Sendungsinhalte und Playlists für Sendungen zwischen Januar und Juni 2013 finden sich auf der Seite 2013/1
Kramladen in ByteFM
am Donnerstag 19.12.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 21.12.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Falten-Rock - Zum 70. Geburtstag von Keith Richards
Er hat das verknittertste Gesicht der aktuellen Rockszene und wahrscheinlich gehen die schärfsten Gitarren-Riffs aller Zeiten auf sein Konto. Am 18. Dezember feiert Keith Richards seinen 70. Geburtstag. Dass er nach jahrelangen Drogenexzessen überhaupt noch am Leben ist, darüber wundert er sich nicht zuletzt auch selbst. Nachdem er 2006 auf den Fidschi-Inseln (angeblich) von einer Palme gefallen war und ein Blutgerinnsel aus seinem Schädel operativ entfernt werden musste, schwor er den Drogen (angeblich) ab. Es sei ihm leicht gefallen, schrieb er in seinen Memoiren: „die Drogen sind meiner inzwischen wohl überdrüssig geworden."
Als Co-Autor ist Keith Richards neben Mick Jagger, der bereits im Juli 70 wurde, für die großen Rock-Klassiker der Rolling Stones verantwortlich. Das Songschreiber-Duo Jagger-Richards gilt neben Lennon-McCartney als das erfolgreichste und wichtigste Autorengespann der Pop-Geschichte. Im Oktober 2010 erschien unter dem Titel „Life" seine viel diskutierte Autobiografie, für die er zwei Literaturpreise erhielt, darunter den renommierten Norman-Mailer-Award. Die Laudatio hielt übrigens Bill Clinton. Auf über 700 Seiten berichtet er vor allem über seine Leidenschaft „Rock'n'Roll", erzählt aber auch viele Anekdoten, z.B. über eine Kindheitsliebe, seine weiße Maus Gladys, die von seiner Mutter gemeuchelt wurde, weil „das Scheißvieh die ganze Wohnung vollpisst", über seine immerwährende Hassliebe zu Mick Jagger, über dessen Macken und die Größe (oder Kleine) seines Gemächts und über die Zeitungsenten, die sie bewusst gestreut hätten. So war er z.B. auf Fidschi nicht von einer Palme gefallen, sondern lediglich auf einem Baumstumpf ausgerutscht - was ungleich weniger spektakulär, aber auch weniger witzig klingt.
Über die Ausdauer und Zählebigkeit des Stones-Gitarristen sagte Ozzy Osbourne: „Es gibt nur zwei Wesen, die einen Atomschlag überleben würden: Kakerlaken und Keith Richards." Das war zwar witzig gemeint, klingt aber ziemlich despektierlich. Da ist das folgende Zitat von Marianne Faithful, der frühen Jagger-Muse, zu Keiths 70. Geburtstag deutlich besser geeignet: „Ich fürchte, ich habe den falschen Rolling Stone gedatet - Keith ist viel wärmer und herzlicher als Mick."
Der Kramladen feiert „die Seele der Stones" Keith Richards unter anderem mit Songs, die er alleine geschrieben und gesungen hat, mit Kooperationen an der Seite anderer Musikgrößen und mit Ausschnitten aus der aktuellsten Stones-Veröffentlichung, der Live-DVD „Sweet Summer Sun Hyde Park Live 2013", Mitschnitt des Hyde Park-Konzertes vom Juli dieses Jahres.
