Schallplatte mit Volker Rebell Beschriftung

2012/1 erstes Halbjahr

Die Themen der Kramladen-Sendungen in ByteFM von Januar bis Juni 2012

 Kramladen in ByteFM am Donnerstag 21.06.12, 23-24 Uhr (Wiederholung am Samstag 23.06.12 14-15 Uhr), Thema:  

"Trails - Spuren, Fährten, Pfade und Highways" - eine musikalische Reise durch den Westen der USA mit Shiregreen

Wer hätte nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, für eine Weile auszusteigen und den Traum von einer großen Reise zu verwirklichen. Der deutsche Sänger, Gitarrist und Songschreiber Shiregreen (bürgerlich Klaus Adamaschek) hat sich diesen Traum erfüllt. Im letzten Jahr begab er sich auf Spurensuche nach den Wurzeln seiner Musik und den Träumen seiner Kindheit und bereiste sechs Monate lang den Westen der USA. In einem alten Wohnmobil tuckerte er gemeinsam mit seiner Frau und der Gitarre im Gepäck durch Arizona, New Mexico, Utah, Colorado und Kalifornien bis nach Oregon, Idaho, Wyoming und Montana. So kamen 25.000 Kilometer zusammen, 20.000 Fotos, unzählige Eindrücke - und 16 neue Songs, eine Art musikalisches Reistagebuch, Ende Mai veröffentlicht im Album „Trails". Zwischen Folk, klassischem Singer/Songwriter-Stil, Country, Bluegrass und Folkrock sind die Reise-Erzählungen im Songformat angesiedelt.

Mit „Trails" veröffentlicht Shiregreen sein inzwischen sechstes Album, das dezent arrangiert ist und insgesamt entspannt und intensiv klingt, dazu ähnlich spannend wie manche der Reise-Abenteuer, die den Songs zugrunde liegen und von denen Shiregreen/Klaus Adamaschek im Interview erzählt. Sensibel beobachtet und unaufgeregt vermittelt sind sowohl die Songs, die auf Spurensuche „zwischen einsamen Naturreservaten und quirligen Städten" gehen, als auch die verbalen Schilderungen seiner Reiseerlebnisse aus dem wilden, widersprüchlichen und landschaftlich wunderschönen Westen der USA.

Amerika im Spiegel der Lieder eines deutschen Singer/Songwriters - das ist „Trails", das hörenswerte, neue Album von Shiregreen - vorgestellt im Kramladen am 21. Juni, dem offiziellen Sommeranfang und Beginn der Urlaubs-Reisezeit.

Playlist zur Sendung am 21.06.12 "Trails": Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Shiregreen / Trails / Trails / DMG Germany, Broken Silence
3. Shiregreen / Some Rain In Santa Rosa / Trails / DMG Germany, Broken Silence
4. Shiregreen / Colorado / Trails / DMG Germany, Broken Silence
5. Shiregreen / There's A Song / Trails / DMG Germany, Broken Silence
6. Shiregreen / Hey Silent Rock / Trails / DMG Germany, Broken Silence
7. Shiregreen / Tales Of Tohona / Trails / DMG Germany, Broken Silence
8. Shiregreen / Leatherstocking and Chingachgook / Trails / DMG Germany, Broken Silence
9. Shiregreen / No More Gold On The Streets Of California / Trails / DMG Germany, Broken Silence
10. Shiregreen / Full Moon Song / Trails / DMG Germany, Broken Silence
11. Jenn Adams / Road To California (Hintergrundmusik) / Water / Herman's, Skalde Musik

 

 Kramladen in ByteFM am Donnerstag 07.06.12, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 09.06.12 14-15 Uhr) Thema:  

"When I'm 70 - Paul McCartney's Long And Winding Road" - eine Würdigung zum 70. Geburtstag des ewigen Beatle

„Schickst Du mir dann noch immer einen Blumenstrauß, Geburtstagsgrüße und ein Fläschchen Wein? Wirst du mich brauchen, wirst du mich ernähren, wenn ich 64 bin?" - das fragte Paul McCartney ironisch 1967 in seiner Music Hall-Parodie „When I'm Sixty-Four" aus dem epochalen Beatles-Album „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band". Braucht die Popszene ihn heute noch, 45 Jahre nach seinem kreativen Höhepunkt, als der „Sgt. Pepper" bis heute gilt? Paul hatte die Idee zur Konzeption des Albums und schrieb den Großteil der Songs dieses Ausnahme-Albums, das als künstlerischer Leuchtturm der sechziger Jahre angesehen wird. Doch seit diesem Meilenstein an kreativer Popkunst habe er überwiegend Belanglosigkeiten produziert, Kinderkram wie „Obladi Oblada" oder „All Together Now" und Gassenhauer wie „Hey Jude" oder „Let It Be", sagen manche Kritiker. Und nach den Beatles habe er auf seinen Wings- und Solo-Platten nie wieder das kompositorische Niveau von Lennon/McCartney-Songs erreicht.

Wer diese Meinung vertritt, ignoriert die überwiegend gelungenen Alben „Band On The Run" (1973), „Tug Of War" (1982), „Flowers In The Dirt" (1989), „Flaming Pie" (1997), „Driving Rain" (2001) und „Chaos And Creation In The Backyard" (2005). Mit elektronisch aufgeladenen, offenen Songstrukturen zeigte sich McCartney 2008 sogar experimentierfreudig im Duo-Projekt The Fireman mit dem Produzenten und Ex-Killing Joke-Musiker Martin Glover alias Youth und deren Album „Electric Arguments". Wandlungsfähigkeit bewies er im letzten Jahr mit seiner orchestralen Ballettmusik „Ocean's Kingdom" und mit seinem aktuellen Album „Kisses On The Bottom", in dem er Jazz-, Swing- und Vaudeville-Standards der vierziger Jahre mehr als achtbar interpretiert.

Dennoch wird Paul das Image des soften, oberflächlichen Leichtgewichts nicht los, auch wenn er sich dagegen immer wieder zur Wehr setzte: „Ich bin ebenso intelligent wie John", erklärte Paul 1984 der Washington Post und betonte, er sei „in jeder Hinsicht so tiefgründig wie der heilige Lennon" - was er auch mit künstlerischen Ambitionen außerhalb der Musik zu unterstreichen suchte. So hat er Gedichte geschrieben und abstrakte Gemälde mit Pinsel und Farbe erstellt, selbst ein Kinderbuch hat er mitverfasst, der deutsche Titel lautet „Hoch in den Wolken". Und noch höher hinauf strebte er bis in den Olymp der kulturell wertvollen ernsten Musik und komponierte große klassische Orchesterwerke, obwohl er doch nach wie vor weder Noten schreiben noch lesen kann. Das adelt diesen Mann mehr als ein Ritterschlag von Queen Elizabeth II.

Sehr vieles wird ihm nachgesagt, z.B. er sei extrem ehrgeizig, penetrant dominant, besserwisserisch, geizig, er würde andere bevormunden, sei auf versteckte Weise diktatorisch, schaue immer zuerst auf seinen eigenen Vorteil, er sei exaltiert, überspannt, überheblich, kenne keinerlei Selbstkritik, er sei ein anmaßender Egomane, ein Heuchler, habe sogar seine Ehe-Frauen Nummer 1 und 2 geschlagen, er sei „selbstzentriert, ein Kontrollfreak" sagte wörtlich der langjährige PR-Mann der Beatles Tony Barrow, er sei „gierig und herrschsüchtig", sagte Wings-Gitarrist Denny Laine;  er sei „eine Anhäufung von Widersprüchen" sagte der Beatles-Intimus Peter Brown. „Er war ein trotziger, unverschämter, pubertärer kleiner Medici-Prinz", sagte Francie Schwartz, eine von Pauls Dauer-Neben-Frauen, die er parallel zu seiner Hauptbeziehung mit Jane Asher bis 1968 am Laufen hatte. Ist McCartney, wie sich Paul polemisch selbst fragte „dieser herzlose Idiot, dieser seichte, oberflächliche Typ", der auf die Frage eines Reporters, ‚was sagen Sie zu John Lennons Tod' selten blöd antwortet: „Das ist eine Sauerei!"

