Schallplatte mit Volker Rebell Beschriftung

 

Das Thema der nächsten Kramladen-Sendung in Byte.FM:

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 05.01.2012 23 Uhr (Wiederholung Samstag 07.01.2012 14 Uhr). Thema:  

David Bowie - zum 65. Geburtstag Bowie

Das „Chamäleon des Rock", wie er noch in den siebziger Jahren tituliert wurde, wandelte sich im Laufe der Zeit zum Konzernchef eines börsennotierten Unternehmens. Die Kunstfiguren und Alter Egos aus alten Tagen von Major Tom über Ziggy Stardust und den „Mann, der vom Himmel fiel" bis zum „Thin White Duke", sie scheinen allesamt in der Asservatenkammer des Bowie-Museums verschwunden zu sein. Die früheren Rollenspiele sind Geschichte. Der Ich-Erzähler in den Songs seiner letzten Alben „Hours", „Heathen" und „Reality" hat mit der realen Person David Bowie sehr viel mehr zu tun als in früheren Zeiten. Berühmt wurde David Bowie nicht nur als musikalischer Verwandlungskünstler und Kultfigur der Postmoderne, sondern auch als Pionier technologischer Innovation. Er entwarf z.B. ein innovatives Computerspiel, präsentierte sein beispielloses BowieNet mit eigenem Radio-Programm und schrieb einmal mehr Musik- und Technologie-Geschichte mit einem Livekonzert zur Veröffentlichung seines Albums „Reality", das zeitgleich via Satellit weltweit übertragen wurde.

Am 07.01. wird David Robert Heyward-Jones, wie Bowie mit bürgerlichem Namen heißt, 65 Jahre alt. „And I'm never ever gonna get old", singt David Bowie nicht ohne Ironie in einem Song seines letzten Albums „Reality". Eine ernsthafte Herzerkrankung, die ihn im Sommer 2004 zwang, eine Tournee abzubrechen, machte deutlich, dass es nur der Mythos Bowie ist, der scheinbar niemals altert. 2006 erfreute sich David Bowie in England seit langem mal wieder eines Top Twenty-Hits. Gemeinsam mit David Gilmour sang er den Pink Floyd-Songklassiker „Arnold Layne", zu Ehren des verschrobenen Genius Syd Barrett, der im Juli 2006 im Alter von 60 Jahren gestorben war.

Seitdem wartet die Bowie-Gemeinde auf neue Musik des Meisters.

 

Kurzfassung

David Bowie, einer der innovativsten und einflussreichsten Musiker des Pop wird Rentner

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 22.12.11 23 Uhr (Wiederholung Samstag 24.12.11 14 Uhr). Thema: 

La la la metta / Playlist; Audio

„Und jetzt haben wir Weihnachten für Schwache und für Starke, für Reiche und für Arme. Die Welt ist so falsch. Und darum Frohe Weihnachten für Schwarze und Weiße, für Gelbe und Rote. Lasst uns alle Kämpfe beenden", so hieß es vor 40 Jahren im Weihnachts-Song „Happy Xmas (War Is Over)" von John und Yoko, veröffentlicht in den USA am 1. Dezember 1971 (in England erst ein Jahr später). In einem aktuellen Weihnachtslied, das die Gruppe Erdmöbel gerade als kostenloses Weihnachtsgeschenk im Netz veröffentlicht hat, heißt es im Duett von Maren Eggert und Markus Berges: „Ich habe Weihnachten vergessen. Wie treu sind deine Blätter? Ich will Tannenzweige essen. Du hast im Haar La la lalala metta". - So ändern sich die Zeiten und die Weihnachtslieder. Vor 40 Jahren klare Botschaften, ernsthaft und engagiert - und heute? Nonsens und deutliche Distanz zum traditionellen Weihnachts-Verständnis. Ist das die Alternative? So absurd und schräg, fast albern und die Weihnachts-Stimmung konterkarierend der Text von Erdmöbel klingt, so liebevoll weihnachtlich ist das Arrangement des Songs ausgearbeitet, das gleich beginnt mit einem Musikzitat des Refrainmotivs aus John und Yokos „Happy Xmas (War Is Over)". Und schon sind 40 Jahre Weihnachtslied-Geschichte miteinander verknüpft.