Playlist zum Keith Richards Kramladen am 19.12.13
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | The Rolling Stones | Slippin Away | Four Flicks (DVD) | Rolling Stones Records, Warner Visions |
3. | The Rolling Stones | Happy | Exile On Main Street | Virgin, Rolling Stones Records |
4. | Sheryl Crow, feat. Keith Richards | Happy | Live from Central Park | Motor, Universal |
5. | Rolling Stones / Keith Richards | Montage diverser Riffs | diverse | Virgin, Rolling Stones Records |
6. | The Rolling Stones | Sympathy For The Devil / Time Is On My Side | Beggars Banquet / The Rolling Stones No.2 | Decca |
7. | The Rolling Stones | Start Me Up | Sweet Summer Sun Hyde Park Live 2013 | Virgin, Rolling Stones Records |
8. | The Rolling Stones | Jumpin Jack Flash | Forty Licks | Virgin, Rolling Stones Records |
9. | Keith Richards & The X-Pensive Winos | Take It So Hard | Live At The Hollywood Palladium | Virgin |
10. | Nils Lofgren | Keith Don't Go | Walkin' Nerve | Castle, Rykodisk |
11. | The Rolling Stones | Satisfaction | Sweet Summer Sun Hyde Park Live 2013 | Virgin, Rolling Stones Records |
12. | The Rolling Stones | Gimme Shelter | Sweet Summer Sun Hyde Park Live 2013 | Virgin, Rolling Stones Records |
am Donnerstag 05.12.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 07.12.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Jim Morrison lebt - Zappas Bart auch
Zum 70. Geburtstag von Jim Morrison und zum 20.Todestag von Frank Zappa
Auch wenn der Rest der Menschheit zu wissen glaubt, dass der Doors-Sänger Jim Morrison am 3. Juli 1971 im Alter von 27 Jahren in Paris in einer Badewanne gestorben sei, wissen es die eingeweihten Morrison-Jünger besser. Dass Jim Morrison lebt und zwar zurückgezogen und unter neuer Identität auf den Seychellen, das wissen die Experten aus erster Hand. Doors-Organist Ray Manzarek erklärte in einem wenig beachteten Interview, Morrison habe ihm kurz vor seinem angeblichen Tod einen Prospekt von den Seychellen gezeigt und wörtlich gesagt, das sei der perfekte Fluchtort, wenn die ganze Welt denken würde, man sei tot. Deshalb sind die Morrison-Aficionados sicher, dass der Doors-Frontman seinen Tod nur inszeniert habe, um dem Starrummel zu entkommen. Den Wahrheitsgehalt dieser Verschwörungstheorie hat selbst Ray Manzarek angezweifelt, doch am Ende des Interviews sagte er vieldeutig: „Die Geschichte um Jims inszenierten Tod ist eine urbane Legende - oder doch nicht?" Ray Manzarek kann zu diesem Thema nicht mehr befragt werden, er starb am 20. Mai 2013.
Die Umstände von Jim Morrisons Tod sind bis heute nicht eindeutig geklärt, doch die Tatsache, dass es sein Leichnam war, den man in der Badewanne in einem Apartment in der Pariser Rue Beautreillis 17-19 fand, gilt als gesichert. Dennoch lebt Jim Morrison als Mythos weiter und aktuell auch als Forschungsgegenstand. Am 18. November wurde eine neue Fallstudie unter dem Titel „Alcohol and Drug Abuse. The Pop Icon Jim Morrison" in der Fachzeitschrift „Psychopathology" publiziert. Darin schreibt der an der Heidelberger Universität tätige Kreativitätsforscher und Psychoanalytiker Rainer M. Holm-Hadulla: „Der exzessive Konsum von Alkohol und Drogen hat bei Musikerlegende und „The Doors"-Frontmann Jim Morrison in relativ kurzer Zeit zu einem Verlust seiner Kreativität geführt, statt diese zu befördern. Beeinträchtigt war vor allem seine Fähigkeit, kreative Eingebungen auszuarbeiten und umsetzen."