Tatsache ist: Paul McCartney gilt als der reichste und erfolgreichste Popmusiker aller Zeiten. Und zu den einflussreichsten Songschreibern der letzten 50 Jahre gehört er sowieso. Sein Vermögen hat die Milliarden-Grenze in englischen Pfund schon lange überschritten, sein Einkommen vermehrt sich täglich um rund 30.000 Euro - alleine aus Tantiemen. Das entspricht einem Vermögenszuwachs von ca. 20 Euro pro Minute. Aber viel wichtiger: Er ist noch immer ein brillanter Sänger und nicht minder großartiger Songschreiber. Von seinem überdurchschnittlichen Können als Multiinstrumentalist gar nicht zu schweigen. Welcher andere Musiker in den letzten 50 Jahren hat mit seinen Liedern so große und nachhaltige Spuren im kollektiven Bewusstsein einer Generation hinterlassen?

Wer sonst hat die Biografien so vieler Menschen mit seinen Songs über Jahrzehnte begleitet und beeinflusst? Und wer sonst hat in einem kaum vorstellbaren Ausmaß die Musikspeicher in den Köpfen von unzähligen Menschen weltweit mit solch vielen, wunderbaren und überdauernden Melodien angefüllt wie er? Seinen musikalischen Ambitionen und seinem gestalterischen Ehrgeiz ist es vornehmlich zu verdanken, dass die Zusammenarbeit mit dem oft antriebsarmen, um nicht zu sagen faulen Genius Lennon zu popmusikalischen Glanzleistungen führte, die in der Popgeschichte einzigartig und bislang unerreicht sind.

Sein Dilemma bleibt, dass er als Beatle in schwindelerregende Popularitätshöhen hinaufkatapultiert wurde, die nicht mehr zu toppen sind. Und dass er gemeinsam mit seinem Kumpel und kreativen Gegenpart John Lennon überragende Songs schrieb, die alles in den Schatten stellten, was davor war und danach kam - und das in künstlerischer wie in kommerzieller Hinsicht. Im Glanz der Lennon-McCartney-Kompositionen mussten die Songs aus Pauls Solozeit verblassen. Er konnte sich (und kann sich heute noch) anstrengen wie er will, im kollektiven Bewusstsein der Popwelt bleiben die Lennon-McCartney-Klassiker immer die erste Wahl.

Doch was ist mit der Frage von 1967 „Will you still need me ..." auch noch mit 70 Jahren? Diese Frage muss die aktuelle Popszene eindeutig mit Ja beantworten. Als großartiger Sänger und legendärer Songschreiber und vor allem als lebender Verwalter des unsterblichen Beatles-Erbes wird er nach wie vor gebraucht.

Seit Jahren gibt er wieder regelmäßig umjubelte Konzerte und noch immer sucht er den Kontakt zu seinen Fans. Oder was macht er da, wenn er bei seinen jüngsten Konzerten, wie etwa im letzten Dezember in Köln, nach jedem Song mit vorgestrecktem Kopf die Hand hebt und freundlich ins abgedunkelte Publikum grüßt, so als würde er dort einen alten Bekannten entdecken und hier ein vertrautes Gesicht erspähen? Ein ähnliches Verhalten kennt man auch von derangiert wirkenden älteren Herrn, die meist mit sich selbst reden, aber auch mal einen Laternenpfahl umarmen und dann von freundlichen Herrn in weißen Kitteln aufgesucht und begrüßt werden mit den Worten: „Na Paule, biste mal wieder ausgebüchst." Muss man sich um Paule Sorgen machen?

Paul McCartney: „Musik ist keine Arbeit für mich. Ich spiele Musik, und ich hoffe, ich werde noch mit 90 Jahren singen und spielen. Zuletzt schieben sie mich wahrscheinlich im Rollstuhl auf die Bühne, damit ich Yesterday singe."

Die Playlist zur Sendung am 07.06.12 zu Pauls 70. Geburtstag : Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Fireman / See The Changes / Electric Arguments / One Little Indian, MPL
3. Paul McCartney / Riding To Vanity Fair / Chaos And Creation In The Backyard / Parlophone, MPL
4. Paul McCartney / Maybe I'm Amazed / McCartney / Apple, EMI
5. Paul McCartney / The Song We Were Singing / Flaming Pie / Parlophone, MPL
6. Paul McCartney / Once Upon A Long Ago / All The Best / Parlophone
7. The Beatles / Penny Lane / 1 / Apple
8. Paul Vincent / I've Just Seen A Face / My Beatles Songbook / Luxus Musik
9. The Beatles / I've Just Seen A Face / Help / EMI, Apple
10. The Beatles / Montage: I've Just Seen A Face / I'm Down / Yesterday / diverse / EMI, Apple
11. Paul McCartney / My One And Only Love / Kisses On The Bottom / Concord, Universal
12. The Beatles / Besame Mucho / The Unreleased Tracks Vol. 1 / Living Legend Records
13. Sebastian Meyer / Thank You Paul ./. unveröffentlicht
14. Matthias Frey / The Fool On The Hill (Hintergrundmusik) ./. unveröffentlicht

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 24.05.12, 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 26.05.12) Thema:  

 Britannia rule the world?

Zur Feier des 60. Thronjubiläums der Queen kündigt man in England mit typischem britischem Understatement „die größte Freiluftparty der Welt" an. Ende Juli beginnen in London die Olympischen Spiele, die schon im Vorhinein mit der bekannten britischen Bescheidenheit in der englischen Presse als „die größten Spiele aller Zeiten" bezeichnet werden. Sonst noch was Gigantisches aus dem United Kingdom zu vermelden? Of course indeed: am 18. Juni wird der reichste und erfolgreichste Popmusiker des Universums, der ewige Beatle Paul McCartney, 70 Jahre alt. Und der Londoner Fußballclub FC Chelsea gewann das Champions-League-Finale gegen Bayern München im Elfmeterschießen. Britannia rules the world - zumindest in diesen Wochen. Grund genug, sich mit dem Volk der notorischen Linksfahrer, Teetrinker und Exzentriker mal wieder eindringlich zu beschäftigen.

„Queenig & spleenig?! - Wie die Engländer ticken", so heißt ein amüsantes neues Buch, das die in Hamburg lebende Engländerin Nina Puri geschrieben hat. Ihre Landsleute nimmt sie mit spitzer Feder und trockenem englischem Humor aufs Korn: „Was ist das für ein wundersames Volk, das Flipflops im Schnee und Socken im Bett trägt?" Über „das Land voller Gegensätze" heißt es: „ Es ist eine Todsünde, sich in einer Schlange vorzudrängeln, aber ganz normal, Fußballfans im falschen Trikot mit Baseballschlägern niederzuknüppeln. Schulkinder stehen in Schlips und Kragen aufgereiht bei der Morgenandacht, Urlauber mit Tatoos und Stringtangas kübeln grölend in die Gullis." Das 190-Seiten-Büchlein aus dem Verlag Langenscheidt Entertainment will „alle Facetten der Einwohner des lustigen Landes jenseits des Ärmelkanals" zeigen: „von Humor und Höflichkeit über Mode und Politik bis hin zu Essen und Fußball." Das Thema britische Popmusik wird zwar auch behandelt, ist aber nur ein Thema am Rande. Über die schrillen Pop-Exzentriker, die durchgeknallten schrägen Vögel und spleenigen Selbstdarsteller in der britischen Popszene erfährt man leider nichts. Wo doch das Geschichtsbuch des britischen Pop einige Schrulligkeiten und Absonderlichkeiten bereit hält: von P.J. Proby, zu dessen Bühnenshow das Aufplatzen seiner hautengen Hosen im Schritt gehörte, über die Brillen-Marotte von Elton John, bis hin zum Popduo The KLF, das Geldscheine im Wert von einer Million Pfund verbrannte.

Der Kramladen sinniert über Engländer mit und ohne Hau und hört Musik von Briten mit und ohne Schrullen. Fazit: Das Land von Queen, Monty Python und Engelbert Humperdinck, dem aktuellen Vertreter des Vereinigten Königreichs beim Song Contest in Baku, ist immer eine Reise wert.

„Gern würd' ich nach England gehn, / Wären dort nicht Kohlendämpfe

Und Engländer - schon ihr Duft / Gibt Erbrechen mir und Krämpfe."

