Schallplatte mit Volker Rebell Beschriftung

Die Themen der hr3-Rebell-Sendungen in 2007

30.12.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Blick/Hör zurück

Am vorletzten Tag des Jahres drängt sich ein Rückblick geradezu auf. Aber keine Aufzählung der besten Alben Anno 2007 oder der peinlichsten Skandalnudeln der Popszene bietet diese Stunde, sondern eine Art Song-Galerie der schönsten und anregendsten Live-Auftritte in hr3-Rebell im vergangenen Jahr. So zahlreich wie nie zuvor kamen Gruppen und Solisten mit ihren Instrumenten ins Studio, um ein kleines, aber feines Radio-Konzert zu geben.

Insgesamt 22 mal konnte hr3-Rebell in den letzten 12 Monaten Live-Musik im Studio anbieten, unter anderem vom US-amerikanischen Bluesmusiker Jim Kahr, der zu den besten Gitarristen zwischen Blues und Rootsmusic zählt, vom mongolischen Oberton-Sänger Enkhjargal mit seiner verblüffenden Vokaltechnik, von den deutschen Ausnahme-Sängerinnen Anne Haigis und Christina Lux, dem Berliner Liedermacher Manfred Maurenbrecher und dem großartig aufspielenden Trio Tri Continental aus Kanada. Das Spektrum der Live-Musik im Studio wurde erweitert durch virtuos gespielten Balkan-Pop der Veronika Todorova Band, vertonte Hölderlin-Gedichte von Oliver Steller und italienische Filmmusik des kammermusikalischen Quartetts Mi Loco Tango.

Zu den Highlights der Studioauftritte im abgelaufenen Jahr gehörten auch die Livesongs der texanischen Sängerin und Gitarristin Sara K., die sowohl mit dem Klang ihrer außergewöhnlichen 4-saitigen Gitarre zu überzeugen wusste als auch mit ihrem sensiblen und intensiven Gesang.

Die Live-Songs der ersten Stunde erinnern also an außergewöhnliche Momente des vergangenen Jahres, Momente, in denen sich das hr3-Studio durch lebendige Musik zum Konzertsaal verwandelte.

 

30.12.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Blick/Hör nach vorn

Das gab es bislang noch nie, jedenfalls nicht in hr3-Rebell, dass eine Band fast die gesamte Stunde lang live im Studio für unsere Hörer spielen wird. Da kann man mit Fug und Recht von einem Radiokonzert sprechen. Die Gruppe Chamber - L'Orchestre De Chambre Noir spielt mit Geige, Viola und zwei Akustik-Gitarren für uns Songs, die gleichermaßen schön und tief sind. Und lebendig, weil live gespielt. Und auch noch Impulse geben für das bevorstehende neue Jahr: Perspektiven, Wünsche, Hoffnungen - für ein Leben, das sich entfaltet auch im kommenden Jahr 2008.

Und das ist der tiefere Sinn dieser letzten Stunde von hr3-Rebell vor dem Jahreswechsel: Ein Ausblick auf das Neue Jahr - mit Nachdenklichkeit über die Zukunft und mit freudiger Erwartung des Lebens, das vor uns liegt. Aber ein gerüttelt Maß Ironie darf auch nicht fehlen. Wie heißt es im ersten Song, den die Gruppe Chamber live spielen wird: „Oben an Deck sind die Gedanken frei, doch hier unten müssen wir rudern und rudern."

 

23.12.07    1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Morgen Kinder wihirds wahas geben ...

„Da ist ein Baum, ist immer grün, wächst nicht in der Savanne, wächst da, wo Deutschlands Blumen blühn und winters auf ihm Kerzen glühn. Wie heißt der Baum? - Marianne?"

Robert Gernhardts Ode an den (nadelnden) Baum der Bäume (allerdings nur zwischen dem 24. Dezember und 06. Januar) weist den Weg dieser Sendung. Die Weihnachtstage stehen vor der Tür, und die Frage, wolle mer se eroilosse, ist völlig überflüssig. Drum heißt es in der ersten Stunde von hr3-rebell: „Morgen Kinder wihirds wahas geben".

Der Herr Gastgeber betätigt sich als Mischung aus Weihnachtsmann, Posaunenengel und rotnasigem Rudolph, der auch mal die Nase rümpft über aktuelle Christmas-CDs - etwa über den schlechtesten Weihnachts-Popsong aller Zeiten (weil grottenschlecht und falsch gesungen).

Dagegen sehr edel klingt das neue „Christmas Album" von Till Brönner.Geschmack und Cleverness, Stil und Kalkül, große Kinderaugen  und kühle Präzision, all das hört man heraus in dieser Neubearbeitung einer Auswahl von üblichen Verdächtigen an altbekannten Weihnachts-Melodien.

Till Brönner zieht alle Register der weihnachtlich als angemessen geltenden Arrangementkunst: Mal klingt es nach der Musik für einen Walt Disney Kinderfilm, mal nach einer symphonisch-festlichen Weihnachtsfeier für die Prominenz aus Wirtschaft und Politik, mal nach einem großen Hollywood-Breitwand-Epos Marke Ben Hur; dann glaubt man in eine Broadwayshow entführt zu werden, aber niemals in eine Christmette mit den Schöneberger Sängerknaben. Schade eigentlich, das hätte doch auch noch gepasst, oder gerade noch gefehlt.

Daneben hören wir Kostproben aus den aktuellen Samplern „Christmas Chill", „Acoustic Christmas", „Wish You Best Christmas Ever", „A Soulful Christmas", „World Christmas" und „Fröhliche Weihnacht überall".

Es gibt also kein Entrinnen am Vorabend des „Heiligen". Doch mit milder Ironie kann man sich wehren. Und manche der Songs sind sogar richtig schön weihnachtlich - „perhaps this is Christmas, the way it should be", singt Curtis Stigers.

 

23.12.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Liebeslieder zum Fest der Liebe

Die eigenen Gefühle zu zeigen, die Liebe verströmen zu lassen und die Menschen, die man liebt, mit Liebe zu überschütten, sie gleichsam mit einem Duschbad an Liebesgefühlen einzudecken, davon handelt der Song „Shower The People" (You Love With Love)" von James Taylor, jetzt gerade wieder neu erschienen auf seinem Live-Album „One Man Band", bei dem er nur von einem Pianisten begleitet wird, aber auch von einem großen Chor, der durchaus Weihnachtsgefühle vermittelt.

James Taylor's Refrainzeile „Shower The People You Love With Love" ist das Mantra und Leitmotiv dieses Songprogramms mit Liedern zum Fest der Liebe.

Von einer gänzlich diesseitigen Liebe, die den Geist verwirrt und das Blut in Wallung bringt, singt der australische Singer/Songwriter Ben Lee.Von einem gestrauchelten Alkoholabhängigen, der dringend Liebe braucht, handelt ein Song des Kanadiers Bruce Guthro. Von der Sehnsucht nach einem geliebten Menschen, der gerade an Weihnachten schmerzlich vermisst wird, singen Aimee Mann und Moya Brennan. Nils Landgren stellt die Frage, ob Weihnachten uns diesmal mehr bedeuten könnte und Ron Sexsmith schiebt die Frage nach: „Träume werden wahr im Himmel und wie ist es auf Erden?" Und Raul Midón greift Lennons Friedens-Hymnen auf und schreibt sie fort, wenn er singt: "Peace on Earth, that's what we want. Peace on Earth, that's what we all say."

16.12.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Pop & Web - Vom Cyberspace zu MySpace, YouTube & Co - oder: alle rufen, doch hört jemand hin?

Können unbekannte Musiker durch das Internet zu Popstars aufsteigen? Angeblich hat die englische Band Arctic Monkeys ihren globalen Erfolg nur dem Internet  zu verdanken. Das gleiche wird dem US-Duo Gnarls Barkley nachgesagt. „Sogar die Franzosen haben mit dem Rapper Kamini längst einen Helden, der nur durchs Netz bekannt wurde", schrieb Anfang Dezember Der Spiegel. Und auch Deutschland hat einen neuen Jungstar, der aus der Tiefe des vernetzten Raumes kam. Im deutschen Video-Portal MyVideo haben sich über vier Millionen Nutzer ein Amateur-Musikvideo der bis vor kurzem noch völlig namenlosen Sängerin Mina angeschaut. Eine Charts-Karriere der erst 14-jährigen Mina scheint vorprogrammiert.

Tausende von Profis und Millionen Amateure suchen ihr Publikum in den  sogenannten Social Networks (MySpace, YouTube etc.). Während es mit viel Zeit und "Klickarbeit"  - und zum Teil sogar mit dubiosen Software-Mitteln - möglich ist, zig Tausend "Freunde" zu  "adden", weiß niemand (der Künstler eingeschlossen), ob das wirklich treue Fans sind, die auch eine CD oder kommerzielle Downloads kaufen würden.
Wofür also taugen MySpace, YouTube, MyVideo etc.? Wir stellen anhand einiger Musikbeispiele Künstler aus verschiedenen Genres vor, die viele Freunde, originelle Seiten oder einfach gute Musik zu bieten haben.

Der Frankfurter Label-Manager Christian Arndt (peacelounge recordings, local media), der mit eigenen Portal-Auftritten einschlägige Erfahrungen gesammelt hat, wird Auskunft geben über Sinn und Unsinn von MySpace & Co.

Als Nebenthema wird auch dies zur Sprache kommen:

„Pay what you want" ist ein neuer Versuchsballon, bei den raubfreudigen und zahlungsunwilligen Pop-Fans an ihren Gerechtigkeits-Sinn zu appellieren. Nach dem Motto, jeder kann zahlen, was er für richtig hält, hat die britische Band Radiohead ihr neues langerwartetes Album „In Rainbows" zum Download ins Netz gestellt. Den Preis durfte der Käufer selbst bestimmen. Hunderttausende haben das Angebot genutzt. Viele zahlten gar nichts. Im Durchschnitt zahlten die Fans zwei Euro pro Album. Ab dem 28. Dezember kann man das Album als CD regulär im Handel kaufen - für € 14,95. Ist das Prinzip „Jeder darf bestimmen, wie viel er zahlen will" ein neuer Trend, der Schule machen wird? Oder ist das der Anfang vom endgültigen Ende der Plattenbranche wie man sie bislang kannte?

 

16.12.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Weihnachtsgeschenke für hr3-Rebell-Hörer

Es weihnachtet zunehmend und unaufhaltsam, der Geschenkestress-Countdown läuft und wer will schon mit leeren Händen dastehen an Heilig Abend. Das wär' dann 'ne schöne Bescherung. Für alle, die noch immer grübeln, was denn dem Bruder oder Freund, der Schwester oder Freundin etc. auf den Gabentisch gelegt werden könnte, und für alle, die vor lauter Plätzchenbacken und Lichterketten an Dachfirst und Jägerzaun montieren einfach keine Zeit mehr haben, noch was zu besorgen, hier naht Rettung: hr3-Rebell spielt in dieser Stunde Weihnachtsmann mit prall gefülltem Gabensack und verteilt Weihnachtspräsente an die geneigte Hörerschaft.

Sieben Päckchen mit mindestens je 3 wertigen CDs/DVDs werden verschenkt. Aber wer beschenkt werden möchte, muss zuvor ein kleines musikalisches Rätsel lösen. Beispiel: Wenn man einen 5/4-Takt mit einem 9/16-Takt kombiniert, ergibt sich dann daraus in der Summe ein gerader oder ungerader Takt und wie viele Knoten tanzt man sich dabei in die Beine? - Nein, Quatsch. Die Preisfragen sind durchaus lösbar, man muss nur zuhören und sich in der Pop/Rock-Geschichte ein bisschen auskennen.

Neben dem Verteilen von Tonträger-Geschenken werden in dieser Stunde auch wiederveröffentlichte Rock-Klassiker vorgestellt. Darunter die Reihe „Rock Legends" mit stilprägenden Aufnahmen von Velvet Underground, The Allman Brothers Band, Free u.a. - des weiteren: zum 20-jährigen Jubiläum die opulente Neuauflage des Meilenstein-Albums „The Joshua Tree" von U2. Darin enthalten rare Aufnahmen, die nur als Zugabe zu Singles 1987 veröffentlicht wurden, außerdem, als echte Entdeckung, ein bislang unveröffentlichter, großartiger Song aus jenen Tagen: „Wave Of Sorrow (Birdland)".

Wer diese Stunde hört, kann also einiges erhalten - an Infos und Weihnachtsgeschenken.

 

09.12.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Manfred Maurenbrecher live im Studio

„... die Feuerwehr, die sich den Job selber schafft - erst brennen, dann löschen, ... dummes Geplapper über Freiheit und Frieden - erst brennen, dann löschen." Pointiert getextet und ungewohnt blues-rockend beginnt das neue Album „Glück" des Berliner Liederschreibers, Sängers und Pianisten Manfred Maurenbrecher, der seit über 20 Jahren zu den Granden der deutschsprachigen Songschreiber-Zunft gehört. 13 Solo-CDs hat er bislang veröffentlicht und unzählige Lieder geschrieben, auch für Kollegen wie Ulla Meinecke, Katja Ebstein, Klaus Lage und Hermann van Veen. Auch sein Liedtext für den Spliff-Song „Rand der Welt" bleibt unvergessen.

Nicht wenige sprechen von Maurenbrecher als dem am meisten unterschätzen Lieder-Poeten deutscher Zunge. In der Fachwelt ist der „melancholische Optimist", wie er sich selbst einschätzt, anerkannt: man hat ihn gekürt zum Preisträger des Deutschen Kleinkunstpreises und des Deutschen Kabarettpreises.

Über seine Qualitäten als Sänger scheiden sich die Geister. Lesen kann man, er habe eine Stimme wie jemand, der gerade aufgestanden sei: „grummelnd knarzend, knurrend. Keine Stimme, die man von Beginn an mag". Doch wenn man sich einmal daran gewöhnt habe, dann wolle man sie samt seines lispelnden „S"-Fehlers nicht mehr missen: weil diese Stimme absolut ungekünstelt und zutiefst menschlich und ehrlich sei.

In der ersten Stunde von hr3-Rebell kann sich jeder selbst ein Urteil bilden. Denn Manfred Maurenbrecher wird nicht nur reden, sondern auch live im hr3-Studio zur eigenen Klavierbegleitung singen.

Finnland

09.12.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Finnland im Winter - multimedial

Verschneite, einsame Winterlandschaften von endlos langen Loipen durchzogen, das klingt sehr romantisch. Aber 600 Kilometer auf Langlaufskiern zurücklegen und bei Wind und Wetter, Sturm und Eiseskälte ganz Finnland durchqueren - von der russischen bis zur schwedischen Grenze; ob das sein muss? - Zum Entspannen in die finnische Sauna, die idyllisch am Ufer eines zugefrorenen Sees liegt, auch das klingt toll. Aber danach in einem Eisloch des Sees schwimmen? Ob das Freude macht? Davon jedenfalls wird Monika Birk erzählen. Sie hat dies alles im letzten finnischen Winter erlebt und darüber einen Film gedreht, der am Dienstag Abend (11.12. um 18.50 Uhr) im hr-Fernsehen gezeigt wird.

Bei uns im hr3-Radio wird die Filmautorin kurz nach 22.30 Uhr einen Ausschnitt aus ihrem Fernsehfilm live kommentieren, den man sich gleichzeitig im Netz unter hr3.de auf der Rebell-Seite anschauen kann. Außerdem sind einige Standfotos aus dem Finnland-Film in einer hr3-Fotogalerie während der Sendung zu sehen.

Natürlich werden wir auch einen Streifzug durch die finnische Pop- und Rockszene unternehmen. Die härtere Gangart des angloamerikanischen Rock ist in Finnland noch immer sehr populär - und wird dort auch besonders gut gespielt. Die Zahl der Metal- und Hardrock-Gruppen ist riesig in Finnland, ständig tauchen neue Namen auf und fast alle dieser Newcomer, die den Sprung in den Popmarkt Mitteleuropas schaffen, sind in der Regel hörenswert und technisch ausgereift, auch wenn es oft an der klanglichen Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit mangelt. Der neueste finnische Rock-Export ist ein Quintett 16-jähriger Teenie-Rocker und nennt sich „Sturm und Drang". Auf jeden Fall hat das relativ dünn besiedelte Finnland, in dem nur 5,3 Millionen Menschen leben, eine erstaunlich große Zahl an Musikern höchst unterschiedlicher Stilrichtungen hervorgebracht.

Das reicht von den schrägen Leningrad Cowboys über die Jazz-Sängerin Tuomi, den Pop-Avantgardisten Jimi Tenor, über die Düsterrocker Him und Rasmus, die Indie-Rockband 22 Pistepirkko und die Cello-Rocker Apocalyptica bis zum Folk-Pop der Gruppe Värtinnä oder dem Ethno-Pop des samischen Joik-Sängers Wimme. Mit einer Metal-Billigausgabe gewannen die verschrobenen Monsterrocker Lordi 2006 den Eurovision Song Contest erstmalig für Finnland.

Und dann gibt es da noch eine weitverbreitete, eher volksmusikalische Tanzbegeisterung in der Humppa- und Tango-Szene Finnlands. Wen's interessiert: Humppa ist eine schlagerhafte Musik im 2/4-Takt. Wenn man sich's lautmalerisch bewusst macht: „Hum-pa, Hum-pa", dann kann man sich schon vorstellen, wie diese vorwiegend von Rentnern geschätzte Musik klingt - nicht sehr viel anders als unsere Karnevalsschlager á la Humba Humba Täterää. Übrigens: Prättälä heißt der bekannteste Soul-Sänger Finnlands, Tuomo, mit Nachnamen. Aber damit hat sich's auch schon mit klanglichen Verwandtschaften.

Genug der Worte. Vom finnischen Blues-Rocksänger Ahlqvist stammt der Satz: „Der Finne ist kein Mann des Wortes, er leidet, friert und trinkt Wodka." - Wir dagegen reden in dieser Stunde viel über Finnland, sind gut drauf, schwitzen in überhitzten Räumen und trinken Apfelsaft-Schorle. Preisfrage: Wer ist besser dran?

 

02.12.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Öch löch möch krönk

Heute schon gelacht? „Wer lacht, lebt länger - und vor allem gesünder". Ist diese alte Volksweisheit lachhaft oder überhaupt nicht lächerlich? Daran gibt es keinen Zweifel mehr: die gesundheitsfördernde Wirkung des Lachens ist erwiesen. Eine Minute Lachen, so sagen die Mediziner, ist genauso erfrischend wie 45 Minuten Entspannungsübungen. Lachen sei auch eine Art Fitnesstraining: bis zu 80 Muskeln würden bewegt und das Immunsystem werde gestärkt.

Wer sich krank lacht, lebt also besonders gesund. Das wollen wir sehr ernst nehmen in dieser Stunde und lassen uns von Lach-Profis in die Kunst des Gelächters einweisen, vom Kickeln über das Losprusten bis zum Wiehern. Lachen als „Rausch der Sinne" ist das Thema des weiblichen Frankfurter Comedian-Duos Queens Of Spleens. Sie werden im Studio eine Art Lach-Workshop einrichten und unter anderem den Fragen nachgehen: ist Lachen ähnlich ansteckend wie Gähnen? Warum kriegt man sich manchmal beim Lachen nicht mehr ein? Wie ist das, wenn man seinen Lebensunterhalt damit verdient, dass man andere Leute zum Lachen bringen muss? Woher wissen die professionellen Possenreißer, ob ein Gag lustig ist?

Live im Studio werden die Queens Of Spleens nicht nur diesen Fragen nachsinnen, sondern auch ein paar komische Nummern aufführen.

Vielleicht kriegen wir ja Muskelkater in den Lachmuskeln und tun damit etwas für unsere Gesundheit. Auf jeden Fall wird als Resümee dem Ausspruch von Charlie Chaplin zuzustimmen sein: Ein Tag, an dem man nicht lacht, ist ein verlorener Tag.

 

02.12.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Türkische Riviera im Winter - multimedial

Die traditionellen Musiker und Tänzer machen ihre Sache gut beim türkischen Folklore-Abend in der Hotelanlage bei Alanya. Doch der Höhepunkt der Show ist der Auftritt der Bauchtänzerin, einer wunderschönen jungen Frau, die sich auch wunderschön und sinnlich zu bewegen weiß. Während sie ebenso aufregend wie ästhetisch tanzt, ruhen alle Blicke auf ihr. Nach dem verwirrend schönen Bauchtanz goss der Koch Schokosauce über das Roastbeef, ein Gast fiel wegen weicher Knie in den Swimmingpool und die restlichen Männer nahmen ein kalte Dusche der besonderen Art: mit reichlich Bier für die inwendige Abkühlung, so lautet der Spruch, der nach der Show die Runde macht. Mit Erstaunen wird zur Kenntnis genommen, dass die vermeintlich türkische Bauchtänzerin mit Namen Anastasia heißt und Russin ist.

Derlei kann man erleben, wenn man die „türkische Riviera" besucht, den Küstenabschnitt zwischen Antalya und Alanya, der auch im Spätherbst und Winter ein angenehm mildes Klima bietet. Ob Wellness-Anwendungen, Golf spielen oder Jeepsafaris im Hinterland des Taurusgebirges, die Angebote sind gerade in den Winterwochen sehr günstig und vom Touristenrummel der Hochsaison verschont. Und der Türk-Pop ist auch im Winter aktuell.

Der Fernsehjournalist Alexander Stenzel hat für die Redaktion service:reisen im hr-Fernsehen einen Film über die „Türkische Riviera im Winter" gedreht (Sendung am 04.12. um 18:50 Uhr) und wird in dieser Stunde über seine Erlebnisse berichten. Im Netz unter hr3.de sind diverse Standaufnahmen aus dem Türkei-Film zu sehen. Im Radio hr3-Rebell sind aktuelle Aufnahmen aus der türkischen Popszene zu hören.

 

  

25.11.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Deutsches Lied und deutscher Sang - update Nov. 07

(.... war bereits für den 04.11. angekündigt, musste damals allerdings einem aktuellen Thema weichen.)

Nach Achim Reichels letztjähriger Wiedererweckung der alten deutschen Volksweisen als poppige „Volxlieder" und nach der Avant-Pop-Bearbeitung von überlieferten deutschen Liedern (wie „Die Gedanken sind frei" und „Es geht eine dunkle Wolk' herein") durch die Berliner Sängerin Bobo, deren Volksliederalbum „Lieder von Liebe und Tod" vor sechs Monaten erschien, veröffentlicht nun auch der renommierte Produzent und Pianist Dieter Falk sein Album „Volkslieder" mit stilvoll arrangierten, meist instrumentalen Interpretationen der Gassenhauer unter den Volkslied-Klassikern, wie „Kein schöner Land", „Der Mond ist aufgegangen" oder „Nehmt Abschied, Brüder", letzteres mit Soul gesungen und gerappt von Rapsoul.

Erich Schmeckenbecher, die eine Hälfte des Duos Zupfgeigenhansel greift in seinem neuen Album „2007" zum Teil alte Volksliedthemen auf, um sie in neue zeitgemäße Folksongs zu verwandeln. Dabei bezieht er sich auf die aktuelle publizistische Wiederentdeckung der Romantik (Rüdiger Safranski: „Romantik: Eine deutsche Affäre", Der Spiegel: „Romantik - Die Weltkarriere eines deutschen Gefühls").

Aber auch eine Reihe junger, mehr oder minder romantischer, neuer Liedersänger ist in den letzten Wochen und Monaten auf den Plan getreten: der Hamburger Ingo Pohlmann singt im Stil eines folkbluesigen Gitarrenpop-Sängers über „Fliegende Fische", „Das Glück" und „Mädchen und Rabauken". Ebenfalls aus Hamburg kommt der Musiker, Sänger und Dichter Wolfgang Müller, der in seinem Debut-Album „In der Zwischenzeit" Wünsche äußert wie: „Ich möchte leben wie Franzosen Auto fahren". Todessehnsüchtige, melancholische „Mordballaden" orchestriert, inszeniert und dramatisiert Vince Bahrdt, der Songschreiber und Pianist des Popduos Orange Blue. Und der Bochumer Slam-Poet junyq rezitiert seine Trottoirpoesie zu Ambient-Tracks und Klang-Tableaus: „Liebe sieht schön aus, wie ein Schmetterling / und ist der Grund, dass Gefühle zerschmettert sind".

Die erste Stunde von hr3-Rebell macht mit deutschem Lied und deutschem Sang hörbar: neue Romantiker hat das Land.

 

25.11.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Reif für die Reise

Ist es Reiselust oder Fernweh? Ist es Entdeckerfreude oder ein innerer Drang, endlich abzuhauen und alles Nervige hinter sich zu lassen? Sehnt man sich zurück nach den fernen Orten, wo man auf einer Urlaubsreise großartige Erlebnisse hatte? Oder sehnt man sich zurück nach den Gefühlen, die diese Orte und Erlebnisse ausgelöst haben?

Gründe zu reisen gibt es viele, wohl auch genug, zuhause zu bleiben.

Vielleicht wird das Beste und Schönste einer Reise daheim erlebt, zum Beispiel beim Anschauen von Fotos oder Videos, womöglich beim erinnernden Erzählen dessen, was man erlebt hat.

hr3-Rebell geht an diesem tristen November-Sonntag auf Erinnerungsreisen: nach Island und Hong Kong, Bonaire und Mauritius, Bora Bora und Neuseeland. Keine dieser Geschichten ist zu hören im Programm von „hin & weg", dem Weltenbummel für alle Sinne, das noch bis Ende kommender Woche auf einer hr3-Clubtour durch Hessen unterwegs ist.

Aus der Premiere der „hin & weg"-Show vom letzten Samstag im Studio 2 des hr werden in dieser Stunde ein paar Ausschnitte zu hören sein. Einer der vom Publikum bis dato am meisten gefeierten Künstler der „hin & weg"-Show, der mongolische Oberton-Sänger Enkhjargal, wird in dieser Stunde im Studio zu Gast sein und seine überwältigende Vokalkunst mit Ober- und Unterton-Kehlkopf-Gesang demonstrieren. Und auch seine zweisaitige Pferdekopfgeige, eine art mongolisches Cello, als Kniegeige gespielt, wird er im Studio live vorführen.

Was mag der Grund sein für das Reisefieber? Ein französischer Philosoph hat es einmal so formuliert: ‚Wenn man mich fragt, warum ich reise, antworte ich: Ich weiß wohl, wovor ich fliehe, aber nicht, wonach ich suche.'

Parallel zur Sendung sind im Netz unter hr3.de auch einige Fotos von der „hin & weg"-Premiere zu sehen.

 

18.11.07  1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Chamber - spielt live im Studio

Mit arabisch anmutender Perkussion beginnt das neue Album „Transitions" der Gruppe Chamber, L'Orchestre De Chambre Noir. Nach etwa drei Minuten endet der pulsierende Rhythmus in schwebenden Streicherharmonien. Nach einem Klimax zum Ende hin, dramatisiert durch einen „common freak"-Chor, reißt der Eröffnungs-Song „Freak Wave" plötzlich ab. Eine spannungsgeladener Einstieg in ein hörenswertes Album. Im entspannten Midtempo schließt sich dann der melodiöse Song „Insane" an, im Klangbild ungewohnt populär für das schwarze Orchester Chamber, das mit „Transitions" einen Wandel vollzieht: aus der Gothic/DarkWave-Nische ins weite Feld melancholisch-schwelgender Song-Kompositionen ohne stilistische Schubladensortierung.

„Übergänge in eine andere Welt. Von Trauer zur Hoffnung, von der Normalität zum Wahnsinn, vom Leben in den Tod und vom Tod zurück ins Leben. Wachstum, Loslassen antiquierter Ansichten und eine Entwicklung hin zu einem friedfertigen, reifen Leben", so beschreibt Marcus Testory, Sänger, Songschreiber und Macher von Chamber den Inhalt des neuen Albums.