Vor 50 Jahren hatten noch die Wiener Sängerknaben das Monopol auf das gültige Weihnachtslied, heute ist das vielfältige Angebot des Christmas-Pop so verwirrend wie die unzähligen Smartphone-Vertragsvarianten. Heutzutage wird weihnachtsmäßig gerappt, gerockt, geswingt, gechillt, gelounget, gedubt und hip gehopt.

„Weihnachten" war gestern, heute heißt es „Christmas 2.0". Entsprechend singt der Zeitgeist: „Ich geh Weinachten nicht vor meine Tür, ich halte lieber einen Chat. Ein schmucker Baum, Lieder singen, gibt's nicht bei mir, im social web sind alle nett. Mama, mach dir keine Sorgen. Ich bin nicht allein, 536 Freunde werden die ganze Zeit bei mir sein" (Glen Ariola).

Der Kramladen wünscht dennoch ganz altmodisch eine fröhliche Weihnachtsgans mit einem nadelnden Strauß voller bunter, neuer Weihnachtsmelodien, von Nils Landgren bis Angus Stone, von den Indigo Girls bis Trevor U. Hurst, von Melissa Etheridge bis Kate Bush, von John & Yoko bis Maren & Erdmöbel. Hoho-Halleluja.

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 24.11.11 23 Uhr (Wiederholung Samstag 26.11.11 14 Uhr). Thema:

Remember Freddie & George - zum 20. Todestag von Freddie Mercury und zum 10. Todestag von George Harrison

FreddieThis is Freddie

Queen, die Königin des Hardrock, war immer unverwechselbar, ob sie pompösen Prunk-Rock zelebrierte, pathetisch-aufgeladene Hymnen für die Fußballstadien intonierte, kitsch-gefährdete Rockopern schmetterte oder messerscharfen Dance-Rock in die Tanzpaläste hämmerte. Unvergleichlich war Queen wegen ihm: Freddie Mercury, dem optischen Zentrum, Sänger, Haupt-Songschreiber und stilprägenden Kopf, mit einer Stimme, die seinesgleichen im Rockzirkus suchte, mit Einfällen als Komponist, die der Popmusik spektakuläre Songklassiker bescherten und mit einer Bühnenpräsenz, die das Wort „charismatisch" verdient. Seine außergewöhnlichen vokalen Fähigkeiten konnten selbst schwächere Queen-Songs noch mit Glanz versehen und die großartigen Queen-Klassiker wurden erst durch seine vokale Klasse in den musikalischen Adelsstand erhoben.

1984 arbeitete Freddie Mercury in München an seinem ersten Solo-Album „Mr. Bad Guy". Ganz bewusst wollte er seine neuen Songs nicht mit seinen Queen-Kollegen aufnehmen, sondern mit einer hochkarätig besetzten neuen Begleitmannschaft. Als Gitarristen hatte sich Freddie Mercury Jeff Beck gewünscht. Weil der aber gerade in den USA mit Rod Stewart auf Tour war, bekam der deutsche Gitarrist Paul Vincent seine Chance - und wusste sie zu nutzen. Über die Zusammenarbeit mit dem Superstar Mercury, über die langwierige Studioarbeit und das knifflige Ausarbeiten der Arrangements erzählt Paul Vincent in diesem Kramladen.

Freddie Mercury starb an Aids im Alter von 45 Jahren am 24.11.1991.