„In der Tat, aus jedem Engländer entwickelt sich ein gewisses Gas: die tödliche Stickluft der Langeweile."

(schrieb Heinrich Heine, der England im Jahre 1828 bereiste)

Playlist zum Kramladen über Engländer am 24.05.12 : Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Bellowhead / A-Begging I Will Go / Hedonism / Navigator Records , PIAS Rough Trade
3. Pink Floyd / Time / The Dark Side Of The Moon / EMI
4. James Blake & Bon Iver / Fall Creek Boys Choir / Enough Thunder / Universal
5. Chris Farlowe / Out Of Time / Rare Trax / Immediate Rec.
6. John Lennon / I'm The Greatest / Anthology CD2 New York City / Capitol Records
7. Kaiser Chiefs / When All Is Quiet / The Future Is Medieval / Universal
8. Bombay Bicycle Club / Favourite Day / A Different Kind Of Fix / Universal
9. The Police / Tea In The Sahara / Greatest Hits / A&M Records
10. Alex Clare / Love You / The Lateness Of The Hour / Universal
11. Afrocelts / Green (Hintergrundmusik) / Seed / RealWorld, Virgin

 

 

 Kramladen in ByteFM am Donnerstag 10.05.12 , 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 12.05.2012, 14-15 Uhr) Thema:

 "Neuer Blues aus Deutschland" - mit neuen Alben von Blues Blend, Get The Cat, Timo Gross, Chris Kramer und dem Österreicher Norbert Schneider. Im Mittelpunkt steht ein Interview mit Henning Eichler, einem der besten Blues-Mundharmonikaspieler in Deutschland und Mitglied der Blues & Roots-Gruppe Blues Blend, deren neues Album "One More Turn" gerade veröffentlicht wurde.

Wie kam der Blues nach Deutschland? Vornehmlich durch das legendäre American Blues-Festival, das von Lippmann & Rau ab 1962 veranstaltet und auch in die deutschen Konzertsäle gebracht wurde. Aber es dauerte noch recht lange, bis sich hier in Deutschland eine lebendige Bluesszene herausbildete. Denn anders als in England, wo es weiße Bluesväter wie Alexis Korner und John Mayall gab und wo der Rhythm'n'Blues schon in den frühen 60er Jahren von Bands wie den Rolling Stones, den Animals und anderen nachgespielt wurde, gab es in Deutschland keinerlei Blues-Tradition. Erst in den siebziger Jahren traten deutsche Blues-Bands eher vereinzelt auf den Plan, um nur die Frankfurt City Blues Band, die Pee Wee Bluesgang aus Iserlohn, die Blues Company aus Osnabrück und die schon 1968 gegründete Band Das Dritte Ohr aus Hildesheim zu nennen. Inzwischen ist die deutsche Bluesszene so lebendig und facettenreich wie nie zuvor. Schätzungen zufolge gibt es derzeit hierzulande etwa 500 Bluesbands. Tausende von Fans strömen jährlich zu rund 70 deutschen Blues-Festivals. Es gibt etliche deutsche Bluesradios im Netz und jede Menge Clubs zwischen Flensburg und Passau, in denen regelmäßig Bluesbands spielen (allerdings meist zu miserablen finanziellen Bedingungen). Man kann also von einer intakten deutschen Bluesszene sprechen - auch wenn die großen Medien den deutschen Blues mehr oder weniger ignorieren.

Playlist: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Blues Blend / You Give Me A Buzz / One More Turn / Pepper Cake, Zyx Music
3. Timo Gross / Bad / Fallen From Grace / Pepper Cake, Zyx Music
4. Blues Blend / Undertaker Blues / One More Turn / Pepper Cake, Zyx Music
5. Get The Cat / The Habit I'm Trying To Break / She Knows Them All / Pepper Cake, Zyx Music
6. Biber Herrmann / Soviet Baby Blues / Love & Good Reasons / Acoustic Music Records
7. Blues Blend / One More Turn / One More Turn / Pepper Cake, Zyx Music
8. Chris Kramer / Geld Geld Geld / Kramer kommt / Blow Till Midnight Music, Sony Music
9. Chris Kramer / Du bist das Licht / Kramer kommt / Blow Till Midnight Music, Sony Music
10. Blues Blend / Felafel Blues / One More Turn / Pepper Cake, Zyx Music
11. Norbert Schneider / Take Me With You / Medicate My Blues Away / Telemedia Music, Indigo
12. Timo Gross / One Of A Kind (Hintergrundmusik) / Fallen From Grace / Pepper Cake, Zyx Music

 

 Kramladen in ByteFM am Donnerstag 26.04.12, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 28.04.12, 14 Uhr) Thema:

Michael Sagmeister - im Gespräch

In jungen Jahren galt er als der schnellste Schütze am Gitarrengriffbrett. Mag sein, dass er das auch heute noch ist. Aber Geschwindigkeitsrekorde und schiere Virtuosität interessieren den heute 52-Jährigen, wenn überhaupt, nur noch am Rande. Kritiker bescheinigen ihm seit langem schon eine „unglaubliche Ausdruckstiefe". Speziell auf der akustischen Gitarre überzeuge sein Spiel durch „beseelte Artikulation und klangfarbenprächtigen Ideenreichtum". Auch seine Gitarristen-Kollegen sind voll des Lobes. So äußerte sich z.B. Larry Coryell nach einem Konzert, bei dem Michael Sagmeister den erkrankten Doyen der Jazzrock-Gitarre, John McLaughlin, vertreten musste: „Unfassbar wie gut er ist. Für mich einer der besten Gitarristen der Welt.". Und eines seiner Idole und Vorbilder, Gitarrenlegende Pat Martino urteilte: „Michael is simply tremendous." Der Saxofonist Johnny Griffin, der mit Wes Montgomery zusammenarbeitete, sagte über Sagmeister: „He is my favourit guitar player since Wes."

Zu Sagmeisters biographischen Highlights als Gitarrist zählen Kooperationen mit Jazz-Größen wie Pat Martino, Larry Coryell, Philip Catherine, Billy Cobham, Jack DeJohnette, Lyle Mays, Charlie Mariano, Miroslav Vitous, Randy Brecker, Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner, Volker Kriegel, Attila Zoller und anderen.

Neben seiner künstlerischen Karriere als Weltklasse-Gitarrist engagiert sich Michael Sagmeister seit vielen Jahren für die „Verbreitung des Gitarrenunwesens", wie er selbst launig seine verschiedenen Lehrbücher und Lehrtätigkeiten kommentiert. Als ordentlicher Professor und Leiter des Weiterbildungsstudiengangs für Jazz und Popularmusik an der Musikhochschule in Frankfurt am Main kämpft er derzeit gegen die geplante Abschaffung des Jazz-Studiengangs an der Hochschule. Auch dies wird ein zentrales Thema im Kramladen-Gespräch mit Michael Sagmeister sein - neben seinen aktuellen künstlerischen Projekten, einem Duo mit der sizilianischen Sängerin Antonella Dorio und seinem neuen Trio mit dem McLaughlin-Bassisten Dominik di Piazza und dem Drummer Michael Küttner.

Noch ein abschließendes Zitat, das vieles zusammenfasst, was für Michael Sagmeister typisch ist: „Sein Name steht für Weltklasse-Gitarrenspiel mit Elementen von virtuosem Bebop- und Fusion-Jazz, lyrischen akustischen Statements und Groove betonenden Soul- und Funk-Titeln.

