmus / You Don't See Me / The Rasmus / download
8. Ben Granfelt Band / Falling Off A Drunken Horse / The Sum Of Memories / Hypertension
9. Laura Moisio / Värejä / Spiraali / Lumpeela Julkaisut, Beste Unterhaltung
10. Laura Moisio / Spiraali / Spiraali / Lumpeela Julkaisut, Beste Unterhaltung
11. Ochre Room / Other Side Of The Town / Box, Bar & Diamond / Lumpeela Julkaisut, Beste Unterhaltung
12. Salla Simukka, gelesen von Nina Petri / So rot wie Blut / Hörbuch: So rot wie Blut / Arena Verlag
13. Kati Salo / The House / Kati Salo / Beste! Unterhaltung, Broken Silence Distribution
14. Tsuumi Sound System / Valse du Caribou (Hintergrundmusik) / Hotas / Aito Records, Finland

 

am Donnerstag 25.09.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 27.08.14, 14-15 Uhr), Thema:

Der Boss als Rentner? - zum 65. Geburtstag von Bruce Springsteen

Nein, dies wird kein Porträt, keine biographische Entwicklungsgeschichte und auch kein Best-of-Special. In dieser Stunde soll es darum gehen, am Beispiel einiger zentraler Songs von Bruce Springsteen, das Essentielle und das Magische an seinen Song-Erzählungen aufzuspüren. Die großen Themen Zweifel und Verzweiflung, die offene Straße und die vernagelte Zukunft, die Suche nach Seelenheil und die Fundstücke heilloser Desillusionierung ziehen sich durch seine großen Alben, vom Debut „Greetings From Asbury Park, N.J." aus dem Jahre 1973 bis zum aktuellen Werk „High Hopes" vom Januar 2014, dem 18. Studioalbum in 41 Jahren Plattenkarriere. Sein berühmter Song „The Ghost Of Tom Joad", erstveröffentlicht im gleichnamigen, musikalisch reduzierten Album von 1995, findet sich hier in neuer Band-Bearbeitung erneut veröffentlicht. So greift er immer wieder auf seine alten Themen und Botschaften zurück. Viele seiner Songtexte lesen sich wie eine Neufassung von Szenen aus John Steinbeck's düsterem Sozial-Roman „Früchte des Zorns". Doch auch das flüchtige Glück und die Zumutungen der Liebe ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Songrepertoire. Und immer wieder taucht in den Texten eine gewisse Mary auf, etwa im Song „Lost In The Flood" aus dem Debütalbum von 1973, in dem eine Inkarnation von Mary dem Ich-Erzähler schöne Augen macht. In „Thunder Road" von 1975 ist Mary das verletzte Mädchen, das von ihrem Ritter träumt, in „The River" von 1980 wird sie schwanger und heiratet. Doch aus Liebe wird Frust und Mary tut so, als wäre ihr alles egal. Und im Album „Devils & Dust" von 2005 heißt es: „Mein Herz ist in meiner Arbeit, meine Sorgen sind in meinem Kopf und meine Seele ist in Marias Bett." Liebe kann ein Ausweg sein, doch auch hier ist Skepsis angebracht, vermitteln die Liebeslieder von Bruce Springsteen. Denn eigentlich überwiegt doch die Enttäuschung und die schmerzliche Erfahrung, dass das Glück nicht festzuhalten ist. Und doch strahlen die Songs trotz Resignation eine enorme positive Energie aus.

Es ist die Kraft der uralten Menschheitsträume, der sehnsüchtigen Fantasien von Liebe, Freiheit, Errettung und Erlösung, an die man nicht aufhört zu glauben, obwohl man doch nur zu gut weiß, dass sie unerreichbar bleiben werden.

Seine besten Songs handelten schon immer von der Weigerung, „die grausamsten Schicksale oder schmerzvollsten Einschränkungen des Lebens zu akzeptieren. Springsteen spornte sein Publikum stets dazu an, den Mut nicht sinken zu lassen, trotz all der Enttäuschungen, Niederlagen, Ungerechtigkeiten und Ängste, die einen bei dem Versuch, hoffnungsvolle Träume Wirklichkeit werden zu lassen, auf Schritt und Tritt verfolgen." (Mikal Gilmore)

Sein 17. Studioalbum von 2012 nannte er „Wrecking Ball" („Abrissbirne"), ein „zorniger Kommentar zur Banken- und Finanzkrise". In Songs wie „Easy Money", „Shackled And Drawn", „Jack Of All Trades" und anderen des Albums „Wrecking Ball" zeigte sich Bruce Springstee wütend „auf Politiker, die Menschen in unsinnige Kriege schicken. Auf die Geldhaie in der New Yorker Wall Street. Und auf Ausbeuter in den Firmenetagen, die sich auf Kosten der hart arbeitenden, einfachen Leute die Taschen füllen und das Land ruinieren." (dpa)

Zu seinem 65. Geburtstag am 23. September wurde Bruce Springsteen allenthalben als einer der wichtigsten Rocksänger, Songschreiber und Performer der Popgeschichte und als eine der zentralen Persönlichkeiten der Popkultur gefeiert.