GeorgeHere comes George

Zu Zeiten der Fab Four stand er meist im Schatten der beiden Ober-Beatles John und Paul. Doch mit seinen Kompositionen „Here Comes The Sun" und „Something", den beiden populärsten Songs des Beatles-Albums „Abbey Road", hatte sich George Harrison 1969 endlich auch als gleichwertiger Songschreiber etabliert. Während Ringo (von John) als der „zweitbeste Drummer der Beatles" (nach Paul) bespöttelt wurde, war George Harrisons Stellung als technisch versiertester, brillanter Gitarrist stets ungefährdet. In der Gitarrenzunft hat George Harrison bis heute einen guten Ruf - nicht zuletzt wegen seines exzellenten Slide-Gitarrenspiels. Vor allem in den sechziger Jahren galt er als Neuerer, was Soundexperimente anging. Er war der erste Popmusiker, der sich mit der indischen Sitar ernsthaft beschäftigte. Und er war der erste, der das Interesse der Popwelt für die indische Philosophie und Musik weckte. Insofern darf man ihn als Pionier der Weltmusik ansehen und als Wegbereiter für die Spiritualität des Ostens in der westlichen Welt. Doch es wäre falsch, den „stillen Beatle" nur als vergeistigten, religiösen Menschen darzustellen.

George Harrison produzierte z.B. die bitterböse Jesus-Filmsatire „Das Leben des Brian" von Monthy Python, finanzierte die Beatles-Parodie „The Rutles: All You Need Is Cash" und beteiligte sich als „Nelson Wilbury", neben Bob Dylan, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison an den Traveling Wilburys.

Er war der erste der Fab Four, der die Nach-Beatles-Ära erfolgreich begann. Sein Triple-Album „All Things Must Pass" belegte Ende 1970 Platz 1 der US-LP-Charts. 1971 organisierte er das erste große Benefiz-Festival der Popgeschichte „Concert For Bangla Desh". Zuvor erschien sein Welthit „My Sweet Lord", der auch wegen Plagiatsvorwürfen von sich reden machte. Weitere Hits folgten, wie etwa „Give Me Love", „Living In The Material World", „All Those Years Ago", „Got My Mind Set On You", „When We Was Fab" u.a.

Am 25. Februar 1943 wurde George Harrison geboren; 58 Jahre später, am 29.11.2001 starb er an einem schweren Krebsleiden. Ausgerechnet er wurde von der schlimmsten Geißel der Menschheit gleich mehrmals heimgesucht. Er, der spirituellste der Fab Four, der als zutiefst gläubiger Mensch mit sich und seinem Leben im Reinen war - wie er immer wieder in Interviews sagte - musste gleich drei verschiedene Krebserkrankungen erleiden. Die ersten beiden konnte er überwinden, doch ein inoperabler Hirntumor ließ ihm schließlich keine Chance mehr. Auch 10 Jahre nach seinem Tod ist die Popularität von George Harrison ungebrochen und seine Bedeutung für die Popwelt wird zunehmend gewürdigt.

 

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 13.10.11 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 15.10.11 14-15 Uhr) Thema:  Björk