Auffällig ist seine Arbeit mit verschiedenen Duo-Partnern. Hier kann er in intimen Settings seine Musikalität voll ausspielen und als Solist wie Begleiter Maßstäbe setzen. Wird er von einem passenden musikalischen Partner gefordert, spielt Sagmeister auf höchstem Niveau und entlockt seinen Instrumenten vielfältige Klangfarben, kreative Akkorde und die bekannten federnden Solo-Linien von perfekter Architektur." (Acoustic Music Records)

Playlist zur Sendung mit Michael Sagmeister: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Michael Sagmeister / Rush Hour / Soul Ticket / (2006) Acoustic Music Records, Rough Trade
3. Michael Sagmeister & Britta Medeiros / Night Ride Home / When The Moment Sings / (2005) Acoustic Music Records, Rough Trade
4. Michael Sagmeister & Pat Martino / Conversation / Conversation / (2001) Acoustic Music Rec., Rough Trade
5. Michael Sagmeister & Antonella Dorio / Nell Anima Scosa / Nell Anima / (Mai 2012) Jawo Records
6. Michael Sagmeister & Antonella Dorio / Estate / Nell Anima / (Mai 2012) Jawo Records
7. Michael Sagmeister / Turning Around / Soul Ticket / (2006) Acoustic Music Records, Rough Trade
8. Michael Sagmeister / True To The Moment / Soulful Questions / (1995) Bell Records
9. Michael Sagmeister / Miles Apart / Soul Ticket / (2006) Acoustic Music Records, Rough Trade
10. Camillo D'Ancona & Michael Sagmeister / Volo / Dedicato - canzoni è jazz / (2000) Acoustic Music Records, Zomba
11. Michael Sagmeister / Road Song / Soul Ticket / (2006) Acoustic Music Records, Rough Trade
12. Michael Sagmeister / Peaceful Journey (Hintergrundmusik) / Soulful Questions / (1995) Bell Records

 

 Kramladen in ByteFM am Donnerstag 12.04.12, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 14.04.12, 14 Uhr) Thema:  

Hell's Party - Hellmut Hattler zum 60. Geburtstag

Er ist einer der wenigen Rock-Pioniere Deutschlands, die von den frühen siebziger Jahren bis heute kontinuierlich musikalisch präsent waren und stets zu den innovativen Künstlern zählten, die die Zeichen der Zeit erkannt hatten und entsprechend musikalisch darauf reagierten.

Am 12. April feiert er seinen 60. Geburtstag mit einem großen Konzert in seiner Heimatstadt Ulm. Hell's Party heißt die musikalisch hochkarätige Geburtstagsfete. Und Hellmut Hattler, einer der außergewöhnlichsten Bassisten und Songschreiber Deutschlands, wird ständig auf der Bühne stehen und zwar mit stets wechselnder Begleitung. Fünf Bands werden auftreten und allen hat er seinen Stempel aufgedrückt und bei allen fünfen ist er mehr oder minder tonangebend: Kraan, Tab Two, Hattler, Siyou'n'Hell und Deep Dive Corp.

Band Nr. 1, die Jazzrock-Gruppe Kraan hat er 1970 als Gründungsmitglied mit aus der Taufe gehoben. Mit ihrer formidablen Mischung aus melodischem Jazzrock, funkigem Space-Groove und Psychedelia mit Weltmusik-Anklängen sind Kraan dank Hellmut Hattlers Energie und Ausdauer auch heute noch live zu bewundern. Als Kraan 1990 mal wieder Pause machte, taten sich Hellmut Hattler und der damalige Kraan-Trompeter Joo Kraus zur Band Nr. 2, dem Hipjazz-Duo Tab Two zusammen. Acht Jahre lang demonstrierten die beiden nur mit der Unterstützung von Computer-Sounds und -Beats, dass zwei kreative Musiker reichen, um eine eigenwillige und überaus populäre Stilform aus Hiphop, Jazz und Dancefloor zu entwickeln. Nach zwölf Jahren Sendepause geben die wieder vereinten Tab Two ab Ende April sieben Konzerte und veröffentlichen eine Dreifach-CD „Two Thumbs Up", die eine Brücke schlägt von den frühen, neu abgemischten Tab Two-Klassikern bis zu aktuellen Remixes, unveröffentlichtem Material und neuen Songs.

Schlicht HATTLER heißt Band Nr. 3, das vor 12 Jahren ins Leben gerufene Bandprojekt, mit dem Hattler & Co Elektronik, Lounge-Jazz, Soul, Pop und psychedelische Clubsounds auf intelligente und innovative Weise verbinden.

Band Nr. 4 ist Siyou'n'Hell, erneut ein Duo, bei dem Hattlers mal „mitreißend groovender, mal singender Bass" die ausdrucksstarke Stimme der Soul-Sängerin Siyou begleitet.

Bei Band Nr. 5, Deep Dive Corp., begibt sich Hellmut Hattler in die Elektronik-Szene mit einem aktuellen Mix aus Downbeat, Ambient und Dance-Groove.

Der Kramladen reiht sich in die Gratulantenschar ein und feiert den 60. Geburtstag von Hellmut Hattler mit Songs der genannten Hattler-Bands.

Die Playlist zu Hellmut Hattlers Geburtstags-Kramladen: Artist / Track / Album / Label
1. Hellmut Hattler / Enimo Mine / Allein und Gemeinsam / RillenWerke
2. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
3. Tab Two / The Patient / Two Thumbs Up / (VÖ 27.04.12) 36music
4. Kraan / Sarah's Ritt durch den Schwarzwald / Kraan / Intercord, EMI
5. Kraan / Yaqui Yagua / Wiederhören / Fünfundvierzig, Indigo
6. Hattler / Dimitri / Gotham City Beach Club Suite / Bassball recordings, 36music
7. Die Deutschen Rock-Helden (feat. Hellmut Hattler) / Silent Surveyor / Allein und gemeinsam - Deutsche Rock-Helden auf hr3-rebell-Tour / RillenWerke
8. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Valley View 35 / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
9. Tina Turner / Thief Of Hearts / Wildest Dreams / Parlophone
10. Hattler / No Eats Yes / No Eats Yes / Polydor, Universal
11. Siyou'n'Hell / Come Together / Siyou Meets Hellmut Hattler / 36music
12. Hellmut Hattler und Die Deutschen Rock-Helden / Enimo Mine (Bass-Solo) / Allein und gemeinsam - Deutsche Rock-Helden auf hr3-rebell-Tour / RillenWerke

 

 Kramladen in ByteFM am Donnerstag 29.03.12, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 31.03.12 14 Uhr), Thema:

Stings rechte und linke Hand

„Früher benannten große Komponisten ihre Musik nach deren Tempo, oder ihrer Katalogfolge entsprechend. Teile der vortrefflichsten Musik, die man sich anhören kann, heißen lediglich „Sarabande" oder „Partita Nr. sowieso", oder „Opus", oder „Largo, „Presto" - und das ist grandiose Musik. Wir hingegen haben diese hochtrabenden Titel für Musik, die nicht so großartig ist", sagt Dominic Miller und nannte sein neues, bislang fünftes Solo-Album, das am 30. März erscheint, schlicht „5th House", also wie die großen alten Meister, die ihre Werke nur durchnummerierten?. Zum Hintergrund dieses Albumtitels fügt er hinzu, das fünfte Haus sei ein Begriff aus der Astrologie und bedeute das ‚Haus der Liebe und Leidenschaft'. Ist „5th House" dann nicht auch ein hochtrabender Titel? Die 10 neuen Instrumentalstücke des neuen Albums sind es jedenfalls nicht, sind weder hochtrabend noch esoterisch, sondern sehr transparent und greifbar, wurden nicht nur handwerklich vorzüglich ausgeführt, sondern auch mit Liebe und Leidenschaft realisiert. Dominic Miller ist kein Saitenartist, der mit den schnellsten seiner Gitarrenzunft um Rekordmarken konkurriert, er ist einer der sensibelsten und ausdrucksstärksten Maler von Stimmungen - und darin ist er als Gitarrist fast konkurrenzlos.

Der am 21. März 1960 in Buenos Aires geborene Sohn eines Amerikaners und einer Irin studierte Gitarre am renommierten Berklee College in Boston und war seit „The Soul Cages" aus dem Jahre 1991 an jedem Sting-Album beteiligt, stand in über eintausend Konzerten mit Sting auf der Bühne und kooperierte sogar bei Songkompositionen wie etwa dem Sting-Hit „Shape Of My Heart". Geadelt wurde Dominic Millers Zusammenarbeit mit Sting durch ein besonderes Lob des Ex-Polizisten: „Er ist meine rechte und meine linke Hand, die all das umsetzt, was meine klobigen Finger nicht spielen können."