Und die Rockbibel „Rolling Stone" schrieb, Bruce Springsteen sei in die Rockgeschichte eingegangen als „ein konkurrenzloser Songwriter und vollendeter Künstler, dessen stets sorgfältigst gearbeitete Alben eine leidenschaftliche und intelligente Bestandsaufnahme der Schicksale einer ganzen Generation darstellen. Er ist der herausragendste Live-Performer in der Geschichte des Rock'n'Roll, hat sich selbst als ein Gefangener der Musik, die er liebt, bezeichnet und spielt jede Show so, als wäre es seine letzte. Manche sagen, dass er den Rock'n'Roll im Alleingang aus der Banalität seiner Post-Sixties-Flaute geführt hat. Überdies hat seine Musik ein Bewusstsein geschaffen, dem der Niedergang des amerikanischen Traums im Zuge des gierigen Beutezugs des Landes nicht entgangen ist."

Trotz Eintritt ins Rentenalter darf man von Bruce Springsteen noch einiges erwarten - nicht nur sein erstes Kinderbuch „Outlaw Pete" (benannt nach dem gleichnamigen Springsteen-Song aus dem Album „Working On A Dream" von 2009), das im November auf den Markt kommen soll und schon jetzt als künftiger Bestseller gehandelt wird.

Playlist zur Bruce Springsteen-Sendung: Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L. Shankar /Darlene (Kramladen-Themamusik) /Touch Me There / Zappa Records / 00:36
2. Bruce Springsteen / Hunter Of Invisible Game / High Hopes / Sony Music / 02:22
3. Bruce Springsteen / The Ghost Of Tom Joad / The Ghost Of Tom Joad / Columbia / 09:13
4. Bruce Springsteen / The Ghost Of Tom Joad / High Hopes / Sony Music / 10:26
5. Bruce Springsteen & The E-Street Band / New York City Serenade / Live in Rom 11. Juli 2013 / download /19:37
6. Bruce Springsteen / We Take Care Of Our Own / Wrecking Ball / Columbia / 28:49
7. Bruce Springsteen / Maria's Bed / Devils & Dust / Columbia / 34:16
8. Bruce Springsteen / Jungleland / Born To Run / Columbia / 40:46
9. Bruce Springsteen / Thunder Road / Born To Run / Columbia / 48:02
10. Bruce Springsteen / The Wrestler / Working On A Dream / Columbia / 54:03
11. Bruce Springsteen / Long Walk Home / Magic / Columbia / 58:18
12. Bruce Springsteen / Hunter Of Invisible Game (Hintergrundmusik) / Hunter Of Invisible Game (Soundtrack) / Sony Music / (unter jeder Mod.)

 

am Donnerstag 11.09.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 13.09.14, 14-15 Uhr),

Thema:

Leonard Cohen - zum 80. Geburtstag des großen Songpoeten und dunklen Romantikers

„Jeder hat seine Geschichte. Und sie ändert sich jeden Tag. Wie die Furchen in unserem Gesicht." Dieses Zitat stammt natürlich von ihm, dem Großmeister der kultivierten Melancholie, dem Kultdichter und Vorsänger einer nicht hoffnungslosen Tristesse. Seine persönliche Geschichte als Literat und Songschreiber ist beeindruckend und von etlichen Veränderungen gezeichnet. Und die Furchen in seinem Gesicht erzählen von seiner langen bewegten Biographie, schließlich wird er am 21. September 80 Jahre alt. Zwei Tage vor seinem Geburtstag soll sein neues, 13. Album erscheinen: „Popular Problems". Bereits auf dem Markt ist die Single-Auskoppelung „Almost Like The Blues". Darin singt er mit Grabesstimme von Tod und Verderben, Krieg und Verzweiflung. Doch in den Schlusszeilen wendet sich der Blick von den Dramen und Katastrophen zu einer ambivalenten, aber dennoch hoffnungsvollen Perspektive: er erhielt die Einladung zu einem tieferen Wissen, „das ein Sünder nicht zurückweisen kann. Es ist fast wie eine Erlösung, es ist beinahe wie der Blues."

Mitte der 1950er Jahre erschienen seine ersten Gedichte. Bald folgten Prosatexte und Romane. Im Dezember 1967 wurde sein Debüt-Album „The Songs of Leonard Cohen" veröffentlicht. Es gilt als Meilenstein der Popmusik. Damals stellte man ihn sofort auf eine Stufe mit Bob Dylan. Cohens Lieder waren mit ihrer poetischen Kraft, der bewusst gewählten musikalischen Monotonie und dem zurückhaltenden Sprechgesang eine Novität in der Popszene jener Tage. Beeinflusst von Blues, Folk und Country stand die schlicht gehaltene Musik ganz im Dienst der stimmungsvollen Ausdeutungen der Metaphern des Textes. Auf zehn weiteren Alben pflegte er seine unverwechselbare lyrische Eindringlichkeit und eine melancholisch gefärbte, vielschichtige Eintönigkeit. 1994 entsagte er dem Popbusiness, tat kund, keine Songs mehr schreiben zu wollen und zog sich in ein Zen-Kloster zurück. Nach mehrjährigem asketischem Leben als Mönch, begann er wieder Lyrik für neue Lieder zu schreiben. Die Gefühle von Schwermut und innerer Beklemmung, die ihn fast sein ganzes Pop-Leben lang begleitet hatten, waren durch die Meditationen im buddhistischen Kloster einer inneren Ruhe gewichen. Aus den Tiefen dieses inneren Friedens entstanden „Ten New Songs", die nach fast 10-jähriger Plattenpause 2001 erschienen. 2004 folgte das Album „Dear Heather" und im Jahr danach der Dokumentarfilm und das Soundtrack-Album „Leonard Cohen - I'm Your Man". 2008 wurde er in die <Rock and Roll Hall of Fame> aufgenommen und ging in den Folgejahren auf erfolgreiche Welttourneen. Im Januar 2012 erschien sein 12. Studioalbum „Old Ideas", das überwiegend positive Kritiken erhielt und Top-Five-Platzierungen in USA, England, Deutschland und anderen Ländern erreichte.