Kreativland Island
Gerade ist das neue Kreativwerk „Biophilia" von Björk erschienen. Und die isländische Popszene hat erneut den eigenen Weltrekord gebrochen, im Verhältnis zur Einwohnerzahl weltweit die meisten Popveröffentlichungen und Band-Neugründungen zu verbuchen. Die isländische Literatur ist das Schwerpunkthema der aktuellen Frankfurter Buchmesse. Und die Frankfurter Kunsthalle Schirn zeigt die mythischen Installationen der isländischen Künstlerin Gabríela Frioriksdóttir. So viel Island war lange nicht, so viel geballte musikalische, literarische, künstlerische Kreativität von der Insel aus Eis und Feuer war lange nicht zu erleben.
Björks neues Projekt „Biophilia" stellt dabei die Vulkanspitze der aktuellen isländischen Kreativ-Ausbrüche dar. Die neue CD/LP scheint nur ein Randphänomen zu sein, ist jedenfalls nur ein Teilaspekt des Gesamtkunstwerks, das aus einer eigenen Website und Videos besteht, außerdem aus Workshops, musikpädagogischen Seminaren und einer dreijährigen Welttournee plus Filmdokumentation. Der technische Clou dabei sind allerdings die Musik-Apps, Multimedia-Applikationen für iPhone und iPad, die ein neues Pop-Zeitalter in der digitalen und virtuellen Welt eröffnen sollen. Das inhaltliche Konzept von „Biophilia" erläutert der berühmte Naturfilmer Sir David Attenborough - natürlich auch mittels App: „Biophilia meint die Liebe zur Natur in all ihren Ausprägungen. Sie geht einher mit einer ruhelosen Neugier und dem Drang, zu erforschen, wie Mensch und Natur einander begegnen". „Biophilia" versteht sich als eine eigene virtuelle Galaxie. Jeder Song ist ein eigener neuer Planet. Zu jedem Planeten gehört eine App und jede App kostet € 1,59 und beschäftigt sich mit unterschiedlichen Phänomenen der Naturwissenschaft. Auch kreativer Geschäftssinn gehört also zu den Eigenschaften von „Biophilia".
Neben überschwänglichen Lobeshymnen finden sich auch kritische Stimmen zum neuen Multimedia-Kunstwerk „Biophilia". Nur noch Extravaganz, aber kaum noch Emotion und keinerlei Groove wird Björk von der FAZ bescheinigt. Und der Kritiker der Süddeutschen hat die „Schnauze voll" von dem „ganzen überzogenen Anspruch". In „Biophilia" posaune jeder Ton: „Achtung, Sie verlassen den Pop-Sektor. Ab hier nur nach Höchstkultur.
Ob Björks zweifellos ambitioniertes Projekt hilft, der angeschlagenen Plattenindustrie einen Weg aus der Krise zu weisen? Viele in der Branche erhoffen sich nicht weniger als einen zukunftsweisenden Anschub, natürlich auch kommerziell. Was das Thema Krisenbewältigung angeht, ist Björk jedenfalls eine geschulte, typische Isländerin, Denn: Krise hin, Vulkan her, die Isländer haben gelernt, jegliches Ungemach locker zu nehmen und mit Spontaneität und Kreativität auf die Herausforderungen zu reagieren. „Pedda Reddast", so lautet der Lieblingsspruch der Inselbewohner, was zu deutsch etwa heißt: „irgendwie wird's schon klappen".
Der Kramladen geht in dieser Stunde auf eine Reise durch das musikalische und literarische Kreativland Island.

 

hr3-madhouse 15.09.11 22-24 Uhr,

eine Sondersendung zum Thema Artpop und Progrock aus Anlass der bevorstehenden Herbsttour des hr3-Festivals "PREMIUM ROCK - Pink Floyd meets New Artrock, Co-Moderation und Musikauswahl: VR

Playlist
- 1. Stunde - 22-23 Uhr

=================== 22.04 ====================

01 DS Showopener hr3-madhouse

02 006 03:35 „Follow You, Follow Me" / Genesis
CD-Obertitel „... And Then There Were Three (1978)" LC 3098
22:08
03 202 05:12 „The Lamb Lies Down On Broadway" / Ray Wilson & The Berlin Symphony Ensemble
CD-Obertitel „Genesis Classic, Live in Poznan (VÖ 09.09.2011)" Jaggy D / Soulfood ohne LC
22:13:30
04 007 04:51 „ A Dream Within A Dream " / Waniyetula
CD-Obertitel „Out Of Space - Out Of Time" LC 18552
22:22

05 001 03:14 „Living In The Past" / Jethro Tull
CD-Obertitel „The Very Best Of Jethro Tull" LC 01626
22:25:30
06 009 ca. 04:30 „Time Flies" / Porcupine Tree
CD-Obertitel „The Incident" LC 09321