Der Forscher konstatiert, dass der Konsum von Alkohol und härteren Drogen unter Rockmusikern weit verbreitet ist. Verbunden sei damit die Vorstellung, dass auf diese Weise schöpferische Kräfte gefördert werden. Dies sei allerdings ein Trugschluss, was der Heidelberger Professor am Beispiel Jim Morrison nachgewiesen hat: „Bereits die frühen Texte zeigen, dass Jim Morrison versucht hat, traumatische Kindheitserlebnisse, depressive Phasen und unkontrollierte Gefühlsausbrüche kreativ zu verarbeiten", schreibt der Wissenschaftler. Befördert wurde dies, so Prof. Holm-Hadulla, durch seine überdurchschnittliche Intelligenz - Morrison wurde ein IQ von 149 bescheinigt - und seine besonderen sprachlichen Fähigkeiten. Seine Kreativität sei durch die „produktive Umgebung" im Verbund mit seinen Musikerkollegen in der Band The Doors gefördert worden.
„Zu der Rebellion gegen soziale Normen und der Sehnsucht nach Bewusstseinserweiterung trat die Motivation, etwas Neues und Authentisches zu schaffen", sagt der Heidelberger Forscher. „Morrisons kreative Hochphase gründet in dem Kontakt zu seinen Musiker-Freunden, die einen geeigneten Resonanzraum darstellten und ihn, wenn auch nur für kurze Zeit, vor seinen selbstzerstörerischen Impulsen schützen konnten." Unter massivem Alkohol- oder Drogeneinfluss sei er jedoch nicht mehr in der Lage gewesen, originelle Texte zu schreiben und die Schönheit seiner Stimme zu nutzen. „In einem Teufelskreis haben Alkohol und Drogen seine Kreativität beschädigt." Als Reaktion auf den Verlust seiner schöpferischen Kraft habe sich besonders sein Alkoholkonsum selbstmörderisch verstärkt.
Von Jim Morrison, der am 8. Dezember 70 Jahre alt geworden wäre, blieb vieles in Erinnerung, schrieb Birgit Fuss in der Mai-Ausgabe 2013 des Rolling Stone: „der Hass auf den Offiziersvater, die Faszination für Indianer und Schamanen, der Spaß an der Manipulation, das Interesse an Filmen und Symbolismus, die Mischung aus Dionysos und Apoll, Ödipus und Sisyphos, der Hang zu Exzess, Exhibitionismus und Ekstase, aber auch die Verehrung für Jack Kerouac, Arthur Rimbaud und Friedrich Nietzsche." Auch der Kramladen erinnert sich aus Anlass seines 70.Geburtstages gern an den „Lizard King" Morrison. Die Hälfte der Sendezeit ist ihm reserviert.
Frank Zappa starb vor 20 Jahren, genau am 4. Dezember 1993. Was aktuell von ihm bleibt, schien vor allem der juristische Streit um seinen Bart zu sein. Am 31. Mai 2012 wies der Bundesgerichtshof eine Klage der Zappa-Witwe Gail Zappa gegen die Zappanale endgültig zurück. Die Witwe hatte per Klage versucht, dem alljährlich im mecklenburg-vorpommerschen Bad Doberan stattfindenden „Frank-Zappa-Huldigungsfestival Zappanale" den Gebrauch des Zappa-Bartes als Logo zu verbieten, außerdem natürlich auch den Namen Zappa im Titel des Festivals „Zappanale". Auch die 2002 in Bad Doberan errichtete Zappa-Statue wollte sie ebenfalls demontieren lassen. Gottlob gab der Bundesgerichtshof dem Veranstalter des Festivals, dem gemeinnützigen Verein Arf Society recht, er dürfe für die Zappanale mit dem stilisierten Gesichtsbewuchs des Künstlers auch weiterhin werben und auch der Begriff Zappanale sei nicht rechtswidrig.
Die Musik von Frank Zappa erfreut sich auch heute noch großer Wertschätzung und Beliebtheit. Nicht nur die Zappanale des Jahres 2014 kann mit einem Staraufgebot an Musikern aufwarten und mit großer Publikumsresonanz rechnen, auch auf der deutschen Clubebene wird Maestro Zappa in wachsendem Maße gewürdigt. Derzeit ist die US-Gruppe Ban(ne)d From Utopia mit den Ex-Zappa-Musikern Ed Mann, Bobby Martin, Ray White und Tom Fowler auf deutscher Club-Tournee. Ebenfalls aktuell unterwegs sind die beiden deutschen Zappa-Coverbands Grandsheiks und Sheik Yerbouti. In der Schweiz ist die Band Fido Plays Zappa aktiv, in Italien die Zappa-Coverband Fattore Zeta. Auch in Holland, Polen, USA und sogar in Japan gibt es Musiker und Gruppen, die das musikalische Erbe von Frank Zappa mit Coverversionen in die Jetztzeit tragen.