Mit zunehmendem Alter haben sich Leonard Cohens beschränkte gesangstechnische Möglichkeiten zwar nicht erweitert, doch seine brüchig klingende, mehr sprechende als singende Stimme lebt nach wie vor - und inzwischen vielleicht sogar noch stärker - von jener ungemein intensiven, melancholisch-romantischen Ausstrahlung, die vor allem seine weiblichen Zuhörer schon immer in ihren Bann zog.

Playlist:  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Leonard Cohen / By The Rivers Dark / Ten New Songs / Columbia, Sony, BMG
3. Leonard Cohen / Almost Like The Blues / Popular Problems / Columbia Sony
4. Leonard Cohen / So Long Marianne / Songs Of Leonard Cohen / Columbia, Sony
5. Leonard Cohen / Like A Bird (Bird On The Wire) / Songs From A Room / Columbia, Legacy
6. Leonard Cohen / Diamonds In The Mine / Songs Of Love And Hate / Columbia, Legacy
7. Leonard Cohen & Bono / Tower Of Song / I'm Your Man (Motion Picture Soundtrack) / Verve
8. Diverse Künstler / Ausschnitte aus „Poem: Leonard Cohen in deutscher Sprache" / Poem: Leonard Cohen in deutscher Sprache (EPK) / download
9. Leonard Cohen / The Future / The Future / Columbia, Sony, BMG
10. Joe Cocker / First We Take Manhattan / No Ordinary World / Parlophone
11. Leonard Cohen / The Land Of Plenty / Ten New Songs / Columbia, Sony
12. Leonard Cohen / Tacoma Trailer (Hintergrundmusik) / The Future / Columbia, Sony, BMG

 

am Donnerstag 28.08.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 30.08.14, 14-15 Uhr)

Thema: "1964 - das Jahr des Urknalls".

 

Vor 50 Jahren schossen weltweit neue Bands wie Pilze aus dem Boden - richtiger gesagt: wie Pilzköpfe. Der gigantische Erfolg der Beatles, die Beatlemania, weltweit verbreitet durch den Beatles-Film „A Hard Day's Night", wirkte wie ein Urknall auf die Popszene. Jeder wollte den Fab Four nacheifern. Wie es das niemals zuvor gegeben hatte, wollten Millionen junger Leute lernen, Gitarre zu spielen. Und - ob sie es schon konnten oder nicht, sie gründeten 1964 so viele neue Bands wie noch nie.

Ob The Byrds in Kalifornien, The Lovin Spoonful in New York, MC5 in Detroit, The Mothers in Los Angeles (später The Mothers of Invention), The Jackson Brothers, die sich ab 1966 The Jackson Five nannten, Van Morrisons Them im nordirischen Belfast, in England The Moody Blues, The Who, die sich zunächst The High Numbers nannten, Thy Ivy League, Pink Floyd (die sich 1964 noch Sigma 6, The Tea-Sets bzw. Abdabs nannten), The Troggs, usw. - 1964 brach eine Pop-Lawine los, die ungeheure Energien freisetzte.

Sogar Bands, die es zuvor schon gab, wie die kalifornischen Beach Boys, trugen nun plötzlich Frisuren wie die Liverpooler Pilzköpfe. Und selbst Musiker, von denen man es kaum glauben würde, wie die Jazzgitarristen Al Di Meola und Pat Metheny gaben an, dass sie erst durch die Begeisterung für den Beatles-Film „A Hard Day's Night" angeregt wurden, Musiker zu werden.

Die angesagtesten Bands des Jahres 1964 kamen überwiegend aus England. Die Lokalmatadoren Londons waren 1964 The Rolling Stones, The Kinks, The Yardbirds, The Pretty Things, Manfred Mann, The Dave Clarke Five u.a.. Aus Manchester kamen The Hollies, Wayne Fontana and The Mindbenders, Freddie and The Dreamers, Herman's Hermits u.a.. Aus Newcastle kamen die Animals, aus Birmingham die Spencer Davis Group (feat. Stevie Winwood), The Moody Blues usw..