Am 6. Dezember wird die Veröffentlichung von „Transitions" mit einem Release-Konzert in der Frankfurter Batschkapp gefeiert. Heute kommt die Gruppe mit Geige, Bratsche, zwei Gitarren und natürlich ihrem Sänger ins hr3-Studio und wird vier neue Songs live im Studio aufführen.

 

 

18.11.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Queensland, Nordost-Australien - multimedial

Didgeridoos und Moschus-Rattenkänguruhs, die ältesten Regenwälder der Erde und das größte und beeindruckendste Korallenriff der Welt, Raftingtrips und Heißluftballon-Fahrten - all das findet man in Queensland in Nordost-Australien. Hauptsächlich über dieses Territorium erzählt der Studiogast der zweiten Stunde, der Fernseh-Journalist Götz Balonier. Sein Reise-Film über Queensland wird am Dienstag, dem 20. November im hr-Fernsehen ausgestrahlt.

Musikalisch durchkreuzen wir fast alle Regionen „down under" in dieser Stunde. So vielfältig wie die Landschaft ist auch die Musik des Fünften Kontinents. Hier gibt es Rock und Radio-Pop in allen Schattierungen, geheimnisvolle Klänge der Aboriginees und multi-ethnische Mixturen aus der Verschmelzung von Traditionen der Einwanderer aus Indien, Asien, Schottland, Irland, dem Mittelmeerraum usw.

Das Spektrum der australischen Popszene reicht von den Rock-Heroen AC/DC, INXS und Nick Cave, über das Indiepop-Kultduo The Go-Betweens (seit 2006 aufgelöst), über Coverbands wie The Australian Pink Floyd Show, Ethno-Rockbands wie Yothu Yindi und Bangarra, Singer/Songwriter wie David Bridie und Colin Hay (Ex-Men at Work), über exzentrische Pop-Artisten wie Architecture in Helsinki, neuere Rockbands wie Powderfinger und The Vines, bis zur Worldmusic-Band Songline und zur kammermusikalischen Popgruppe Naked Raven.

Im Netz unter hr3.de kann man sich zur Sendung 80 Fotos des Reisefotografen und Australien-Spezialisten Holger Leue anschauen. Die Fotos, vornehmlich aus Queensland, werden ergänzt durch einen kurzen Ausschnitt aus dem Reisefilm der hr-Fernseh-Redaktion „service: reisen".

 

11.11.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Luftgitarre meets Bäckerchor

HSDS, so heißt der neueste Popstar-Event-Wettbewerb. Das Kürzel steht für: „Hausen Sucht Den Superstar". Im multikulturellen Frankfurter Stadtteil Hausen hat man die Zeichen der Zeitarbeit erkannt und ermutigt den Normalbürger, Lebenskünstler und Hartz-4-Empfänger seine unentdeckten Talente auf offener Bühne auszuleben.

So erlebte man in der ersten Staffel auf den Bühnen-Brettern der Hausener Brotfabrik eine mit Preziosen aus ihren Raubzügen behängte Kleptomanin, die im bürgerlichen Beruf eine gewissenhafte Finanzbeamtin ist, oder einen Luftgitarristen á la Elvis P., des weiteren einen Artisten, der es vermochte, rückwärts auf einem Kamm zu blasen et cetera pp. Nun startet in Kürze die nächste Staffel der Kabarett-Soap HSDS, präsentiert von Moderator Anton Le Goff, diesmal unter dem Motto: Auch ich will ein Hausenseiter sein!

Wir begrüßen in dieser Stunde: den Conferencier, Superstar-Macher und Pointen-Dompteur Anton Le Goff und den 10 bis 12-köpfigen Altherren-Bäckerchor - vielleicht werden es auch noch ein paar Chormitglieder mehr oder weniger sein, das weiß man bei diesem Star-Ensemble nie so genau.

Dieser Studiobesuch und das Thema HSDS hat mit dem heutigen 11.11. natürlich überhaupt nichts zu tun. Aber auf gar keinen Fall.

 

11.11.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

„hin & weg" - hr3-Rebell geht auf Tour

Ein Lächeln fliegt durch den Raum - und nicht nur eines. Die Porträts lächelnder und lachender Menschen aus aller Welt purzeln durcheinander. Dann sieht man die Farbe der Liebe - in allen Varianten und Motiven. Ein Farbenrausch in Rot, erneut aus aller Welt. Als würden sie vom Himmel regnen, so fallen Fotos von roten Blüten, feuerroten Sonnenuntergängen, rotgekleideten Frauen, einem rotnasigen Wombat etc. wie aus einer Wolke heraus. Dies sind Animationen aus dem visuellen Programm der neuen hr3-Rebell-Clubtour durch Hessen, die am kommenden Samstag, dem 17.11. im Studio 2 des hr beginnt und am 1. Dezember in der Mühlheimer Schanz endet. 

Königspinguine auf den Falkland-Inseln, ein Unterwasserspaziergang vor der Küste Arubas, ein Picknick am Traumstrand eines einsamen Motus vor der Südsee-Insel Bora Bora, Buddha, Mohammed, Vishnu und Christus werden einträglich nebeneinander angebetet im malaiischen Penang. Dies sind nur ein paar Schnappschüsse aus den moderierten Weltreisen der Show. Zum visuellen Angebot zählen auch Kurzfilme über das Taucherparadies der Malediven und eine Großwildsafari in Botswana - zur Verfügung gestellt vom hr-Fernsehen (Redaktion service: reisen und „nix wie raus"), wie zu alten Stummfilm-Zeiten musikalisch am Klavier begleitet vom Filmmusikkomponisten, Jazz- und Weltmusik-Pianisten Matthias Frey (der übrigens gerade mit seiner neuesten Filmmusik-Komposition „Die Mauer" für den Emmy-Award nominiert wurde und zur Preisverleihung am 19.11. eine Einladung nach New York erhielt).

Für weltmusikalische Highlights im Programm sorgen der Obertonsänger und Pferdekopf-Geiger Enkhjargal aus der Mongolei, die brasilianische Sängerin und Gitarristin Zelia Fonseca, die zur Premiere am 17.11. im hr von der kompletten Ethno-Funkgruppe Kick La Luna verstärkt wird und die Band von Veronika Todorova, der jungen bulgarischen Akkordeon-Virtuosin, die derzeit als der kommende Stern am Himmel des Balkan-Pop gilt. Außerdem wird die orientalische Bauchtänzerin Hanan Kadur Fantasien aus Tausendundeiner Nacht wecken.

Abgerundet wird der „Weltenbummel für alle Sinne" durch exotische Köstlichkeiten vom Welt-Buffet.

In dieser Stunde kann man sich von der musikalischen Klasse der Veronika Todorova Band überzeugen. Das Trio wird Ausschnitte aus der Bühnenshow live im Studio spielen. Auch die übrigen Mitwirkenden der „hin & weg"- Clubtour von hr3-Rebell werden vorgestellt.

Im Netz unter hr3.de kann man sich etliche Fotos des Reisefotografen Holger Leue anschauen, hochprofessionelle Fotos, die zum Teil auch in der Show zu sehen sein werden. Außerdem im Netz: die Intro-Fotoanimation der „hin & weg"-Show, eigens für das Tour-Programm erstellt, wie alle raffinierten visuellen Effekte der Show, vom digital artist Jakob List.

Alle Bestandteile des Weltenbummels, die visuellen, musikalischen, erzählerischen und kulinarischen Angebote, sollen die mitreisenden Weltenbummler entführen und verzaubern - ganz im Sinne des Mottos

„hin & weg".

 

  

04.11.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Sara K. singt live im Studio

Kniehoch sprießt das Unkraut zwischen den Pflastersteinen hervor. An eine vergammelte Tanksäule angelehnt, steht sie lässig mit den Händen in den Jackentaschen und lächelt milde in die Sonne. Das Foto des Innencovers zeigt sie kauernd im wuchernden Gras, wie sie auf ihrer 4-saitigen Gitarre spielt; hinter ihr mannshoher Stacheldraht und eine Vogelscheuche. 

Solche Fotos würde eine Norah Jones niemals für eine ihrer CDs verwenden. Nicht nur darin unterscheidet sich die in New Mexico lebende texanische Singer/Songwriterin Sara K., obwohl sie mit Jazz, Blues, Folk und Pop auf die gleichen Stilmittel zurückgreift wie die neuen Coffeeshop-Jazzsängerinnen á la Norah Jones. Doch bei Sara K. klingen die Songs nicht nach mondäner Kaffeebar, sondern nach einem intimen Konzertsaal mit Referenz-Klang. Ihr makelloser Sound ist eines ihrer Markenzeichen neben der phrasierungsreichen Vieroktavenstimme, der ungewöhnlichen Akustikgitarre mit nur vier Saiten und ihren ausdrucksstarken Songkompositionen, die mitunter an Joni Mitchell denken lassen.

Ihre Alben, die seit 1989 erschienen, erhielten durchweg gute bis hervorragende Wertungen der Fachkritik, wurden mit etlichen Awards dekoriert, oder zum „Besten Audiophilen Album des Jahres" gekürt (so wie ihr „Live In Concert"-Album des Jahres 2003).

Bislang unveröffentlichte Songs wird Sara K. in der ersten Stunde live und exklusiv für uns im hr3-Studio singen und spielen, unter anderem auch ihren neuen Song „Made In The Shade", der auch das Titelstück ihrer aktuellen Tournee ist.

 

04.11.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

ACHTUNG ÄNDERUNG - neues Thema: "Hilfe" kommt - der restaurierte Beatles-Film "Help" erschien soeben auf Doppel-DVD. Audio-Umschnitte in dieser Stunde. Das ursprünglich vorgesehene Thema "Deutsches Lied und deutscher Sang" wird verschoben

Deutsches Lied und deutscher Sang

Nach Achim Reichels letztjähriger Wiedererweckung der alten deutschen Volksweisen als poppige „Volxlieder" und nach der Avant-Pop-Bearbeitung von überlieferten deutschen Liedern (wie „Die Gedanken sind frei" und „Es geht eine dunkle Wolk' herein") durch die Berliner Sängerin Bobo, deren Volksliederalbum „Lieder von Liebe und Tod" vor sechs Monaten erschien, veröffentlicht nun auch der renommierte Produzent und Pianist Dieter Falk sein Album „Volkslieder" mit stilvoll arrangierten, meist instrumentalen Interpretationen der Gassenhauer unter den Volkslied-Klassikern, wie „Kein schöner Land", „Der Mond ist aufgegangen" oder „Nehmt Abschied, Brüder", letzteres mit Soul gesungen und gerappt von Rapsoul.

Erich Schmeckenbecher, die eine Hälfte des Duos Zupfgeigenhansel greift in seinem neuen Album „2007" zum Teil alte Volksliedthemen auf, um sie in neue zeitgemäße Folksongs zu verwandeln. Dabei bezieht er sich auf die aktuelle publizistische Wiederentdeckung der Romantik (Rüdiger Safranski: „Romantik: Eine deutsche Affäre", Der Spiegel: „Romantik - Die Weltkarriere eines deutschen Gefühls").

Aber auch eine Reihe junger, mehr oder minder romantischer, neuer Liedersänger ist in den letzten Wochen und Monaten auf den Plan getreten: der Hamburger Ingo Pohlmann singt im Stil eines folkbluesigen Gitarrenpop-Sängers über „Fliegende Fische", „Das Glück" und „Mädchen und Rabauken". Ebenfalls aus Hamburg kommt der Musiker, Sänger und Dichter Wolfgang Müller, der in seinem Debut-Album „In der zwischenzeit" Wünsche äußert wie: „Ich möchte leben wie Franzosen Auto fahren". Todessehnsüchtige, melancholische „Mordballaden" orchestriert, inszeniert und dramatisiert Vince Bahrdt, der Songschreiber und Pianist des Popduos Orange Blue. Und der Bochumer Slam-Poet junyq rezitiert seine Trottoirpoesie zu Ambient-Tracks und Klang-Tableaus: „Liebe sieht schön aus, wie ein Schmetterling / und ist der Grund, dass Gefühle zerschmettert sind".

Die zweite Stunde von hr3-Rebell macht mit deutschem Lied und deutschem Sang hörbar: neue Romantiker hat das Land.

 

28.10.07 

1. Stunde:  Dylan & Wecker - von Bob Dylan erscheinen in diesen Tagen erstaunlich viele Memorabilia in Form von CDs und DVDs - ein Überblick. Kürzlich erschien ein Lyrikband mit Liebesgedichten von Konstantin Wecker, mit CD und Illustrationen des Ex-Pardon-Herausgebers Hans A. Nikel, schön zu lesen, schön zu hören und anzuschauen. Außerdem ist Wecker derzeit auf Deutschland-Tour und kommt am 31.10. in die Frankfurter Alte Oper. Grund genug für ein wenig Weckerleuchten. Doch: "Genug ist nie genug"

28.10.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Dylan-Denkmal, Wecker-Leuchten

Nicht nur von den Beatles erscheint pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wie jedes Jahr eine neue Ausgrabung. (Diesmal ist es der zweite Beatles-Spielfilm „Help" auf DVD). Auch der berühmteste Songschreiber der Rockmusik eifert den Fab Four nach. Man könnte fast stöhnen: Dylan und kein Ende. Derzeit wird so viel von Bob Dylan veröffentlicht, vor allem Historisches, wie selten zuvor. „The Other Side Of The Mirror, Bob Dylan Live At The Newport Folk Festival" heißt eine DVD, die vorgestern erschienen ist und den Mitschnitt seiner berühmten Auftritte beim legendären Newport Folk Festival  zwischen 1963 und 1965 enthält. Neben Dylan treten auch Joan Baez, Peter, Paul & Mary und Johnny Cash kurz in Erscheinung. Audio-Umschnitte aus dieser DVD sind in der ersten Stunde von hr3-Rebell zu hören, außerdem Ausschnitte aus der neuen Werkschau, schlicht „Dylan" genannt, eine 3CD-Box mit einem 40-seitigen Foto-Booklet und den wichtigsten Songs der Jahre 1962 bis 2006.

Apropos Dylan und kein Ende: Gestern wurde in Chemnitz die Ausstellung „The Drawn Black Series" mit 170 Bildern von Bob Dylan eröffnet. Und auf der Viennalle wird derzeit der neue Dylan-Film „I'm Not There" von Todd Haynes gezeigt.

Wenn leichtfertig bis unpassend von einem deutschen Dylan die Rede ist, dann wird meist der Name des BAP-Sängers und Dylan-Verehrers Wolfgang Niedecken genannt - sein Kölner Spitzname war lange Zeit „der Südstadt-Dylan". Mit womöglich größerer Berechtigung könnte man auch den Namen Wecker ins Spiel bringen. Denn so wie Dylan die ur-amerikanischen Musikstile mit Songtexten von literarischem Rang verschmolz, so hat Konstantin Wecker zwei zutiefst kontinental-europäische und deutsche Traditionen wie kaum ein anderer zusammengebracht und zeitgemäß transformiert: die poetische Tradition der deutschen Romantik und die europäische Klaviermusik, vom Bänkel- und Kunstlied, über das Chanson bis zum politischen Protestlied aus der Tradition der Deutschen Revolution von 1848.

Das alles natürlich verwoben mit dem Sound und modernen Zeitgeist der angloamerikanischen Popularmusik. Aber Weckers deutschsprachige Liedkunst ist vom Inhalt her eine primär europäische.

Im Frühjahr sind zwei neue Wecker-Bücher veröffentlicht worden, seine Autobiographie „Die Kunst des Scheiterns" und eine Sammlung seiner Liebeslieder „Fliegen mit dir" (mit CD und Illustrationen von Ex-Pardon-Herausgeber Hans A. Nikel), im September erschien die Live-DVD „Alles das und mehr". Derzeit ist er mit Band unterwegs auf seiner „Zugaben Tournee 2007" und gastiert am 31.10. in der Frankfurter Alten Oper.

Zwischen Historie und Jetztzeit, Denkmal und Leben: erst Dylan, dann Wecker in der ersten Stunde von hr3-Rebell.

 

28.10.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

„Americana" - ein Fahrradtrip, multimedial

Knacks .. ratsch ... Das wars! Vier Speichen seines Hinterrads sind gleichzeitig gebrochen. Er ist allein unterwegs. Jetzt gibt's kein Weiterkommen. Und das mitten in der westtexanischen Einöde. Das nächste Wüstenkaff ist weit entfernt. Der Abenteurer hat ein ernstes Problem. Wie er dieses und andere Schwierigkeiten gelöst hat, was er an skurrilen, tragischen, verrückten und amüsanten Dingen erlebte auf seiner 14.153 Kilometer langen Fahrradtour in 180 Tagen einmal um die USA herum, das wird er uns erzählen: Dirk Rohrbach, gelernter Mediziner, Reisender aus Leidenschaft, außerdem Buchautor und Radio-Journalist. Originalaufnahmen von seiner Rad-Erfahrung Amerikas bringt er mit, einige Fotos im Netz auf hr3.de dokumentieren seine solistische „Tour de Americana". Dabei ging es ihm aber nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um alltägliche Begegnungen mit den Menschen - ganz normalen bis herzerfrischend verrückten - und um die direkte Er-fahrung der grandiosen Landschaften der USA.

All diese Eindrücke hat Dirk Rohrbach in seiner multimedialen Dia-Vision „Americana" verarbeitet, mit der er zur Zeit auf Tournee ist und am 17.11.07 im Sendesaal des hr gastieren wird, innerhalb des 15. Frankfurter Weitsicht-Festivals. 2x2 Freikarten für diese Veranstaltung können im Verlauf der Sendung gewonnen werden.

2. Stunde: Americana - multimedial, mit Fotos und O-Tönen - ein Reisebericht von einer Durchquerung der USA per Fahrrad. Der Abenteurer Dirk Rohrbach ist zu Gast im Studio und erzählt von dieser Reise und den skurrilen Begegnungen und Erlebnissen unterwegs.

                              Fotos Dirk Rohrbach

  

 

21.10.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Wut & Wucht, Wonne & Wohlgefühl

Alle Gefühle durchzumustern, zu denen ein Mensch fähig ist, alle Emotionen ungeschminkt auszudrücken, Wut herauszuschreien, Schmerz herauszuheulen, der Sehnsucht hinterherzujagen, in Euphorie zu schwelgen, mit Liebe um sich zu werfen - und was es an Gemütsverwirrungen sonst noch geben mag, darauf verstand sich die Rockmusik und ihre diversen Nebenspielarten schon immer. Das ist heute nicht anders, was ein Stöbern in neuen Albumveröffentlichungen eindrucksvoll beweist.

Jenseits von jeglichem sentimental greinendem und egozentrischem Selbstmitleid fleht der Americana-Singer/Songwriter Steve Earle seine verlorene Liebe an, zu ihm zurückzukehren („Come Home To Me" aus der neuen CD „Washington Square Serenade"). Wenig später schwingt er wütend den Hammer wie der legendäre schwarze Tunnelarbeiter John Henry.

Die Ambivalenz, die starke Gefühlsregungen für einen anderen Menschen auslösen, hin und hergerissen zwischen ängstlicher Abwehr und sehnsüchtigem Verlangen, vermittelt der Kanadier Bruce Guthro im Song „Be Still" seiner aktuellen CD „Beautiful Life".

Der Australier Ben Lee zeigt sich dermaßen verknallt und sinnenverwirrt im Song „Is This How Love's Supposed To Feel?" aus seinem neuen Album „Ripe", dass er nur ständig den Refrain wiederholen und ein verzücktes „Wo-ho-hoe" repetieren kann.

Mit Wucht und Verve rocken die finnischen Heavy-Cellisten Apocalyptica (live am 25.10. im Schlachthof Wiesbaden) durch ihr neues Album „Worlds Collide", lassen aber gemeinsam mit der Gast-Sängerin Cristina Scabbia von der Mailänder Gothic-Band Lacuna Coil auch mal verhaltenere, doch nicht minder intensive Stimmungen zwischen Melancholie und Verzweiflung anklingen („S.O.S. - You Can Give Me Anything But Love"). Dagegen jubiliert schon fast die norwegische Sängerin Kristin Asbjornsen (live am 28.10. im Marburger Kulturladen KFZ) auf ihrem neuen Album „Wayfaring Stranger - A Spiritual Songbook" in himmelhochjauchzenden Gospel-Sphären voller Seelentiefe.

Die US-amerikanische Poetin Jen rezitiert ihre eigenen ätherisch- brüchigen Liebes-Gedichte zu atmosphärisch verdichteten, elektronischen Grooves mit dem Titel „Mellow Dramas" unter der Stilüberschrift Poetry Meets Electronica. Und das ist noch längst nicht alles an intensiven Gefühlsmomenten, die in der ersten Stunde von hr3-Rebell zu erfahren sind.

    Fotos Holger Leue

21.10.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Polynesische Power und Poesie - multimedial

„Hée Vaka Ítu", tiefe Männerstimmen skandieren immer wieder derartige Silben; eine archaische Kraft klingt aus diesem Maori-Chor, der offenbar den Takt der Ruderschläge eines spirituellen Kanus beschwört. Die Log Drums, gefertigt aus hohlen Baumstämmen, liefern ein polyrhythmisches Geflecht aus sonoren Schlagmustern. Darüber liegen sanftgeschwungene Melodiebögen, leicht wie eine Meeresbrise. Den Südsee-Traum zu musikalisieren, einerseits mit der exotisch-urigen Power traditioneller Kulte und Riten, andererseits mit der verführerischen Schönheit einer Bilderbuch-Inselwelt, darauf versteht sich die Musiker- und Tänzer-Gruppe Te Vaka aus Neuseeland. Die Gruppenmitglieder, die von verschiedenen Inseln des südpazifischen Raums stammen, verstehen ihre Musik als „Contemporary Pacific Music". Traditionelle Melodien und Rhythmen aus der polynesischen Kultur werden im Stil eines Singer/Songwriter-orientierten Ethno-Folk-Pop aufbereitet. Das klingt vor allem durch die mehrstimmigen Chöre meist sehr schön, mitunter fast schon zu idyllisch.

Aber die Probleme der flachen Südsee-Atolle, die wegen des Klimawandels vom Meeresanstieg bedroht sind - wenn noch nicht vom Überflutet-werden, so doch schon vom Eindringen des Meereswassers in die kostbaren Süßwasservorräte der kleinen Eilande - und nicht zu vergessen die Überfischung des Südpazifiks, dies alles wird nicht ausgeblendet in der musikalischen Südsee-Romantik von Te Vaka. Der von der paradiesischen Insel Tokelau stammende Songschreiber, Sänger und Bandleader der Gruppe Opetaia Foa'i spricht in seinen Texten die Probleme an: „Was sollen wir unseren Vorfahren sagen, wenn alle Fische verschwunden sind und wenn es uns nicht gelingt, unsere Heimat zu bewahren. Der Pazifik ist meine Heimat und meine Zukunft."

Die Gruppe Te Vaka ist derzeit auf Europa-Tournee und gibt am kommenden Donnerstag ihr einziges Konzert in Süddeutschland - und zwar in der Frankfurter Brotfabrik. Tags drauf wird im Frankfurter Museum der Weltkulturen die Südsee-Ausstellung „Vom Sepik an den Main" eröffnet. Aus dem Stromgebiet des Sepik, des größten Flusses im Nordosten der Insel Papua-Neuguinea, stammen die Exponate dieser Ausstellung.

Dies nimmt hr3-Rebell zum Anlass, auf eine virtuelle Traumreise durch die Inselwelt der Südsee zu gehen, mit wunderschönen Fotos des Reisefotografen Holger Leue im Netz unter hr3.de und mit betörender Südsee-Musik von Te Vaka, Telek, Siva Pacifica u.a.. Vielfältige Schönheit für Auge und Ohr aus Mela-, Mikro- und Polynesien.

 

 

14.10.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

a) Colin Dunwoodie b) Joni Mitchell

a) Der in Frankfurt lebende schottische Saxophonist und Flötist Colin Dunwoodie, langjähriges Mitglied der Gruppe LEAF, ist schwer erkrankt. Weil Musik anerkanntermaßen therapeutische Hilfestellung bieten kann, stellt sich die Frage, ob Colin Dunwoodies eigene, romantisch-seelenvolle und ausdrucksstarke Musik ihm selbst helfen könnte, seine Krankheit zu überwinden. Seine Mitmusiker der Gruppe LEAF wollen jedenfalls nichts unversucht lassen, ihn zu unterstützen.

Deshalb senden wir Colin Dunwoodie in dieser Stunde die kreative Kraft und die emotional tief gehenden Klänge seiner wunderschönen eigenen Musik ans Krankenbett.

b) Was kaum noch für möglich gehalten wurde, weil sie noch vor Monaten bestätigte, ihr Rückzug aus dem Musikbusiness sei endgültig, ist nun doch noch geschehen: Joni Mitchell hat ein neues Album unter dem Titel "Shine" veröffentlicht. „Wenn ich in den Himmel komme und dort ist es nicht so schön wie hier, dann springe ich von meiner Wolke und komme sofort wieder zurück in dieses himmlische Paradies", dies lässt Joni Mitchell ihren Nachbarn sagen im Text ihres neuen Songs „This Place", einem rhythmisch komplexen, aber in der musikalischen Ausstrahlung entspannten, fast heiteren Folksong mit countryesker Pedal Steel Guitar und elegischem Sopransaxophon. Joni Mitchell singt hier auf ihre unvergleichliche Art einen lyrischen Prosatext über ein schönes Fleckchen Erde, wo sie sich heimisch fühlt. Doch das kleine Naturparadies wird von den Geschäftemachern einer anrückenden Bergbaufirma gefährdet.

Auch in anderen Songs des neuen Albums verbindet sie Poesie und Zeitkritik so überzeugend, wie es nur großen Künstlern gelingt. Die überwiegende Instrumentierung des Albums hat Joni Mitchell selbst eingespielt. Allerdings war sie nicht gut beraten, auch die Electronics und Drumloops bei einzelnen, glücklicherweise wenigen Stücken selbst zu programmieren. Dies hätte sie besser professionellen Könnern überlassen sollen.

Dass dieses unerwartete Album überhaupt zustande kam, liegt an einem kanadischen Ballet-Projekt, für das Joni Mitchell eigene Songs aus ihrem reichhaltigen Repertoire zusammenstellen sollte. Statt alte Songs auszuwählen, schrieb sie kurzerhand neue für das Ballett. Und weil sie nun schon mal dabei war, produzierte sie gleich Song-Material für ein ganzes Album. Seit dem 28. September liegt dieser Glücksfall nun als CD mit dem Titel „Shine" vor.

 Zeitgleich erschien das neue Album von Herbie Hancock: "River - The Joni Letters" - mit naturgemäß jazzigen Neuinterpretationen von großen Joni Mitchell-Songs, aufgenommen mit Gastsängern wie Leonard Cohen, Norah Jones, Tina Turner und: Joni Mitchell.

Ein Großteil der ersten Stunde von hr3-Rebell gehört neuen, großartigen Aufnahmen von und mit der einzigartigen Joni Mitchell.

  

14.10.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

San Francisco - multimedial

  (Fotos Holger Leue)

Vor 40 Jahren war San Francisco einen Sommer lang der Mittelpunkt der Popwelt. Damals strömten Tausende von Hippies und Wochenend-Aussteigern in die Stadt am Golden Gate, um den „Summer Of Love" zu feiern. Die Kunde von „Love and Peace" und „Flower Power" erreichte Mitteleuropa erst im Herbst. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Hippie-Bewegung am Ursprungsort San Francisco ihre Unschuld schon verloren und drohte allmählich in der Kommerzialisierung und Drogenproblematik unterzugehen. In Deutschland kletterte die Hymne der Blumenkinder „San Francisco (Be Sure To Wear Some Flowers In Your Hair)" erst am 7. Oktober auf Platz 1 der Single-Hitparade und hielt sich dort sechs Wochen lang.