Auch der Kramladen feiert den Rock-Genius und Musikuniversalisten Frank Zappa aus Anlass seines 20. Todestages.
Playlist zum Kramladen am 05.12.13
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | The Doors | Wishful Sinful | The Soft Parade | Elektra, Rhino |
3. | The Doors | Roadhouse Blues | Morrison Hotel | Elektra |
4. | The Doors | Waiting For The Sun | Morrison Hotel - Hardrock Café | Elektra |
5. | Jim Morrison & The Doors | The Ghost Song | An American Prayer | Elektra |
6. | The Doors | Riders On The Storm | L.A. Woman | Elektra |
7. | The Doors | Love Street | Waiting For The Sun | Elektra |
8. | Frank Zappa and The Mothers Of Invention | I'm The Slime | Over-nite Sensation | Rykodisc |
9. | Frank Zappa | Dickie's Such An Asshole | Broadway The Hard Way | Rykodisc |
10. | Frank Zappa | Bolero | The Best Band You Never Heard In Your Life | Rykodisk |
11. | Erlend Krauser | Riders On The Storm (Hintergrundmusik) | Flight Of The Phoenix | Erdenklang |
12. | Zappa/Mothers | Sofa No.1 (Hintergrundmusik | One Size Fits All | Rykodisk |
am Donnerstag 21.11.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 23.11.13 von 14 - 15 Uhr), Thema: "Beatles vor 50 Jahren" - am 22. November 1963 erschien "With The Beatles" - im November 2013 erschien das Doppelalbum "The Beatles On Air Live at the BBC, Volume 2"
Die Beatles vor 50 Jahren
Die Beatlemania beginnt mit „With The Beatles"
Und: das neue Doppelalbum „The Beatles On Air - Live at the BBC, Vol. 2" ist gerade erschienen
Ende 1963 schreiben die Beatles Geschichte - mit durchschlagendem kommerziellem Erfolg, unvergleichlicher Fanbegeisterung und mit Können von besonderer Klasse. Ihr zweites Album „With The Beatles", das am 22. November 1963 erscheint, und die beiden Singles „She Loves You" (23. August 1963) und „I Want To Hold Your Hand" (29. November 1963) brechen alle damaligen Rekorde und lösen ein Beben in der Popszene aus, dessen Nachhall noch heute nachwirkt. Die Fanhysterie der Beatlemania, die damals mit überschäumender Macht aufbrandet, ist das eine Phänomen, das andere, weit aus wichtigere, ist die musikalische Qualität einiger der frühen Songpreziosen. Neben dem überrumpelnden, mitreißenden Sound, der in der damaligen Beat-Szene der Nach-Rock'n'Roll-Ära einmalig ist, sind es vor allem die fantastischen Gesangsleistungen der beiden Hauptsänger John und Paul und die - für damalige Verhältnisse - herausragenden dreistimmigen Vokalsätze (unter Einbeziehung von George Harrison), die in jener Zeit Maßstäbe setzen. Genauso wie die unverwechselbaren, musikalisch durchaus anspruchsvollen und dennoch so überaus populären kompositorischen Ideen bei einigen dieser frühen Songs. Die Texte sind inhaltlich noch sehr bescheiden und eher vernachlässigbar, nicht aber die originelle Melodik und erst recht nicht die überaus kreative Harmonik in vielen Lennon/McCartney-Kompositionen jener Zeit.