1964 war das Jahr der britischen Beat-Invasion in Amerika. Im Sog der Beatles kamen auch andere britische Bands zu Erfolgen in den US-Hitparaden. Zwischen Anfang 1964 und Ende 1965 waren 11 aller 48 Nummer-1-Hits in den USA Songs von britischen Bands. Die ersten, die nach den Beatles 1964 an die Spitze der US-Single-Charts stürmten, waren die Animals (mit „The House Of The Rising Sun"), Manfred Mann (mit „Do-Wah-Diddy") und Peter and Gordon (mit „A World Without Love", geschrieben von Lennon-McCartney).

Doch in den USA setzten 1964 auch eigenständige Pop-Entwicklungen international beachtete Akzente. Die Welle der Protestsongs erreichte ihren ersten Höhepunkt mit Songs von Bob Dylan, wie „The Times They Are A-Changing" (die gleichnamige LP erschien im Januar 1964); auch Sam Cooke schrieb und veröffentlichte 1964 einen Song mit ähnlichem Inhalt: „A Change Is Gonna Come". Der Soul entfaltete sich in den USA 1964 mit vergleichbarer Dynamik wie der Folk. Doch das Epizentrum, das die gesamte Popwelt 1964 erbeben ließ, war Liverpool, bzw. die alles und alle überragende Band des Jahres The Beatles.

Der Kramladen erinnert an die wichtigsten Songs vor 50 Jahren: das waren, neben Beatles und Dylan, Songs von den Beach Boys, Marvin Gaye, Martha Reeves and the Vandellas, Them, Animals, The Rolling Stones, Roy Orbison, The Kinks, The Searchers und The Zombies. 

Playlist "1964"  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Four Seasons / Rag Doll / Rag Doll / Philips Records
3. The Beach Boys / Fun Fun Fun / Best of / Capitol
4. Bob Dylan / The Times They Are A-Changin' / The Ultimate Collection / Columbia
5. Sam Cooke / A Change Is Gonna Come / Ain't That Good News / RCA Victor
6. Marvin Gaye / How Sweet It Is (To Be Loved By You) / The Very Best Of / Tamla Motown
7. Matha Reeves and the Vandellas / Dancing In The Street / Motown Highlights / Tamla Motown
8. David Bowie & Mick Jagger / Dancing In The Street / Best of Bowie / Virgin
9. The Animals / House Of The Rising Sun / The History Of Pop / Verlag Das Beste
10. The Rolling Stones / I Just Wanna Make Love To You / The Rolling Stones / Decca
11. Roy Orbison / It's Over - Pretty Woman / The Very Best Of / Orbison Records, Legacy, Sony, BMG
12. The Beatles / I Feel Fine / „1" / Apple, EMI
13. The Zombies / She's Not There / The Singles /  Repertoire
14. The Searchers / Needles And Pins / All The Hits ... And More / EMI
15. The Kinks / You Really Got Me / All The Hits ... And More / EMI
16. Them feat. Van Morrison / GLORIA / Baby Please Don't Go / Decca, Parrot

 

am Donnerstag 14.08.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 16.08.14, 14-15 Uhr)

Thema: Woodstock - vor 45 Jahren - ein launiger Blick zurück

Die Flower Power- und Hippie-Zeit - mit ihrem Höhepunkt, dem Woodstock-Festival vom 15. bis 17. August 1969 - war eine Mischung aus permanentem Karneval, ausgeflipptem Kindergeburtstag, progressivem Swinger-Club und alternativer Heilsarmee, mit anderen Worten: Sex & Drugs & Hare Krishna plus Gitarrensoli ohne Ende.

Seriöser ausgedrückt: Woodstock wurde zum Synonym für die Gegenkultur, weil 400.000 meist junge Leute ein friedliches Rockfest feierten und dem Ellenbogen-Kapitalismus und der Kriegspolitik ihres Landes eine Absage erteilten. Insofern war das große Wort des Schriftstellers Allen Ginsberg vom „bedeutendsten planetarischen Ereignis" gar nicht so abwegig. Dass Woodstock auch die Kommerzialisierung der Szene und den Drogenkonsum beförderte, ist die Kehrseite der Medaille.

Doch im Mythos Woodstock lebt die Botschaft von Love & Peace weiter. ("What's Wrong With Love & Peace & Understanding?") Und diese zeitlose Botschaft will weitergetragen werden. Darum schafft viele Woodstocks! Nach den Festival-Jubiläen Woodstock II und III folgte u.a. jetzt vom 31. Juli bis 2. August 2014 das Festival "Haltestelle Woodstock LIVE" in Kostrzyn/Küstrin an der Oder, mit geschätzten 750.000 Besuchern.

Der Kramladen konzentriert sich aber auf das historische Ereignis vor 45 Jahren mit Anekdoten und Histörchen - und natürlich mit der legendären Musik des Woodstock-Festivals.