Die Entwicklung des Psychedelic Rock nahm in San Francisco mit Bands wie Jefferson Airplane, Grateful Dead, It's A Beautiful Day, Moby Grape u.a. ihren Anfang und beeinflusste die Popszene weltweit. Heute ist das stilistische Spektrum der lokalen Szene von San Francisco's Bay Area breitgefächert, reicht vom Neo-Folk einer Sonya Hunter oder Penelope Houston, über Old-Time-Music und Americana, etwa von The Crooked Jades bis Blues und Jazz, die in der Bay Area eine lange Tradition haben.

Weil San Francisco noch immer eine Reise wert ist, drehte der Filmemacher Harald Zander einen Reisebericht über die Metropole an der Golden Gate-Brücke und begleitete dabei u.a. den hessischen Reisefotografen Holger Leue durch seine zweite Heimat San Francisco. Fotos von den Dreharbeiten und von den markantesten Sehenswürdigkeiten San Francisco's hat uns Holger Leue für diese Stunde von hr3-Rebell zur Verfügung gestellt, anzuschauen unter hr3.de. Dort findet sich auch ein Ausschnitt aus dem San Francisco-Film, der am kommenden Dienstag, dem 16. Oktober im hr-Fernsehen Service:Reisen ab 18.50 Uhr ausgestrahlt wird. Der Filmemacher Harald Zander wird in der San Francisco-Stunde von hr3-Rebell zu Gast sein und von seinen Erlebnissen am Drehort berichten.

 

 

.07.10.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Fats Domino, Katrina & New Orleans

Er hasst den deprimierenden Montag. Und auch die nächsten Tage können ihm gestohlen bleiben, nur Arbeit und Stress. Doch am Freitag gibt's Kohle und am Samstag wird einer drauf gemacht. Deshalb hat er am Sonntag einen Kater, aber das war's ihm wert. Denn am Montag beginnt der Schlamassel von vorn. Das singt der Pop-Spötter Randy Newman als wär's ein Stück von ihm und/oder als wär's die Moritat eines Bauarbeiters von heute. Tatsächlich ist der Song 50 Jahre alt und war ein Top Five-Hit für Fats Domino. Lange vor Elvis und Bill Haley hat der übergewichtige Boogie-Pianist und Sänger Antoine Domino, genannt Fats, aus New Orleans den rollenden Rhythm'n'Blues entwickelt, die letzte Stufe vor dem Beginn des Rock'n'Roll-Zeitalters.

Gerade erschien zu Ehren des Boogie'n'Rock-Pioniers Fats Domino, der im kommenden Februar 80 Jahre alt wird, eine Sammlung mit 30 seiner großen Songklassiker in der Neufassung von Stars und Superstars, darunter Sir Elton John mit „Blueberry Hill" von 1956 und Sir Paul McCartney mit „I Want To Walk You Home" (1959), wobei er auch die Originalzeile singt „I Want To Hold Your Hand", was einem doch irgendwie bekannt vorkommt. (Paul McCartneys „Lady Madonna" von 1968 war übrigens eine Hommage an Fats Domino).

John Lennon kräht gekonnt „Ain't That A Shame". Und das ist auch die einzige historische Aufnahme (aus Lennon's Album „Rock'n'Roll") auf diesem Tribute-Doppelalbum. Alle anderen Neu-Interpretationen sind aktuellen Datums. Taj Mahal & The New Orleans Social Club lassen „Hello Josephine" Jahrzehnte jünger klingen. Joss Stone mit Buddy Guy und Band, oder Lenny Kravitz mit Maceo Parker und Band befeuern die fünf Jahrzehnte alten Songklassiker mit moderner Soul-, Funk- und Blues-Energie. Und was Led Zep's Robert Plant und The Band's Robbie Robertson aus weniger bekannten Fats Domino-Songs herauskitzeln und zeitgemäß in Szene setzen, ist einfach umwerfend. Auch andere Größen  wie Neil Young, Tom Petty, B.B. King, Norah Jones und Herbie Hancock tragen zur besonderen Qualität des Tribute-Samplers bei. Und Los Lobos lassen den Boogie-Song „The Fat Man" von 1949, mit dem die Karriere von Fats begann, so munter losrocken als sei's ein aktueller Titel einer jungen Indie-Rockband.

Im August 2005 wäre Fats Domino während der verheerenden Hurricane-Katastrophe in New Orleans fast ums Leben gekommen. Sein Haus wurde völlig zerstört. Die Erlöse aus dem Album-Verkauf kommen dem Wiederaufbau eines Gemeindezentrums im nach wie vor stark mitgenommenen Bezirk „Lower 9th Ward" von New Orleans zugute, in dem Fats Domino inzwischen wieder zuhause ist.

Auch das Elternhaus des Trompeters und Komponisten Terence Blanchard ging in den Fluten des Hurricanes Katrina unter. Nach dem Desaster musste er seine Gefühle von Wut, Zorn, Trauer, Hoffnung und tiefer Melancholie musikalisch ausdrücken. Er schrieb ein Requiem für Katrina und seine Heimatstadt New Orleans, das gerade unter dem Titel „A Tale Of God's Will" veröffentlicht wurde.

Auch der in New Orleans geborenen Sänger, Pianist und Schauspieler Harry Connick jr. hat seiner Heimatstadt ein Album gewidmet. „My New Orleans" heißt sein neues Album, das stilistisch zwischen Jazz, R&B, Blues und Funk angesiedelt ist und soeben erschien.

Diese Stunde versteht sich, wie die drei vorgestellten Alben, als Hommage an die noch immer unter den Folgen von Katrina leidende City  of New Orleans.

 

07.10.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Bücher hören

Drei Tage vor Beginn der Frankfurter Buchmesse wird in der zweiten Stunde von hr3-Rebell in neuen Büchern aus der Popszene geblättert und in neue musikalische Hörbücher hineingehört.

„Als sich Roger Waters zum ersten Mal herabließ, das Wort an mich zu richten, studierten wir am College schon fast ein halbes Jahr lang Architektur zusammen. ... Der einzige Grund, warum Roger damals an mich herantrat, war der, dass ich ihm mein Auto leihen sollte." So beginnt Nick Mason, der Schlagzeuger von Pink Floyd, sein Buch „Inside Out - mein persönliches Porträt von Pink Floyd". Sehr amüsant erzählt Nick Mason als einziges Pink Floyd-Mitglied, das die 40-jährige Geschichte der Band von Anfang an miterlebt hat, Anekdoten und Histörchen über die verschiedenen Entwicklungsphasen der Mega-Band von den Anfängen in der Londoner Underground-Szene bis zur kaum für möglich gehaltenen Reunion anlässlich des „Live 8"-Konzertes 2005.

Für Peter Gabriel ist das Buch, das nach der Erstveröffentlichung von 2005 nun als Taschenbuch-Ausgabe wieder auf den Markt kam: „ein einziges Vergnügen. Nick ist ein wundervoll trocken-lakonischer Erzähler."

„Die Zellentür schloss sich, und ich war allein", mit dieser Zeile beginnt das Buch „Hart wie Marmelade - ein Rock'n'Roll-Roman aus der Provinz" von Kai Havaii, dem Sänger der Achtziger-NDW-Band Extrabreit, „von den Fans heiß geliebt, von Franz Josef Strauß indiziert, von Musikkritikern gehasst. Nach dem kometenhaften Aufstieg folgt der Absturz, Ecstasy auf Ibiza, Koks in New York, schließlich Heirat und ein fulminantes Comeback, das von Entziehungskuren, Verhaftungen (s.o.) und tragischen Abschieden begleitet ist" (Auszug aus dem Klappentext).

„Die Sechziger begannen im Sommer 1956, endeten im Oktober 1973 und hatten während eines Auftritts von Tomorrow im Londoner UFO-Club kurz vor Sonnenaufgang des 1. Juli 1967 ihren Höhepunkt." So beginnt das Buch „White Bicycles - Musik in den 60er Jahren" von Joe Boyd. Der in England lebende Amerikaner Boyd war Entdecker und Produzent von Fairport Convention, Nick Drake u.a. und gründete den UFO-Club in London, in dem Bands wie Pink Floyd und Soft Machine ihre Karriere begannen. Der Insider Joe Boyd, der auch mit Dylan und R.E.M. zu tun hatte, liefert Innenansichten aus der Popszene zwischen Business, Kunst, Größenwahn und Tragödien. Joe Boyd kommt ab Mitte Oktober auf eine Lesereise nach Deutschland. Am 20.10. liest er im Frankfurter Mousonturm aus seinem Buch, musikalisch begleitet vom Gitarristen und Sänger Geoff Muldaur.

„An meinem achten Tag in Mumbai wurde ich nervös", mit diesen Worten beginnt das Buch „Indien und Bhutan - unterwegs 1", ein Reisebericht und Fotobildband von Farin Urlaub. Der Sänger und Gitarrist der Ärzte machte seinem Künstlernamen mal wieder alle Ehre und reiste mit seiner Kamera sechs Monate lang durch Indien und Bhutan. Zurück kam er mit einer Unzahl von Fotos, von denen die besten am 1. Oktober in einem opulenten Bildband, angereichert mit Anmerkungen, Erläuterungen und Anekdoten veröffentlicht wurden.

„Weltgeschichten" heißt eine neue Hörbuchreihe, die musikalische Geschichten aus aller Welt erzählen soll. Die beiden ersten Hörbücher, in denen auch Musik und Tänze des jeweiligen Landes eine Rolle spielen, sind soeben erschienen.  Im drei CDs umfassenden Hörbuch „Samba do Cajú" von Claus Schreiner geht es um die Geschichte einer brasilianischen Musikerfamilie in Rio de Janeiro von 1840 bis zur Gegenwart. Rund 150 Musikzitate sind in die spannende Erzählung eingewoben.

Das zweite ebenfalls reichhaltig ausgestattete und drei CDs beinhaltende Hörbuch aus dieser Reihe heißt „Der Cimarrón" (von Miguel Barnet) und erzählt die Lebensgeschichte eines entflohenen Sklaven auf Kuba, berichtet von der Plantagen-Arbeit, der Flucht in die Wälder, von Zauberern und Religionen, Kultur und Musik.

Viel Anregung zum Hören und Lesen bietet hr3-Rebell in der zweiten Stunde.

 

30.09.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Filmmusik - live gespielt im Studio von Mi Loco Tango

Der geheimnisvolle Fremde spricht kaum ein Wort. Doch auf seiner Mundharmonika spielt er eine Melodie, die jedem in die Glieder fährt. Und natürlich zieht er am schnellsten. Das berühmteste und bildhafteste Mundharmonika-Thema aller Zeiten stammt aus dem Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod", komponiert von Ennio Morricone, dem größten Filmmusik-Komponisten Italiens, der im nächsten Jahr 80 Jahre alt wird. Die Mundharmonika, die Charles Bronson im Film an die Lippen presst, wurde damals im Soundtrack aus dem Jahre 1968 von Franco de Gemini gespielt. Der virtuose, heute 79-jährige Mundharmonika-Künstler ließ es sich nicht nehmen, bei der Neueinspielung des Morricone-Klassikers durch die Frankfurter Gruppe Mi Loco Tango, die legendäre Melodie nochmals neu aufzunehmen.

Das Frankfurter Quartett veröffentlicht am kommenden Freitag das neue Album „Il Cinema: Il Paradiso", ein Programm mit italienischer Filmmusik von Morricone, Nino Rota („Der Pate") und anderen. Das CD-Release-Konzert findet am kommenden Mittwoch in der Alten Mühle, Bad Vilbel statt. Doch heute schon spielt das Quartett Mi Loco Tango Ausschnitte aus dem neuen Filmmusik-Programm live im hr3-Studio.

Passend zum Thema finden sich unter www.hr3.de auf der Rebell-Seite ein paar Reproduktionen von Original-Kinoplakaten. Die dazugehörige Filmmusik etwa aus Fellinis „Amarcord", oder Sergio Leones „The Good, The Bad And The Ugly" („Zwei glorreiche Halunken") ist in der Neufassung von Mi Loco Tango in der ersten Stunde von hr3-Rebell zu hören.

 

30.09.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Disko Partizani - Shantel live im Studio

Durch ihn kam die Bukovina, die Region im rumänisch-ukrainischen Grenzgebiet, auf die Landkarte des Global-Pop. Der Erfinder des „Bucovina Club" und „King of Balkan Pop", wie Stefan Hantel alias DJ Shantel genannt wird, ist derzeit mit seinem neuen Programm „Disko Partizani - Shantel & Bucovina Club Orkestar" auf großer Europa-Tournee und wird am kommenden Donnerstag, dem 4. Oktober in der Frankfurter Batschkapp auftreten. Doch heute, an seinem einzigen konzert-freien Tag, ist er in hr3-Rebell zu Gast. Und wird berichten über seine Vorstellung von einem neuen Sound Kontinental-Europas, einem „wahnwitzigen Kulturmix" als Brücke zwischen Orient und Okzident - und als Kontrastprogramm zum vorherrschenden angloamerikanischen Mainstream-Pop, der die Ohren europäischer Pop-Hörer okkupiert hat. Ähnlich wie die Russen-Disko setzt auch Shantels Disko Partizani auf die unverbrauchte Kraft und vitale Musikalität osteuropäischer Volksmusik. Bei Shantel sind es die südosteuropäischen Musiktradtionen, die Ethno-Stile des Balkan und der Bukovina, gemixt mit Dance-Grooves, Electro-Pop und Polka-Party-Punk. Als er seine Kreuzungs-Ideen erstmalig präsentierte, löste er Verwirrung und Begeisterung zugleich aus: „Bauchtanz trifft auf HipHop, ein ungerader Balkan-Stomper auf Electronica, ein jiddischer Klezmer auf Rock'n'Roll? Ja biste denn meschugge?" - Shantel ließ sich nicht beirren und der Erfolg gab ihm recht. Die Pop-Presse jubelte: „Bucovina Club ist der neue schrille, trashige und laute Pop-Tanztrend zu Balkan-Dancefloor, Gipsy-Beat und Osteuropa-Soundclash!"

Mit seinem neuen Programm Disko Partizani, das er mit einer hochkarätigen Musikerschar eingespielt hat, geht er seinen musikalischen Weg eines stilistisch erweiterten Balkan-Pop konsequent weiter - mit schräg schmissigen Blechbläsern, gesanglichen Glanzleistungen osteuropäischer Herkunft, digitalem Elektro-Gewitter und tanzbein-animierender Disko-Rhythmik. Das ist Power, Leidenschaft, Anarchie und Subkultur-Disko, kurz gesagt: Party-Partizani.

In die Sendung wird Shantel ein exklusives Musikstück als Radio-Premiere mitbringen, einen von ihm produzierten Titel zum Soundtrack des neuen Fatih Akin-Film „Auf der anderen Seite". Vielleicht bringt er auch noch mehr mit. Mal abwarten, ob Shantel auch diesmal sein optisches Erkennungszeichen auf dem Kopf trägt, wenn er ins hr3-Studio kommt. Seit der Gründung seines Bucovina Club sieht man ihn üblicherweise, so auch bei seinem kürzlichen Auftritt in der Frankfurter Festhalle innerhalb des Peter Maffay-Programms „Begegnungen", nur mit einem braunen Pelzturban auf dem Haupt. Was eine schweißtreibende Kopfbedeckung ist, zumal er selbst die Losung ausgab: „die Sache wird heiß, heißer als alles, was ihr bis jetzt erlebt habt."

Unter hr3.de finden sich im Netz ein paar Fotos von Shantels laufender Tour.

 

23.09.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

pure & live - Christiane Lux

Das hr3-Studio wird sich in dieser Stunde in einen intimen, lauschigen Musikclub verwandeln. Die Sängerin und Songschreiberin Christina Lux kommt mit ihrer Gitarre ins Studio und wird Songs aus ihrem neuen Album „pure & live" singen und spielen. Ihr Gitarrenspiel ist exquisit, ihre Stimme, so schreibt ein Kritiker zutreffend „umhüllt die Seele und bringt sinnlich-dunkle Melancholie und berührende Freude in einer Innigkeit zu Gehör, die außergewöhnlich ist."

Seit den frühen achtziger Jahren ist sie musikalisch unterwegs, sang in der Jule Neigel Band und der multikulturellen A-capella-Gruppe Vocaleros, kooperierte mit Jon Lord, Laith Al Deen und Fury in the Slaughterhouse, bestritt das Vorprogramm für Long John Baldry, Paul Young, Tuck & Patti und Die Happy. Aber bis heute kommt sie nicht über den Status eines Vorprogramms hinaus und hätte doch weit mehr verdient.

Sie changiert zwischen Soul, Folk und Jazz, bricht aus in vielfarbigen perkussiven Scat-Gesang und erzählt von Reisen auf den holprigen Straßen ihres Innenlebens. Von dem Mut, auch schwierige Wege zu gehen, mitten durch Schmerz und Bitterkeit hinein in eine romantische Poesie, die aus all dem etwas entstehen lässt, das einen Sinn ergibt.

Konsequent singt sie nur eigene Liedkompositionen.

In dieser Stunde wird man bestätigt finden: Christina Lux ist eine Entdeckung, die bereichert.

 Fotos: Holger Leue                      Lipari                                                          Stromboli

23.09.07  2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Lipari, Stromboli, Capri - ein multimedialer Segeltörn

Vor drei Wochen startete hr3-Rebell zum Segeltörn durch die italienische Inselwelt und besuchte die Inseln Ponza, Sizilien und Vulcano und ging auch in Sorrent und Neapel vor Anker. Die heutige Schlussetappe führt durch die Gewässer der Äolischen Inseln, vorbei am rauchenden Vulkan Stromboli zur Insel Capri, dem Inbegriff des Italien-Klischees oder der malerischen Naturschönheit, je nach Standpunkt: „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt."

An Bord des Fünfmasters sind als besondere Attraktion drei Star-Köche, an deren Kunst man verkostend teilhaben darf. In einer Abendshow schmettern zwei Sopranistinnen hörenswert um die Wette; ansonsten sorgen eine Sängerin und ein vorzüglicher Gitarrist und Pianist für den musikalischen Rahmen. Und unter den Gästen ist eine populäre Sängerin, die viel lacht aber nicht singt - und im Interview an Bord von ihrem Jazz-Album „Misty" erzählt: Gitte Haenning.

Zum Abschluss der multimedialen Kreuzfahrt durch italienische Gewässer bietet hr3-Rebell heute nochmals Segelromantik, Vulkanismus-Faszination, Inselzauber, Dolce Vita und viel Musik aus Italien, mit professionellen Fotos des Reisefotografen Holger Leue und mit Amateur-Videoclips des Machers dieser Sendung - zu sehen im Netz unter hr3.de. 

Video: Gitte rezitiert "Stormfront"

 

16.09.07  1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Der Krautrock lebt - und wird live im hr3-Studio gespielt

Was früher ein Schimpfwort war, hat sich im Laufe der Zeit, wenn auch nicht gleich zu einem Adelstitel, so doch zu einem Qualitätssiegel gewandelt. Vor allem in England und den USA etablierte sich der Begriff Krautrock als Stilkategorie für eine eigenständige deutsche Rockmusik der 70er Jahre, der mit Respekt bis Bewunderung begegnet wird. Britische Bands wie Radiohead und Blur, sogar Superstar David Bowie, aber auch die US-Amerikaner Beck und Red Hot Chili Peppers haben sich lobend über den deutschen Krautrock geäußert oder gar als davon beeinflusst bezeichnet.

Unter dem Etikett Krautrock wird allerdings zusammengefasst, was eigentlich gar nicht zusammengehört, nämlich sowohl der elektronische Experimental-Sound von Bands wie Popol Vuh, Tangerine Dream, Neu u.a., als auch der avantgardistische Improvisations-Rock von Can, Amon Düül u.a., der Ethno-Rock von Embryo und (später) Dissidenten, der psychedelische Rock von Guru Guru, Jane, Faust u.a. und der Elektro-Pop der Techno-Pioniere Kraftwerk. Doch nicht nur das alles gilt als Krautrock, sondern auch der melodiöse Jazzrock von Kraan (gegründet 1970) und der folksong-beeinflusste Artrock von Hoelderlin (gegründet ebenfalls 1970). Beide Band-Legenden stehen gemeinsam mit der Newcomer-Band Electric Orange am kommenden Freitag dem 21.09. bei der „Krautrock Nacht" in Fulda auf der Bühne. Heute sind sie in der ersten Stunde von hr3-Rebell zu Gast.

Von Kraan kommt der Bassist und Macher Hellmut Hattler. Von Hoelderlin kommen der Schlagzeuger Michael Bruchmann (als einziges Gründungsmitglied von Hoelderlin), der Keyboarder Andreas Hirschmann (Mitglied von Hoelderlin seit 2005) und die neue Sängerin und Geigerin Ann-Yi Eötvös. Und in dieser Besetzung wird das Hoelderlin-Trio live und unplugged drei Titel aus dem neuen Album „8" im hr3-Studio spielen.

Der Krautrock lebt - nicht nur diese eine Stunde lang.

 

16.09.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Quo Vadis Pop?

Was wird aus dem Pop-Business und den kreativen Popmusikern?

Drei Tage vor Beginn der Popkomm, Europas größter Fachmesse für Popmusik in Berlin, diskutiert hr3-Rebell über den Umbruch in der Plattenbranche, über die Chancen und Risiken von MySpace, YouTube & Co, über die Möglichkeiten der Selbstvermarktung von Musikern und Bands, etc.

In Zeiten, in denen die Pop-Konzertbranche mehr Umsatz macht als die Plattenindustrie, weil die Tonträger-Verkäufe weiterhin rückläufig sind, verabschieden sich die etablierten Plattenfirmen zunehmend aus der Nachwuchsförderung, trennen sich von renommierten, aber umsatzschwachen Künstlern und riskieren kaum noch etwas abseits des Mainstream.

Ist das Internet die Rettung für ausgemusterte Altstars, für neue, kreative Köpfe und für stilistisch eigenwillige Nischenanbieter?

Können unbekannte Musiker und Newcomer-Gruppen ihre Musik über Download-Shops an den Mann und die Frau bringen? Hilft eine Präsentation in Internet-Portalen, um das interessierte Publikum zu erreichen? Welche Vorteile bieten die neuen Medien für die Nutzer, die Musikinteressierten, die Popkonsumenten?

Dies und mehr diskutieren im Studio kompetente Gäste:

der Musiker Hellmut Hattler, der fast alles, was seine Musik anbelangt, eigenverantwortlich macht und die neue Doppel-CD „Live Cuts" seiner Band HATTLER über das Internet vertreibt,

der Label-Chef Christian Arndt von peace-lounge-recordings und diversen Sub-Labels, der die Musik seiner Vertragskünstler aus Dance, Electronica, Worldmusic, Jazz, Lounge, Pop und Klassik sowohl auf herkömmlichen Tonträgern, aber auch als digitalen Download anbietet

und der Frankfurter Musikjournalist Detlef Kinsler, der seit vielen Jahren schon über die musikalischen wie strukturellen Entwicklungen und Trends der Popszene berichtet, aber auch als Förderer junger, kreativer Künstler Einblicke hat in die schwierige Welt des künstlerischen und finanziellen Überlebens junger, eigenwilliger Musiker und Musikerinnen.

Eines lässt sich vorab schon sagen: die Chancen sind eindeutig vielfältiger geworden. Doch was ist mit den Risiken? Und gibt es Nebenwirkungen? Und was bringt die Zukunft im Pop?

Antworten und Weissagungen in der zweiten Stunde von hr3-Rebell.

 

 

09.09.07   1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Anne Haigis singt live im Studio

Hat sie den Blues? Jedenfalls singt sie davon in ihrem neuen Album. Und Bluesfeeling kann ihrer Stimme niemand absprechen. Natürlich hat sie so einiges erlebt in den gut 35 Jahren ihrer bewegten Sängerinnen-Karriere. Da war auch so manche Krise zu meistern, etliches an privatem wie beruflichem Frust zu verkraften. All das hört man aus dieser großartigen, blues-getränkten Stimme heraus. Schmerzliche Reibung und Seelentiefe klingt im aufgerauten Timbre ihrer warmen Power-Stimme.

Auf ihrem neuen Album singt sie den Blues „Can't Let Go" des Lonesome Strangers-Boss Randy Weeks so intensiv, dass man in die Knie gehen möchte. Man darf gespannt sein, wie weich die Knie werden, wenn sie, neben anderen, auch diesen Song in hr3-Rebell live singen wird.   Bevor sie auf eine 25-Städte-Tour durch deutsche Clubs geht, darunter auch einige in Hessen, gibt sie uns ein kleines Radiokonzert. Begleitet von Jens Filser, einem der versiertesten Blues- und Folkgitarristen hierzulande, wird Anne Haigis das hr3-Studio in einen vibrierenden Live-Club verwandeln. Mit Songs ihres neuen Albums „Good Day For The Blues" beschert sie uns eine gute Stunde mit Blues-Gespür, Soul-Energie und Folk-Sentiment.

 

 

09.09.07   2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Zum Tod von Luciano Pavarotti

Er hat die Klassik und Popmusik zusammengebracht wie kein zweiter. Der Startenor mit der Jahrhundertstimme, der am Donnerstag im Alter von 71 Jahren an Krebs starb, kannte keinerlei Berührungsängste gegenüber der sogenannten U-Musik. Im Gegenteil. Obwohl er dafür von manchen Klassikpuristen angefeindet wurde, suchte er geradezu die Nähe zur Popszene und sang mit fast jedem namhaften Popstar im Duett. Zwischen 1992 und 2003 veranstaltete er fast jedes Jahr in seiner Heimatstadt Modena ein Wohltätigkeitskonzert für notleidende Kinder in Krisengebieten und Kriegsregionen und lud dazu die Pop-Prominenz ein.

Und alle kamen im Laufe der Jahre, um nur einige zu nennen: Bryan Adams, Jon Bon Jovi, Bono, James Brown, Tracy Chapman, Eric Clapton, Joe Cocker, The Corrs, Sherryl Crow, Lucio Dalla, Deep Purple, Gloria Estefan, Eurythmics, Paco de Lucia, Elton John, Grace Jones, B.B. King, Meat Loaf, Liza Minelli, Mike Oldfield, Eros Ramazotti, Lou Reed, Sting, Suzanne Vega, Stevie Wonder und Zucchero.

Es war ein Glücksfall nicht nur für die Musikszene, dass der begnadete Tenor Luciano Pavarotti ein kinderliebender Sturkopf war - und dazu noch ein musikalisch aufgeschlossener und experimentierfreudiger Zeitgenosse und Humanist. Gegen etliche Widerstände hatte er sein Projekt „Pavarotti and Friends" ins Leben gerufen und damit die getrennten Welten Klassik und Pop wie selbstverständlich zusammengeführt   und - noch viel wichtiger : damit hatte er sich selbst, seinen Friends, den Popstar-Kollegen und seinem Publikum ein Ziel und eine Vision gegeben: mitzuhelfen, dass den unschuldigsten Opfern der weltweiten Kriege, den Kindern, geholfen wird. Für die vom Krieg traumatisierten Kinder z. B. in Bosnien, Liberia, Angola, Afghanistan und Irak haben seine Benefizkonzerte konkrete Hilfe geleistet.

Die Konzertmitschnitte auf CD und DVD enthalten viele originelle Duette zwischen Pavarotti und seinen Popstar-Friends. An das Beste davon und an den besten Tenor, den die Popszene je gehört hat, erinnert hr3-Rebell in dieser Stunde.

 

02.09.07   1. und 2. Stunde (21 - 23 Uhr):

Hafen von Ponza 

 Foto: Holger Leue

 Italienische Inseln, Vulkane und Canzoni - multimedial

„Lava, Paradiesland, Sonnensichel, Gotteslächeln, Sirenengesänge, Witwentränen". Dies singt die sizilianische Sängerin Etta Scollo über ihre Heimat, die vom Ätna, dem höchsten und aktivsten Vulkan Europas überragt und von der Mafia heimgesucht wird. Nicht nur dem 3.340 Meter hohen Ätna werden wir einen Besuch abstatten, sondern auch den beiden anderen Feuerbergen Süditaliens, dem rauchenden Vulkankrater Fossa auf der Insel Vulcano und dem ständig aktiven Stromboli, der als fast perfekter Vulkan-Kegel über 900 Meter aus dem Meer aufragt.