Überfallartig euphorisierend bricht der „She Loves You"-Refrain gleich zu Beginn über die Zuhörer herein, der Schlachtruf „Yeah Yeah Yeah" emotionalisiert sofort durch die gesangliche Leidenschaft mit der diese banale Silbenwiederholung mit Verve herausgeschleudert wird. „Mit seiner explodierenden Energie in den Stimmen und dem hämmernden Schlagzeugbeat" donnert der Refrain „wie eine Herde durchgehender Pferde vorüber", schrieb der Buchautor Mark Heertsgard zutreffend. Die Harmonik der Strophen ist durchaus reizvoll mit einem für die Tonart G-Dur überraschenden C-Mollakkord, der später auch den „Yeah Yeah Yeah"-Refrain mit einem verblüffenden Break unterbricht. Der gesamte Ausdruck des Songs „hat etwas fiebrig Enthusiastisches: Sie liebt dich, sei kein Idiot - entschuldige dich und sei wieder glücklich." (Heertsgaard)
Der Eröffnungssong des Albums „With The Beatles", der hauptsächlich von John geschriebene und gesungene Titel „It Won't Be Long" ist ähnlich mitreißend angelegt, wenn Vorsänger John im ständigen Ruf-Anwort-Wechsel von aufpeitschenden „Yeah"-Zwischenrufen in seinem Wunsch, es möge nicht mehr lange dauern, bis er endlich wieder mit ihr vereint ist, forciert unterstützt und angefeuert wird. Die Harmonik des Songs übersteigt alles, was damals in normalen Popsongs üblich war. Wer hätte damals in einem Song, der in der Tonart E-Dur steht, verblüffende Akkorde wie cis-Moll, Dis-Dur, Cis-Septime und fis-moll7 eingebaut. Und dann der akkordische Abgang zum Abschluss im Ritardando über G6, Fis7, F7+ zu E7+ - so etwas machten vielleicht gewiefte Jazzer, aber doch keine normalen Beatmusiker. Und genau das ist der Punkt: Lennon-McCartney hatten sich bereits Ende 1963 zu originellen Songschreibern mit ambitionierten und raffinierten kompositorischen Ideen entwickelt.
Pauls wunderschönes Liebeslied „All My Loving" glänzt durch eine großartige Melodie und eine Harmoniedichte, die jedem anderen Beatsong-Schreiber damals für drei bis vier verschiedene Songs gereicht hätte. Johns, im doppelten Tempo gespielte Rhythmusgitarre verleiht dem halbschnellen, romantischen Liebeslied eine rock'n'roll-ähnliche Energieaufladung.
Ein noch aufregenderer Song gelang John und Paul mit ihrer Single „I Want To Hold Your Hand", dessen knackiger Gitarrensound der einleitenden Akkorde schon Signalcharakter hatte, aber dann mit einer anknipsenden Melodieführung zum Clou des Songs führt, dem emotional aufputschenden Oktavsprung auf der Silbe „hand" im Refrain, gefolgt von einer atemberaubend phrasierten, zweistimmig absteigenden, wunderbar verschnörkelten Chormelodie auf der Widerholung des Wortes „hand". Der zurückhaltendere, ruhigere Zwischenteil „and when I touch you ..." mit seiner besänftigenden Ausstrahlung steht in spürbarem Kontrast zur temperamentvoll zupackenden Atmosphäre der Strophen und dem jubilierenden Refrain, dessen aufpeitschender Höhepunkt deutlich hörbar macht, dass es hier nicht nur ums brave Händchenhalten geht.
Die Rückseite der Single stellt ein wunderbares Gegengewicht zu der aufgekratzten Stimmung und geballten Musikenergie von „I Want To Hold Your Hand" dar. Die mehrstimmig gesungene Ballade „This Boy" darf als erstes kompositorisches Glanzstück von John Lennon bezeichnet werden. Der dreistimmige Satzgesang von John, Paul und George fügt sich perfekt zusammen und erlaubt sich in aller Stimmigkeit immer wieder reibungsvolle Intervalle, die durchweg sauber intoniert und fein ausbalanciert sind. Im Mittelteil steigt Johns Solostimme mit emphatischem Ausdruck in höchste Töne und gibt seinem Gesang die für ihn typische emotionale Färbung zwischen Schmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.