Der Kramladen präsentiert mit Dominic Miller, der auch im Interview zu hören sein wird, einen der fähigsten und einfühlsamsten Gitarristen der arrivierten Popszene und stellt nicht nur sein neues Soloalbum vor und Songs aus seiner Zusammenarbeit mit Sting, sondern auch Beispiele aus weiteren musikalischen Kooperationen, etwa mit The Chieftains („Long Black Veil"), Tina Turner (‚Wildest Dreams") und Manu Dibango („Wakafrika").

In allen seinen Aufnahmen, egal für wen, ist immer etwas vom Inhalt des Begriffs „5th House" zu vernehmen: Herzblut und Hingabe.

Playlist zum Kramladen über Dominic Miller : Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There  /Zappa Records
2. Dominic Miller / If Only / 5th House / (30.03.2012) Qrious Music
3. Dominic Miller feat. Sting / Shape Of My Heart / Shapes / (2004) Decca, Universal
4. Dominic Miller / Angels / 5th House / (30.03.2012) Qrious Music
5. Sting / Fields Of Gold / Ten Summoner's Tales / (1995) A&M Records
6. Phil Collins / Another Day In Paradise / But Seriously / (1989) Face Value Records, WEA
7. Sting / La Belle Dame Sans Regrets / Mercury Falling / (1996) A&M Records
8. Dominic Miller / Waves / 5th House / (30.03.2012) Qrious Music
9. Manu Dibango / Biko / Wakafrika / (1994) Intercord
10. Rick Wright feat. Sinead O'Connor & Dominic Miller / Breakthrough / Broken China /(1996) EMI
11. Rick Wright feat. Dominic Miller / Sweet July / Broken China / (1996) EMI
12. Tina Turner / All Kinds Of People / Wildest Dreams / (1996) Parlophone
13. Dominic Miller / Yes / 5th House / (30.03.2012) Qrious Music
14. Dominic Miller / Presto / Shapes / (2004) Decca, Universal
15. Sting / This War / Sacred Love / (2003) A&M Records
16. Dominic Miller / Solent (Hintergrundmusik) / November / (2010) Qrious Music

 

 Kramladen in ByteFM am Donnerstag 15.03.12, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 17.03.12 14 Uhr) Thema:  

Sänger/Songschreiber-Frühling

Wenn zu Beginn des Frühlings die Energien der belebten Natur zu strömen beginnen, beendet auch die Popszene ihre Winterpause und sendet ihre ersten Kreativwellen aus: neue Musikveröffentlichungen sprießen wie Primeln aus dem Boden und präsentieren ihre schöpferischen Klangfarben. Namen neuer Sänger und Songschreiber tauchen auf, bekannte Künstler starten mit neuem Elan ins neue Jahr. Der Frühling scheint eine besonders gute Jahreszeit speziell für Singer/Songwriter zu sein. Denn neue Songs braucht das Land gerade wenn sich die Welt öffnet. Eine erstaunlich große Zahl von neuen Alben neuer Songschreiber erscheint in diesen Tagen. Und das hat offenbar Tradition. Im Frühjahr vor 40 Jahren erschienen solch wichtige Songschreiber-Alben wie z.B. „American Pie" von Don McLean mit der grandiosen Gitarrenballade „Vincent", einem sensiblen Songporträt des zerrissenen Maler-Genies Vincent van Gogh, - wie „Sail Away" von Randy Newman mit der bissigen, sarkastischen Song-Unterweisung in die politische Wissenschaft („let's drop the big one and pulverize them"), - wie dem ersten offiziellen Soloalbum von Paul Simon, das mit „Mother And Child Reunion" einen der ersten Reggae-inspirierten Songs eines weißen Songschreibers enthielt - wie „Pink Moon", dem düsteren und letzten Album des legendären Song-Poeten Nick Drake, der 1974 im Alter von 26 Jahren an einer Überdosis Antidepressiva starb..

Auf Nick Drake beruft sich der junge englische Singer/Songwriter mit italienischen Wurzeln Jack Savoretti, der mit seinem ersten hierzulande veröffentlichten Album „Harder Than Easy" mit lyrischen Texten und einnehmender Stimme auch an Songs von James Taylor und Jackson Browne erinnert. Zu seinen anrührendsten Songs zählt „Mother", über einen zum Tode verurteilten Delinquenten, eigentlich ein harter Typ, der aber im Angesicht des Todes nach seiner Mutter ruft.

Auf der Südsee-Insel Tonga wurde der 29-jährige Sänger/Gitarrist und Songschreiber Joel Havea geboren. Aufgewachsen in Australiens Kulturhauptstadt Melbourne, ging er 2008 mit seiner Gitarre auf Weltreise, tingelte durch Clubs in Südost-Asien und Europa und landete schließlich in Hamburg. Sein großes Interesse am traditionellen Stil der Songwriter-Koryphäen der frühen siebziger Jahre und seine Herkunft aus dem Südpazifik „down under" färbten die Songs seines Debüt-Albums „You Make Me Believe" deutlich hörbar ein. Im Song „My Dear" überlässt er sich den süßen Tagträumen, solange, bis er von der Realität wieder eingeholt wird.

Tom Liwa, einer der eigenwilligsten deutschen Liederschreiber, Begründer der Band Flowerpornoes, veröffentlichte gerade sein 12. Soloalbum „Goldrausch". Zur Ukulele singt er, nur begleitet von Cello und Bass alltagspoetische Lieder übers Warten, Hoffen und Weitermachen: „von hier an keine Tricks und keine Strategie".

Sehr viel opulenter und dennoch im Gestus ähnlich verhalten sind die Lied-Arrangements des klassisch ausgebildeten Pianisten William Wahl. Der Mitbegründer der Kölner a-cappella-Gruppe basta hat sich mit den kammermusikalischen Liedern seines Solo-Albums „Wie schön wir waren" nun auf das ernstere Fach verlegt. Aber so ganz ohne Humor und Ironie geht es dann gottlob doch nicht ab: „Ich entschuldige mich, wenn sich sonst keiner entschuldigt."

Der Kramladen widmet sich dem Sänger/Songschreiber-Frühling - dem aktuellen, wie dem von 1972 - und vergisst auch die Sängerinnen/Songschreiberinnen nicht. Zu hören sind auch Songs aus den neuen CDs von Elin Furubotn aus Oslo, Eva aus New York und Violetta Parisini aus Wien.

Das Vor-Frühlings-Motto der Sendung lautet: „Dein Wille geschehe / Dein Wille allein / Lass die Dinge entstehen / Und dann lass sie sein" (Tom Liwa)

Playlist zum Kramladen über den Sänger-Songschreiber-Frühling am 15.03.12 : Artist / Track / Album / Label
1. Udo Schild / Im wunderschönen Monat Mai / It ain't over now / (2012) BSC Music, Prudence, Rough Trade
2. Elin Furubotn / Heilt Nye Vei / Heilt Nye Vei / (2012) Ozella Music, Galileo MC
3. Violetta Parisini / More Than That / Open Secrets / (2012) Emarcy, Universal
4. Jack Savoretti / Wonder / Harder Than Easy / (2012) India Media Group, Rough Trade
5. Jack Savoretti / Northern Sky / Harder Than Easy / (2012) India Media Group, Rough Trade
6. Nick Drake / Pink Moon / Pink Moon / (1972) Island
7. Joel Havea / As It Seems / You Make Me Believe / (2012) Fonkam Records
8. Tom Liwa / Dein Wille geschehe / Goldrausch / (2012) GIM Records, Intergroove
9. William Wahl / Gewinner / Wie schön wir waren / (2012) EMI
10. William Wahl / Ich entschuldige mich / Wie schön wir waren / (2012) EMI
11. Randy Newman / Political Science / Sail Away / (1972) Reprise
12. Don McLean / Vincent / American Pie / (1972) United Artists, EMI
13. EVA / Hey Love / Sky Wide Open / (2012) Honx Music
14. Dominic Miller / Waves (Hintergrundmusik) / 5th House / (2012) Qrious Music

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 01.03.2012, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 03.03.2012, 14 Uhr), Thema:   Lou Reed