Das schönste Verkehrsmittel, mit dem man die verschiedenen italienischen Inseln erreichen kann, ist ein Segelschiff. Wir gehen an Bord eines Fünfmasters auf eine Kreuzfahrt von Civitavecchia, dem Hafen Roms, nach Sizilien und wieder zurück, mit Zwischenstationen auf den Inseln Capri, Lipari, Vulcano und mit Landgängen in Neapel, Sorrent und Taormina. Auch ein Besuch der traumhaften Küste von Amalfi ist geplant. Doch dieses Highlight wird vereitelt durch einen Sturm - mit sechs Meter hohen Wellen und entsprechendem Seegang im Magen. Tags darauf haben sich die Turbulenzen dann wieder gelegt und man kann das Segeln, die angesteuerten Inseln und das Angebot auf dem Schiff erneut genießen.

An der Kreuzfahrt beteiligt sind als besondere Attraktion drei Star-Köche und zwei Sommeliers, an deren Kunst man verkostend teilhaben darf. In einer Abendshow schmettern zwei Sopranistinnen hörenswert um die Wette; ansonsten sorgen eine Sängerin und ein vorzüglicher Gitarrist und Pianist für den musikalischen Rahmen. Und unter den Gästen ist eine populäre Sängerin, die viel lacht aber nicht singt - und im Interview an Bord von ihrem Jazz-Album „Misty" erzählt: Gitte Haenning.

Segelromantik, Vulkanismus-Faszination, Inselzauber, das urbane Leben italienischer Städte, Dolce Vita und viel Musik aus Italien bietet hr3-Rebell heute multimedial, mit professionellen Fotos des Reisefotografen Holger Leue und mit Amateur-Videoclips des Machers dieser Sendung. Buon Viaggio!

 

 

 

26.08.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Neue Männer hat der Pop

„Auch Sommersprossen sind Gesichtspunkte", zitiert er den alten Sponti-Spruch und findet gleich einen neuen: „Leben wie Franzosen Auto fahren". Nicht nur flotte, pfiffige Sprüche enthalten die Songtexte des Hamburger Sängers, Gitarristen und Poeten Wolfgang Müller. Seine leisen romantisch-melancholischen Lieder schürfen manchmal tief, „als wär in mir ein Loch, wo alles reinfällt". Sein Debut-Album „In der Zwischenzeit" bringt einen neuen lakonischen Ton in den deutschen Pop. „Bist du hoffnungslos oder romantisch? Beides wär' sehr sympathisch", mit dieser Liedzeile beschreibt er im Grunde das ganze Album, das erst am 14.09. erscheinen wird, aber heute schon ausschnittweise in hr3-Rebell zu hören ist.

Und was macht der denn?: Der Brasilianer Carlinhos Brown bringt auf seinem neuen Album „A Gente Ainda Nao Sonhou" zusammen, was musikalisch bislang nicht zusammengehörte: brasilianische Perkussion, Bossa-Melodik, Dancefloor-Elektronik, Metal-Rock-Einwürfe und psychedelische Streicher. Ziemlich verrückt und großartig gemacht.

Der südafrikanische Singer/Songwriter Farryl Purkiss lässt mit seinem Debut-Album, das schlicht seinen Namen trägt, alles dort, wo es musikalisch in der langen Singer/Songwriter-Tradition hingehört: die Mundharmonika zur Folkgitarren-Ballade, die Slide-Gitarre zum blues-bezogenen Song, das Cello zum romantischen Kunstlied und das CSN&Y-Chor-Zitat zum Song „Déjà Vu - Here It Comes Again". Was da in seiner Musik wiederkommt, ist mehr als ein Déjà-vu-Erlebnis. Es sind Erinnerungen, die Zukunft haben.

Auch die anderen neuen Männer, die in dieser Stunde zu hören sind, Chris Letcher, Tuomo, Tim MacMillan, Tom McRae und Andy Palacio beweisen, dass im Pop kein Mangel herrscht - auch nicht an interessanten Neuentdeckungen männlichen Geschlechts.

 

26.08.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Geheimnisvolle Musik am Lago d'Orta - multimedial

Die oberitalienischen Seen am Südrand der Alpen gehören zu den malerischsten Landschaften Mitteleuropas. Westlich des Lago Maggiore liegt der romantische Orta-See mit seiner Insel San Giulio. Hier sollen der Legende nach bis ins vierte Jahrhundert Drachen und Riesenschlangen gelebt haben. Angeblich soll es hier auch ein geheimnisvolles Instrument geben, dessen Klang gleichermaßen an die Karibik wie an die Kuhglocken der Hochalmen erinnere. Abgeleitet von einem uralten Instrument aus den abgelegenen Alpentäler der Walser habe ein Künstler, der sowohl Musiker als auch Maler und Restaurator ist, ein völlig neues, klanglich wundersam reizvolles Instrument entwickelt, das noch kaum jemand zu Gehör bekam.

Die zweite Stunde von hr3-Rebell handelt von einem, der auszog, dieses mysteriöse Instrument und seinen Erbauer aufzuspüren. Die Suche, die von 45 Fotos und vier Videoclips im Netz unter hr3.de begleitet wird, führt über das Felsenkloster Santa Caterina del Sasso am Lago Maggiore (siehe Video „Lago Maggiore"), wo der gesuchte Musiker als Restaurator historischer Fresken arbeiten soll, was nicht der Fall ist, über das „bemalte Dorf" Legro am Lago d'Orta, wo er an Wandbildern der Hausfassaden malen soll (siehe Fotos Nr. 16 - 20) - doch auch dort ist er nicht zu finden - bis in die malerische Berglandschaft des Val Strona (siehe Video „Campello Monti"), wo er sich auf die Alm „Alpe Capezzone" zurückgezogen haben soll. Ob er dort zu finden ist? Zumindest sind grandiose Landschaften, historische Sehenswürdigkeiten und das Dolce Vita Norditaliens zu entdecken, begleitet natürlich von außergewöhnlicher Musik. Und vielleicht wird zu guter Letzt auch noch das geheimnisvolle Instrument zu hören sein, dessen ebenso exotischer wie vertrauter Klang kaum ein Ohr bislang vernommen hat.

Dies ist Teil 1 einer großen multimedialen Italienrundreise in hr3-Rebell - von den Alpen bis nach Sizilien. Am kommenden Sonntag folgen Teil 2 und 3: eine Kreuzfahrt auf einem Fünfmaster zu den italienischen Inseln, von Capri bis Stromboli.

Val Strona                                 Die Kunst des Eis-Essens     Felsenkloster Santa Caterina del Sasso, Lago Maggiore

(Fotos: Heike-Maria Schmidt)

 

19.08.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Neues aus der Prog- und ArtRock-Szene

Man glaubt sich zurückversetzt in die glorreichen Zeiten des Artrock Anfang der 1970er Jahre, wenn man das neue Album „The Hemulic Voluntary Band" der schwedischen Band Ritual hört. Die sechs kunstvoll und komplex komponierten Songs des Albums, das am 31. August hierzulande veröffentlicht wird, erinnern in ihren besten Momenten an Artrock-Kunstwerke stilprägender Bands wie Gentle Giant oder King Crimson. Das abschließende, fast halbstündige Song-Opus „A dangerous Journey" steht mit seinen Tempiwechseln, Arrangementkontrasten und Themenvariationen in der Tradition epischer Rock-Suiten von Gruppen wie Yes und den frühen Genesis.

Der aktuelle Genesis-Begleitgitarrist Daryl Stuermer bietet mit seinem jüngsten Solo-Album „Go" edle Gitarren-Instrumentals, deren Stil an Al Di Meola und Alan Holdsworth denken lässt, aber auch Stimmungen von Dire Straits- und Genesis-Titeln anklingen lässt.

Mit deutlich forcierteren Härtegraden operiert die Progressive Metal-Band Deadsoul Tribe auf ihrem neuen Album „A Lullaby For The Devil", das am 24.08. erscheint. Doch neben rabiaten Metal-Gitarren-Riffs bieten einzelne Songs auch eine fein austarierte Balance zwischen voluminöser Power und fragilen Klangstrukturen.

Sehr viel gefälliger ist das jüngste Album „Somewhere Else" von Marillion, das als Progrock-light sogar ein Mainstream-Publikum erreichen könnte.

Fazit: Der kunstvolle, progressive Rock der frühen siebziger Jahre lebt noch immer. Und der Begriff Progrock wandelt sich allmählich wieder vom Schimpfwort zum Adelstitel.

 

19.08.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Songs für Kids

Dri Chinisin mit dim Kintribiss werden jetzt schon vom Ballermann-Trio Rühmanns Scherben ibil virgirkt, sprich: übel vergurkt. Es geht aber auch ganz anders: zwischen Kunst- und Kinderlied interpretiert die Gruppe Mi Loco Tango mit viel Spaß und gemeinsam mit den singenden Kindern der Bandmitglieder die uralte „Volksweise" (GEMA) von den „Drei Chinesen mit dem Kontrabass". Die Crème der Frankfurter Musikszene fand sich zusammen, um ein Album mit neu aufgefrischten alten Kinderliedern aufzunehmen. „Zuckerschneckche, Prinzje & Co" heißt die CD, die auf Initiative von Claudia und Gregor Praml (Bandleader von Mi Loco Tango) entstanden ist und künftig jedem neugeborenen Frankfurter Kind in einem Begrüßungspaket geschenkt wird. Die musikalische Wundertüte enthält so manche Überraschung:

Die Frankfurter Frühjahrskollektion stellt kammermusikalisch gewitzt die alte Kinder-Frage: „Wer hat die Kooo, wer hat die Kooo, hat die Kokosnuss geklaut?" Matthias Keller hat total den Vogel, nein, die Vögel, und die sind dann auch alle schon da. Frank Wolff lässt mit seinem Cello den Mond aufgehen „und aus den Wiesen steiget der Neger Wumbaba".

Ellen Klinghammer singt mit sich selbst den Kanon „Hejo, spann den Wagen an", die U-Bahn-Kontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleidern veräppeln Shaggy und Jan Delay im Nonsenslied vom „Spannenlangen Hansel" und der „nudeldicken Dirn", die Groben Junggesellen rocken ebenso kindergerecht wie die Eltern antörnend den „Bi-Ba-Butzemann". Und die Band Perle macht aus dem „volkstümlichen Scherzlied" „Die Flunder und der Harung" eine echte Pop-Perle.

Kürzlich erschien auch das Album „Animal Playground", sozusagen ein musikalischer Spielplatz für Kinder und Tiere, mit wunderschönen Tierliedern, nicht nur für Kinder, aus aller Welt. In Zeiten von Knut, Kariba (Elefantenmädchen), Darius (Tigerjunges) und anderen Zoobabys wie dem auch von hr3 erwarteten Giraffennachwuchs des Frankfurter Zoos mausern sich Tierlieder zum neuen Trend.

Die zwieti Stindi vin hr3-Ribill ist vill im Libin.

 

12.08.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Elvis - zum 30. Todestag

In dieses „schlechte Nauheim" kam er mit großen Bedenken. Der des Deutschen absolut unkundige Elvis hatte den Namen des hessischen „Bad Nauheim" völlig falsch gedeutet. Er soll sich sogar richtig wohl gefühlt haben in den zwei Jahren seiner Armeezeit in Hessen. Zum 30. Todestag des King of Rock'n'Roll werden die Orte Friedberg, wo Elvis von Oktober 1958 bis März 1960 stationiert war, und Bad Nauheim, wo er wohnte, zu Pilgerstätten der Fans.

Warum ist Elvis heute noch so beliebt? Wo er doch in den letzten Jahren seines Lebens nur noch eine Karikatur seiner selbst war, grotesk aufgedunsen von all den Süßigkeiten, die er in sich hineinstopfte? Wo er doch weder Gitarre spielen konnte noch jemals einen Song geschrieben hatte? Wo er doch ein Narziss und Egozentriker mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung war? - so lautet jedenfalls die Ferndiagnose des Göttinger Psychologie-Professors Borwin Bandelow, der recherchiert hat, dass der unter Depressionen leidende Elvis im Durchschnitt 20 Tabletten am Tag einwarf. Und das so lange, bis sein Herz so sehr geschwächt war, dass es schließlich versagen musste. Und das geschah am 16. August 1977, als der 42-jährige Elvis auf der Toilette saß und ein christliches Buch las: „The Scientific Search For The Face Of Jesus".

Was also ist das Geheimnis für den bis heute andauernden Erfolg des ewigen King? Einerseits braucht die Poszene tragische Helden und früh verstorbene Stars, die als Idole vergöttert werden, andererseits war Elvis in seinen Glanzzeiten ein hervorragender Sänger, dessen Ausstrahlung auch heute noch elektrisieren kann. Dies bezeugen diverse Wiederveröffentlichungen, die pünktlich zum 30. Todestag auf den Markt kommen, darunter das Doppelalbum „Elvis The King" mit seinen „50 größten Hits" und die Doppel-CD „Viva Las Vegas" mit bis dato unveröffentlichten Live-Aufnahmen. Aus beiden Neuveröffentlichungen werden Ausschnitte zu hören sein. Darunter auch die „laughing version" von „Are You Lonesome Tonight" von 1960. Damals hatte Elvis noch gut lachen. Vielleicht lag es ja an „Bad" Nauheim.

 

12.08.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Bauchtanz und Märchen aus dem Orient

„Das Glück, das ein gutes Lied vermittelt, ist unbezahlbar". Dieser Ausspruch wird Sindbad dem Seefahrer zugeschrieben und stammt aus den weltberühmten Geschichten aus Tausendundeiner Nacht.

Was verbinden wir üblicherweise mit dem alten Orient: Märchenerzähler, Kamelkarawanen, Beduinenzelte, die unendliche Weite der Wüste mit all ihren Gefahren und ihrer kargen Schönheit, dazwischen grüne Oasen. Was kommt einem sonst noch so an Klischees in den Sinn?: Paläste des Sultans oder Kalifen, der Großwesir Isnogud, dann natürlich der Harem, die Eunuchen und nicht zuletzt der Bauchtanz.

Die zweite Stunde von hr3-Rebell ist den Geheimnissen des Orients gewidmet ist, vor allem diesen zwei Phänomenen der orientalischen Kultur, dem Bauchtanz und dem Reich der Geschichten und Märchen. Und für beide Themenschwerpunkte sind Expertinnen ins Studio geladen. Und zwar die orientalische Bauchtänzerin Hanan Kadur und die Erzählerin orientalischer Geschichten Elfriede Kleinhans. Beide werden Auskunft geben über ihr jeweiliges Metier. Elfriede Kleinhans erzählt das arabische Märchen von der gerupften Gans. Und Hanan Kadur führt uns in die Kunst und Technik des Bauchtanzes ein. Im Netz unter hr3.de und hanan-kadur.de kann man sich Fotos und ein Video der Tänzerin anschauen. Natürlich wird in dieser Stunde auch originale Bauchtanz-Musik zu hören sein und aktueller orientalischer Pop - darunter auch eine filmmusikähnliche, orientalische Hommage an Sindbad den Seefahrer.

 

05.08.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Der Rattenfänger des Rock wird 60

Vor 40 Jahren gründete er seine Haus- und Hofband Jethro Tull und er ist noch immer „on the road". Gestern trat er mit Jethro Tull im Württembergischen Calw Open Air auf, in den nächsten Tagen gastiert er in der Schweiz, Frankreich, Polen und Israel. Etliche seiner September- und Oktober-Konzerte in Kanada und den USA sind bereits jetzt ausverkauft. Was belegen mag, dass Ian Anderson und seine Jethro Tull-Mannen noch immer eine große Anhängerschaft haben, auch wenn die herausragenden Erfolge lange zurückliegen. Doch die eigentümliche Musikmischung von Jethro Tull mit Elementen aus altenglischer und mittelalterlicher Musik, Folkrock, Jazz, Prog/Artrock, Elektronik und sogar fernöstlichen Anleihen bleibt nach wie vor außergewöhnlich und reizvoll. Ian Anderson ist als Sänger, Flötist und Songschreiber der Kopf und sozusagen das Zentralgestirn von Jethro Tull. Die übrigen Musiker gruppieren sich quasi als Satelliten um ihn herum. Aus tausenden von Songs ist die Handschrift von Ian Anderson immer herauszuhören. Keiner singt so aristokratisch wie er, ohne affektiert zu klingen. Keiner formt seine Melodien so verschnörkelt wie ein höfischer Minnesänger aus der elisabethanischen Zeit, gleichzeitig gebrochen vom Blues und liebäugelnd mit der Gefälligkeit des Pop. Und natürlich steht keiner außer ihm mit angewinkeltem Spielbein querflötespielend auf der Bühne. Bis heute ist er die Inkarnation des flötespielenden Rattenfängers der Rockmusik. Und als Texter wird Ian Anderson schon immer unterbewertet. Viele seiner Texte haben Charme und Witz und viel Fantasie. Die erste Stunde von hr3-Rebell feiert ein Original der Rockgeschichte - aus Anlass seines 60. Geburtstages am 10. August.

 

05.08.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Reggae around the World - multimedial

Am Vorabend des Nationalfeiertags von Jamaika feiern wir die musikalische Haupt-Errungenschaft der drittgrößten Karibikinsel: den Reggae, eine seltene Mixtur aus sonnigem Karibik-Flair, spirituellem Rasta-Kult und politischem Engagement. Das hervorstechende Merkmal des Reggae ist der locker hüpfende Beat mit der Betonung auf 2 und 4, oft verbunden mit synkopischen Brechungen. Vor allem dieser federnde, entspannt groovende Rhythmus sorgt für die „positive Vibrations", die den Reggae im Laufe der Jahrzehnte weltweit populär gemacht haben. Kein anderer Rhythmus aus einem sogenannten Dritte-Welt-Land hat sich so wie der Reggae um die ganze Welt verbreitet und wurde als Stilelement mit den verschiedensten regionalen Poprichtungen amalgiert. Den Reggae-Rhythmus hört man in der japanischen Popmusik genauso wie in der afrikanischen. Bands aus der Südsee greifen genauso darauf zurück wie Musiker auf Mauritius, in Australien, Brasilien, Indien oder Algerien.

Einige Beispiele für den globalen Siegeszug des Reggae werden in der zweiten Stunde von hr3-Rebell zu hören sein. Im Netz unter hr3.de bieten wir dazu passend Reggae- und Rasta-Fotos aus aller Welt, beigesteuert vom Reisefotografen Holger Leue.

Die heutige Reggae-Würdigung ist eine konzertierte Aktion mit „Der Ball ist Rund". Klaus Walter beschäftigt sich nach 23 Uhr mit „Slackness", der jamaikanischen Art über Sex zu singen.

 

29.07.07 1. Stunde (21-22 Uhr)

Alles nur gedopt

Wenn der 64-jährige Mick Jagger wie aufgedreht über die Bühne joggt,

wenn die Neo-Hippies im Matsch des verregneten Burg Herzberg-Festivals am letzten Wochenende von der friedlich-fröhlichen Atmosphäre schwärmen, während süßlich riechende Wölkchen über ihren Köpfen wabern,

wenn Disco-Raver die ganze Nacht ohne Pause durchtanzen,

wenn zu nachtschlafender Zeit die Morgen-Moderatoren der Frühsendung immer so total gut drauf sind .... alles nur gedopt?

Die Spritzensportler der Pedaleure haben gerade ihre Spritztour beendet. Nach der Tour de Farce stehen jetzt nahezu alle Leistungssportler unter Generalverdacht.

Was im Sport mit betrügerischer Absicht geschieht, ist natürlich in keiner Weise vergleichbar mit dem Verabreichen und Konsumieren von chemischen und pharmazeutischen Stimulanzien in der Popkultur. Das Einwerfen, Rauchen oder Spritzen zweifelhafter bis verbotener Substanzen diente und dient hier den Zwecken der Genussmaximierung oder gar Bewusstseinserweiterung, der Erzeugung von Rausch und Ekstase oder nur der Intensivierung der Wahrnehmung.

Dass sich so mancher Star durch permanenten Drogenmissbrauch ruiniert hat, ist genauso bekannt wie die große Zahl von Pop-Kunstwerken, die unter Einfluss stimulierender Substanzen entstanden sind. Und es dürfte nicht übertrieben sein, zu behaupten, dass ein Großteil der Rockgeschichte nicht ohne Dope denkbar ist. Jede Generation hatte ihre eigenen Drogen: der Rock'n'Roll die Amphetamine, die Psychedelic Ära LSD, die Techno- und Raver-Szene Ecstasy usw.

Alles nur gedopt?

 

29.07.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Gedopt durch Musik

Glückshormone sind die besten Rauschmittel. Und durch nichts werden Glückshormone schöner freigesetzt als durch die Erfahrung von Liebe und Musik. Euphorische Gefühle können leicht durch Musik ausgelöst werden. Das weiß jeder, der in einem mitreißenden Konzert seine Favoriten-Band in Hochform erlebt hat, oder gemeinsam mit Freunden am Baggersee die alten Lieblingslieder schmetterte, oder eine neue CD entdeckte, die genau die eigene Stimmungslage ausdrückt.

Die zweite Stunde von hr3-Rebell erzählt Geschichten von Situationen, in denen jemand von Musik umarmt wird und beflügelt, verzaubert und befreit.

Musik gibt Power und Elan, setzt neue Kräfte frei und öffnet die Türen zur eigenen Gefühlswelt.

Musik ist Doping für die Seele.

 

15.07.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Zum 60.Geburtstag von Carlos Santana und Yusuf (Cat Stevens)

„Seid die Zukunft dieses Globus. Nutzt sie richtig. Macht es wie die großen Künstler Miles Davis oder Picasso: bringt das Beste aus Euch hervor, verwirklicht Euer Meisterwerk. Genießt Euer Leben, schafft Liebe, Freude, Frieden", also sprach Carlos Santana bei einem Auftritt in Montreux. Sein Konzert „Hymns For Peace" ist kürzlich als DVD veröffentlicht worden. Audio-Ausschnitte daraus werden in der ersten Stunde zu hören sein. Daneben weitere Titel dieses großen Gitarristen, der zu den stilprägenden Musikerpersönlichkeiten der Rockgeschichte zählt. Am kommenden Freitag wird er 60 Jahre alt.

Tags drauf kann Yusuf Islam (früher: Cat Stevens) ebenfalls seinen 60. Geburtstag feiern. (Es gibt einzelne Quellen, die den 21.07.48 als sein Geburtsdatum angeben)

Carlos Santana und Yusuf Islam beteiligten sich gemeinsam am 30. Juni in Bochum an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Künstler als Friedenstifter" und gaben aus diesem Anlass auch ein Benefiz-Konzert. Yusuf gehörte am vergangenen Samstag auch zu den Künstlern des Hamburger „Live Earth"-Konzertes. Sein glaubwürdiges Engagement für den Frieden und für die Verständigung zwischen der westlichen Welt und dem Islam wäre noch glaubwürdiger, wenn er sich von seinen früheren Äußerungen zur Fatwa gegen Salman Rushdie distanzieren würde. In aktuellen Interviews hat er zu diesem Thema stets rigoros die Aussage verweigert.

Die erste Stunde von hr3-Rebell widmet sich zwei wichtigen Musikerpersönlichkeiten der Popgeschichte, die, jeder auf seine Weise, ihre Musik in einen spirituellen Zusammenhang gestellt haben.

 

15.07.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Neue Pop-Chansons aus Frankreich

Gestern wurde in Frankreich der wichtigste Nationalfeiertag mit Paraden und Feuerwerk begangen. Der 14. Juli erinnert alljährlich an die Französische Revolution und die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789. Die gestrigen Feierlichkeiten standen auf Wunsch des neuen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy „im Zeichen Europas und der Helden des Alltags". Als deutsche Alltags-Helden durften gestern Abend beim „Bal Populaire", der erstmals in den Farben Europas veranstaltet wurde, die Popgruppe Tokio Hotel auftreten.

Ob der politische Aktionismus des neuen „kleinen Napoleon in Europa" Sarkozy auch auf die Stellung des französischen Pop in Europa durchschlägt, ist eher unwahrscheinlich. Das neue französische Popchanson bedarf im übrigen keiner politischer Schützenhilfe. Kreative junge Künstler haben eine neue Mischung aus Folk und Soft-Jazz, Latin-Rhythmik und traditionellem Chanson kreiert, die auch außerhalb Frankreichs immer mehr Interesse findet. Die neueste Entdeckung Frankreichs ist die 28-jährige Sängerin und Songschreiberin Rose, die brüchige Poesie und entspannt beschwingte Musikstimmungen mit einem feinen erotischen Gespür verbindet. Ihre Folkpop-Chansons handeln von Leidenschaft, Lebensfreude und Liebesfrust, von Einsamkeit, Enttäuschung und Euphorie. Ihr Debutalbum „Rose" erscheint hierzulande am kommenden Freitag.

Am gleichen Tag erscheint auch das als Musical angelegte Konzept-Chanson-Album „Imbécile" des Nouvelle Vague-Musikers Olivier Libaux. Das vieldeutige Wort „Imbécile" kann so viel heißen wie Narr oder Schwachsinn. Und genau darum geht es dem Autor des Konzeptalbums: den Schwächen von uns Narren einen Sinn zu geben - und endlich aufzuhören mit der permanenten Pflicht zur guten Laune in einer Welt, die Perfektion und Funktionalität zum Fetisch erhebt und dabei von einer Krise in die nächste stürzt.

Neben diesen beiden Produktionen sind auch neue Popchansons von Keren Ann, Emilie Simon, Artur H., Francoise Hardy und Les Fils De Teuhpuzu hören.

Am Abend nach dem französischen Nationalfeiertag feiern wir in der zweiten Stunde von hr3-Rebell La Belle Pop Musique Nouveau Francaise

 

08.07.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Quetschkommode virtuos - die Veronika Todorova Band spielt live im Studio

Längst hat sich das Image des Akkordeons vom einst belächelten, weil angeblich rückständigen, hinterwäldlerischen Volksinstrument für Trachtenvereine gewandelt zum zutreffenden Bild von einem urwüchsigen akustischen Instrument mit vielen Facetten. Was wäre das französische Chanson oder der Musette-Walzer ohne das Akkordeon? Was der argentinische Tango, der texanische TexMex, oder die Cajun- und Zydeco-Musik aus Louisiana und dem Mississippi-Delta?

Auch in die Popmusik hat die Ziehharmonika schon vor Jahrzehnten Einzug gehalten. Man kennt das „Schifferklavier" im Latin-Pop á la Los Lobos, im Irish Folkpunk á la The Pogues, im Alpin-Rock von Attwenger bis Hubert von Goisern, im Pop von Bruce Hornsby bis Bob Geldof usw. Aber wer kennt das Akkordeon in der bulgarischen Musik?

Seit dem hessischen creole-Wettbewerb, der Anfang März ausgetragen wurde, kennt man die aus Bulgarien stammende junge Akkordeon-Virtuosin Veronika Todorova mit ihrer Band. Die mehrfache Preisträgerin nationaler und internationaler Akkordeon-Wettbewerbe spielt gemeinsam mit dem Bassisten Detlef Görke und dem Schlagzeuger Axel Spreitzer eine mitreißende Mischung aus Balkanpolka, Jazz und Tango - heute auch live im hr3-Studio. Anlass ist „Die Nacht des Akkordeons", ein Musikfestival am kommenden Samstag in Limburg, bei dem neben der Veronika Todorova-Band u.a. auch der Star des italienischen Jazz-Akkordeons Renzo Ruggieri auftreten wird.