Dieser allgemein unterbewertete Song „This Boy" findet sich als Live-Fassung auch auf dem gerade veröffentlichten Doppel-Album „The Beatles On Air Live at the BBC, Volume 2". Auch die überragenden, schon genannten Klassiker jener Zeit „I Want To Hold Your Hand" und „She Loves You" sind hier enthalten und es überrascht, wie nah diese Live-Aufnahmen für das BBC-Radio in ihrer klanglichen, spiel- und gesangstechnischen Ausformung an die Studioaufnahmen herankommen. Die meisten dieser Einspielungen belegen, dass die Beatles eine außergewöhnlich gute Liveband waren.
Neben ein paar mehr oder minder witzigen Radiogesprächen mit den Fab Four enthält das neue Doppelalbum als Überraschung auch ein paar Song-Raritäten, so etwa eine Liveaufnahme des Chuck Berry-Songs „I'm Talking About You", Little Richards „Lucille", Carl Perkins' „Lend Me Your Comb", Ray Charles' „I Got A Woman" und „The Hippy Hippy Shake" von der Liverpooler Kollegen-Band The Swinging Blue Jeans. Das alles sind weder vom Songmaterial noch von der Ausführung her musikalische Offenbarungen, die man unbedingt gehört haben muss, doch die Spielfreude und Begeisterung der Fab Four ist in diesen Liveaufnahmen vernehmbar konserviert.
Der Kramladen feiert in dieser Stunde die packende und ansteckende frühe Phase der Beatles vor 50 Jahren.
Playlist The Beatles vor 50 Jahren:
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | The Beatles | Hippie Hippie Shake | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
3. | The Beatles | I Feel Fine | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
4. | The Beatles | I'm Talking About You | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
5. | The Beatles | Beautiful Dreamer | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
6. | The Beatles | Happy Birthday Dear Saturday Club | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
7. | The Beatles | From Me To You | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
8. | The Beatles | Twist And Shout | Anthology 1 | Apple |
9. | The Beatles | I Want To Hold Your Hand | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
10. | The Beatles | This Boy | Anthology 1 | Apple |
11. | The Beatles | She Loves You | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
12. | The Beatles | I'll Get You | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
13. | The Beatles | It Won't Be Long | With The Beatles | Parlophone EMI |
14. | The Beatles | All I've Got To Do | With The Beatles | Parlophone EMI |
15. | The Beatles | All My Loving | With The Beatles | Parlophone EMI |
16. | The Beatles | BBC-Montage | On Air - Live at the BBC Volume 2 | Apple, Universal, BBC |
Die hochkarätig besetzte Band HATTLER, das Lieblings-Projekt des renommierten Kraan- und Tab Two-Bassisten und Songschreibers Hellmut Hattler, hat gerade eine terminreiche Tour beendet und während dieser Konzertreise einen hörenswerten Livemitschnitt eingespielt. Dieses überaus gelungene Live-Dokument wird im nächsten Jahr offiziell veröffentlicht. Doch vorab kann ByteFM die Radio-Erstausstrahlung des Konzertmitschnitts präsentieren - und zwar am Sonntag dem 10. November 2013 ab 23 Uhr.
Aufgenommen wurde das Konzertprogramm von der aktuellen HATTLER-Besetzung mit Sängerin Fola Dada, Gitarrist Torsten de Winkel, Schlagzeuger Oli Rubow und Bassist Hellmut Hattler. Das aktuelle Live-Repertoire enthält Songs und Tracks aus den jüngsten HATTLER-Alben „The Kite" (2013), „Gotham City Beach Club Suite" (2011) und „The Big Flow" (2006), aber auch zwei bislang unbekannte Titel - neben Reminiszenzen an Kraan und Tab Two. Der typische HATTLER-Stil zwischen NuJazz, Electronica, Psychedelic-Pop, Soul und Lounge war live noch nie so inspiriert und mitreißend gespielt zu hören und dazu so transparent produziert wie bei dieser Konzertaufnahme „HATTLER live in Glems".