On The Wild Side - Lou Reed, zum 70. Geburtstag

Der New Yorker Sänger, Gitarrist und Songschreiber Lou Reed (geboren am 02.03.1942) gründete 1964 mit John Cale, einem aus Wales stammenden klassisch ausgebildeten, an Neuer Musik interessierten Bassisten und Viola-Spieler die Garagen-Rockband The Primitives, aus der sich ein Jahr später Velvet Underground entwickelten. Protegiert von Andy Warhol stieg Velvet Underground binnen kurzem zum Geheimtipp der New Yorker Subkultur auf. Benannt nach einem Buch von Michael Leigh zum Thema Sadomasochismus mit dem Titel „The Velvet Underground", kreierte die Band in den beiden Jahren ihrer Zusammenarbeit mit Andy Warhols Factory eine aufregende Mischung aus experimentellem Rock, Protopunk und Pop-Art. Das Cover-Design des Debüt-Albums von „The Velvet Underground & Nico", das 1967 veröffentlicht wurde, stammte von Andy Warhol und zeigte auf der Plattenhülle die berühmte Siebdruck-Banane, deren „Schale" sogar abziehbar war. Dieses Bananen-Cover machte die Band in der Popwelt bekannt - auch bei Menschen, die den Musikinhalt nie gehört hatten. Die zur damaligen Zeit provozierenden Texte und verstörenden Musikelemente in den Underground-Songs der Band - größtenteils geschrieben von Lou Reed - hatten einen großen Einfluss auf spätere Stilentwicklungen wie Punk, Grunge und Metal.

Mit Metallica stand Lou Reed 2009 gemeinsam auf der Bühne aus Anlass seiner Aufnahme in die „Rock and Roll Hall Of Fame" und verabredete danach eine Zusammenarbeit mit Metallica für ein Album-Projekt. Am 31. Oktober 2011 erschien das gemeinsame Album „Lulu", textlich von Lou Reed erarbeitet nach Motiven aus dem gleichnamigen Drama von Frank Wedekind. Die Kritiker zeigten sich nicht überzeugt von diesem als „Hoch-Zeit der Rock-Giganten" hochgepushten Zusammentreffen von Lou Reed und Metallica. Nur die BBC fand in ihrer Albumkritik versöhnliche Worte: das Album „Lulu" sei zwar keine leichte Kost, aber vielleicht fände es mit der Zeit das Lob, das es verdiene. Ursprünglich hatte Lou Reed seine „Lulu"-Songs für eine Berliner Theaterinszenierung des Regisseurs Robert Wilson geschrieben. Dies war nicht seine erste musikalische Literatur-Bearbeitung. Gemeinsam mit dem Theatermacher Robert Wilson hatte Lou Reed schon im Jahre 2000 für das Hamburger Thalia-Theater das Bühnenstück „POEtry" realisiert - eine Vertonung und Bühnenbearbeitung von Textes des US-Schriftstellers Edgar Allan Poe. Die Songs aus dieser Theaterarbeit veröffentlichte Lou Reed 2003 auf seinem Album „The Raven".

Lou Reed hält sich selbst für einen Rock-Literaten, schließlich weisen seine Songtexte eine besondere poetische Qualität auf. 2006 veröffentlichte er einen Gedichtband („Pass Thru Fire - The Collected Lyrics") mit seinen besten Songtexten aus 40 Jahren Kreativität. Doch seine Stellung als literarischer Songschreiber wurde von der Fachkritik bislang noch nicht gänzlich anerkannt. So bleibt er auch mit 70 in gewisser Weise ein Unverstandener. 1997 erschien eine Neufassung seines Liebesliedes „Perfect Day" aus dem Album „Transformer" von 1972, aufgenommen von einer Superstar-Riege (David Bowie, Bono, Tom Jones, Elton John, Suzanne Vega, Emmylou Harris, Dr. John, Joan Armatrading, Boyzone etc.) als Benefiz-Produktion für die Hilfsorganisation „Children In Need". Den Songtext hatten die Produzenten für das Kinderhilfswerk aber offenbar missverstanden. Die Geliebte, der Lou Reed den von ihm besungenen „Perfect Day" zu verdanken hatte, war nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus der getrockneten Milch des Schlafmohns. Der Geliebten Heroin war Lou Reed über viele Jahre verfallen. Spätestens seit seiner Heirat mit Laurie Anderson im Jahre 2008 ist er drogenfrei, trinkt vorzugsweise Mineralwasser, ernährt sich natürlich gesund und schwört auf Tai Chi.

„Lou Reed ist der Typ, der Heroin, Speed, Homosexualität, Sadomasochismus, Mord, Frauenhass, angesoffene Passitivität und Selbstmord mit Würde und Poesie und Rock'n'Roll versehen hat" (Lester Bangs).

Playlist zur Lou Reed-Sendung am 01.03.12: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Lou Reed / Who Am I (Tripitena's Song) / The Raven / 2002 Warner Bros
3. Velvet Underground / I'm Waiting For The Man / The Velvet Underground & Nico / 1967 Universal
4. Lou Reed & Metallica / Lulu / 2011 Universal
5. Velvet Underground / Heroin / The Velvet Underground Rock Legends / 2007 Polydor, Universal
5.1 Lou Reed / Heroin / Live in New York 1972 / 2009 Zyx Music
5.2 Lou Reed / Heroin / Live In Italy 1984 / 1984 Sister Ray Enterprises, BMG Ricordi
6. Lou Reed / Ecstasy / Ecstasy / 2000 Reprise
7. Lou Reed / Walk On The Wild Side / Transformer / 1972 BMG Music
8. Various Artists / Perfect Day / BBC Children In Need / 1997 Chrysalis
9. Lou Reed / Trade In / Set The Twilight Reeling / 1996 WEA, Warner Bros
10. Lou Reed / I Wanna Be Black (Hintergrundmusik) / Live:Take No Prisoners / 1978 Arista Records

 

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 16.02.2012, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 18.02.2012, 14 Uhr), Thema:Eisberg

"Ein Gespür für Schnee und Eis" - mit erwärmenden Winter-Songs

Schnee-Chaos / Lawinengefahr / Kälterekorde / Bislang mehr als 600 Tote wegen eisiger Temperaturen in Europa / Drei Nordseeinseln auf dem Seeweg nicht mehr erreichbar / Wegen starker Schneefälle Ausnahmezustand in Montenegro / Viele Ortschaften im Balkan von der Außenwelt abgeschnitten. Das sind die Meldungen über die schreckliche Seite des diesjährigen Winters. Die andere Seite beschert Winterfreuden in seltenem Ausmaß. So tummeln sich zum Beispiel Zehntausende Hamburger auf der zugefrorenen Außenalster, um Schlittschuh zu laufen, Eishockey zu spielen oder mit ihren Kindern übers Eis zu schlittern. Überall in Deutschland ziehen die Menschen in Scharen zu den eisbedeckten Gewässern und feiern mit Glühwein, Würstchen und Waffeln das außergewöhnliche Ereignis zugefrorener Weiher, Flüsse und Seen.

Das Schönste, was aus einem Regentropfen werden kann, ist ein Eiskristall, genannt Schneeflocke. Das Gespür für Schnee kann man überall empfinden, wo dieses seltsam schöne, weiße Phänomen anzutreffen ist - nicht nur in der verschneiten Winterlandschaft, auch in vielen Songs, die das Thema Schnee in Text und Musik hörbar machen. In der Sprache der Inuit, der arktischen Ureinwohner, soll es eine große Zahl von verschiedenen Worten für den Niederschlag aus Eiskristallen geben, den wir mit dem einen Wort „Schnee" bezeichnen. Mit ihrem aktuellen Winteralbum „50 Words For Snow" übertrumpft Kate Bush selbst die Inuit. In sieben kristallin glitzernden, meist anmutig schwebenden Kunstliedern versucht sie mit einer Fülle von lyrischen Worten und Klängen das Gespür für jene Eiskristalle einzufangen, die die Welt über Nacht verändern können und doch gleichermaßen vergänglich sind. „Nimm Schnee in die Hand und er schmilzt. Er hat keinen Bestand. Auch das macht seine Faszination aus", sagte Kate Bush in einem ZEIT-Interview."