Die Veronika Todorova-Band wird übrigens im November bei der hr3-Rebell-Clubtour durch Hessen „hin & weg - ein Weltenbummel für alle Sinne" zum musikalischen Programm gehören.

 

08.07.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

„Wild Horses" - von Pferden, Menschen und Musik

„Und eines Tages, wenn die Ölbarone alle auf dem Trockenen sitzen und die Nächte spürbar kälter werden - dann werden sie flehen um eure Stärke, eure sanfte Kraft, eure edle Anmut und Größe", singt Ian Anderson im Jethro Tull-Song „Heavy Horses". Und Jackie Leven sieht Vertrauen in den Augen eines Pferdes und bekennt: „I love the horse". In vielen Songtexten steht das Bild von den wilden Pferden als Metapher für Freiheit und Ursprünglichkeit. Die Schlusszeile im berühmten Stones-Song „Wild Horses" lautet: „Auf wilden Pferden werden wir eines Tages davonreiten."

In der Musik der Steppenvölker von Tuva und der Mongolei basiert der Rhythmus auf dem Schrittmaß ihrer Pferde. Und fast jede moderne Reitschule bietet heute musikalisches Reiten an, als Tanz mit dem Pferd im Takt der Musik.

Die Beziehung zwischen Pferd und Mensch beschäftigte die Kunst schon immer, wie man aktuell auch einer großen Berliner Ausstellung über das Reitervolk der Skythen entnehmen kann. Gerade wurde auch ein prächtiger Fotoband des Fotografen Florian Wagner zum Thema „Pferd & Mensch" veröffentlicht. Die großartigen Fotos von Pferden und Reitern aus aller Welt haben selbst Rhythmus und vermitteln scheinbar eine Art musikalischer Dramatik. Einige der Fotos aus diesem außergewöhnlichen Bildband, den man im Verlauf der Sendung auch gewinnen kann, sind in der Fotogalerie auf hr3.de zu sehen; und ein paar Zitate aus den spannenden Geschichten des Buches werden in dieser Stunde zu hören sein.

Am heutigen Tag des Großen Reitturniers in Aachen, dem Weltfest des Pferdesports, hören wir Songs aus aller Welt über Pferde und Menschen und schauen uns fantastische Fotos an über das Glück der Erde, das angeblich auf dem Rücken der Pferde zu finden ist.

„Ein Pferd ohne Reiter ist immer ein Pferd. Ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch." (Stanislaw Jerzy Lec, polnischer Schriftsteller)

 

Zusatz-Information:

Der Wu Wei Verlag, der das Buch „Pferd & Mensch" veröffentlicht hat, schreibt über den Bildband von Florian Wagner:

„Wenn ich ihn reite, so schwebe ich in Lüften, ich bin ein Falke, er trabt auf der Luft, die Erde singt, wenn er sie berührt; das schlechteste Horn seines Hufes ist musikalischer als die Pfeife des Hermes." (William Shakespeare, Heinrich V) Wer rund um den Globus nach des Pferdes Bedeutung für den Menschen forscht, stößt allerorten auf die Erkenntnis: Ohne das Pferd wäre der Mensch nichts. Oder zumindest nichts geworden. So sagt man in Afghanistan gerne: „Ein alter Freund ist wie ein gesatteltes Pferd." Gibt es ein schöneres Kompliment für einen Freund? Und aus Arabien stammt das Sprichwort: „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd."
Auf seinen Reisen um die Welt begegnet Florian Wagner immer wieder demselben historischen Phänomen: der kulturellen Prägung des Menschen durch das Pferd. Fragt man einen Araber nach seinem größten Schatz, so ist das sein Falke, sein Kamel oder sein Pferd. Den Indianern Amerikas wurde alles genommen, Kultur, Land, Identität. Die Pferde hat man ihnen gelassen. Heute pflegen sie die Traditionen des Muts und der Reitkunst, wenn sie beim Omak Suicide Race die Abhänge hinunter rasen.
Die Nomaden in der Mongolei hingegen brauchen ihre drahtigen Ponys, um die unendlichen Weiten ihrer Heimat zu bewältigen und um mit Adlern auf die Jagd zu gehen.
In den USA erweist sich ein riskantes Projekt als soziale Sensation: Mörder, Kinderschänder und Drogendealer müssen zur Resozialisierung auf einer Ranch wilde Mustangs einreiten, die vorher mit Hubschraubern gefangen werden. Nicht selten weinen diese Männer, wenn sie „ihre" Pferde nach Abschluss des Programms abgeben müssen, weil sie zum ersten Mal in ihrem von Gewalt bestimmten Leben Wärme und Zuneigung von einem Lebewesen erfahren haben."

 

01.07.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

40 Jahre „Summer Of Love"

„If You're Going To San Francisco Be Sure To Wear Some Flowers In Your Hair", sang Scott McKenzie in der schlagerhaften Hymne der Blumenkinder im Sommer 1967 - geschrieben von John Philips, Gründer der Mamas And Papas und Mitveranstalter des legendären Monterey Pop Festivals, das Mitte Juni 1967 stattfand. Diesen Flower Power-Song hatte er für das erste Groß-Festival der Popgeschichte in Monterey geschrieben, und zwar auf Geheiß der Stadtväter von Monterey, die um die Sicherheit ihrer Kleinstadt fürchteten. Der Songtext, der zu friedfertigem Verhalten aufruft, erwähnt ganz bewusst mit keinem Wort den Austragungsort des Festivals Monterey, sondern fordert die Fans auf, in die nahe gelegene, weltoffene Großstadt San Francisco zu pilgern. Dorthin sollten die Ströme der Hippies gelenkt werden, Monterey wollte die Fan-Massen nur über die Dauer des dreitägigen Festivals zu Besuch haben. Das Song-Konzept ging auf. Die Hippie-Kolonnen strömten in die Stadt an der Golden Gate Bridge.

San Francisco und die umgebende Bay Area stiegen im Sommer vor 40 Jahren zum Zentrum einer neuen Jugendkultur auf. Der „Summer Of Love" war der Höhepunkt der Hippie-Bewegung, die sich von San Francisco aus in die westliche Welt übertrug. Vielleicht war der Sommer der Liebe die fröhlichste, freieste und fruchtbarste Zeit, die die Popmusik je erlebt hat. Es war die Zeit der „Free Concerts", der „Free Stores" und der kulturellen wie sozialen Freiräume. Der Psychedelic Rock wurde geboren, Love-ins, Be-ins, Teach-ins, alle Arten von Happenings und Pop-Arts trieben kreative Blüten.

Diesen einen Sommer lang schien der Traum von „Love & Peace" Realität zu werden. Die Unschuld der Flower Power-Philosophie, die Glaubwürdigkeit der Hippie-Weltverbesserer ging unter in Drogenexzessen und Gewalt. Doch Spuren von damals sind geblieben. Das aktuelle Album der Holmes Brothers enthält eine Neufassung des Anfang der Siebziger Jahre von Nick Lowe im Geiste der Blumenkinder geschriebenen Songs „What's So Funny 'bout Peace, Love And Understanding?"

 

01.07.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Städtereisen - multimedial

„Bin dann kurz mal weg." - Kleine Fluchten braucht jeder. Das Abhauen übers Wochenende, der gezielte Kurz-Trip wird immer beliebter. Und Städtereisen sind absolut im Trend. Davon profitieren auch die großen Städte Deutschlands. Berlin, Hamburg und München waren im letzten Jahr die Gewinner der boomenden Städte-Trips. Die europäischen Metropolen London, Paris und Wien sind nicht minder eine Reise wert.

Die genannten Großstädte steuern wir in dieser Stunde multimedial an. Mit Fotos im Netz unter hr3.de und im Radio mit Reiseberichten, Tipps, Kommentaren und natürlich mit Songs über und aus den anvisierten Städten tauchen wir ein in das urbane und pop-kulturelle Leben dieser sechs attraktiven Städte.

Was im Swinging London der sechziger Jahre die Carnaby Street in Soho war, das ist jetzt die High Street in Camden. Hier pulsiert heute der Rhythmus der Londoner Subkultur-Szene. Ähnliche aktuelle Szene-Informationen erhalten wir auch über die übrigen Städte: Dass die besten Jazzclubs von Paris noch immer im Quartier Latin zu finden sind, dass Berlin mit über 200 Clubs die führende Szene-Stadt Deutschlands ist, dass Wien mehr zu bieten hat als Fiaker, Zentralfriedhof und Mozartkugeln und dass in Hamburg die Aktivposten in Sachen Pop und Nightlife immer noch in St Pauli und am Hamburger Berg zu finden sind. Neue Musik-Trends bietet dort der Kellerclub Molotow. In der Großen Freiheit 36 mit dem berühmten Kaiserkeller regiert der klassische Rock, und die Hörsturz-Parties im Grünspan, Hamburgs ältester Disco, sind legendär. In München steht nicht nur das Hofbräuhaus, sondern für die eher coole Klientel auch das P1, die angesagteste Promi-Disco. Der aktuell am höchsten gehandelte Münchner Club ist „Die 1. Liga". Das Glockenbachviertel hat Schwabing in Sachen Nachtleben längst abgelöst. Auch der Kunst- und Kulturtreffpunkt Muffathalle ist immer einen Besuch wert.

All diese Informationen erhält man in den Reisehörbüchern von Marco Polo, herausgegeben für die hier genannten Städte, beinhaltend je zwei Audio-CDs, plus Cityplan mit Stadtführung. Bekannte Reise-Hörfunkjournalisten haben die Erlebnisreportagen und Informationen in gut produzierten, radio-typischen Beiträgen mit O-Tönen und Interviews erstellt.

Diese Hörbuch-Reihe von Städtereisen via Audio-Tracks wird in der zweiten Stunde von hr3-Rebell mit Tonbeispielen und Ausschnitten vorgestellt. Der komplette Satz der Reisehörbücher kann im Verlaufe der Stunde gewonnen werden.

 

24.06.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

40 Jahre „All You Need Is Love"

Das Thema der ersten Stunde hat mit dem morgigen Datum zu tun. Am 25. Juni 1967, also vor 40 Jahren, flimmerte die erste weltweit ausgestrahlte Fernsehsendung über die Bildschirme rund um den Globus. „Our World" hieß diese erste globale TV-Show - und die Beatles waren dabei. Der Beitrag Englands zur Premiere einer weltumspannenden Fernsehsendung über Satellit war die Live-Übertragung einer Plattenaufnahme in den berühmten Londoner Abbey Road-Studios. Dort sangen und spielten die Beatles ihre neue Single, die eigens für diese Weltfernseh-Show von John Lennon geschrieben wurde: „All You Need Is Love". Dies war auch die zentrale Botschaft des „Summer Of Love" Anno 1967. Am kommenden Sonntag dem 1. Juli wird die erste Stunde von hr3-Rebell ganz dem Sommer der Liebe vor 40 Jahren gewidmet sein, heute aber, in der ersten Stunde von hr3-Rebell wollen wir ein paar Liebes-Hymnen hören, die in der „Summer Of Love"-Tradition stehen, Songs, die anknüpfen an diese ebenso naive wie utopische Botschaft der Beatles: „All You Need Is Love".

 

24.06.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Aus Alt Mach Neu

Wie ist das, wenn sich Musik, die man kennt, völlig verändert? Wie ist das, wenn man einem Menschen, der einem früher sehr vertraut war, nach langer Zeit wiederbegegnet und feststellt, dieser Mensch ist ein völlig anderer geworden?

Wie ist das, wenn man als Dessert frische Erdbeeren bestellt und der kreative Koch hat den vertrauten Erdbeergeschmack durch Zugabe von Pfeffer drastisch verfremdet? Wie ist das, wenn der Mensch, der einem am nächsten steht, auf einmal nicht mehr wiederzuerkennen ist, weil Frisur und Outfit völlig neu gestylt sind?

Wie ist das, wenn ein Lieblingssong aus alten Zeiten plötzlich in einem völlig neuen Klanggewand daherkommt? Wie ist das, wenn aus Altem etwas Neues gemacht wird? Muss man das per se gutfinden? Oder nur, wenn es gelungen und gut gemacht ist? Mehr dazu in der zweiten Stunde von hr3-Rebell, wenn nur aktuelle Produktionen mit Neufassungen alter Song-Preziosen zu hören sind.

 

17.06.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Castillo del Mar - Eine Lounge mitten im Atlantik

Dies ist die Geschichte von einer Felsenfestung auf einer Klippe im Atlantik. An der Nordküste von La Gomera, am Ausgang des Barranco von Vallehermoso liegt am Fuße eines schroffen Felsmassivs, vom Meer an drei Seiten umspült, das Castillo Del Mar, eine ehemalige Bananenverladestation aus dem Jahre 1890. Das historische Bauwerk, das über Kanonen verfügte, um die kleine Hafenanlage vor Piraten zu schützen, geriet in Vergessenheit, nachdem die Bananenverschiffung 1957 eingestellt worden war und die einzige Zugangsstraße zum Castillo durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. Die Festung verfiel in einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf, bis sie von dem deutschen Fotografen und Gomera-Liebhaber Thomas K. Müller restauriert und als Kulturplattform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Seit 2003 finden dort Ausstellungen, Kulturmärkte und Konzerte statt.

Der renommierte deutsche Weltmusik- und Jazz-Pianist Matthias Frey, der zu den Künstlern des Castillo del Mar zählt, hat diesem ungewöhnlichen Konzertort zu Ehren, 33 entspannte Titel für ein Doppelalbum zusammengestellt - mit Künstlern, die im Castillo Del Mar bereits aufgetreten sind, oder dieser gomerischen Bühne im Atlantik ihre Musik gewidmet haben.

Die gerade veröffentlichte Doppel-CD „Atlantic Lounge - La Gomera - Castillo Del Mar", die sich von den üblichen elektronisch dominierten Lounge-CDs durch eine Betonung akustischer Instrumente unterscheidet, wird in dieser Stunde vorgestellt und ist auch zu gewinnen.

Eindrücke von der Felsenfestung Castillo Del Mar, von deren Terrasse aus man den höchsten Berg Spaniens, den Teide auf Teneriffa sehen kann, liefern einige Fotos und ein Video im Netz unter hr3.de.

 

17.06.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

In Monterey vor 40 Jahren fing alles an

Die Open Air Konzert-Saison 2007 ist im vollen Gange. Genau vor 40 Jahren wurde die Mutter aller heutiger Open Air-Festivals geboren. Vom 16. bis 18. Juni 1967 fand in Kalifornien das Monterey International Pop Festival statt, mit dem der legendäre „Summer of Love" und damit die Hippie-Bewegung begann. Dieses erste große Open Air-Festival der Popgeschichte markierte auch den ersten Höhepunkt einer sich kreativ schier überschlagenden Popszene. Zwei Wochen zuvor hatten die Beatles ihr Meilenstein-Album „Sgt. Pepper" veröffentlicht. Eine Atmosphäre des spielerischen Umbruchs, eines fröhlichen „Alles ist möglich" lag in der Luft. In Monterey manifestierte sich die positive Schwingung der Jugendbewegung erstmals in einem großen Festival Gleichgesinnter.

„Music, Peace, Flower-Power and Love" stand in großen Lettern über dem Eingang. 32 Bands traten auf, darunter die Créme de la Créme der damaligen Szene und die stilbildenden Trendsetter, denen die Zukunft zumindest der nächsten Jahre gehören sollte, wie Janis Joplin and the Holding Company, Jimi Hendrix, Blood, Sweat and Tears, Buffalo Springfield, Grateful Dead oder Jefferson Airplane.

Das Monterey Pop Festival war das erste Großereignis, das künstlerisch wie kommerziell das enorme Potenzial der Popmusik bewusst machte.

Nach Monterey verlor die Popmusik ihre Unschuld und wurde zum weltweiten Big Business. Seitdem sind die Open Air-Festivals fester Bestandteil der Sommervergnügungen zunächst auf beiden Seiten des Atlantiks, inzwischen rund um den Globus. In jedem Sommer üben die Massenspektakel aufs Neue eine geradezu magische Anziehungskraft auf Heerscharen meist junger Pop- und Rockfans aus.

In der zweiten Stunde von hr3-Rebell erinnern wir uns daran, dass dies alles vor 40 Jahren in Monterey begann.

 

10.06.07 1. und 2. Stunde (21 - 23 Uhr):

Die Alchimie der Gefühle ...

... und die Poesie des Alltäglichen - so könnte die inhaltliche Klammer des heutigen Songprogramms überschrieben werden. Es wird ein musikalisch entspannter Sonntagabend werden mit vielen kleinen lyrischen Gedanken und (nicht nur) verträumten Stimmungen, ausgelöst von neuen Songs, die allesamt von Sängerinnen und Songautorinnen in den letzten Wochen veröffentlicht wurden, oder in diesen Tagen auf den Markt kommen. Die 28-jährige Sängerin und Songschreiberin Esther Bertram singt von der „Alchemy Of The Heart" in ihrem gleichnamigen, hochinteressanten zweiten Album, das in der kommenden Woche erscheint. Auf dem neuen Kammer-Jazz-Pop-Album „In The Shadow Of Your Words" von Cristin Claas hört man Zeilen wie diese: „Was wichtig ist, wird überdauern".

Die neue Soul-Jazz-Diva Malia singt von einem kleinen schwarzen Vogel ohne Flügel und meint damit die menschlichen Handicaps, mit denen wir uns selbst behindern.

Suzanne Vega stellt in ihrem neuen Song „Frank & Ava" fest: es ist nicht genug, verliebt zu sein. Von dunklen Themen, Krisen und Sorgen handeln viele Songs des aktuellen Albums „Fingers & Thumbs" der Sängerin und Gitarristin/Keyboarderin Polly Paulusma aus Cambridge. Dagegen singt die Texanerin Stephanie Dosen von einer großen inneren Freude in ihrem neuen Song „This Joy".

Erst 16 Jahre alt war die aus Massachusetts stammende Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin Sonya Kitchell als sie die Songs ihres kürzlich veröffentlichten Debutalbums „Words Came Back To Me" aufnahm. Ihre zwischen Folk, Pop und Rhythm'n'Blues angesiedelten Songs handeln von Jungs, Verliebtheiten, Frustriertheiten aber auch von der Katastrophe des 11. September 2001.

Wie eine Replik auf den zu Ende gegangenen G8-Gipfel in Heiligendamm hört sich der Song „Innocent Blue" der neuen US-Singer/Songwriterin Pieta Brown an, in dem sie singt: „Wohin hat sich der Frieden auf Erden verzogen? Solange noch nur einer in Ketten liegt, ist niemand frei." Und Natalie Cole covert auf ihrem jüngsten Album „Leavin'" den Sting-Songklassiker „If I Ever Lose My Faith In You" über das verlorene Vertrauen in die Politiker, die sich aufführen wie „game show hosts". Und Holly Cole resümiert: das Leben ist wie eine Bowle voller Kirschen: nimm's nicht zu ernst, das Leben ist so mysteriös. „So live and laugh at it all."

Machen wir uns zwei schöne Stunden und hören lyrische Songs von Frauen, die um das Geheimnis wissen, dass intensive Musik die Alchimie der Gefühle befördert.

 

03.06.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Deine Lakaien - live im Studio

"20 Years Of Electronic Avantgarde", so war die Tournee überschrieben, die im Februar zu Ende ging. Das Tour-Motto war nicht so ganz zutreffend, denn das elektronische Dark Wave-Duo Deine Lakaien hatte sich mit einem 30-köpfigen klassischen Orchester, der Neuen Philharmonie Frankfurt, zusammengetan, um das bekannte Repertoire der Gruppe aus 20 Jahren Band-Geschichte in einem bislang unbekannten, weniger elektronischen Klanggewand neu zu präsentieren. Auch wenn Ernst Horn, der Instrumentalist, Komponist und Arrangeur von Deine Lakaien im Konzert immer eine Hand an den Tasten und Knöpfen diverser elektronischer Gerätschaften hatte, die andere Hand hielt und schwang den Taktstock, um das große Orchester zu dirigieren. Das Klangvolumen der 30 Klassiker dominierte größtenteils die Elektronik, ergänzte sie auch und verhalf den Songs zu dramatischen Momenten, großem Gestus und einer außergewöhnlichen Bandbreite an musikalisch-szenischem Ausdruck. Hier wurde nicht das übliche Rock-meets-Klassik-Klischee bedient, sondern eine gelungene Durchdringung von Elektronik, Dark Wave, Pop und klassischem Klangkörper erreicht. Das Orchester wie eine Band einzusetzen, diesem Anspruch sind Ernst Horn und Alexander Veljanow hörbar gerecht geworden.

Nicht nur das Konzert am 13. Februar in der Alten Oper Frankfurt war künstlerisch überzeugend. So lobte etwa die Stuttgarter Zeitung: „Konzerte wie dieses, in denen sich die Moderne mit der Klassik misst und dabei eine gleichermaßen schlüssige wie faszinierende Einheit bildet, sind die rare Ausnahme."

Die orchestrale Neufassung der bekannten Songs verdeutlicht auch die beiden Pole der Musik von Deine Lakaien. Der ehemalige Kapellmeister am badischen Staatstheater Ernst Horn, von Hause aus Klassiker, aber auch elektronischer Avantgardist aus Leidenschaft, arbeitet musikalisch zusammen mit dem in Mazedonien geborenen Sänger Alexander Veljanov, der aus der Gothic-Punk- und Dark Wave-Szene stammt; ein kreativ reibungsvoller Kontrast, der sich im aktuellen Orchester-Projekt besonders schillernd und eindrucksvoll darstellt.

Am kommenden Freitag wird der Konzert-Mitschnitt als aufwändige CD- und DVD-Box veröffentlicht. Dies ist der Anlass für den heutigen Studiobesuch von Alexander Veljanov und Ernst Horn in hr3-Rebell. Sie bringen das aktuelle Werk „20 Years Of Electronic Avantgarde" mit, um es vorzustellen und darüber Auskunft zu geben. Dieser neueste Tonträger von Deine Lakaien wird während der Sendung auch zu gewinnen sein.

 

03.06.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Kick La Luna & Zelia - live im Studio

„15 Jahre Ethno Funk", so ist das Jubiläums-Konzert von Kick La Luna & Zelia am kommenden Freitag im Frankfurter Südbahnhof überschrieben. Seit 1992 tourt die Band durch die Lande und hat inzwischen 7 CDs veröffentlicht. Der typische Stil von Kick La Luna, Ethno-Grooves mit jazzigem Funk-Bass, ausdrucksstarker Soul-Stimme und perfektem Satzgesang zu verbinden, wird nun noch erweitert durch die Mitwirkung der brasilianischen Sängerin und Gitarren-Virtuosin Zelia Fonseca, die früher dem international renommierten Brasil-Duo Rosanna & Zelia angehörte.

Das selbstbewusste Quartett Kick La Luna hat sich im Laufe der 15-jährigen Band-Geschichte eine Ausnahmestellung in der deutschen Popszene erspielt. Weltmusikalische Elemente mit einem Singer/Songwriter-Stil zu verschmelzen, ganz bewusst mit Perkussion und nicht einem Schlagzeug zu grundieren, mit akustischen Resonanzgitarren und nicht elektrischen Brettgitarren zu spielen und das alles mit einer Gesangsqualität zu krönen, die ihresgleichen sucht, so etwas hatte man vor 1992 hierzulande noch nicht gehört und wird es auch heute kaum in vergleichbarer Güte finden. Und immer wieder verblüffend zu erleben, wie es den vier Musikerinnen gelingt, mit ihrer handgemachten und vornehmlich akustischen Musik im Konzert eine mitreißende Energie zu erzeugen, die nicht selten einer ausgelassenen Tanzparty ähnelt. Ein wenig davon wird auch im hr3-Studio zu spüren sein, wenn Kick La Luna live im Sendestudio spielen und singen wird.

Neben ihrer Haupt-Band Kick La Luna kümmern sich die Musikerinnen auch noch um verschiedene Neben-Projekte, wie etwa die Gruppen HaCaBa, Ten On Tons und Friends In High Places. Auch diese musikalischen Aktivitäten der Kick La Luna-Musikerinnen sollen in dieser Stunde vorgestellt werden.

Natürlich sind auch Karten zu gewinnen für das Jubiläums-Konzert von Kick La Luna & Zelia am 8. Juni im Frankfurter Südbahnhof.

 

27.05.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

40 Jahre Sgt. Pepper

Wie oft hat man das schon gehört und gelesen, als besondere Auszeichnung, als höchstes Lob, wenn ein spezielles Album in der Geschichte einer Band oder eines Solisten herausgestellt wurde mit dem Adelstitel: Das ist das „Sgt. Pepper-Album von XY". Ein größeres Kompliment konnte man einer LP-Veröffentlichung nicht machen, als sie zu vergleichen mit dem berühmtesten Meilenstein-Album der Beatles „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band", das vor 40 Jahren veröffentlicht wurde, offiziell genau am 30. Mai 1967 in West-Deutschland, tags drauf am 01. Juni 1967 in UK und am 2. Juni in den USA. Das waren die offiziellen Erscheinungstermine. Aber da bereits Raubpressungen kursierten, entschloss sich die Plattenfirma der Beatles, das Album bereits am 26. Mai auf den Markt zu bringen. Und damit können wir heute fast auf den Tag genau das 40-jährige Jubiläum des epochalen Sgt. Pepper-Albums feiern.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung stand „Sgt. Pepper" schon auf Platz 1 der Album-Charts - und das fast überall in der Popwelt. „Sgt. Pepper" gilt vielen als das bedeutendste Album der Popgeschichte. Wem das eine Nummer zu groß ist, wird zustimmen, „Sgt. Pepper" als das herausragende Pop-Album der 1960er Jahre zu bewerten, obwohl es viele Beatles-Fachleute gibt, die das Vorläufer-Album „Revolver" noch höher einschätzen. Aber „noch höher" heißt eben nur, „Revolver" wird von vielen als ein noch größeres Meisterwerk angesehen - und dies heißt konsequent weiter gedacht: die Beatles waren in der Zeit 1966 bis '67 das Non Plus Ultra, die absolute Weltspitze in der populären Musik, nicht nur was die Popularität und die Verkaufszahlen angeht, sondern weitaus wichtiger, was die künstlerische Qualität ihrer Musik jener Zeit angeht.

Also heißt es heute in der ersten Stunde von hr3-Rebell:

"It was fourty years ago today, Sgt. Pepper taught the band to play."

 

27.05.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Tri Contental spielen live im hr3-Studio

Aus Kanada und Madagaskar stammen die Musiker von Tri Continental. Das stilistische Spektrum der Band vereint Blues, Folk, Singersongwriter-Stilistik und Weltmusik.

Kritiker und Publikum loben immer wieder die enorme Spielfreude des Trios und die ungemein entspannte und gleichzeitig hochkonzentrierte Spielweise der drei Musiker, die allesamt Gitarrenkönner sind und das zurückgelehnte und doch intensive Spielen, Umspielen und Improvisieren beherrschen. Das Live-Musizieren ist die besondere Tugend und große Kunst des Trios. So wurde auch das letzte Album „Drifting" live im Studio eingespielt. Nach dem Abschluss ihrer Deutschland-Tournee kommen die Musiker mit ihren Gitarren nun ins hr3-Studio, um Ausschnitte aus ihrem erfolgreichen Tour-Programm live zu spielen. Wir werden drei Unikate erleben: den Akustikgitarristen und Singer/Songwriter Bill Bourne mit seiner sonoren Bariton-Stimme, den exzellenten Slide-Gitarristen und Sänger Lester Quitzau und Madagascar Slim, den Sänger und E-Gitarristen mit seinem madagassischen Rock-Stil. Jeder der dreien ist sozusagen ein musikalischer Kontinent für sich. Und gemeinsam sind sie eine eigene Welt.

Die drei Musiker von Tri Continental haben neben ihrem gemeinsamen Trio auch noch solistische Neben-Projekte und entsprechend wurden auch Solo-Alben veröffentlicht. Auch daraus werden wir Ausschnitte hören.