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | HATTLER | C64
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
3. | HATTLER | Waiting
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
4. | HATTLER | Sunny Jay
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
5. | HATTLER | Mirrorman
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
6. | HATTLER | Salaud
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
7. | HATTLER | Nachtstrom
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
8. | HATTLER | Ansage / Gitarrensolo von Torsten de Winkel | HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
9. | HATTLER | Lilo & Max
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
10. | HATTLER | The Terrace
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
11. | HATTLER | Fine Days
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
12. | HATTLER | Dimitri
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
13. | HATTLER | Delhi News
| HATTLER live in Glems (05.10.13) | bislang unveröffentlicht |
am Donnerstag 07.11.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 09.11.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Joni die Große - Zum 70. Geburtstag von Joni Mitchell am 07.11.
„Sie asphaltierten das Paradies und machten einen Parkplatz daraus", - alleine wegen dieser Songzeile (aus „Big Yellow Taxi" von 1970) hatte sie sich einen Ehrenplatz im Songbook der Popgeschichte gesichert. Sie schrieb die definitive Woodstock-Hymne, und - mit „Both Sides Now" von 1967 - das meistinterpretierte Lied, das je von einer Folk-Sängerin komponiert wurde. Sie war es, die das Singersongwriter-Genre mit der Ausdrucksfreiheit des Jazz verband und sie war die erste Songautorin, die nicht nur gereimte Lyrik, sondern auch Prosatexte von literarischer Qualität wie selbstverständlich in eine populäre Liedform brachte. Mehrere Generationen von singenden Songschreiberinnen hat sie nachhaltig beeinflusst. Nicht nur Suzanne Vega, Tori Amos, Sarah McLachlan, Melissa Etheridge und sogar Madonna nennen sie als Vorbild. Auch in der jüngeren Generation berufen sich erstaunlich viele Sängerinnen und Songschreiberinnen auf Joni die Große, um nur Laura Marling, Agnes Obel oder Lucy Rose zu nennen. Joni Mitchell ist fraglos die wichtigste Singersongwriterin der populären Musik. Alle 20 Alben, die bis 2002 von ihr erschienen sind, tragen ihre unverwechselbare Handschrift und gehören in der überwiegenden Zahl zu den Referenzwerken der Songschreiber-Zunft.
Was kaum noch für möglich gehalten wurde - weil sie noch 2006 bestätigte, ihr Rückzug aus dem Musikbusiness sei endgültig - war dann doch noch geschehen: Joni Mitchell veröffentlichte im September 2007 ein weiteres, ihr bis dato letztes Album unter dem Titel „Shine". „Wenn ich in den Himmel komme und dort ist es nicht so schön wie hier, dann springe ich von meiner Wolke und komme sofort wieder zurück in dieses himmlische Paradies", dies lässt Joni Mitchell ihren Nachbarn sagen im Text ihres Songs „This Place", einem rhythmisch komplexen, aber in der musikalischen Ausstrahlung entspannten, fast heiteren Folksong mit countryesker Pedal Steel Guitar und elegischem Sopransaxophon. Joni Mitchell singt hier auf ihre unvergleichliche Art einen lyrischen Prosatext über ein schönes Fleckchen Erde, wo sie sich heimisch fühlt. Doch das kleine Naturparadies wird von den Geschäftemachern einer anrückenden Bergbaufirma gefährdet. Mit diesem Song scheint sich ein Kreis geschlossen zu haben, wenn man sich erinnert an die Zerstörung eines paradiesischen Biotops im Songtext „Big Yellow Taxi" von 1970.