Für viele ist Schnee eine rutschige Pampe, die besser rasch wieder wegschmilzt, weil sie die Fahrt zum Arbeitsplatz behindert. Doch so manch romantische Seele lässt sich vom Schneeflöckchen/Weißröckchen verzaubern. Vom Glitzern der Schneekristalle in der Abendsonne, so als würden winzige Sterne mit verwunschenen Diamanten um die Wette funkeln. Vom gedämpften Klang in der verschneiten Landschaft, so als wäre die Welt in Watte verpackt. Vom weißen Puderzucker, der alles verwandelt und die Bäume, Wiesen, Häuser und Hügel einhüllt und verkleidet, so als hätte der Wettergott eine Schneekugel über die Welt gestülpt und Frau Holle zum kräftigen Schütteln aufgefordert.

Was kann man mit Schnee alles machen?: eine Schneeballschlacht, einen Schneemann bauen, mit Brettern unter den Füßen drüberhin gleiten. Mancheiner verpasst sich damit eine vitalisierende Abreibung, andere stopfen sich speziellen Schnee in die Nase und wieder andere schreiben Songs über Winter, Schnee und Eis - so wie Sting („If On A Winter's Night"), Nick Cave („15 Feet Of Pure White Snow"), Loreena McKennitt („Snow / A Midwinter Night's Dream"), Tory Amos („Winter"), Yoko Ono („Walkin' On Thin Ice"), James Taylor („Have Mercy On The Frozen Man").

Der Kramladen präsentiert ein cooles Songprogramm mit Schneefrauen und Wintermännern, Eiszapfen und warmen Wollmützen.

Playlist zur Sendung am 16.02.12

Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar /Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Tindersticks /Frozen / The Something Rain / City Slang
3. Sting / The Hounds of Winter / Mercury Falling / A&M
4. Sting / The Hounds of Winter (live) / If On A Winter's Night / A&M
5. Kate Bush / Misty 50 Words For Snow / Fish People Records, EMI
6. James Taylor / The Frozen Man / New Moon Shine / Columbia
7. James Taylor / The Frozen Man (live) / One Man Band / Hear Music, Universal
8. The Brian Setzer Orchestra / Baby It's Cold Outside / Boogie Woogie Christmas / Surfdog Records, Sony
9. Loreena McKennitt / Snow / A Midwinter Night's Dream / Quinlan Road Music, Universal Music
10. Frank Zappa / Don't Eat The Yellow Snow / Apostrophe / Zappa Records, Rykodisc
11. Nick Cave & The Bad Seeds / Fifteen Feet Of Pure White Snow / No More Shall We Part / download
12. Tori Amos / Winter / Live at Montreux / download
13. Loreena McKennitt / In The Bleak Midwinter (Hintergrundmusik) / A Midwinter Night's Dream / Quinlan Road Music, Universal Music

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 02.02.12 23 Uhr (Wiederholung Samstag 04.02.12 14 Uhr), Thema:Graham Nash

Graham Nash - zum 70. Geburtstag des „Gentleman der Popmusik"

New York 08.11.2011. Im Zucchotti-Park von Manhattan, unweit der Wall Street, wo seit sieben Wochen mehrere hundert Aktivisten der „Occupy Wall-Street- Bewegung" in einem Protestlager campieren, hat sich eine Gruppe von Menschen um zwei ergraute Straßenmusiker geschart. Es ist kalt im Zucchotti-Park an diesem Dienstag Nachmittag und der New Yorker Bürgermeister Bloomberg hat die Räumung des Zeltlagers mit Polizeigewalt angedroht. Dennoch ist die Stimmung gut. Die beiden alten Straßenmusiker singen: „Teach your children well, their father's hell did slowly go by." Die Umstehenden singen mit und jubeln am Ende des Songs. Anschließend reden die beiden Musiker mit den Aktivisten und sagen, die Protest-Energie der Occupy-Bewegung erinnere sie sehr stark an die Zeit vor 40 Jahren, als sie selbst gegen den Vietnam-Krieg und die Nixon-Regierung protestiert hätten.

Zwei Tage zuvor standen die beiden Musiker noch auf der Bühne des New Yorker Beacon Theater - gemeinsam mit ihrem alten Kumpel Stephen Stills. Die beiden Straßenmusiker, die den Occupy-Wall-Street-Aktivisten ein spontanes Konzert gegeben hatten, waren Graham Nash und David Crosby. Vom gesellschaftlichen Engagement und kritischen Geist eines David Crosby weiß man schon lange. Dagegen ist das Bild, das man sich von Graham Nash gemacht hatte, eher brav und britisch konservativ. Innerhalb des Star-Ensembles Crosby Stills Nash & Young galt er als zuständig für die zuckrigen Hollies-Harmonien, schließlich war er bis 1968 fünf Jahre lang Mitglied der Schlager-Beatband The Hollies. Doch tatsächlich war es Graham Nash, der in seinem ersten Solo-Album „Songs For Beginners" von 1971 den militärischen Wahnsinn geißelte („Military Madness is killing your country"), sich mit den Studentenprotesten von 1968 in Chicago solidarisierte im Song „Chicago (We Can Change The World)" und das große psychologische Thema Selbstfindung Selbstbefreiung und Selbstverwirklichung propagierte („See yourself, free yourself, be yourself").

1979 war er Mitbegründer der US-amerikanischen Anti-Atom-Bewegung MUSE (Musicians United for Safe Energy) und ist Mitglied der Nachfolge-Organisation No-Nukes-Group, die im letzten Jahr nach der Tsunami- und Atom-Katastrophe von Fukushima Benefizkonzerte veranstaltete und sich für den weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie einsetzte. Neben seinem politischen Engagement, setzte sich Graham Nash auch für den Umwelt- und Naturschutz ein. So schrieb er z.B. die Songs „The Last Whale" (für Crosby & Nash) oder „Clear Blue Skies" (für CSN&Y).

Zu den großen Songs, die Graham Nash geschrieben hat, gehört auch der religions-kritische Song „Cathedral" von 1977 („Too many people have died in the name of Christ"), oder „Wasted On The Way" von 1982 über die Verschwendung von Zeit und Energie - beide geschrieben für Crosby Stills & Nash.

Der Song „Marrakesh Express" erzählt von Graham Nashs Zugreise durch Marokko von Marrakesh nach Casablanca im Jahre 1966. Die Hollies hatten den Song abgelehnt, doch die Aufnahme von Crosby Stills & Nash für deren Debüt-Album von 1969 hatte dem Trio ihren ersten Top-Twenty-Hit beschert.

Neben der Musik gilt Graham Nashs Liebe der Photographie. Er ist selbst nicht nur ein anerkannter Fotograf sondern auch ein leidenschaftlicher Sammler von Fotografien und entwickelte ein digitales Verfahren zum Scannen und Drucken von Fotos. Seine kalifornische Firma Nash Editions gehört in diesem Segment zu den Marktführern weltweit.

Geboren wurde Graham Nash in Blackpool, Lancashire am 2. Februar 1942. Er sorgte nicht für Schlagzeilen wegen exzessiven Drogenkonsums wie David Crosby. Er fiel weder auf durch ruinöse Trunksucht wie Stephen Stills noch durch egomanische Allüren wie Neil Young, Graham Nash gilt wegen seiner Geradlinigkeit, Höflichkeit und Glaubwürdigkeit nicht zu Unrecht als der „Gentleman der Popmusik".

Hut ab vor Graham Nash und herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag.