 Playlist zur Woodstock-Sendung: Artist /Track /Album / Label
1. L. Shankar /Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Crosby Stills Nash & Young /Woodstock / Best Of / Warner
3. Richie Havens / Freedom / Woodstock - music from the original soundtrack / Atlantic
4. Country Joe McDonald / The „Fish" Cheer, I-Feel-Like-I'm-Fixin'-To-Die-Rag / The Best Of Woodstock/ Atlantic
5. Arlo Guthrie / Coming Into Los Angeles / Woodstock - music from the original soundtrack / Atlantic
6. John Sebastian / I Had A Dream / The Best Of Woodstock / Atlantic
7. Janis Joplin / Try (Just A Little Bit Harder) / Woodstock - music from the original soundtrack / Atlantic
8. Johnny Winter / Mean Town Blues / Woodstock - music from the original soundtrack / Atlantic
9. Joe Cocker / Let's Go Get Stoned / Woodstock - music from the original soundtrack / Atlantic
10. The Band / The Weight / Woodstock - music from the original soundtrack / Atlantic
11. The Who / We're Not Gonna Take It (from „Tommy") / The Best Of Woodstock / Atlantic
12. Jimi Hendrix / Star Spangled Banner / The Best Of Woodstock / Atlantic
13. Jimi Hendrix / Purple Haze / The Best Of Woodstock / Atlantic
14. Santana / Samba Pa Ti (Hintergrundmusik) / Live In Montreux / download

am Donnerstag 31.07.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 02.08.14, 14-15 Uhr)

Thema: Neues aus der Vergangenheit - neue CDs von Chicago, Yes, Eric Clapton, Morrissey und Midge Ure

 

Drei Neuerscheinungen von alten Helden stehen im Mittelpunkt dieser Kramladenausgabe: die bemerkenswerte CD "NOW" von Chicago, die enttäuschende CD "Heaven & Earth" von Yes und das hörenswerte Tribute-Album "The Breeze - An Appreciation of J.J. Cale" von Eric Clapton & Friends.

Im exklusiven Interview mit Chicago erzählt Gründungsmitglied, Trompeter, Songschreiber und Sänger Lee Loughnane über die neue Produktionstechnik der Band - ohne Studio, dafür mit einem mobilen Aufnahmesystem, das der Band Songaufnahmen überall ermöglicht, also auch in Hotelzimmern unterwegs auf Tour. Genauso ist das neue Album während der Tourneen entstanden. Das Endergebnis ist beeindruckend, sowohl klangtechnisch als auch vom musikalischen Inhalt her. Für Lee Loughnane liegt die Zukunft der Plattenaufnahmen in diesem System, nicht nur für seine Band Chicago. Im Interview räumt er auch mit der historisch falschen Darstellung auf, die damalige Konkurrenzband Blood, Sweat & Tears hätte 1968 den Bläser-Jazzrock erfunden. Deren Debütalbum sei nur früher auf den Markt gekommen als das erste Album von Chicago (die damals noch unter dem Namen Chicago Transit Authority firmierte). Doch die erste jazz-orientierte Rockband mit Bläsern sei seine Band gewesen, erklärt Lee Loughnane mit Nachdruck (und erzählt vom "Ideen-Diebstahl" des B,S&T-Gründers Al Kooper). Über den herausragenden Song des neuen Albums "Naked In The Garden Of Allah" berichtet der Songschreiber Robert Lamm, Gründungsmitglied und Sänger von Chicago, nur, dass er von einem marokkanischen Musiker, der in einem New Yorker Restaurant auftrat, zu diesem Song inspiriert worden sei. Lee Loughnane erläutert ausführlicher, dass Robert Lamms Gedanken über "Desert Storm", den Krieg der Amerikaner gegen Saddam Husseins Irak, in den Songtext eingeflossen seien. Lee Loughnane äußert zwar starke Bedenken gegenüber der US-amerikanischen Auslandspolitik, was ihn aber nicht davon abhält, für das neue Chicago-Album eine patriotische Hymne zu schreiben ("America is free, America is you and me"), die unsereinem nur befremdlich erscheint ob des patriotischen Fahnen-schwenkens.

So erfreulich das restliche Songmaterial des neuen Chicago-Albums "NOW" ist (großartig das Titelstück "Now", brillant der jazzige Rocksong "Free At Last"), so irritierend bis enttäuschend ist das neue Album "Heaven & Earth" von Yes. Die britische Artrock-Institution, die in den siebziger Jahren zur Speerspitze des kunstvollen, progressiven Rock gehörte, verspielt einen Großteil ihres Renommees mit zwei/drei abgrundschlechten Songs des 8 Titel umfassenden neuen Albums. Kein einziger der neuen Songs von "Heaven & Earth" erreicht die musikalische Klasse von frühen Alben wie "Fragile" oder "Close To The Edge" - auch nicht der beste Song des Albums, das 9-minütige Progrock-Epos "Subway Walls", doch die mediokren Titel "Step Beyond" und "The Game" mit ihren Kinderlied-Melodien und schlagerhaften Harmonien erschüttern geradezu den Glauben an die Selbstkritikfähigkeit der Yes-Musiker. Wahrscheinlich muss man sich damit abfinden, dass die inzwischen auch schon betagten ehemaligen Artrock-Heroen mit Kreativitätsschwund und Ideenverlust zu kämpfen haben, und dass sie es nach 45 Jahren Band-Geschichte nun vorziehen, sich im Mainstream-Pop gemütlich einzurichten.