Service 22:30

07 006 05:00 „The Big Wheel" / Rush
CD-Obertitel „Roll The Bones" LC 00121
22:36
08 001 04:15 „The Other Half" / Marillion
CD-Obertitel „Somewhere Else" ohne LC
22:40
09 002 06:00 „Waiting For You" / Eclipse Sol-Air
CD-Obertitel „Bartok's Crisis" LC 08248
22:50
10 108 02:40 „Happiness IsS A Warm Gun" / The Beatles
CD-Obertitel „The Beatles" LC
22:54
11 202 03:19 „Point Of Know Return (live)" / Kansas
CD-Obertitel „Device - Voice - Drum" LC 08100
22:57:20
12 008 03:20 „Footsteps In The Hall" / Saga
CD-Obertitel „Trust" LC 01414

- 2. Stunde - 23-24 Uhr

=================== 23.04 ====================

13 DS Showopener hr3-madhouse

14 104 05:29 „Hit Me With A Hit" / The Flower Kings
CD-Obertitel „Paradox Hotel Guest Book" LC 01414
23:10
15 001 04:50 „Wish You Were Here" / David Gilmour
CD-Obertitel „Live At The Royal Albert Hall" LC
23:15
16 001 04:50 „Money" / Floyd Reloaded
CD-Obertitel „Live in Wroclaw 2010" ohne LC
23:21:30
17 001 03:45 „Bliss" / Muse
CD-Obertitel „Origin Of Symmetry" LC 04909
23:25:15
18 004 04:45 „All That's Left" / Spock's Beard
CD-Obertitel „SB (2006)" LC 01414
23:30
Service 23:30

19 DS 04:11 „Catch Without Arms" / Dredg
CD-Obertitel „Catch Without Arms (2005)" LC ??
23:35
20 008 05:50 „People" / King Crimson
CD-Obertitel „Thrak" LC
23:41
21 001 05:30 „Lost Love (And Bad Feelings)" / Krabat
CD-Obertitel „Waiting For The Next Big Thing" LC 14747
23:49
22 204 03:03 „Children Of Light" / Yes
CD-Obertitel „Keys To Ascension 2l" LC 06448
23:52
23 DS 07:15 „To Tame A Land" / Dream Theatre
CD-Obertitel „Black Clouds And Silver Linings" LC ??

Kramladen in ByteFM am Donnerstag 01.09.11 23-24 Uhr (Wiederholung Samstag 03.09.11 14-15 Uhr) Thema:  

Loriot

Loriot und die Kunst der Ironie - auch im Pop
„Liebe Evelyn! Dein Timing war immer perfekt - nur heute hast du die Reihenfolge nicht eingehalten. Na warte!" Dies schrieb Loriot, als seine langjährige Partnerin Evelyn Hamann im Oktober 2007 starb. Vier Jahre hat sie warten müssen, nun ist auch Loriot ihr nachgefolgt. „Der Gedanke, dass es mich bald nicht mehr geben wird, ist ganz sicher nicht komisch" (Loriot, 1991). Ach was - so lautet eine seiner berühmten Ausrufe, die er seinen Figuren in den Mund legte, wenn diese sich mal wieder irritiert über eine der üblichen Zumutungen des Lebens spontan zu äußern hatten. „Ach was", so hätte Vicco von Bülow am Montag letzter Woche wahrscheinlich selbst reagiert, hätte er seinen eigenen Tod erlebt.
Er ist und bleibt der Grandseigneur unter den deutschen Humoristen, ein Genie der feinen Ironie, „ein Jahrhundertereignis der zeichnerischen, schriftstellerischen, zugleich auch noch mimisch-theatralischen Präzision" (Focus). Jeder kennt seinen begnadeten Nudel-Sketch, oder die Farce über den Mann, der eine Haxe aß, oder den Ehestreit über das 4.1/2-Minuten Ei, oder die Grzimek-Parodie zum Thema „die Steinlaus", oder das „Jodeldiplom", usw. Er war der Erfinder der berühmten Knollennasen, er schuf die Cartoon-Helden Wum und Wendelin, er schrieb und produzierte unzählige Radio- und Fernseh-Unterhaltungssendungen, darüber hinaus zwei abendfüllende Kinofilme, inszenierte gar für die Opernbühne, etc. Er war und bleibt der Meister aller Komik-Klassen.
Eine besonders große Begeisterung verband ihn mit der Musik, „die ihm zeitlebens von allen Künsten die nächste war" (FAZ). Natürlich bevorzugte er die Musik des
Kulturbürgertums. Über Pop und Jazz hat er sich nie ausführlicher geäußert. Doch Brüder im spöttisch-ironischen Geiste hat Loriot natürlich auch in der Popmusik: von Loudon Wainwright III. bis Randy Newman, von Weird Al Yancovic bis Frank Zappa, von Otto bis Helge Schneider. Sogar Ry Cooder versucht sich auf seinem neuen Album „Pull Up Some Dust And Sit Down" (Veröffentlichung am 02.09.11) in der Kunst der Ironie.
Im Kramladen heißt es diesmal: „Holleri du dödl di...diri diri dudl dö" und „Humpty Dumpty World".