 

20.05.07    1. und 2. Stunde (21 - 23 Uhr)

Mauritius, multimedial - mit Fotos, Videos, Musik und Reisegeschichten

Schon der Name klingt wie ein Mythos: Mauritius. Da denkt doch jeder sofort an die teuerste Briefmarke der Welt, an die nobelsten Luxushotels der Premiumklasse, an Traumstrände, wo sich die Reichen und Schönen tummeln. Natürlich bietet Mauritius Luxus und Exklusivität, wie etwa eine paradiesisch gelegene Golf-Insel, deren 18-Loch-Parcours vom deutschen Golf-Profi Bernhard Langer entworfen wurde - stets mit Meerblick, versteht sich. Aber die Insel bietet auch kostbare, weil rare Besonderheiten anderer Art: etwa eine kleine endemische Ringeltaube, die kurz vor dem Aussterben gerade noch gerettet wurde. Außergewöhnlich ist auch die kulturelle Vielfalt, das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Sprache und Religion. Indisch-stämmige Hindus und Muslime bilden eine staatliche Gemeinschaft mit  schwarzhäutigen Einwohnern, den Nachfahren von Sklaven aus Afrika und Madagaskar und mit weißen Mauritiern europäischer, meist französischer Herkunft. Und alle sprechen im Alltag miteinander Kreolisch. Und zudem beherrschen die meisten Mauritier daneben auch Englisch und Französisch.

Diese Vielgestaltigkeit macht die Insel so variationsreich und farbig. Auch mit ihrer Flagge zeigen die Mauritier Farbenfreude. Fast wie ein Regenbogen zeigt die Nationalfahne die Farben Rot, Blau, Gelb und Grün. Die Farbe Rot steht für den Unabhängigkeitskampf, Blau für das Meer, das die Insel umgibt, Gelb für die Sonne, die immer scheint und Grün für das fruchtbare Land, die Vegetation und vor allem die grünen Zuckerrohr-Felder.

Die Monokultur des Zuckerrohrs, die der Insel relativen Reichtum, aber auch Abholzung und landschaftliche Einöde im Inselinnern gebracht hat, wird nun zurückgedrängt, weil sich der Weltmarkt für Zucker verändert hat. Der Tourismus spielt eine immer größere wirtschaftliche Rolle, nicht nur am äußeren Kranz der Insel, dem ökonomischen Speckgürtel mit den Traumstränden, Buchten und Lagunen, sondern auch im Hinterland, wo Natur-Reservate entstehen und Öko-Lodges zu alternativen Urlaubsformen einladen.

Kontraste machen Mauritius so abwechslungsreich: einerseits der heilige See der Hindus Grand Bassin, ein Ort meditativer Ruhe im Zentrum der Insel und andererseits die quirlige Hauptstadt Port Louis mit allen nur erdenklichen Angeboten an Entertainment und Shopping. Einerseits das wissenschaftlich bislang nicht erklärte Naturphänomen der farbigen Erde Terres de Coleurs, eines vegetationsfreien Areals mitten in einer dschungelähnlichen Urwaldlandschaft und andererseits hochmoderne Unterwasser-Scooter, mit denen Touristen über dem Meeresgrund entlangfahren können.

Und dann gibt es da noch als musikalisches Signet der Insel die Séga-Musik mit ihren aufregenden Tänzen. Die Séga war schon Thema am letzten Sonntag in hr3-Rebell. Parallel zum heutigen Mauritius-Reisebericht kann unter anderem ein Video über die sinnlichen Séga-Tänze unter hr3.de angeschaut werden (gefilmt und leicht verwackelt vom Gastgeber der Sendung, des weiteren ein Video über Strände, Hotels und Badeinseln und ein 10-minütiges Video zum Thema Natur, Landschaften, Wasserfälle); außerdem zu sehen: rund 90 professionelle Fotos des Reisefotografen Holger Leue, die mehr als ein gutes Bild von Mauritius vermitteln.

Mauritius, die „Perle des Indischen Ozeans" wird heute schillern - multimedial.

 

13.05.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Meilensteine, wiederveröffentlicht

a) Die wichtigsten Alben des Alan Parsons Project

Ein Studioprojekt, das von einem Produzenten geführt wurde, nur Konzeptalben veröffentlichte und enorme Erfolge feierte ohne jemals live aufgetreten zu sein, das hatte es vor dem Alan Parsons Project noch nie zuvor in der Popgeschichte gegeben. Durch seine Studioarbeit als Toningenieur bei der Produktion des Beatles-Albums „Abbey Road" und des Pink Floyd-Klassikers „Dark Side Of The Moon" hatte sich Alan Parsons einen Namen gemacht. Gemeinsam mit seinem Partner Eric Woolfson veröffentlichte er 1976 unter eigenem Namen das legendäre Konzeptalbum „Tales Of Mystery And Imagination" nach Texten von Edgar Allan Poe. Die „Mischung aus Literatur, Rock und Sinfonik" (Stern) wurde als Meilenstein gefeiert. Auch die Folgealben sorgten für Furore. Der pompöse Alan Parsons-Sound, der simplifizierte Elemente von Pink Floyd mit jeweils angesagten Poptrends und modernster Klangtechnologie verband, verkaufte sich glänzend. Bis Mitte der achtziger Jahre erreichten die Alan Parsons-Platten weltweit eine Auflage von über 25 Millionen.

Nun wurden vier der frühen Alben digital remastered wiederveröffentlicht und mit einigem Bonusmaterial angereichert. In der ersten Stunde von hr3-Rebell werden Ausschnitte daraus zu hören sein.

Zu gewinnen sind zwei Exemplare des Doppelalbums „The Essential Alan Parsons Project" mit 34 der bekanntesten Songs aus den ersten 10 Alben des Alan Parsons Project, die zwischen 1976 und 1987 veröffentlicht wurden.

b) Bob Dylan - „Don't Look Back", Dokumentarfilm von D.A. Pennebaker

Vor 40 Jahren erschien der Tour-Film von Bob Dylans dreiwöchiger Solo-Tournee durch England, die im Frühjahr 1965 stattfand und von dem Filmemacher D.A. Pennebaker dokumentiert wurde. Dieser Film „Don't Look Back" gilt als eines der großen Zeitdokumente der populären Musikgeschichte. Man sieht Ausschnitte aus den Konzerten und viele private Szenen wie aus einem Reisetagebuch:

Joan Baez singt zur Gitarre im Hotelzimmer „Love Is Just A Four Letter Word", während Dylan ununterbrochen in seine Reiseschreibmaschine Texte hämmert. Irgendwann sagt er: „Ich hab den verdammten Song nie beendet." Später greift auch er zur Gitarre und singt ein paar Zeilen aus dem Hank Williams-Klassiker „I'm So Lonesome I Could Cry'. Nächste Szene: Dylan steht in Newcastle vor dem Schaufenster eines Musikgeschäfts, betrachtet die ausgestellten E-Gitarren und sagt: „Schau dir diese Gitarren an, so was kriegst du in den Staaten nicht." Später sieht man Dylan in einem Hinterzimmer Klavier spielen. Dann ein Interview, ein launiges Gespräch mit Alan Price, bei dem viel gelacht wird. Dylan backstage kurz vor einem Auftritt. Dylan auf der Bühne, er singt: „Don't Think Twice". Dylan debattiert mit einem betrunkenen Fan. Donovan singt im privaten Kreis „To Sing For You". Er reicht die Gitarre an Dylan weiter und sagt: „Ich würde gerne ‚It's All Over Now, Baby Blue' hören. Dylan erfüllt im den Wunsch. In der Royal Albert Hall singt er: „The Times They Are A-Changin'". In der nächsten Ansage spricht er von einem schrecklichen Traum. Er habe in die Toilette geschaut und hätte dort Donovan gesehen." Er grinst, das Publikum lacht und applaudiert.

Und so geht dieses Roadmovie immer weiter. Es gehört zu den besten frühen Filmen über Popmusik, die je veröffentlicht wurden.

Als Doppel-DVD wurde der Film „Bob Dylan - Don't Look Back" soeben in restaurierter Form veröffentlicht. Ausschnitte vor allem aus dem Bonusmaterial, das bislang unveröffentlichte Live-Aufnahmen von Bob Dylan enthält, werden in dieser ersten Stunde von hr3-Rebell zu hören sein

 

13.05.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Séga und Sagga - Musik aus Mauritius - mit Fotos im Netz

Die Tänzerinnen sind barfuß, sie wirbeln im Kreis. Ihre farbenfrohen weiten Röcke fliegen, die Hüften sind ständig in rhythmischer Bewegung. Mit den Händen fassen die Séga-Tänzerinnen ihre knöchellangen Röcke am Saum, strecken die Arme himmelwärts und lassen ihre nackten Beine, ähnlich wie beim Cancan, kurzzeitig aufblitzen. Sie tragen eine kurze Bluse, die den Bauch und die Taille frei lässt, die Hüften wiegen in einem inseltypischen Bauchtanz-Rhythmus. Die Männer schlagen auf flache Rahmentrommeln, die wie große Tamburine aussehen. Einer der Musiker schlägt mit einem Metallstab gegen eine überdimensionale Triangel, ein anderer schüttelt einen viereckigen Blechbehälter, in dem Bohnen oder Kieselsteine einen rasselnden Klang erzeugen. Die Männer singen einfache Melodien in kreolischer Sprache. Nur Rhythmus und rufender Gesang ist zu hören, Harmonie-Instrumente gibt es in der traditionellen Séga nicht. Über den Ursprung dieser typisch mauritischen Musik und Tänze weiß man nur, dass die schwarzen Sklaven damit zu tun haben, obwohl weder die Musik noch der Tanz in Afrika zu finden sind.

Die Séga ist offenbar eine eigenständige Tradition, die auf Mauritius entstanden ist. Natürlich gibt es inzwischen verschiedene moderne Spielarten und Stil-Kreuzungen der Séga, die unter Verwendung von E-Gitarren, Keyboards und Schlagzeug zumeist bei Abendshows der großen Hotels gespielt werden. Bei jungen Mauritiern ist die aktuellste Mischform der Sagga besonders beliebt, eine Kreuzung aus Séga und Ragga.

In dieser Stunde wird traditionelle und moderne mauritische Musik zu hören sein, die hierzulande kaum jemand kennen dürfte, weil man schon selbst hinfahren muss, um an diese eigenwillige Musik ranzukommen. Der Gastgeber von hr3-Rebell war im April dort und hat nicht nur viel Musik mitgebracht, sondern auch viele Eindrücke von der kreolischen Kultur auf Mauritius, vom Vielvölkergemisch der Hautfarben, Sprachen und Religionen und dem friedlichen Zusammenleben von indischstämmigen Hinduisten und Tamilen, chinesischen Buddhisten, indo-mauritischen Muslimen und europäischstämmigen, franko-mauritischen Christen, nicht zu vergessen die Bevölkerungsgruppen madagassischer und afrikanischer Abstammung.

Mauritius bietet Luxus-Resorts und Eco-Lodges, lange Sandstrände, zerklüftete Vulkanberge, beliebte Badeinseln und Natur-Reservate, einen heiligen See und ein geheimnisvoll farbiges Erdreich. Erste Impressionen von Mauritius, der „Perle im Indischen Ozean", vermittelt diese Stunde von hr3-Rebell, auch mit professionellen Fotos des Reisefotografen Holger Leue, anzuschauen unter hr3.de.

Am kommenden Sonntag (20.05.) folgt dann ein multimedialer Reisebericht mit noch mehr Fotos, mit Videoclips und mit weiterer Musik aus Mauritius.

 

06.05.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Frankfurter Blues - live im Studio

Der Blues ist nicht totzukriegen, weil er ein Lebenselixier ist, ein Überlebensmittel und eine Lebensanschauung. „The Blues is the healer" hat der große John Lee Hooker gesungen und hat vorgelebt, dass der Blues ein Heilmittel ist. Wer im Geiste des Blues lebt, hat sich mit einer elementaren Energie geerdet. Der Blues eröffnet den Zugang zur Seele der Dinge, zu den zutiefst menschlichen Gefühle in all ihren Facetten. Darum kehren viele Gitarristen im Verlauf ihrer Poprock-Karriere immer wieder mal zu den Wurzeln des Blues zurück, ob Eric Clapton, Gary Moore, Chris Rea, oder, wie es jetzt auch bei Joan Armatrading und ihrem Comeback-Album „Into The Blues" zu beobachten ist.

Der Blues ist auch am Main lebendig - und das ist das eigentliche Thema der ersten Stunde von hr3-Rebell. Zwei verschiedene Blues-Varianten aus Frankfurt werden live im Studio aufgeführt: Blues in Deutsch, mit dem renommierten Frankfurter Bluesgitarristen und Sänger Manfred Häder, der am kommenden Donnerstag sein neues Solo-Programm in der Frankfurter Romanfabrik vorstellt - und: Blues mit Witz. Die beiden Frankfurter Musik-Kabarettistinnen und Comedy-Stars Connie Webs und Claudia Brendler, mit ihren musikalischen „Lustspielen" bekannt als Queens Of Spleens, pflegen auch immer wieder ihre Liebe zum Blues und Jazz, musikantisch ambitioniert, aber nicht ohne Humor.

Und so soll, so wird er sein, der Blues in dieser ersten Stunde: zum Lachen und zum Weinen und somit höchst lebendig.

 

06.05.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Beeindruckende Begegnungen

Peter Maffays Kooperation mit Künstlern aus aller Welt

Der Kontrast hätte kaum größer sein können. Erst der schlagerhafte Poprock, wie man ihn seit Jahren von Peter Maffay kennt, danach teils hochklassiger Ethno-Pop, krachender Punjabi Hiphop, punkiger Balkan-Swing und heavy rockender Afghan-Beat. Etliche der konservativen Peter Maffay-Fans mussten sich arg strapaziert, wenn nicht gar provoziert fühlen, weil ihr Idol gemeinsame Sache machte - zum Beispiel - mit dem lärmenden Electro-Hiphop der englisch-indischen DJ-Sikhs RDB. Einige der in ihren Erwartungen enttäuschten Maffay-Fans verließen die Frankfurter Festhalle denn auch vorzeitig.

Zum Konzertbeginn bekamen die Fans etwa 30 Minuten lang ein Hit-Medley quer durchs Maffay-Repertoire geboten. Anschließend begab sich Maffay mit Band auf fremdes Terrain, sang im Duett mit 13 verschiedenen Künstlern aus aller Welt, darunter dem afghanischen Rockstar Farhad Darya, dem südafrikanischen Hiphop-Star Zola oder der israelischen Sängerin Tsipi Mashid. Jeder beteiligte Künstler durfte neben dem Duett mit dem Gastgeber noch einen eigenen Solotitel singen. Darunter fanden sich einige der Höhepunkte des Konzertabends. Peter Maffay übernahm die Rolle des Moderators und informierte immer wieder über das Hauptanliegen der aktuellen Tour „Begegnungen - eine Allianz für Kinder". Alle der auftretenden Künstler beteiligen sich an einem Hilfsprojekt für notleidende und hilfsbedürftige Kinder.

Die Maffay-Band lief zur Hochform auf, wenn sie die Gastsänger bei ihren Solostücken zu unterstützen hatte und originelle World-Grooves oder hochmoderne Dance-Stile spielen konnte und nicht immer nur den braven, schmalspurigen und variationsarmen Poprock ihres Vorsängers begleiten musste. Zum Konzertabschluss allerdings war die Welt für die Maffay-Fans dann wieder in Ordnung. Ihr Star verabschiedete sich mit dem trostvollen Beistands-Pop „Halt dich an mir fest". Damit war Peter Maffay wieder bei den Begegnungen mit den Fans seiner altbackenen Hits angelangt.

Noch zwei Konzerte in Braunschweig und Nürnberg stehen an, dann ist die Peter Maffay Tour 2007 „Begegnungen - eine Allianz für Kinder" zu Ende. Musikalisch gesehen waren die Begegnungen mit den Gastsängern mutig, beeindruckend und qualitativ überzeugend. Kartenverkauf und Publikumsresonanz blieben allerdings hinter den Erwartungen zurück. Die zweite Stunde von hr3-Rebell liefert einen Konzertbericht und spielt die wichtigsten Songs aus dem Album zur Tournee.

 

29.04.07

1. Stunde (21 - 22 Uhr):

40 Jahre Leonard Cohen - Singer-Songwriter 1: die alte Schule

hr3-Rebell widmet sich heute wiedermal dem Großmeister der kultivierten Melancholie, dem Songpoeten, Kultdichter und Vorsänger einer nicht hoffnungslosen Tristesse: Leonard Cohen. Der Grund ist sein 40-jähriges Jubiläum als Sänger und Songschreiber. Aus diesem Anlass wurden seine ersten drei Alben vorgestern wiederveröffentlicht, natürlich remastered, digital überarbeitet, klanglich verfeinert und mit Bonustiteln angereichert.

Diese drei ersten Alben „Songs Of Leonard Cohen", „Songs From A Room" und „Songs Of Love And Hate" gelten vielen als die essentiellen Liedersammlungen von Leonard Cohen.

Sein erster Auftritt als Sänger fand genau vor 40 Jahren statt. Am 30. April 1967 stand er bei einem Benefizkonzert in der New Yorker Townhall erstmals auf der Bühne, damals präsentiert von Judy Collins, die schon in ihrem Album „In My Life" von 1966 zwei Cohen-Songs interpretiert hatte.

Leonard Cohens Debut-Album gilt als Meilenstein der Popmusik. Damals stellte man ihn sofort auf eine Stufe mit Bob Dylan. Cohens Lieder waren eine Novität in der Popszene jener Tage. Beeinflusst von Blues, Folk und Country stand die schlicht gehaltene Musik ganz im Dienst der stimmungsvollen Ausdeutungen der Metaphern des Textes. Leonard Cohens eintönig und brüchig klingende, mehr sprechende als singende Stimme hatte wenig gesangstechnische Möglichkeiten, dafür aber eine ungemein melancholisch-romantische Ausstrahlung. Und dies gilt heute noch genauso wie damals vor 40 Jahren.

Neben den Wiederveröffentlichungen seiner drei ersten Alben erscheint nun auch das Album „Blue Alert" seiner Lebensgefährtin Anjani Thomas mit Texten des heute 72-jährigen Altmeisters.

 

29.04.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Lyrismen, Leidenschaft und Lakonie - Singer-Songwriter 2: die neue Schule

Leonard Cohens melancholische Grundstimmung setzt sich auch im Singer-Songwriter-Programm der zweiten Stunde fort. Der US-Amerikaner Ben Weaver und der Südafrikaner Nibs von der Spuy, beides Singer-Songwriter von Format pflegen einen Song-Stil, der immer etwas nebelverhangen klingt und die dunklen Tönungen bevorzugt, ganz ähnlich wie bei den typischen Cohen-Songs. Ben Weaver ist bekannt für verquere Moritaten, die stoische erzählt werden mit einer kratzigen tiefen Stimme, die noch tiefer blicken lässt. Sein neues Album „Paper Sky" wurde vorgestern veröffentlicht.

Der Südafrikaner Nibs van der Spuy ist ein glänzender Akustik-Gitarrist. Kein Wunder, war sein Gitarrenlehrer doch kein Geringerer als Steve Morse (früher Dixie Dregs, heute Deep Purple). Die Songs von Nibs van der Spuy leben von seinem folk-orientierten Gitarrenspiel und haben allesamt eine Neigung zum romantischen Sentiment. Selbst seine reggae-inspirierten Pop-Songs mühen sich um eine Balance zwischen Traurigkeit und Hoffnung. Sein gelungenes und hörenswertes Album „Beautiful Feet" erscheint am kommenden Freitag.

Zur Auswahl an neuen Singer-Songwriter-Alben zählen noch die Veröffentlichungen der Norwegerin Hanne Hukkelberg, des Südafrikaners Jonathan Butler und der schottischen Endrick Brothers.

Ginge es unter dieser Handvoll neuer Singer-Songwriter um die allernächste atmosphärische Nähe zur Melancholie und der nicht hoffnungslosen Tristesse des Altmeisters Leonard Cohen, dann hätte Nibs van der Spuy zweifellos die Nase vorn.

 

22.04.07 1. + 2. Stunde:

Geschichte der Songs - Song-Geschichten

Songs können die Welt nicht verändern. Aber sie können das Leben eines Menschen beeinflussen. Eine einzelne Songzeile, die einen ins Mark trifft, ein musikalisches Motiv, das sich tief ins Gedächtnis einprägt, ein intensives Gefühl, das ein bestimmter Song ausstrahlt, das und mehr sind Dinge, die tiefe Spuren hinterlassen können.

Vor 50 Jahren erschienen die ersten Alben der schwarzen Sänger und Songschreiber Sam Cooke, Ray Charles und Chuck Berry und damit die ersten Sammlungen von populären Songs, die erstmalig dem Anspruch an eine inhaltliche Substanz gerecht wurden und die Grundlage für die weitere Entwicklung ambitionierter Pop-Rocksongs bildeten. Die Singles, die vor dem Jahre 1957 im aufkommenden Rock'n'Roll veröffentlicht wurden, hatten meist schlagerhafte Texte und verfolgten keinerlei Absicht, inhaltlich Bedeutsames zu transportieren. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Carl Perkins hatte schon im April 1956 seine textlich clevere Single „Blue Suede Shoes" veröffentlicht und Chuck Berry folgte schon einen Monat später mit seiner textlich nicht minder originellen Single „Roll Over Beethoven". Dennoch kann man berechtigterweise behaupten, dass der Pop-Rocksong mit inhaltlichem Format vor rund 50 Jahren geboren wurde.

hr3-Rebell feiert dieses Jubiläum heute mit einem nostalgischen Rückblick auf große Songs der Popgeschichte und erzählt die Geschichte dieser geschichtsträchtigen Songs.

 

15.04.07

1. Stunde (21 - 22 Uhr): Bollywood-Soundtracks

2. Stunde (22 - 23 Uhr): Neue Grooves aus Indien

Das Thema Bollywood hat Deutschland längst erfasst. Die farbenprächtig inszenierten Kinofilme, die von der Filmindustrie in Bombay produziert werden - in großem Stil, ähnlich wie im kalifornischen Hollywood - daher der Name Bollywood - diese opulenten Filme und die nicht minder großformatig angelegten Filmmusik-Soundtracks, haben auch hierzulande eine wachsende Anhängerschar gefunden. Und weil es sehr viel Neues und Interessantes aus der indischen Musikszene des Bollywood-Pop zu berichten und zu hören gibt und weil auch die internationale Popszene, die sich speziell mit Sounds und Grooves des indischen Subkontinents beschäftigt, viel Neues zu bieten hat, deshalb werden sich heute beide Stunden von hr3-Rebell dem modernen Sound Indiens widmen. In der ersten Stunde werden vorwiegend Bollywood-Soundtracks zu hören sein, in der zweiten Stunde dann, allgemeiner gefasst, neue Grooves aus Indien. Parallel dazu können unter hr3.de auch Fotos aus Bollywood angeschaut werden. Studiogast ist ein Experte in Sachen Hindi-Pop, der Bollywood-Kenner Christian Arndt, der maßgeblich daran beteiligt ist, dass die Bollywood-Soundtracks hier in Deutschland veröffentlicht werden.

 

08.04.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

„hin & weg" - Ausschnitte aus der gleichnamigen hr3-Rebell-Show, im Rahmen von hr3@night

Am vergangenen Samstag stand die Live-Musikszene Frankfurts ganz im Zeichen von hr3@night. Eine von 20 Veranstaltungen dieses Konzertereignisses fand im Senckenberg-Naturmuseum statt. Während im Lichthof des Museums zwischen den Gerippen urzeitlicher Sauriere eine Latin- und Salsa-Party mit Peter Lack und der Lily Vázquez-Band aus Havanna stattfand, lud hr3-Rebell im Festsaal des Museums zu einem 4-stündigen Weltenbummel für alle Sinne ein. Unter der Überschrift „hin & weg" konnten die Besucher an einer Weltreise für Auge, Ohr und Gaumen teilnehmen. Neben einer erzählerischen Dia-Show und Reisefilmen der hr-Fernseh-Redaktion Service: Reisen standen drei Live-Musik-Auftritte im Mittelpunkt des Programms. Außerdem wurde ein exotisches Buffet angeboten.

Die Live-Musiker kamen aus drei Erdteilen. Den Anfang machte die brasilianische Sängerin/Gitarristin Zelia Fonseca, die von ihrem Neffen, dem Gitarristen Juan Louis und der Kick La Luna-Perkussionistin Anne Breick begleitet wurde. Später trat der Oberton-Sänger und Pferdekopf-Geiger Enkhjargal aus der Mongolei auf und anschließend das Afropop- und Soulfunk-Duo Njokebo aus Kenia. Die Filmsequenzen wurden wie zu alten Stummfilm-Zeiten von dem Weltmusik- und Jazz-Pianisten Matthias Frey live auf dem Klavier begleitet.

Ein paar Ausschnitte aus dem Konzertprogramm des Weltenbummels „hin & weg" sollen in dieser Stunde zu hören sein. Parallel dazu sind auf hr3.de einige Fotos des Reisefotografen Holger Leue zu sehen, die Bestandteil der visualisierten Reisegeschichten des Weltenbummels waren; daneben auch ein kurzer Ausschnitt aus einer Bildanimation des digital artist Jakob List, dessen Bild-Kreationen zu den visuellen Highlights des Abends gehörten.

Außerdem im Angebot der ersten Stunde: „Chappo" Roger Chapman erreicht am heutigen 8. April das Rentenalter, wird 65 und denkt noch lange nicht daran, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Und Yes-Gitarrist Steve Howe feiert heute seinen 60. Geburtstag.

 

08.04.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr)

Spiegelungen, Reflexionen - multimedial

Die Bergspitze, die sich im See spiegelt. Der eitle Narziss, der an keinem Spiegel vorbeigehen kann, ohne sein Spiegelbild zu begutachten. Der engagierte Künstler, der mit seiner Kunst der Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Im Konzert fühlt sich der Zuhörer von einem bestimmten Song intensiv angesprochen, weil er sich im Songtext selbst erkennt.

Kein Besucher des Königssees kann diese besondere Form der Reflexion überhören. Flügelhornklänge erschallen auf der Westseite des Sees als eindrucksvolles Echo mehrfach wieder.

Man läuft durch einen Tunnel oder steht in einer Kathedrale und nimmt den besonderen Raumklang wahr, der vom Nachhall geprägt wird. Auch der Hall ist eine Form der akustischen Reflexion. Kaum eine Pop-Produktion kommt ohne spezielle Formen von Hall und Echo aus.

Spiegelungen und Reflexionen sind bei Brillengläsern und Fotolinsen oder am Bildschirmarbeitsplatz gänzlich unerwünscht.

Ohne Spiegelungen, Reflexionen gäbe es keine Kunst. In jedem Song spiegelt der Songschreiber sein Innenleben, reflektiert textlich musikalisch das, was ihn gerade beschäftigt.

Die optische Illusion ihrer Spiegel-Fotos ist für die koreanische Fotografin Mi Jeong Baek eine Metapher für das menschliche Leben. Ihre außergewöhnlichen Fotos, in denen ein verspiegelter Würfel verblüffende Perspektiven herstellt, sind unter hr3.de anzuschauen. Ihr fotografisches Spiel mit Spiegelungen ist der Auslöser für Reflexionen unterschiedlicher musikalischer Art, heute, in der zweiten Stunde von hr3-Rebell.