Songs des im vergangenen Jahr verstorbenen Laidback-Gitarren-Genius J.J. Cale hat sein glühendster Verehrer Eric Clapton gemeinsam mit prominenten Kollegen für ein Tribute-Album neu aufgenommen und herausgebracht. Clapton hatte schon in den 70er Jahren seine eigene Solokarriere mit den beiden Cale-Songs "After Midnight" und "Cocaine" befeuert - und soll mit diesen beiden Hits auch für reichlichen Tantiemenstrom in die Taschen von J.J. Cale gesorgt haben. Obwohl, es waren keine Taschen und erst recht kein Bankkonto, wohin die Tantiemen angeblich geflossen sind. Will man der Legende glauben, habe J.J. Cale seine ganz Barschaft in einen Wand-Hohlraum seiner Behausung gesteckt. Wie dem auch sei, auch wenn J. J. Cale selbst nun nichts mehr davon hat, für weiteren Tantiemen-Zufluss wird das Tribute-Album "The Breeze" schon sorgen. Der Albumtitel "The Breeze" kommt von der Refrainzeile des J.J. Cale-Songs "They call me the breeze", einem Song aus seinem berühmten Album "Naturally" von 1972. Der Untertitel des Tribute-Albums von Clapton and Friends lautet: "An Appreciation of J.J. Cale". Die Würdigung ist gelungen. Anteil daran haben neben Eric Clapton die Mitstreiter Mark Knopfler, Tom Petty, John Mayer, Willie Nelson und zwei Cale-Vertraute, zum einen Don White, ein Musiker aus Tulsa, der Heimatstadt von J.J. Cale und zum anderen Christine Lakeland, eine profunde Gitarristin und Sängerin, die mit J.J. Cale privat verbunden war und auf der Bühne, bei Konzerten, oft neben ihm stand. Wirklich Neues und Ungehörtes können die neuen Songinterpretation von Clapton & Co den Cale-Klassikern nicht abgewinnen, doch sie animieren dazu, die Originalaufnahmen des "Virtuosen der Gelassenheit", wie J.J. Cale genannt wurde, endlich mal wieder zu genießen.

 

Playlist  Artist /  Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) /Touch Me There / Zappa Records
2. Morrissey / Earth Is The Loneliest Planet / World Peace Is None Of Your Business / Capitol, Universal
3. Midge Ure / Are We Connected / Fragile / Hypertension Music
4. Yes / Believe Again / Heaven & Earth / Frontiers, Soulfood
5. Yes / Step Beyond / Heaven & Earth / Frontiers, Soulfood
6. Yes / The Game / Heaven & Earth / Frontiers, Soulfood
7. Chicago / Now / NOW / Frontiers Records, Soulfood
8. Chicago / Naked In The Garden Of Allah (Bläsersatz) / Mitschnitt der Probenarbeit
9. Chicago / Naked In The Garden Of Allah / NOW / Frontiers Records, Soulfood
10. Chicago / America / NOW / Frontiers Records, Soulfood
11. Chicago / Free At Last / NOW / Frontiers Records, Soulfood
12. Eric Clapton feat. John Mayer / Don't Wait / The Breeze - An Appreciation of J.J. Cale / Surf Dog, Universal
13. Eric Clapton feat. John Mayer / Magnolia / Hintergrundmusik) / The Breeze - An Appreciation of J.J. Cale / Surf Dog, Universal

am Donnerstag 17.07.14, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 19.07.14, 14-15 Uhr)