hr3-madhouse-Spezial am 24.05.2011, dem 70. Geburtstag von Bob Dylan, von 22-24 Uhr

„Things Have Changed" - Zum 70. Geburtstag von His Bobness

Dylan sollte sich was schämen", ereiferte sich im letzten Monat der Menschenrechtler Brad Adams von Human Rights Watch, weil der einstige Protestsänger sein Live-Programm habe zensieren lassen. Sowohl bei seinen Auftritten in China als auch in Vietnam verzichtete Dylan auf seine Protestsongs „The Times They Are A-Changin" und „Blowin' In The Wind" und habe sich somit der Zensur gebeugt und die Freiheitsbewegung verraten. Zeigt sich hier wieder das alte Missverständnis, dass Dylan in den sechziger Jahren zum führenden Kopf der Protestbewegung in den USA erklärt wurde, diese ihm zugedachte Rolle aber niemals spielen wollte. Sein ablehnender Song „It Aint Me Babe" („Ich bin nicht der, den du suchst") kann als Ausdruck dieser Verweigerungshaltung gedeutet werden. Unmissverständlich wurde er im „Subterranean Homesick Blues" mit der gleichermaßen klaren wie ironischen Zeile „Folge keinem Führer, beachte die Parkuhren".

Der Führer wider Willen und seine Gefolgschaft
Aber dennoch folgten Heerscharen von Anhängern jahrzehntelang dem wortmächtigen „Picasso of Song" (Leonard Cohen), verfolgten seine Songbotschaften vom sarkastischen „With God On Our Side" (1964) über die Hoffnung auf jenseitige Erlösung im Song „Tryin' To Get To Heaven" (1997) bis zum liebes-sehnsüchtigen „I Feel A Change Comin On" (2009); sie pilgerten zu den Konzerten seiner „never ending tour" und nahmen ihm nicht krumm, dass er 1979 mehr predigte als sang und im Sinne seiner christlichen Erweckung missionierte, dass er 1987 ohne einen Hauch von Kritik an der DDR-Obrigkeit in Ost-Berlin auftrat, dass er 1997 für den stockkonservativen Papst Johannes Paul II. spielte und sich anschließend mit einem tiefen Diener vor dem Nachfolger Petri verneigte. Sie wollten nicht wahr haben, dass die Stimme ihrer Generation, jener „kritische Songpoet, der oft gegen die Allgegenwart der Reklame polemisierte" (FAZ) 2004 Werbung für luxuriöse Damenunterwäsche machte.
Ihm haben seine Anhänger alles verziehen, nicht aber dem Nobelpreis-Komitee, das dem „Shakespeare des 20. Jahrhunderts" (New York Times), dem „größten lebenden Dichter des Pop" (Die Welt) den Literatur-Nobelpreis bis heute verweigerte.