„Gute, wahre, echte Musik spiegelt die Abgründe und Frustrationen, die Leiden und Leidenschaften der Menschen wider und hebt sie auf eine andere Ebene." (Yehudi Menuhin)

„Gute Lieder sind ein Spiegel des Lebens" (André Heller)

 

01.04.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

40 Jahre The Doors - Neuabmischungen des gesamten Doors-Repertoires

Genau vor 40 Jahren stießen vier junge Männer aus Los Angeles neue Türen auf: zum einen die Türen der Charts - ihr Debütalbum stürmte Anfang April 1967 an die Spitze der US-Charts, zum anderen die Türen ins Rock-Neuland. Diese innovative Mischung aus Psychedelic Rock, Blues, Underground, Jazz-Improvisation und Songstrukturen im Stile von Brecht/Weil hatte man zuvor noch nicht gehört. Außerdem öffnete das Quartett neue Türen der Wahrnehmung. „The Doors Of Perception" von Aldous Huxley stand Pate für die Namensfindung der vier Musiker, die sich The Doors nannten und mit ihrem Sänger Jim Morrison einen charismatischen Frontman besaßen, der literarische Ambitionen hatte und mit seinen Texten und musikalischen Visionen durch die Pforten der Wahrnehmung zur anderen Seite durchbrechen wollte. „Break On Through To The Other Side" war sein Schlüsselsatz und auch die Titelzeile der ersten Doors-Single. Er hat den Durchbruch schließlich geschafft. Es war ein Durchbruch ohne Wiederkehr. Unter nie gänzlich geklärten Umständen starb Jim Morrison vor 36 Jahren.

Seine drei Begleitmusiker, die Nachlassverwalter des Doors-Repertoires haben nun zum 40-jährigen Jubiläum des Debütalbums den gesamten Plattenkatalog der Doors in digitaler Überarbeitung und Neuabmischung wiederveröffentlicht. Außerdem zwei neue Best-of-Sampler mit bislang unveröffentlichten Songs. Drei Exemplare des Samplers können heute in hr3-Rebell gewonnen werden. Neben der Vorstellung der Doors-Wiederveröffentlichungen beschäftigt sich die erste Stunde auch mit Emmylou Harris, die morgen ihren 60. Geburtstag feiert.

 

01.04.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

April April

Der US-Präsident George W. Bush ist am vergangenen Sonntag im New Yorker Madison Square Garden als Conferencier aufgetreten, um das Geburtstagskonzert zum 60. von Elton John anzusagen. Richtig oder falsch? Johannes Heesters beschließt im Alter von 103 Jahren, mit dem Rauchen aufzuhören. Falsch oder richtig? Britney Spears beschließt im Alter von 25 Jahren, mit dem Erwachsenwerden zu beginnen. Falsch oder richtig?

Rod Stewart ist ein begeisterter Modelleisenbahn-Fan. „Sogar auf Tour nehme ich Teile meiner Eisenbahn mit", sagte der 62-Jährige der Zeit. Falsch oder richtig?

hr3-Rebell will seine Hörer in der zweiten Stunde in den April schicken. Wer weiß, was Aprilscherz und was die reine Wahrheit ist, kann CDs gewinnen.

Übrigens: zwei der oben stehenden Meldungen sind vorsätzliche Irreführungen.

(Nicht Bush stand auf der Bühne, sondern Ex-Präsident Bill Clinton - und dass Britney erwachsen werden könnte, das glaube wer will.)

 

25.03.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Elton John wird heute 60

Wer kennt schon Reginald Kenneth Dwight? Mit einem solchen Namen kann man höchstens Abteilungsleiter in der Brillenfachabteilung werden, oder allenfalls Kassenwart eines Fußballvereins, dachte sich offenbar der 20-jährige Pianist Reg und taufte sich vor 40 Jahren kurzerhand in Elton John um. Wenige Jahre später war er Popstar, besaß mengenweise exzentrische Brillen und leistete sich einen eigenen Fußball-Verein.

Heute trägt er den Adelstitel Sir, ist Ehrendoktor der Royal Academy of Music und spendet er für seine AIDS-Stiftung. Solange er lebe und Platten produziere, werde er alle Erlöse aus seinen Single-Verkäufen für die AIDS-Forschung zur Verfügung stellen, verkündete Elton John schon vor vielen Jahren. Für den Nr.1-Hit „Sacrifice" von 1990 kamen so vierhunderttausend britische Pfund zusammen. Seine späteren Single-Veröffentlichungen konnten allerdings nicht mehr so viel Geld für den guten Zweck sammeln, mal abgesehen von der Remake-Single „Candle in the wind", die ursprünglich für Marilyn Monroe geschrieben war und in der Neufassung von 1997 für Lady Di zur meistverkauften Single aller Zeiten aufstieg, was Keith Richards zum lästernden Ausspruch veranlasste, Elton Johns Talent beschränke sich darauf, Songs über tote Blondinen zu schreiben. Immerhin brachte die Zweitverwertung von „Candle in the wind" der Stiftung zu Ehren von Prinzessin Diana 30 Millionen US-Dollar ein.

Auch wenn es immer wieder mal längere oder kürzere Durststrecken des Misserfolges und Phasen kreativer Flaute gab, sein Starruhm verblasste doch niemals. Immer wieder gelang es ihm, sich erneut mit einem grandiosen Song in den Charts zurückzumelden und ins Bewusstsein der Medien und der Pop-Öffentlichkeit zurückzukehren.

Gemeinsam mit dem Texter Bernie Taupin hat Elton John ein Repertoire an edlen Popsongs geschrieben, das zum Besten gehört, was die Popgeschichte je hervorgebracht hat.

Seinen heutigen 60. Geburtstag feiert er in New York. Im ausverkauften Madison Square Garden gibt Elton John ein rund 3-stündiges Geburtstagskonzert.

hr3-Rebell würdigt in der 1. Stunde den Popkomponisten, Sänger und Pianisten Reginald Kenneth Dwight, der als Elton John zum Superstar aufstieg und zum Sir geadelt wurde.

 

25.03.07

2. Stunde (22 - 23 Uhr): Europa wird heute 50

Am 25. März 1957 haben Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg die "Römischen Verträge" unterzeichnet und damit den Grundstein für die heutige Europäische Union gelegt. Inzwischen gehören der EU 27 Staaten an.

Während in renommierten Museen von Berlin, Rom und Paris heute „große Meisterwerke der europäischen Kunst" gezeigt werden, sind in hr3-Rebell kleine Songs aus der europäischen Pop-Kunst zu hören - Songs von Pop-Künstlern, die sich sowohl auf ihre regionale Herkunft beziehen als auch auf die weltoffene Internationalität des globalen Pop.

Außerdem in der zweiten Stunde: eine Vorschau auf die hr3-Rebell-Show „hin & weg - ein Weltenbummel für alle Sinne", die im Rahmen von hr3@night am kommenden Samstag im Festsaal des Senckenberg-Naturmuseums stattfinden wird.

 

18.03.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Hesse-Projekt: „Die Welt unser Traum", mit Schönherz & Fleer, live im Studio

„Heiterkeit ohne Dauer, / Stern, der ins Dunkel fällt: / Schleier von Schönheit und Trauer / Über dem Abgrund der Welt." Die Schauspielerin Juliane Köhler rezitiert diese Zeilen aus dem Hesse-Gedicht „Kleiner Gesang". Dazu spielen Akkordeon, Bassklarinette und Flügel eine schöne, melancholische Begleitung, die sowohl heitere Gelassenheit ausdrückt als auch von den Abgründen weiß. Wie wird man den teils romantischen und spirituellen, teils strengen und philosophischen Gedichten und Prosatexten von Hermann Hesse als Musiker, Arrangeur und Komponist gerecht? Mit dieser Frage hat sich das Musiker-Duo Schönherz & Fleer lange und konstruktiv beschäftigt. Das Ergebnis ihrer musikalischen Hesse-Bearbeitung zwischen Klassik, Weltmusik und Pop liegt seit dem 16. März vor: „Die Welt unser Traum". Das ist die Titelüberschrift des neuen Hesse-Projekts von Schönherz & Fleer, realisiert mit einer Riege namhafter Schauspieler/Sprecher und Musiker, darunter Ben Becker, Matthias Habich, Roger Willemsen, Annett Louisan, Xavier Naidoo, Andreas Vollenweider, Ali Neander u.a.

„Wo wir etwas finden, das wie Musik ist, da müssen wir bleiben; es gibt im Leben gar nichts andres zu Erstrebendes als das Gefühl der Musik, das Gefühl des Mitschwingens und rhythmischen Lebens, der harmonischen Berechtigung zum Dasein." Diesen Hesse-Text spricht die große alte Diva Caterina Valente und Till Brönner spielt dazu elegisch auf dem Flügelhorn.

Schönherz & Fleer haben einschlägige Erfahrung mit dem Vertonen von literarischen Vorlagen. Ihr dreiteiliges Rilke-Projekt entwickelte sich in den letzten Jahren zur erfolgreichsten Rilke-Adaption aller Zeiten. Wie die Ähnlichkeit des Titels Hesse-Projekt schon vermuten lässt, ist die formale Gestaltung der Hesse-Vertonungen dem Rilke-Projekt verwandt. Über die besondere kompositorische Herausforderung, auch der fernöstlichen Philosophie im Werk von Hermann Hesse musikalischen Raum zu geben, nicht nur darüber werden Richard Schönherz und Angelica Fleer im Live-Gespräch berichten.

Gerade die Beschäftigung Hesses mit fernöstlichen Weisheiten, Selbstfindung und Bewusstseinserweiterung machte ihn für die Hippiekultur interessant. Hermann Hesse stieg zu einem der meist zitierten Schriftsteller in der psychedelischen Rock- und Hippie-Bewegung auf. Carlos Santana entlehnte seinen Albumtitel „Abraxas" (1970) dem Hesse-Roman „Demian". John Kay, der Sänger der vor 40 Jahren in Los Angeles gegründeten Band Steppenwolf, die sich nach dem gleichnamigen Hesse-Roman von 1927 benannte, beschrieb in einem Interview seine inhaltliche Nähe zu Hermann Hesse so: „Er lehnt die Normen der Mittelklasse ab und dennoch versucht er, ihnen gemäß sein Glück zu finden - genau wie wir."

Orientierung in der Sinnsuche von Generationen lieferten Hesse-Texte wie der folgende:

„Jede Erscheinung auf Erden ist ein Gleichnis, und jedes Gleichnis ist ein offenes Tor, durch welches die Seele, wenn sie bereit ist, in das Innere der Welt zu gehen vermag, wo du und ich und Tag und Nacht alles eins sind."

Diese Zeilen spricht der Schauspieler Matthias Habich im Hesse-Projekt trocken, ohne musikalische Begleitung. Für Schönherz & Fleer scheint die eigene Musik auch Grenzen zu haben.

 

18.03.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Abtauchen - eine multimediale Über- und Unterwasser-Reise

Jule Verne's Nautilus tauchte 20.000 Meilen unter dem Meer. Die Hollywood-Verfilmung dieses Abenteuer- und Science Fiction-Romans löste 1954 eine Welle der Begeisterung für die geheimnisvolle Welt der Ozeane aus. Davon angesteckt wurde auch der damals 8-jährige Bill Curtsinger aus New Jersey, der heute einer der bekanntesten Fotografen der Unterwasserwelten ist.

Am 24. März wird im Frankfurter Senckenberg-Museum die Foto-Ausstellung „Unter Wasser" von Bill Curtsinger eröffnet. Einige seiner spektakulärsten Fotos über und unter Wasser sind unter hr3.de zu sehen. Sie zeigen Kaiserpinguine auf und unter dem antarktischen Packeis, Buckelwale, einen Seeleoparden, eine rot leuchtende Antarktisqualle, Robben, Walrosse und die Attacke eines Tigerhais auf ein Albatros-Junges. Bill Curtsingers großartige Fotos geben Einblicke in ein unbekanntes Universum, das der Meeresforscher Jacques Cousteau in einem viel beachteten Buch „Die schweigende Welt" nannte. Doch der Meisterfotograf und Taucher Bill Curtsinger widerspricht Cousteau in seinem Bildband „Unter Wasser", in dem er schreibt: „Ich glaubte die Welt unterhalb der Wasseroberfläche müsse ein Ort der Stille sein. Von der Wirklichkeit lag ich damit meilenweit entfernt. Das Meer ist ein riesiges Durcheinander von Geräuschen. Wenn man unter Wasser einmal den Atem anhält, nimmt man die seltsamsten und wunderbarsten Laute wahr".

Die Musik, die Laute der Ozeane und ein paar Songs, die das Thema „underwater" behandeln, werden in dieser zweiten Stunde von hr3-Rebell zu hören sein. Und vielleicht fühlen wir uns dann auch mal wie ein einsamer Adelie-Pinguin auf einer treibenden Eisscholle vor der Antarktisküste, oder wie ein singender Buckelwal vor Neufundland auf der Suche nach einer Partnerin, oder wie Käpt'n Nemo in Jule Verne's sagenumwobenen U-Boot Nautilus.

 

11.03.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

An Ancient Muse - Loreena McKennitt auf Deutschland-Tournee

„Eklektisch-keltisch" ist die Musik von Loreena McKennitt genannt worden. In ihrem aktuellen Album „An Ancient Muse" und im Konzertprogramm ihrer heute in Stuttgart beginnenden Europatournee setzt sie die Erkundung der keltischen Musiktradition fort und stellt Verknüpfungen zur arabischen Musik und zur Philosophie des Sufismus her. Auf den Spuren der Keltenwanderungen stieß sie während ihrer Studienreisen durch den Orient auf „die geheimnisvolle Präsenz der Kelten im türkischen Anatolien"(L. McKennitt). Im 3. Jahrhundert vor Christi Geburt hatten sich dort etwa 20.000 Kelten angesiedelt. Entsprechend versucht Loreena McKennitt 2300 Jahre später, sich vorzustellen, wie eine Berührung der keltischen und orientalischen Musikkultur geklungen haben könnte - natürlich aus heutiger Sicht und mit den aktuellen Soundvorstellungen. Das Resultat ist eine „Reise durch Zeit und Raum und über die Grenzen musikalischer Genres hinweg" (L. McKennitt). Musikalisch führt die Reise entlang der Wanderrouten keltischer Stämme von den britischen Inseln ins alte Griechenland über die Türkei der byzantinischen und osmanischen Ära bis zu den Karawansereien der Seidenstraße, wo sich die historischen Spuren der Kelten verlieren.

Die als Komponistin, Sängerin und Harfenistin hoch gelobte Kanadierin, die irische und schottische Vorfahren hat und gerade ihren 50. Geburtstag feiern konnte, wird auf ihrer Europa-Tournee von einem hochkarätig besetzten Ensemble begleitet, das stilistisch zwischen Worldmusic, Ambient, Kammermusik und arriviertem Pop angesiedelt ist.

Am Vorabend des Konzertes in der Frankfurter Jahrhunderthalle, das wie auch alle anderen deutschen Konzerttermine bereits ausverkauft ist, wird Loreena McKennitt in einem Telefon-Interview Auskunft geben über ihre kulturenübergreifende Aufarbeitung der keltischen Musiktradition und über ihre Einschätzung zum erstaunlich großen Publikumsinteresse an ihren aktuellen Konzerten. Schon heute, am Tag der Tour-Premiere in Stuttgart steht fest, dass die gesamte Europatournee ein großer Publikumserfolg werden wird. Für die Hälfte der 21 Konzerte gibt es schon jetzt keine Karten mehr.

 

11.03.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Echo des Himmels - Rezitation & Pop, Oliver Steller-Trio live mit Hölderlin

Die Lust an der Lyrik, der Reiz der Rezitation von Gedichten und Prosatexten großer Literaten, Dichter und Denker ist ein Phänomen, das hierzulande wachsendes Interesse findet. Die Klassiker unter den deutschsprachigen Autoren werden zunehmend auch von der Popmusik entdeckt. Und gab es im deutschen Pop bislang nur Rapper, die deutsche Reime unters überwiegend jugendliche Publikum brachten, so sind es seit kurzem auch Rezitatoren, die mit musikalisch grundierter Lyrik ein immer breiteres Publikum finden. Und erstaunlicherweise faszinieren diese Rezitatoren ihr Publikum nicht etwa mit zeitgenössischen Texten moderner Autoren, sondern mit Werken aus der literarischen Vergangenheit, sei es von Goethe, Schiller oder Nietzsche, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke oder Hermann Hesse. Die neueste lyrische Entdeckung und Ausgrabung ist Hölderlin. Texte des im Jahre 1770 geborenen Johann Christian Friedrich Hölderlin hat der Rezitator und Musiker Oliver Steller musikalisch neu bearbeitet. Sein Hölderlin-Programm heißt: „Echo des Himmels" und damit tourt er in diesem Jahr durch die Lande, gemeinsam mit seinen beiden musikalischen Partnern, dem Saxophonisten und Klarinettisten Bernd Winterschladen und dem Kontrabassisten Dietmar Fuhr. In der kommenden Woche gibt das Trio vier Konzerte in Hessen (14. und 15.03. in Lich, 16.03. in Fulda und 17.03. in Ortenberg). Doch heute gastieren die Drei in hr3-Rebell und spielen live im Studio Ausschnitte aus dem aktuellen Hölderlin-Programm. Neben Oliver Steller, dem Meisterschüler von Lutz Görner und neuen Star unter den deutschen Rezitatoren werden auch andere berühmte Stimmen zu hören sein, so etwa die Rezitatoren Gert Westphal, Christian Brückner, Ben Becker und Hans Paetsch.

Vorschau: In einer Woche, am 18.03. folgt sozusagen die Fortsetzung von Lyrik & Pop. Dann werden Schönherz & Fleer live im Studio sein, um deren neues „Hesse-Projekt" vorzustellen.

 

04.03.07 1. Stunde:

"Nord-Türkei" - ein multimedialer Reisebericht mit türkischem Pop und Ethnofolk und Fotos unter hr3.de. Studiogast ist der Filmemacher Alexander Stenzel, der über seine Türkei-Reise erzählt und von seinem Film berichtet, der am 06. März im hr-Fernsehen läuft.

2. Stunde: "Die romantische Saite der Gitarre" - Der exzellente Akustik-Gitarrist Ulli Bögershausen spielt live im hr3-Studio

04.03.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr) Nord-Türkei - multimedial

„Etwas sang ... die Laute begann ... mein Herz sprengte seine Ketten. Etwas sang aus den Fesseln ..." Zeilen wie diese des persischen Mystikers Rumi, aber auch Schriften von Zarathustra gehören zu den Inspirationsquellen des Sängers, Gitarristen und Songkomponisten Ahmet Aslan. Er stammt aus dem Nordosten der Türkei und singt den „Blues Anatoliens" zwischen Schwermut und Lebenswillen. Wenn der türkische Popstar Tarkan für die Partyclubs der türkischen Metropolen und Touristenzentren steht, dann steht die Musik von Ahmet Aslan für die raue und einsame Gebirgswelt Ost-Anatoliens und der Nord-Türkei. Diese wildromantische Region ist ein Geheimtipp für Abenteurer, Trecking-Fans und Kulturinteressierte.

Der Filmemacher Alexander Stenzel hat diese Landschaft voller Gegensätze zwischen dem Schwarzen Meer und dem verschneiten Hochgebirge Ostanatoliens bereist. Sein Film „Unterwegs in der Nord-Türkei" wird am Dienstag dem 6. März um 18 Uhr 50 im hr-Fernsehen innerhalb der Sendung Service: Reisen ausgestrahlt.

In dieser ersten Stunde von hr3-Rebell ist der Filmautor zu Gast und berichtet über seine teils abenteuerlichen Erlebnisse in abgelegenen Dörfern und Gebirgstälern, die in scheinbarer Abgeschiedenheit von jeglicher Zivilisation noch in einer anderen Zeit zu verharren scheinen. Die beeindruckende Musik von Ahmet Aslan, Sena und anderen liefert den Soundtrack zu den Geschichten aus einer unbekannten Welt und auch zu Alexander Stenzels Fotos aus der Nord-Türkei, die unter hr3.de anzuschauen sind.

 

04.03.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr)

Die romantische Saite der Gitarre - mit Ulli Bögershausen

Ba-di-da-dah. Vier einfache Töne auf der Akustikgitarre gezupft, haben Signalcharakter. Diese kleine Gitarrenmelodie am Anfang des Sting-Songs „Fragile" erzeugt eine emotionale Aufmerksamkeit, die Stimmungen hervorruft zwischen Melancholie und Aufbruch. Doch vor allem schwingt in diesen Tönen der Klang der Romantik. Die akustische Gitarre wurde in ihrer klanglichen Ausstrahlung schon immer eingeordnet zwischen Lagerfeuer-Sentiment und Folk-Seligkeit. Doch diese Zuschreibungen greifen zu kurz. In den Händen eines beseelten Gitarristen entfaltet die Akustik-Gitarre ihr volles Klangspektrum, das die großen Gefühle genauso ausdrückt wie die versteckten Sensibilitäten und alle Nuancen romantischer Empfindungen.

Einer der führenden deutschen Akustikgitarristen mit einem ausgeprägt romantischen Ton ist Ulli Bögershausen. Am 9. März erscheint eine Compilation mit 20 seiner (nicht nur) romantischen Gitarrenaufnahmen aus den 80er Jahren. Ab dem 12. März geht er auf eine Workshop-Tour durch Deutschland und wird auch mehrmals in Hessen auftreten.

Doch heute gibt er ein kleines Radio-Livekonzert in der zweiten Stunde von hr3-Rebell. Und dabei werden wir Zuhörer im Selbstversuch erleben können, ob, oder in welchem Maße, uns die romantische Saite der Gitarre erreichen kann.

Heerscharen von Musikhörern sind schon ins empfindsame Mark getroffen worden, wenn ein James Taylor, Don McLean oder Paul Simon gefühlvolle Balladen zur akustischen Gitarre sang - was ja auch junge Singersongwriter oder Sängergitarristen des New Folk noch immer tun.

Oder wenn Pierre Bensusan seiner Akustikgitarre die schwelgerischsten Melodien entlockt und im Stile der Troubadoure mit Hingabe und Innigkeit „Au Jardin D'Amour" singt, dann fliegen ihm die Herzen nicht nur der zartbesaiteten Mädchen zu.

Und wenn Joan Baez gemeinsam mit den Indigo Girls auf drei Akustikgitarren das Intro eines der berühmtesten Folksongs aller Zeiten anstimmt und später im dreistimmigen Satzgesang den fast zum Klischee geronnenen Refrain von Dylans „Don't Think Twice, It's Alright" dem dankbaren Publikum zum Wiedererkennen offeriert, dann wird der kollektive Wunsch nach Erfahrung von Romantik überdeutlich. Der überglückliche Applaus macht deutlich:

Die romantische Saite schwingt nicht nur auf der Gitarre, sondern auch in jedem menschlichen Nervenstrang.

 

25.02.07 1. und 2. Stunde (21 - 23 Uhr)

creole - Weltmusik aus Hessen

Die Globalisierung hat in musikalischer Hinsicht (fast) nur positive Auswirkungen. Ethnische und lokale Musiktraditionen aus den verschiedensten Regionen des Globus vermischen sich in einem kreativen Stilmix zu einer neuen musikalischen Ausdrucksform, die man mit dem Begriff „creolisch" beschreiben könnte. Und viele Migranten aus fernen Ländern und Kulturen haben ihre musikalischen Traditionen in ihre neue Heimat Deutschland mitgebracht. Oftmals hat die westliche Popmusik neue Impulse durch die Musik der Einwanderer erhalten.

Es ist kaum zu glauben, wie viele großartige Musiker aus aller Welt in Hessen leben und offenbar nur darauf gewartet haben, entdeckt zu werden. 40 professionelle Gruppen, zu deren Besetzung Musiker mit Migrationshintergrund gehören und die im weitesten Sinne weltmusikalisch orientiert sind, haben sich Ende letzten Jahres beworben, am Wettstreit um den Preis für Weltmusik aus Hessen teilnehmen zu können. Am kommenden Freitag und Samstag, dem 2. und 3. März, werden in Marburg die Wettbewerbskonzerte, für die sich 8 Bands qualifizieren konnten, veranstaltet.

Parallel zum hessischen creole-Wettbewerb finden 7 weitere Landeswettbewerbe statt, unter anderem in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Berlin/Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Die jeweils drei bestprämierten Bands der Landesausscheidungen fahren dann im Mai zum Bundeswettbewerb „creole - Preis für Weltmusik aus Deutschland", um die beste deutsche Weltmusikgruppe zu ermitteln.

hr3-Rebell will heute jene Bands vorstellen, die sich für den creole-Wettbewerb am kommenden Wochenende qualifiziert haben. Aber es sollen auch einige Bands zu hören sein, die über die Bewerbung nicht hinauskamen, aber dennoch originell und hörenswert sind. Eine dieser Bands, die schon in der Vorauswahl hängen blieb, wird live in der Sendung ein kleines Studiokonzert geben. Es ist das International Jazz Trio mit Natalya Karmazin (Klavier), Thomas Heidepriem (Bass) und Martin Standke (Schlagzeug).

Dagegen hören wir CD-Musik von den folgenden Bands, die an den Wettbewerbskonzerten teilnehmen:

El Houssaine Kili Trio (Marokko), Ahmet Aslan Ensemble (Ost-Türkei), Hotel Ost (Herkunft: hessisch, Stil: Balkan-Klezmer), Veronika Todorova Band (Bulgarien), Lechuga (Herkunft: hessisch, Stil: Mestizo, Ska, Latin), Kashu (Orient) und Phunk M.O.B. (Lateinamerika, Polen, Türkei). Mitglieder von Phunk M.O.B. werden ebenfalls live im Studio zu Gast sein, um über die Musik von Migrantenkindern zu reden, die in Deutschland geboren wurden und mit dem westlichen Pop aufwuchsen, sich aber auch mit den musikalischen Wurzeln ihrer Familien verbunden fühlen.

Außerdem zu hören: in Hessen lebende Musiker wie z.B. Ivan Santos, der aus Brasilien stammt, die Gruppe Iguana, deren Mitglieder aus verschiedenen Ländern Südamerikas kommen, das Trio Water Music, das aus einem Schotten und zwei Deutschen besteht, die Gruppe Malcanto aus Marburg, die nach eigener Aussage Spelunkenmusik spielt und das Frauen-Quartett La Ritma mit perkussiven Klängen und Stimmen.

Die creolische Küche, die weltmusikalische Töne aus Hessen mit ungewohnten, exotischen Ingredienzien zubereitet, verspricht ein besonderer Sinnenreiz zu werden.

 

11.02.07 1. Stunde:

zu Gast Dr. Diether Dehm (Musikproduzent, Manager, Song-Textschreiber, MdB)

 

11.02.07 2. Stunde:

Lyrik und Musik - zum Ende des Heinrich Heine-Jahres werden neue Pop&Lyrik-CDs vorgestellt, außerdem wird der Schauspieler und Musiker Moritz Stoepel Ausschnitte aus seinem Heinrich Heine-Programm live im Studio aufführen

 

TITEL-LISTE - 1. Stunde -

 

=================== 21.05 ====================

 

DS Showopener hr3-REBELL

01 01:30 „Ein neues Lied, ein besseres Lied" / Moritz Stoepel
CD-Obertitel „Ich habe gerochen ... Eine Verführung"

02 01:30 „Darlene" / L. Shankar (Themamusik hr3-Rebell)
CD-Obertitel „Touch me there" Zappa Records/Rhino/Zomba LC 6677

03 04:45 „We Shall Overcome" / Bruce Springsteen
CD-Obertitel "We Shall Overcome - The Seeger Sessions"

04 03:55 „1001 Nacht" / Albert Mangelsdorff & Members of Klaus Lage Band
CD-Obertitel „Rooty Toot"

05 03:38 „Zeit, Zeit, Zeit (Turn, Turn, Turn)" / Diether Dehm
CD-Obertitel „Adelante con Rosa, Brecht y Che"

06 04:00 „Faust auf Faust" / Klaus Lage Band
CD-Obertitel „Ihr Seid Helden"

Verkehrs-Service

07 02:43 „Monopoly" / Diether Dehm
CD-Obertitel „Adelante con Rosa, Brecht y Che"

08 01:30 „1000 und 1 Nacht" / hr Big Band Feat. Klaus Lage Band
hr-Produktion „Rock Meets Big Band 1994 - Chicago Pattern"

09 03:50 „Sieben Tage lang" / bots
CD-Obertitel „Aufstehn"

10 03:43 „Laß mich fallen wie Schnee" / Diether Dehm
CD-Obertitel „Adelante con Rosa, Brecht y Che"

11 04:15 (01:50) „Now That You're Gone" / Joe Cocker
CD-Obertitel „Best of Schimanski"

12 03:15 „Ladies First" / EMMA
CD-Obertitel „EMMA"

13 02:00 „Ballade von der Judenhure Maria Sanders" / Diether Dehm
CD-Obertitel „Adelante con Rosa, Brecht y Che"

 

11.02.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr)

1000 mal berührt ...