Thema: Pop aus Polen & Reise-Impressionen von einer Radtour durch Masuren

Die Popszene Polens ist für die meisten Westeuropäer wie für den Rest des Planeten Pop ein weißer Fleck auf der musikalischen Landkarte. Zu den bekannteren, der wirklich eigenständigen und originellen polnischen Bands zählt die Warsaw Village Band, die auch in ihrem original polnischen Namen ganz bewusst Warschauer Dorf Band nennt. Mit diesem widersprüchlichen Namen will die 1997 in Warschau gegründete Band "auf die Entwurzelung von ländlicher Kultur und Folklore im Zeitalter der Globalisierung aufmerksam machen, die gerade im sich rasant entwickelnden Polen stattfindet. Dieser Entwurzelung will die Band entgegenwirken, indem sie alte musikalische Traditionen zwar bewahrt, aber auch gleichzeitig mit ihnen experimentiert." Die Warsaw Village Band steht für eine junge Generation von polnischen Musikern, die kreativ und selbstbewusst an einer eigenen musikalischen Ausdrucksform arbeiten.
Warschau ist nicht nur die politische sondern auch die popmusikalische Hauptstadt Polens. Die Zahl der aktuellen polnischen Popbands ist kaum noch zu überschauen. Nahezu alle Stilrichtungen sind vertreten. Die polnische Popszene ist die viertgrößte Musikszene Europas nach England, Deutschland und Frankreich. Die meisten polnischen Pop- und Rock-Bands oder Solisten singen in polnischer Sprache, nur die wenigsten, die auch international veröffentlichen können oder sich international ausrichten, singen in englischer Sprache. Die überwiegende Zahl der polnischen Pop- und Rockgruppen orientiert sich musikalisch stilistisch sehr stark an angloamerikanischen Vorbildern, entwickelt aber auch eine eigene Note. Besonders populär sind in Polen die härteren Rock-Richtungen, z.B. vertreten durch die Heavy-Rock-Gruppe Coma, oder die Metal-Band Darzamat. Der kunstvolle Artrock und Progressive Rock wird in Polen schon seit den 70er Jahren gepflegt, aktuelle Bands dieser Richtungen sind Riverside, Osada Vida und Believe. Eine Art polnischen Psychedelic Space-Rock spielt die Band Made In Poland; für polnischen Bluesrock steht die Band After Blues; mit jiddischer Folkmusik experimentiert die Band Kroke; Reggae, Ska und Dub spielt die Band Polska Rootz; für lustigen Punkrock steht der Name Farben-Lehre, was zwar ein deutscher Name, aber dennoch eine polnische Band ist. Natürlich gibt es in Polen auch viele Popbands, die radiotauglichen Mainstream-Pop spielen, wie etwa die sehr erfolgreiche Band Feel aus Katovice. Und nicht zu vergessen, auch der Jazz hat eine lange Tradition in Polen und genießt an Weichsel und Oder bis heute eine weit größere Beliebtheit als in so manchen Ländern West- und Südeuropas . Dies kann hier nur ein kleiner Abriss der Popszene Polens sein, eine kleine Auswahl, tatsächlich gibt es Hunderte von aktuellen, mehr oder minder professionellen Bands in Polen und darüber hinaus noch Tausende von Amateur-Bands. Der berühmteste polnische Rockmusiker war Czeslav Niemen, der in den 70er Jahren sogar in den USA erfolgreich war, er starb 2004 in Warschau an Krebs. International bekannt wurde auch die Blues-Rock- und Fusionband SBB, die schon 1969 gegründet wurde und noch immer existiert. Polnische Popsängerinnen versuchten immer wieder mal ihr Glück, auch international mit englischsprachigen Aufnahmen zu reüssieren, wie etwa Edyta Gorniak Ende der neunziger Jahre oder Anna Maria Jopek, die 2005 mit ihrem Album "Secret" zumindest einen Achtungserfolg international erzielen konnte - und jetzt ganz aktuell veröffentlicht die 24-jährige Sängerin und Songschreiberin Kasia Lins aus Posen ihr erstes internationales Album mit dem Titel "Take My Tears". Sie ist klassisch ausgebildete Pianistin und studierte am Musikkonservatorium Jazz-Gesang. Ihre Albumproduktion entspricht dem internationalem Standard, ihre Songs klingen nach den angesagten US-amerikanischen Studios (aufgenommen wurde in Nashville) und nicht im Entferntesten nach ihrer Heimat Posen. Kasia Lins eifert ihrer Landsfrau Basia Trzetrzelewska nach, die Mitte der achtziger Jahre als Frontfrau von Matt Bianco für Furore sorgte. Basia blieb bislang die einzige Sängerin aus Polen, die international erfolgreich war - vielleicht gelingt dies nun auch Kasia Lins.
Neben aktueller Musik aus Polen geht es in dieser Ausgabe des Kramladens um Reise-Impressionen von einem Besuch in Warschau und einer Radtour durch Masuren.
"Masuren ist eine Landschaft, die Ruhe und Besinnlichkeit aufkommen lässt. Ihr einzigartiger Reiz erschließt sich dem Besucher auf vielseitige Art und Weise: tiefblaue Seen, schier endlose Wälder, weit geschwungeene felder, liebliche Hügel und Flüsse, von alten Bäumen umsäumte Chausseen, in der Luft Störche, Bussarde, Kormorane, Reiher." (Jerzy Szynkowsky, aus: "Reiseführer Masuren")).
"Empfehlenswert ist immer ein Sprung in einen der Seen der masurischen Platte. Das ehemals ostpreußische Gebiet, das mittlerweile insbesondere von zahlreichen deutschen Touristen besucht wird, ist nur ein paar Autostunden von Warschau entfernt und wird auch romantischerweise als das 'Land der tausend seen' bezeichnet, wobei die Zahl 'tausend' nicht wörtlich genommen werden sollte. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Seen bereits zweimal einer offiziellen Zählung unterzogen. Aber da man jedesmal auf eine andere Zahl kam, verzichtete man auf einen dritten Anlauf." (Radek Knapp, aus: "Gebrauchsanweisung für Polen")
"Bei einem Halt an einem landschaftlich wunderschönen Plätzchen, wo unser guter Geist Paul wiedermal ein leckeres Buffet unter uralten schattigen Bäumen aufgebaut hatte, hörten wir eine weitere, diesmal wahre Geschichte, während wir uns an diversen kulinarischen Köstlichkeiten Masurens erfreuen durften. Die Geschichte, die Pjotr selbst erlebt hat, geht so: bei einer seiner letzten Radtouren durch Masuren mit deutschen Gästen hätten sie an einer Weggabelung kurz angehalten, um auf die Nachzügler der Radgruppe zu warten. Sie standen vor einem alten, etwas ramponiert wirkenden kleinen Häuschen, aus dem ein altes spirliges Herrchen herauskam, offensichtlich der Besitzer des Häuschens. Das Herrchen fragte Pjotr, wo sie denn hinwollten. Und Pjotr antwortete, sie hätten noch etwa 40 Kilometerchen zu fahren. 'Oh', sagte das alte Herrchen mitfühlend, noch so weit und das alles mit dem Fahrrad.' Und wo denn die Menschen dieser Gruppe herkämen, wollte er noch wissen. Pjotr antwortete: 'Aus Deutschland.' - 'Oh', sagte daraufhin das alte Herrchen, 'das müssen ja sehr arme Leute aus Deutschland sein, dass sie sich nicht mal ein Auto oder einen Bus leisten können'." (VR, Auszug aus dem Manuskript zur Kramladensendung vom 17.07.14)