Von Zimmermann zu Dylan
Wenn ein Sänger seinen bürgerlichen Namen Robert Allen Zimmermann ablegt, um sich Bob Dylan zu nennen - nach dem walisischen Dichter Dylan Thomas, der für seine poetische Kunst gefeiert wurde, aber schon im Alter von 39 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht starb - dann durfte man von einem gewissen Anspruch dieses Sängers und Songschreibers ausgehen. Tatsächlich gilt er als der bedeutendste Songschreiber der Popgeschichte, weil er wie kein anderer die ur-amerikanischen Musikstile mit Songtexten von hohem literarischem Rang verschmolz.
Über seine stimmlichen Qualitäten streiten sich die Geister. Während seine Fans von der besonderen Ausdrucksstärke, Authentizität und rauen Intensität schwärmen, mokieren sich andere über seine „unschöne" Stimme, die wie „kochender Straßenteer" klinge, oder als käme sie geradewegs „über die Mauern eines Lungensanatoriums". Kein Wunder, dass so mancher Popfan fast jede Coverversion eines Dylan-Songs dem Original vorzieht. Und Neuinterpretationen und Coverversionen von Dylan-Klassikern gibt es wie Sand am Meer. Das reicht von den Byrds bis Jimi Hendrix, Van Morrison bis Richie Havens, Manfred Mann's Earth Band bis Guns N' Roses, Eric Clapton bis The White Stripes, Chrissie Hynde bis Sheryl Crow, Norah Jones bis Cassandra Wilson usw.. Unter den deutschsprachigen Dylan-Interpreten sind zu nennen: Wolfgang Ambros, Christopher & Michael, Wolfgang Niedecken, Ringsgwandl, Dirk Darmstädter u.a..

Dylan der Archivar
Heute ähnelt Bob Dylan mit seinen letzten Alben „Love And Theft" von 2001, „Modern Times" von 2006 und „Together Through Life" von 2009 und auch mit seinen eigenen, vielgelobten pophistorischen Radio-Sendungen einem Musik-Archivar, der die Geschichte der amerikanischen Musik dokumentieren will.
Viele Musikbegeisterte seiner Generation haben bis heute mehr Bezug zu der frühen Phase des Meisters, als Dylan-Songs noch für gesellschaftlichen Aufbruch und revolutionäre Veränderungen standen und greifen entsprechend selbst gerne ins Dylan-Archiv. Als Kultobjekt gilt vielen Dylan-Verehrern der Dokumentarfilm „Don't Look Back" von P.A. Pennebaker. Vor 44 Jahren erschien der Tour-Film von Bob Dylans dreiwöchiger Solo-Tournee durch England, die im Frühjahr 1965 stattfand. Dieser Film „Don't Look Back" gilt als eines der großen Zeitdokumente der populären Musikgeschichte. Man sieht Ausschnitte aus den Konzerten und viele private Szenen wie aus einem Reisetagebuch:
Joan Baez singt zur Gitarre im Hotelzimmer „Love Is Just A Four Letter Word", während Dylan ununterbrochen in seine Reiseschreibmaschine Texte hämmert. Irgendwann sagt er: „Ich hab den verdammten Song nie beendet." Später greift auch er zur Gitarre und singt ein paar Zeilen aus dem Hank Williams-Klassiker „I'm So Lonesome I Could Cry". Nächste Szene: Dylan steht in Newcastle vor dem Schaufenster eines Musikgeschäfts, betrachtet die ausgestellten E-Gitarren und sagt: „Schau dir diese Gitarren an, so was kriegst du in den Staaten nicht." Später sieht man Dylan in einem Hinterzimmer Klavier spielen. Dann ein Interview, ein launiges Gespräch mit Alan Price, bei dem viel gelacht wird. Dylan backstage kurz vor einem Auftritt. Dylan auf der Bühne, er singt: „Don't Think Twice". Dylan debattiert mit einem betrunkenen Fan. Donovan singt im privaten Kreis „To Sing For You". Er reicht die Gitarre an Dylan weiter und sagt: „Ich würde gerne ‚It's All Over Now, Baby Blue' hören". Dylan erfüllt ihm den Wunsch. In der Royal Albert Hall singt er: „The Times They Are A-Changin'". In der nächsten Ansage spricht er von einem schrecklichen Traum. Er habe in die Toilette geschaut und hätte dort Donovan gesehen. Er grinst, das Publikum lacht und applaudiert.
Und so geht dieses Roadmovie immer weiter. Es gehört zu den besten frühen Filmen über Popmusik, die je veröffentlicht wurden.