Playlist zum Kramladen am 02.02.12 Thema: Graham Nash
Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Graham Nash & David Crosby / Immigration Man / Graham Nash & David Crosby (1972) / Atlantic
3. Crosby Nash / Don't Dig Here / Crosby Nash (2004) / Sanctuary
4. Crosby, Stills, Nash & Young / Teach Your Children / Deja Vu (1970) / Atlantic (plus O-Ton Occupy Wall Street)
5. Crosby Stills & Nash / Marrakesh Express / Crosby Stills & Nash (1969) / Atlantic
6. The Hollies / Bus Stop / Live im Beatclub 1967 / download
7. Graham Nash / Military Madness / Songs For Beginners (1971) / Atlantic
8. Graham Nash / See Yourself / Songs For Beginners (1971) / Atlantic
9. Crosby Stills & Nash / Barrel Of Pain / Allies (1983) / Atlantic
10. Graham Nash / Cathedral / No Nukes - The MUSE-Concerts for a Non-Nuclear Future (1979) / Atlantic
11. Crosby Stills & Nash / Wasted On The Way / Allies (1983) / Atlantic
12. Crosby Stills & Nash / Suite: Judy Blue Eyes (instrumental) (Hintergrundmusik) / download

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 19.01.2012 23 Uhr (Wiederholung Samstag 21.01.2012 14 Uhr), Thema:Ali Neander

NUJAZZROCK von Ali Neander feat. Hellmut Hattler

Ali und seine magischen Fusionen

Jazzrock ist tot! Fusion ist out! Von wegen! Man höre sich an, was der Super-Gitarrist Ali Neander gemeinsam mit seinen Mitmusikern, dem Kraan-Bassisten Hellmut Hattler und dem Oregon-Oboisten/Saxophonisten Paul McCandless auf Platte gebannt hat und nun auch live auf Tour (allerdings ohne den Oregon-Altstar) präsentiert: Mahavishnu meets Metal meets Jeff Beck meets Ricky King und die alle verabreden sich zur Wiedergeburt des Jazzrock 2.0.

Der Mastermind der „Die Hesse-komme"-Rockband Rodgau Monotes Ali Neander, den alle für einen waschechten Hesse-Bub halten, wurde am 02.07.1958 in Hamburg geboren. Er besuchte verschiedene Schulen in Essen, Nieder-Roden und Offenbach bis zum Abitur und begann danach Musikwissenschaft, Kulturanthropologie und Theater-, Film-, und Fernsehwissenschaften zu studieren. Zur Musik, d.h. zum Gitarrenspiel kam er , weil ein Mitschüler von ihm sechzig Folksongs auf der Gitarre spielen konnte, und damit die ganzen Mädels abgriff. Das war Ansporn genug. Unglücklicherweise hasste er Folksongs, und Gott-sei-dank bemerkte eines Tages eine Freundin: „Ali, spiel doch mal ein richtiges Lied!" und ebnete so den Weg zur „richtigen" Musik. Die erste Band hieß „Hämorrhoiden" und entstand dadurch, dass er als Libero mit dem Vorstopper seiner Mannschaft so unglücklich zusammenprallte, dass er einen Armbruch und der Gegner einen Beinbruch davontrug. Beide verließen daraufhin spontan den Fußballverein und gründeten besagte Band. Weiter ging es in verschiedenen Jazz-Rock-Combos, bis ihn der Ruf der Rodgau Monotones ereilte, womit sein Schicksal besiegelt war (oder auch nicht).

Heute gilt er als „der" Rockgitarrist Hessens und ist ein gefragter Studio-, Session- und Live-Musiker, begleitete u.a. Edo Zanki, Sabrina Setlur, Xavier Naidoo, Glashaus, das Rilke-Projekt, das Neue Frankfurter Schulorchester, Sabine Fischmann, u.a.. Zu seinen jüngeren Projekten zählte die Produktion des Solo-Albums „Es wird Zeiten geben" von Henni Nachtsheim von Badesalz.

Seinen Gitarrenstil schulte Ali Neander in den frühen siebziger Jahren am Jazzrock von John McLaughlins Mahavishnu Orchestra, Chic Coreas Return To Forever, Weather Report und anderen. Diesen seinen großen Helden des Jazzrock zollt er wunderbar anzuhörenden Tribut auf seinem ersten Soloalbum nach 30 Jahren Gitarrenarbeit und nach über 50 Platten, an denen er mitgewirkt hat. Doch das Album „Ali Neander feat. Hellmut Hattler" ist alles andere als ein Retro-Projekt oder gar nostalgische Vergangenheitsverklärung. Die 14 neuen Titel des Albums zelebrieren eine zeitgemäße Instrumentalmusik mit überrumpelnder Wucht, vortrefflicher Handwerkskunst und beseelter Virtuosität.

Ali Neander & Hellmut Hattler, das neue Traumpaar des deutschen „NUJAZZROCK" geht in diesen Tagen mit neuer Band auf Deutschlandtour. Die gemeinsame Platte ist schon eine Feierstunde von Fusion und vergleichbaren Stilen, die Konzerte werden mit Sicherheit ein Fest für alle Menschen, die ein Ohr haben für eine Musikrichtung, die totgesagt wurde, aber in neuer Lebendigkeit wiederauferstanden ist.

Kurz vor Beginn der Tournee erzählt Ali Neander im Kramladen, warum er den Jazzrock auf seine eigene Weise wiederbelebt hat.

Playlist zur NUJAZZROCK-Sendung am 19.01.12
Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Lassie Gone Bad / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
3. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Seventh Sense / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
4. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Return Of The Folkhair Rebel / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
5. Kraan / Marienbad / Diamonds / Bassball Recordings
6. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Lobanda Waltz / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
7. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Sweet Confusion / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
8. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / The Interior / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
9. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Positively No Stairway To Heaven / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records
10. Ali Neander feat. Hellmut Hattler / Last Train Home (Hintergrundmusik) / Ali Neander feat. Hellmut Hattler / ESC Records

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 05.01.2012 23 Uhr (Wiederholung Samstag 07.01.2012 14 Uhr). Thema:  

David Bowie - zum 65. Geburtstag Bowie Audio

Das „Chamäleon des Rock", wie er noch in den siebziger Jahren tituliert wurde, wandelte sich im Laufe der Zeit zum Konzernchef eines börsennotierten Unternehmens. Die Kunstfiguren und Alter Egos aus alten Tagen von Major Tom über Ziggy Stardust und den „Mann, der vom Himmel fiel" bis zum „Thin White Duke", sie scheinen allesamt in der Asservatenkammer des Bowie-Museums verschwunden zu sein. Die früheren Rollenspiele sind Geschichte. Der Ich-Erzähler in den Songs seiner letzten Alben „Hours", „Heathen" und „Reality" hat mit der realen Person David Bowie sehr viel mehr zu tun als in früheren Zeiten. Berühmt wurde David Bowie nicht nur als musikalischer Verwandlungskünstler und Kultfigur der Postmoderne, sondern auch als Pionier technologischer Innovation. Er entwarf z.B. ein innovatives Computerspiel, präsentierte sein beispielloses BowieNet mit eigenem Radio-Programm und schrieb einmal mehr Musik- und Technologie-Geschichte mit einem Livekonzert zur Veröffentlichung seines Albums „Reality", das zeitgleich via Satellit weltweit übertragen wurde.

Am 08.01. wird David Robert Heyward-Jones, wie Bowie mit bürgerlichem Namen heißt, 65 Jahre alt. „And I'm never ever gonna get old", singt David Bowie nicht ohne Ironie in einem Song seines letzten Albums „Reality". Eine ernsthafte Herzerkrankung, die ihn im Sommer 2004 zwang, eine Tournee abzubrechen, machte deutlich, dass es nur der Mythos Bowie ist, der scheinbar niemals altert. 2006 erfreute sich David Bowie in England seit langem mal wieder eines Top Twenty-Hits. Gemeinsam mit David Gilmour sang er den Pink Floyd-Songklassiker „Arnold Layne", zu Ehren des verschrobenen Genius Syd Barrett, der im Juli 2006 im Alter von 60 Jahren gestorben war.

Seitdem wartet die Bowie-Gemeinde auf neue Musik des Meisters.

Playlist zur David Bowie-Sendung am 05.01.12

Artist /Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. David Bowie / Ziggy Stardust / The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders Of Mars / EMI
3. David Bowie / Never Get Old / Reality / Columbia, Sony
4. David Bowie / Sound & Vision / Low / EMI
5. David Bowie / Ashes To Ashes / Scary Monsters / EMI
6. David Bowie / A Better Future / Heathen / Columbia, Sony
7. David Bowie / Afraid / Heathen / Columbia, Sony
8. David Bowie / Days / Reality / Columbia, Sony
9. David Bowie / Fall Dog Bombs The Moon Reality / Columbia, Sony
10. David Bowie / Helden / Best Of Bowie / EMI/
11. David Bowie & Queen / Under Pressure / Best Of Bowie / EMI
12. David Bowie / Space Oddity (instrumental) (Hintergrundmusik) / Space Oddity / download