Playlist zum Kramladen von 17.07.14 : Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Muzykoterapia / Winobranie / Muzykoterapia / Asfalt Records
3. Warsaw Village Band / Skip Funk / Infinity / Jaro
4. Kasia Lins / What If / Take My Tears / Evosound, inakustik
5. Los Trabantos / Wuj / Miedzy Rabarbarem a Pomidorem / Asfalt Records
6. Stwory Wodne / Lost Meadows / Black Muds, Bad Big Village / Lado ABC
7. Oranzada / Kwadrat z Dziecmi / Drzewa w sadzie Zdzikly / Asfalt records
8. Irek Dudek & Symphonic Blues / Od Nowa /A New Vision Of Blues .. / Ruf Records, Line Music
9. Goscie z Nizin / Duje witer / Gosciniec / Polskie Radio Bialystok
10. Warsaw Village Band / Over The Forest / Infinity / Jaro
11. Meritum / Swierszcz (Hintergrundmusik) / Szcz / www.meritum.art.pl

 

am Donnerstag 03.07.14, 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 05.07.14, 14 - 15 Uhr). Thema; "A Hard Day's Delight" - zum 50-jährigen Jubiläum des Beatles-Films und -Albums "A Hard Day's Night".

Am 6. Juli 1964 ging der Vorhang auf für die Weltpremiere des ersten Beatles-Films „A Hard Day's Night". Der Film, eine Mischung aus fiktiver Dokumentation und Slapstick-Komödie wurde von der internationalen Presse als einer der besten und einflussreichsten Musikfilme aller Zeiten gepriesen. Das Album „A Hard Day's Night" setzte ebenfalls Maßstäbe, nicht nur weil es sämtliche Verkaufsrekorde brach, sondern vor allem, weil es zum ersten Mal ausschließlich aus Original-Kompositionen der Band-Musiker bestand, was damals 1964 noch die absolute Ausnahme war. Alle Songs wurden von Lennon-McCartney geschrieben, wobei John Lennon den Löwenanteil beigesteuert hatte (George Harrison dagegen war mit keiner Komposition vertreten). Auch die Qualität einiger Albumsongs zählte zum Allerbesten, was die Popmusik, die damals noch Beat-Musik hieß, im Jahre 1964 zu bieten hatte. Film und Album beeinflussten und veränderten das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Die Beatlemania-Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt und euphorisierte die Popszene in einem Ausmaß, wie es in den nachfolgenden 50 Jahren nie wieder geschehen sollte.

Ein nostalgischer Rückblick auf einen grandiosen Film und seine elektrisierende Musik.

Playlist zum Kramladen am 03.07. Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Beatles / I Call Your Name / EP Long Tall Sally / Parlophone, EMI
3. The Mamas and The Papas / I Call Your Name / The Very Best / MCA, Pickwick
4. The Beatles / A Hard Day's Night / A Hard Day's Night / Parlophone, EMI, Apple
5. The Beatles / A Hard Day's Night (Take 1) / Anthology 1 / Apple, EMI
6. The Beatles / I Should Have Known Better / A Hard Day's Night / Parlophone, EMI, Apple
7. Kresten Korsbaek / If I Fell / Beatles for Classical Guitar / Blue Angel
8. The Beatles / If I Fell / A Hard Day's Night / Parlophone, EMI, Apple
9. Sammy Kershaw / If I Fell / Come Together - America Salutes The Beatles / Liberty Records
10. The Beatles / I'm Happy Just To Dance With You / A Hard Day's Night / Parlophone, EMI, Apple
11. The Beatles / And I Love Her / A Hard Day's Night / Parlophone, EMI, Apple
12. Pat Metheny / And I Love Her / What's It All About / Nonesuch
13. Al Di Meola / And I Love Her / All Your Life / inakustik
14. The Beatles / Tell Me Why / A Hard Day's Night / Parlophone, EMI, Apple
15. The Beatles / Can't Buy Me Love / A Hard Day's Night / Parlophone, EMI, Apple
16. The Beatles / Can't Buy Me Love / Live At The Hollywood Bowl / Parlophone, EMI, Apple
17. Shenandoah / Can't Buy Me Love / Come Together - America Salutes The Beatles / Liberty Records

 

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