Vom Roadmovie zum Reisen um die Welt
Heute konzertiert Dylan überall auf der Welt - auch in kommunistischen Staaten, die es mit den Menschenrechten nicht so genau nehmen. Auch wenn Dylan sich der chinesischen Zensur beugt und seine berühmten Protestlieder in Peking und Shanghai nicht singt, im restlichen Songrepertoire, das er live singt, finden sich noch genug Bezüge, die kritisch bis aufmüpfig zu deuten sind. In Ho-Chi-Minh-Stadt sang er „Gonna Change My Way Of Thinkin", in dem es heißt: „Ich werde mein Denken ändern, werde mit meinem Fuß aufstampfen und mich nicht mehr von Narren beeinflussen lassen." In China hätte er „I Shall Be Released" singen sollen, was sich dann angehört hätte wie „Ai Shall Be Released", ein Aufruf für die Freilassung des inhaftierten Künstlers und Regime-Kritikers Ai Weiwei. Doch Dylan tat das nicht. Er lässt sich vor niemandes Karren spannen.
Im seinem Song „Things Have Changed" von 1999 heißt es: „Die Leute sind verrückt und die Zeiten sind seltsam / Ich bin mittendrin und außer Reichweite / Ich habe mal Anteil genommen, aber die Dinge haben sich geändert."

 

 

Sondersendung in hr3-madhouse am 08.12.10 von 21-24 Uhr, mit VR als Live-Gast und Co-Moderator, zum Thema John Lennon, aus Anlass seines 30. Todestages: 

 

Die Lennon-Legende lebt! Am 08.12.2010, dem 30. Todestag von John Lennon kommt der neue Spielfilm "Nowhwere Boy" in die deutschen Kinos. Der Film erzählt fast biographisch die Jugendjahre von John Lennon vor dem Aufstieg der Beatles. Vor einem halben Jahr zeigte die BBC den Fernsehfilm „Lennon Naked", zwei neue Lennon-DVDs sind gerade erschienen und außerdem diverse neue CD-Editionen (wie „The Signature Box", „Collections" und die thematisch gegliederte CD-Box „Gimme Some Truth").  Und der Blätterwald rauscht in diesen Tagen vor lauter Nachrufen, Widmungen, Neubewertungen in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen. Wie ist das zu erklären? Warum ist das Interesse an John Lennon auch noch 30 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod ungebrochen? Was fasziniert uns bis heute an dieser Persönlichkeit? Seine Widersprüchlichkeit? Sein Genie als Songschreiber? Ist es sein grausames Schicksal, als Aktivist für Frieden und Gewaltlosigkeit von einem verstörten Fan abgeknallt worden zu sein, was die Erinnerung an ihn bis heute wachhält?

Das dreistündige Sonderprogramm in hr3-madhouse zum 30. Todestag von John Lennon versucht, Antworten zu finden in der Annäherung an die Aussagen und Inhalte der großen Songs, die John Lennon für die Beatles und während seiner Solo-Zeit geschrieben hat.

Studiogast ist Volker Rebell (langjähriger hr3-Moderator [„Volkers Kramladen", „hr3-rebell"], ausgewiesener Beatles-Kenner und Buchautor [„Die Beatles 1968 - Das Weiße Album"]). Er erzählt Anekdoten aus Lennons bewegter Biographie und liefert die Hintergrundinformationen zu den Songs.

 

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