... und dann ist es passiert. Diether Dehm, der Textautor dieses Deutschrock-Gassenhauers, den Klaus Lage in die Hitparade sang, hat nach Jahren der künstlerischen Abstinenz kürzlich ein Soloalbum als Sänger und Songschreiber vorgelegt.

Von den Liedermacher- und Chanson-Festivals auf der Burg Waldeck beeinflusst, begann er in den späten sechziger Jahren mit eigenen Liedern aufzutreten und wurde bald unter seinem Künstlernamen Lerryn als „engagierter Chansonnier" (Folk-Magazin) bekannt. Der „Sänger mit den besseren Liedern" - so der Titel seines Albums von 1974 - ging dann in die Politik, war 33 Jahre lang Mitglied der SPD und ist heute Bundestagsabgeordneter der Links-Partei.

Seine Texte für bekannte Pop-Lieder der achtziger Jahre wie „Faust auf Faust", „Monopoly" (beide geschrieben für Klaus Lage) und „Lass mich fallen wie Schnee" (für Anne Haigis) vereinen Rock-Sentiment, Sozialkritik und Alltagspoesie, wie es das im Deutschen Pop jener Zeit in dieser Qualität kaum zu hören gab. Zur Zeit der Friedensbewegung gelang es ihm, die Zeitgeistströmung in griffigen und glaubwürdigen Songtexten auszudrücken. Seine Texte für die holländische Folkrock-Gruppe Bots „Was wollen wir trinken sieben Tage lang", „Aufstehn" („Alle, die gegen Atomkraftwerke sind, sollen aufstehn") oder „Das weiche Wasser bricht den Stein" stiegen zu Hymnen der alternativen und friedensbewegten Subkultur auf und machten Diether Dehm zu einem der finanziell erfolgreichsten Songschreiber seiner Generation. Prompt nannte die Bildzeitung ihn den „roten Millionär" und politische Widersacher bezichtigten ihn als „Stasi-Informant".

Als langjähriger Musikmanager von BAP, bots, Klaus Lage, Anne Haigis, Zupfgeigenhansel, Nina Hagen, Wolf Biermann u.a. hatte er maßgeblichen Einfluss auf die deutsche Musikszene genommen. Auch mit Joe Cocker, Curtis Stigers, Christopher Cross, La Bouch und Ute Lemper gab es eine künstlerische Zusammenarbeit. Als weltweit verantwortlicher Manager von Katarina Witt hatte er auch einen Fuß im internationalen Showbiz.

Der umtriebige gebürtige Frankfurter, der auch Musicals schrieb („Stars", 1995 und „Milchmädchenreport", 2000), ist nun auch als Sänger wieder ins Rampenlicht zurückgekehrt. Sein aktuelles Album „Adelante con Rosa, Brecht y Che", in dem er eigene Lieder singt, aber auch Brecht/Eisler interpretiert, wird heute in der ersten Stunde von hr3-Rebell im Live-Gespräch mit Diether Dehm vorgestellt.

 

11.02.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr):

Pop & Lyrik - live im Studio

Die Verbindung von literarischer Poesie und Popmusik scheint immer mehr Anhänger zu finden. Der Politiker und Künstler Diether Dehm, Studiogast der ersten Stunde, interpretiert Songs von Berthold Brecht und Hanns Eisler nicht nur auf seiner neuen CD, sondern auch im Konzert. Der Sänger/Gitarrist und Rezitator Oliver Steller tourt derzeit erfolgreich mit einem musikalischen Hölderlin-Programm durch die Lande.

Nach dem überaus erfolgreichen „Rilke-Projekt" startet das Duo Schönherz & Fleer im gleichen Pop-Stil und erneut mit einer populären Schauspielergarde in Kürze ein Hermann Hesse-Projekt.

Im Heinrich Heine-Jahr sind verschiedene Pop-Produktionen mit Texten des brüchigen Romantikers erschienen, darunter die eigenwillige Heine-Bearbeitung des finnischen Underground-Musikers M.A. Numminen., oder das Hörbuch „Ich will meine Seele tauchen" (Rezitation Rufus Beck, Hanns Zischler - Musik Rainer Bielefeldt, Thomas Keller).

Im Mittelpunkt dieser Stunde steht aber das solistische Heine-Programm des Musikers und Schauspielers Moritz Stoepel, der Ausschnitte aus seiner „Verführung in Gedichten, Prosa, Briefen und Klängen" live im Studio zur E-Gitarre, zu Akkordeon- und etlichen anderen Instrumentenklängen aufführen wird.

Am kommenden Samstag, dem 17. Februar, Heinrich Heines hunderteinundfünfzigstem Todestag, geht das Heine-Jahr offiziell zu Ende. Wir feiern den großen deutschen Dichter heute noch einmal musikalisch und mit gebührender Verve.

 

 

04.02.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Tango live mit Mi Loco Tango

Seit einigen Jahren hat der ursprünglich argentinische Tango einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten. Sogar in Russland und China konnte der Tango Einzug halten. In Finnland ist das Tango-Tanzen schon seit Jahrzehnten eine Art Volks-Sport. Und auch hierzulande ist die Tango-Begeisterung unverkennbar zunehmend - und dies, obwohl der Musik aus Buenos Aires ein schwermütiges Grundgefühl nachgesagt wird.

Der Tango ist ein „trauriger Gedanke, den man tanzen kann", so lautet die Definition des Tango-Textdichters Enrique Santos Discépolo. Im portugiesischen Fado kennt man die „Lust am Traurigsein". Am Rio de la Plata vermittelt der Tango, „diese ungeheure Lust zu weinen, die uns manchmal überflutet ohne Grund", wie es in einem Tango-Poem von Homero Manzi heißt.

Dass der Tango nicht nur melancholisch, oder gar zu Tode betrübt ist, sondern auch geradezu fröhliche Ausdrucksformen kennt, wie etwa im Tango-Stil Vals, das werden uns die Tango-Experten im Studio sowohl theoretisch wie musikalisch hörbar erläutern und vorführen. Das Quartett Mi Loco Tango spielt live im Studio drei Tango-Stücke von Astor Piazzolla. Die modernen Tango-Fusionen mit Elektronik und Club-Sounds stellt uns Karin Betz vor, die als Tango-DJ die allmonatliche Milonga „Pan y Tango" in der Frankfurter Brotfabrik veranstaltet.

Natürlich wird auch der Tango-Tanz und seine erotische Dimension zur Sprache kommen. Von dem deutsch-uruguayischen Tangolehrer Juan D. Lange stammt der Satz: „Der Tango lehrt uns, dass Mann und Frau allein unvollkommen sind und unentwegt einander suchen. Nur zusammen sind sie vollkommen. Der Tango idealisiert diese Beziehung."

Der Tango ist ein „getanzter Dialog zwischen Mann und Frau", die sich in einem „ständigen sensiblen Körperkontakt zueinander" befinden. Und die Buch-Autorin Monika Elsner schreibt in ihrem Tango-Buch „Das vier-beinige Tier":

Der Tango „muss vor allem selbst erlebt, selbst erfahren werden; körperlich, seelisch, mit allen Sinnen, um ihn schließlich doch mehr intuitiv als intellektuell zu begreifen."

 

04.02.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr)

Sri Lanka - Peace for Paradise

Es könnte ein Paradies sein. Und der heutige Nationalfeiertag könnte ein Freudentag sein. Heute vor 59 Jahren erlangte die Insel ihre Unabhängigkeit von der einstigen Kolonialmacht England.

Die tropfenförmige Tropeninsel südlich von Indien bietet eine paradiesisch-üppige und fruchtbare Vegetation, eine beeindruckende Landschaftsvielfalt, malerische Strände und Badebuchten, dazu eine jahrhundertealte Kultur und im Grunde sehr gastfreundliche Menschen. Doch Sri Lanka, die „Perle des indischen Ozeans" leidet seit Jahrzehnten an einer tiefen Wunde, die derzeit wieder blutig aufgebrochen ist. Alleine in den letzten Tagen sind über 20 Menschen bei Anschlägen ums Leben gekommen. Der erneut aufgeflammte Bürgerkrieg zwischen der Bevölkerungsmehrheit der Singhalesen und der aufständischen Tamilen-Minderheit im Norden und Osten der Insel forderte im letzten Jahr rund 3000 Menschenleben. Erst hatte die Tsunami-Naturkatastrophe die Insel heimgesucht, jetzt eskaliert die menschengemachte Gewalt zwischen den verfeindeten Parteien. Besonders tragisch ist, dass die blutigen Unruhen zum Teil auch durch die angeblich ungerecht verteilten Tsunami-Hilfsgelder ausgelöst wurden.

Weil eine Touristen-Reise in das vom Bürgerkrieg erschütterte Land derzeit nicht ratsam ist, reisen wir am heutigen Nationalfeiertag von Sri Lanka virtuell durch die landschaftlich wunderschöne Insel, besuchen Nationalparks und Kultur-Stätten und hören die vielfältige Musik Sri Lankas, wobei das aktuelle Album des in Sri Lanka geborenen Tamilen Manickam Yogeswaran im Mittelpunkt stehen wird. „Yoga", wie der heute in London lebende Sänger und Songschreiber genannt wird, will die intensiven Songs seines neuen World-Lounge-Albums „Peace for Paradise" als Hommage verstanden wissen, als Hommage an seine Heimat, das fast verlorene Insel-Paradies Sri Lanka.

Diese Stunde von hr3-Rebell, die auch mit Fotos im Netz unter hr3.de an die kulturelle wie landschaftliche Schönheit der Insel erinnert, ist dem hoffentlich bald wieder beginnenden Friedensprozess in Sri Lanka gewidmet. Wer in friedlichen Zeiten schon einmal dort war, wird es bestätigen: die Perle im indischen Ozean könnte ein Paradies sein.

 

28.01.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Steve Marriott - zum 60. Geburtstag

Er war einer der größten englischen Soul-Sänger und er war eine tragische Figur.

Vor 40 Jahren feierte er seine größten Erfolge als Sänger und Songschreiber der Mod-Gruppe Small Faces. Beat, Soul und später auch Psychedelia vereinte er spielerisch in den großen Hits wie „Itchycoo Park", „Tin Soldier" und „Lazy Sunday", die nicht nur kommerziell, sondern auch qualitativ für die damalige Zeit das Prädikat „groß" verdienten. Der nur 1,60 Meter kleine Steve Marriott mit der großen Stimme eines begnadeten Schreihalses hatte 1969 vom Hitrummel genug und gründete mit Peter Frampton von The Herd die blues-orientierte Rockgruppe Humble Pie, die zwischen 1969 und '74 zu den weltweit führenden Livebands zählte. Steve Marriott lebte zwar nicht permanent das Rocker-Klischee von Sex & Drugs &Rock'n'Roll, doch er berauschte sich gerne an Drogen und Alkohol, was zu einem fatalen Abklingen seiner Kreativität führte. Als Performer auf der Bühne blieb er ein ekstatisches Energiebündel, doch seine Qualitäten als Songschreiber versiegten. In den 1980er Jahren begann sein Stern rapide zu sinken, auch mit seiner Gesundheit stand es nicht zum Besten. Am 20. April 1991 kam er nach einem Rückflug von USA und dem Besuch einer Party betrunken nach Hause. Wegen seiner Flugangst hatte er vor dem Flug Valium geschluckt. Er legte sich aufs Bett und schlief mit brennender Zigarette ein. Den verheerenden Brand auf seinem Anwesen überlebte er nicht. Die Obduktion ergab, dass er neben Valium und Alkohol auch Kokain zu sich genommen hatte.

Am 30. Januar wäre er 60 Jahre alt geworden. Als er starb war er 44.

hr3-Rebell erinnert in der ersten Stunde an einen der wichtigsten britischen Sänger und Songschreiber der 60er und frühen 70er Jahre, auf den sich Stars wie Paul Weller und Oasis heute noch berufen.

 

28.01.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr)

Hautnah

„Ich spiel Klavier auf deiner Haut" (Alex Parker) - „Kleine Feuer auf der Haut" (Olaf Berger) - „Salz auf deiner Haut" (Adrian Falk) - usw.. Nicht nur die Schlagertexter kennen die Berührungspunkte zwischen Haut und Sinnlichkeit, auch die Pop- und Rock-Songschreiber schätzen das Sinnesorgan Haut.

„Put Your Hand On My Skin" singt Madonna, bei den Queens Of The Stone Age heißt es anzüglich, oder besser auszüglich "We Got A Skin On Skin Thing Baby" und schon Cole Porter schrieb "I've Got You Under My Skin".

In Pop-Videos wird viel nackte Haut zu Markte getragen, wobei die Hautfarbe keine Rolle spielt. Und wenn doch ein Stück Textil die Haut bedeckt, dann muss es hauteng anliegen. Man zeigt Tatoos vom Haaransatz bis zum Arschgeweih und benutzt die Haut mit allerlei Bemalung als Ausstellungsfläche für das eigene Selbstbild, zu dem man steht - mit Haut und Haar. Im Pop wird die Haut meist als Verpackung angesehen, die gut aussehen muss.

Rund zwei Quadratmeter groß ist die menschliche Haut, aber nur 1 bis 4 Millimeter dick. Doch nicht deswegen gelten manche Menschen als dünnhäutig. Die Haut ist das Abgrenzungsorgan, die Schnittstelle zwischen Innen und Außen. Hautkrankheiten und Allergien nehmen zu. Die Gründe dafür haben oft mit psychischen Problemen zu tun.

Im Alltag muss man sich ja auch schon mal seiner Haut wehren, damit man mit heiler Haut davonkommt; manchmal könnte man aus der Haut fahren und manches geht einem unter die Haut. Gerne würde man sich auch mal auf die faule Haut legen und am besten ist es, man fühlt sich wohl in seiner Haut.

Die zweite Stunde von hr3-Rebell rückt der Haut auf die Pelle, in Songs, Texten und Fotos. Unter hr3.de sind Hautbilder zu sehen, die der Frankfurter Fotograf Dirk Dick eigens für diese Sendung zusammengestellt hat.

 

21.01.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr)

Das klingt doch wie ... ? Plagiat oder Zitat?

Haltet den Dieb - aber nicht für blöd. Mancheiner weiß genau, was er tut.

Die einen covern, die andern klauen, die nächsten recyclen, wieder andere zitieren, die übernächsten lassen sich inspirieren. Es gibt Nachahmer, Plagiatoren und Epigonen. Es gibt dreiste Diebe, die Abgekupfertes zu Gold machen, clevere Ausleiher, die niemals stehlen, höchstens ein klein wenig ausborgen und gewitzte Alchimisten, Klangmonteure, die Entwendetes neu überarbeiten. Allen ist gleich, dass ihre Musik nach jemand anderem klingt - nach dem Urheber, dem Original.

Die Grenzen zwischen bewusstem geistigem Diebstahl, unbewusstem Übernehmen von fremden Ideen und kreativem Verarbeiten inspirierender Vorlagen sind fließend und oftmals sogar noch nicht mal von Urheberrechts-Sachverständigen vor einem ordentlichen Gericht zu klären. Oftmals sind Musik-Diebe im Grunde Fans, die ihren Vorbildern nacheifern. Was man sich aneignet, das schätzt man in der Regel. So sind viele Plagiate im Pop bei genauerem Hinsehen im Grunde eine Hommage an den Beklauten.

Hört man den holländischen Singer/Songwriter Ad Vanderveen denkt man sofort, hier sei ein Neil Young-Klon unterwegs. Das neue Album der neuseeländischen Band The Ruby Suns klingt mal nach Beach Boys, mal nach Beatles - nur bei weitem nicht so gut.

Die US-Band The Brandos liebäugelt auf ihrem neuen Album „Over The Border" mit dem Sound von Kinks und CCR. Das Debut-Album des Aufsteigers unter den Singer/Songwritern des letzten Jahres Ben Hamilton enthält einen Song, dessen Refrain Peter Gabriel's Songklassiker „Mercy Street" zum Verwechseln ähnlich ist.

Produktpiraterie ist ein Riesenthema im globalen Business. Diebische Elstern gibt's überall. Auch im Pop werden es immer mehr. Manche dieser Pop-Elstern klauen und zwitschern sogar hörenswert.

 

21.01.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr)

Lokal denken, global musizieren

Neue Klang-Preziosen aus der Welt des globalen Pop bietet die zweite Stunde.

Der renommierte Dudelsackspieler und Flötist Carlos Nunez, Star des keltischen Folkpop Galiziens, der auch schon in hr3-Rebell ein Studiokonzert gab, ist derzeit wieder auf Deutschland-Tournee. Sein zur Tour (wieder-)veröffentlichtes Album „Mayo Longo" ist ein überzeugendes Dokument, wie sich eine lokale Volksmusik - hier aus Galizien - mit der globalen Welt des Pop vernetzen kann.

Ähnliches gilt auch für das neue Album des Idan Raichel Project. Der 29-jährige israelische Keyboarder und Songschreiber Idan Raichel schlägt eine Brücke von Nahost nach Jamaika, verbindet überraschend stimmig und originell israelische Clubkultur mit äthiopischem Folk, arabischer Poesie, jemenitischem Gesang und Reggae-Rhythmen. Sein friedlich-entspanntes, kulturübergreifendes Ambient-World-Album kommt gerade recht zu einer Zeit, in der man sich an die Horrormeldungen und die scheinbare Ausweglosigkeit im Nahost-Konflikt schon fast gewöhnt hat.

Der Bassist und Komponist Richard Bona aus dem Kamerun führt den schwarzen Funk auf seine afrikanischen Wurzeln zurück. Und die Sinto-Sängerin Dotschy Reinhardt, jüngster Spross aus der Familie des legendären Jazzgitarristen Django Reinhardt, macht hörbar, dass der Softjazz von Norah Jones & Co ohne die balladesken Songs des Gypsy-Swing kaum denkbar ist. Um auch der indischen Musikwelt einen Besuch abzustatten, endet die globale Rundreise in Bollywood auf einem west-östlichen Diwan.

 

 

14.01.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr):

Blues - live

Die Hammond-Orgel ist einfach zu groß. Der aus Chicago stammende Blues-Gitarrist und Sänger Jim Kahr ist derzeit auf deutscher Clubtour und gastiert heute in hr3-Rebell, allerdings nicht mit kompletter Begleitband und erst recht nicht mit seinem Organisten an der Hammond-Orgel - denn die ist für unser kleines Sendestudio zu sperrig. Deshalb wird Jim Kahr nur seinen Mannheimer Gitarren-Partner Ulf Lenske mitbringen, um mit ihm gemeinsam live im hr3-Studio seine Form des Acoustic-Chicago-Blues zu spielen. Auf seinem jüngsten Album „Nothin' To Lose" favorisiert Jim Kahr den Memphis-Blues, zu dessen Klangbild die Hammond-Orgel gehört, aber auch ein soul-getränkter Backgroundchor oder ein Rock'n'Roll-verwandtes Saxophon. Die Text-Botschaften von Jim Kahr's neuem Album sind blues-typisch und lauten mal sehr optimistisch: „There's got to be a way to carry on", oder „Better days are comin' when you're down so long", mal weniger optimistisch: „I got nothin' to lose that's been lost."

Über seine in Interviews verbreitete warnende Botschaft, der Blues sei gefährdet und gerade in Deutschland würde dem Blues Schaden zugefügt, darüber wird natürlich zu reden sein. Auch die Slide- bzw. Bottleneck-Gitarrentechnik wird ein Thema sein, das auch akustisch in einer kleinen Studiodemonstration vorgeführt werden wird. Denn Jim Kahr ist auch ein hervorragender Slide-Gitarrist. Er kann das so bestechend gut, dass man seinen Song „I Like The Way You Do" zitieren und als Lob verwenden möchte.

Auch diesen Song hätte er für uns live im Studio gern gespielt, zumal die Hammondorgel in diesem Stück brilliert. Doch dieses Riesenmusikmöbel Hammond-Orgel ... na Sie wissen schon.

 

14.01.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr)

Wunsch- und Albträume und weibliche Intuition

Weibliche Intuition lässt Worte vibrieren, Töne träumen und Klänge mutieren. Und sie verwirrt die Wahrnehmung, verführt zum Wegdriften und schlägt in ihren Bann.

Dieses Puzzle aus Wünschen und Albträumen. Und all die Lichter hinter den zugezogenen Vorhängen. Liebende küssen sich unter Werbeplakaten. Jede Regel und Konversation, jede Lüge und jedes Gesetz, all das kann nicht so überzeugen wie der Wind, der manchmal durch die Straßen weht und die Stadt nach Wirklichkeit riechen lässt. - Die Schauspielerin Leonor Watling ist auch Sängerin und Songschreiberin in der Gruppe Marlango aus Madrid. Ihre Lyrik, ihre Musik ähnelt kleinen kostbaren Filmepisoden aus der Werkstatt eines Pedro Almodovar.

„1br/1ba hrdwd flrs w/vw of trees. Prkg space 4 xtra fee." Was sollen diese kryptischen Zahlen/Buchstaben-Aneinanderreihungen bedeuten? Man muss sie von Vienna Teng gesungen hören. Dann wird klar, es sind die üblichen Abkürzungen einer US-amerikanischen Wohnungsvermietungsanzeige: „one bedroom/ one bath, hardwood floors with view of trees." Und ein Parkplatz gegen Extragebühr. - Doch bei dieser bloßen Wiedergabe einer Vermietungsanzeige bleibt es natürlich nicht. Vienna Teng, die Singersongwriterin aus Kalifornien beschreibt die Schwierigkeiten in einer neuen Wohnung: wie sich heimisch fühlen zwischen weiß getünchten leeren Wänden? Und die Geräusche, die sie von ihren Nachbarn oben drüber mitbekommt, die hätte sie lieber nicht gehört. Sie will mal glauben, dass da oben die Möbel verschoben wurden und hofft, dass die Nachbarn da oben mit ihrer Idee jetzt zufrieden sind.

Wasser plätschert rhythmisch, ein düsteres Bassgedröhne faucht wie eine Unterweltbestie. Darüber die kindlich mädchenhafte Stimme von Emilie Simon. Sie schwimmt durch den Himmel, begleitet von Wolken und Engeln. Sie ist offenbar im Paradies. Doch sie fühlt sich allein in diesem Ozean aus totem Licht.

Und Carla Bruni blättert in Gedichtbänden aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die träumerischsten Poeme, die sie finden kann, vertont sie für ihr neues Album „No Promises". Mit verhauchter Stimme singt sie von bestürzenden Abgründen und hochfahrenden Träumen, vom Älterwerden und davon, dass man sein Leben prüfend in beide Hände nehmen muss, um sich zu vergewissern, dass es wirklich stattfindet.

Träumst du immer noch von Mädchen, Mädchen, Mädchen? fragt Eleni Mandell in einem neuen Singlesong

Neue Frauen (ver)braucht der Pop. Heute feiert Ina Deter übrigens ihren 60. Geburtstag. Und die weibliche Intuition ist so alt wie Eva.

 

07.01.07 1. Stunde (21 - 22 Uhr)

David Bowie - zum 60. Geburtstag

Das „Chamäleon des Rock", wie er noch in den siebziger Jahren tituliert wurde, wandelte sich im Laufe der Zeit zum Konzernchef eines börsennotierten Unternehmens. Die Kunstfiguren und Alter Egos aus alten Tagen von Major Tom über Ziggy Stardust und den „Mann, der vom Himmel fiel" bis zum „Thin White Duke", sie scheinen allesamt in der Asservatenkammer des Bowie-Museums verschwunden zu sein. Die früheren Rollenspiele sind Geschichte. Der Ich-Erzähler in den Songs seiner letzten Alben „Hours", „Heathen" und „Reality" hat mit der realen Person David Bowie sehr viel mehr zu tun als in früheren Zeiten. Berühmt wurde David Bowie nicht nur als musikalischer Verwandlungskünstler und Kultfigur der Postmoderne, sondern auch als Pionier technologischer Innovation. Er entwarf z.B. ein innovatives Computerspiel, präsentierte sein beispielloses BowieNet mit eigenem Radio-Programm und schrieb einmal mehr Musik- und Technologie-Geschichte mit einem Livekonzert zur Veröffentlichung seines Albums „Reality", das zeitgleich via Satellit weltweit übertragen wurde.

Morgen wird David Robert Heyward-Jones, wie Bowie mit bürgerlichem Namen heißt, 60 Jahre alt. „And I'm never ever gonna get old", singt David Bowie nicht ohne Ironie in einem Song seines letzten Albums „Reality". Eine ernsthafte Herzerkrankung, die ihn im Sommer 2004 zwang, eine Tournee abzubrechen, machte deutlich, dass es nur der Mythos Bowie ist, der scheinbar niemals altert. Derzeit erfreut sich David Bowie in England seit langem mal wieder eines Top Twenty-Hits. Gemeinsam mit David Gilmour singt er den Pink Floyd-Songklassiker „Arnold Layne", zu Ehren des verschrobenen Genius Syd Barrett, der im vergangenen Juli im Alter von 60 Jahren gestorben ist.

Kurz vor Bowie's 60. Geburtstag würdigt hr3-Rebell einen der einflussreichsten Musiker der Popgeschichte.

 

07.01.07 2. Stunde (22 - 23 Uhr)

Bitte lächeln!

Ein multimediales Seminar mit Songs und Fotos über das freudige Verziehen des Gesichts.

Wär das nicht ein guter Vorsatz zum neuen Jahr, die Mundwinkel zu liften, ganz ohne den Eingriff eines Schönheits-Chirurgen, nur mit dem Bewusstmachen der Schönheit der Dinge, der Musik, der Kunst, der Liebe, eines lächelnden Gesichts?

„God put a smile on your face" (Coldplay).

Lächeln ist die universelle Sprache, die überall auf dem Globus verstanden wird. „Show me how you smile, I'll understand" (Al Di Meola & Leonid Agutin).

Es gibt so viele verschiedene Arten: das anmutige, das gütige, das ironische, boshafte, spöttische, das scheue, schüchterne Lächeln. Das geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa. Und das verborgene unsichtbare Lächeln

„Inner Smile" (Texas).

Und was ist mit dem aufgesetzten, unechten Lächeln?

„Smiling faces tell lies sometimes" (Joan Osborne).

Und was ist mit der Mehrwertsteuer-Erhöhung, der Teuerungswelle, der Tatsache, dass man schon wieder ein Jähr älter geworden ist und all dem anderen Elend?

„You just can't smile it away" (Les McCann & Dianna Reeves).

Was mag das neue Jahr noch alles bringen an Tristesse, Tränen und Triumph?

„Why not smile?" (R.E.M.)

Und auch wenn es nur zu einem müden Lächeln reicht,

„Smile at everyone" (Minor Majority).

Lächeln soll sehr gesund sein. Doch Obacht: Lächeln ist ansteckend.

hr3-Rebell begrüßt die zweite Woche des Neuen Jahres mit einem Lächeln, mit Songs zum Thema „Smile" und mit vielen lächelnden Gesichtern, im Netz unter hr3.de. Und wenn man diese Bilder aus aller Welt (fotografiert von Holger Leue) anschaut, dann kann man gar nicht anders, als mitzulächeln.

„Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag." (Charlie Chaplin)