Auch in anderen Songs des letzten Albums „Shine" verbindet sie Poesie und Zeitkritik so überzeugend, wie es nur großen Künstlern gelingt. Dass dieses unerwartete Album überhaupt zustande kam, liegt an einem kanadischen Ballett-Projekt, für das Joni Mitchell eigene Songs aus ihrem reichhaltigen Repertoire zusammenstellen sollte. Statt alte Songs auszuwählen, schrieb sie kurzerhand neue für das Ballett. Und weil sie nun schon mal dabei war, produzierte sie gleich Song-Material für ein ganzes Album. „Shine" scheint so etwas wie ihr musikalisches Testament zu bleiben.
Zeitgleich erschien ein Tribute-Album von Herbie Hancock: „River - The Joni Letters" - mit naturgemäß jazzigen Neuinterpretationen von großen Joni Mitchell-Songs, aufgenommen mit Gastsängern wie Leonard Cohen, Norah Jones, Tina Turner und: Joni Mitchell.
Nach ihrem letzten, großartigen Album „Shine" schien Joni Mitchell mehr oder weniger verstummt zu sein. Neben Stimmproblemen hatte sie vor allem mit einer mysteriösen, bislang unheilbaren Hautkrankheit „Morgellons Syndrom" zu kämpfen. In einem Interview mit der Los Angeles Times vom 22. April 2010 zeigte sich Joni Mitchell davon überzeugt, dass sie die Krankheit überwinden werde. Im Juni dieses Jahres trat Joni Mitchel beim Luminato Festival in Toronto auf, allerdings nicht als Sängerin. Sie rezitierte ein von ihr neu geschriebenes Gedicht „This Rain". Im Juli kündigte sie an, sie werde an einem neuen Ballett arbeiten.
Ihre Gesangsstimme hat man schon lange nicht mehr live gehört und wird man womöglich auch nie wieder hören können. Doch als Künstlerin wird sie hoffentlich nicht so bald verstummen.
Aus Anlass ihres 70. Geburtstages feiert der Kramladen die wunderbaren Songs der einzigartigen Joni Mitchell.
Playlist zur Joni Mitchell-Sendung
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Joni Mitchell feat. Peter Gabriel | My Secret Place | Chalk Mark In A Rainstorm | Reprise Records |
3. | Joni Mitchell | The Beat Of Black Wings | Chalk Mark In A Rainstorm | Reprise Records |
4. | Janet Jackson | The Beat Of Black Wings | Joni Mitchell Tribute Compilation (1999) | Reprise Records |
5. | Janet Jackson | Got ‘Til It's Gone | The Velvet Rope | Virgin |
6. | Montage: Janet Jackson, Joni Mitchell, Counting Crowes | Big Yellow Taxi | diverse | diverse |
7. | Joni Mitchell | Both Sides Now | Clouds (1969), Both Sides Now (2000) | Reprise |
8. | Joni Mitchell | Love Puts On A New Face | Taming Tiger | Reprise |
9. | Joni Mitchell | Shine | Shine | Hearmusic, Universal |
10. | Joni Mitchell | If | Shine | Hearmusic, Universal |
11. | Herbie Hancock, feat. Norah Jones, Tina Turner, Leonard Cohen, Joni Mitchell | Montage diverser Songausschnitte | River - The Joni Letters | Verve, Universal |
. | Joni Mitchell | One Week Last Summer (Hintergrundmusik) | Shine | Hearmusic, Universal |
. | Ulli Bögershaus | Both Sides Now (Hintergrundmusik) | Crimson | Laika Records |
am Donnerstag 24.10.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 26.10.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
"71 und ein bisschen neu" - Paul McCartneys neues Album NEW
„So many times I had to change the pain to laughter / just to keep from getting crazed". Diese Zeile aus dem neuen Song „Early Days" sei eine philosophische Betrachtung über das Leben an und für sich, sagte der Textautor und Philosoph Paul McCartney in einem Interview mit einem renommierten Journalisten aus dem Kulturbetrieb. Früher hätte man Paul-„Had-A-Little-Lamb"-McCartney für solch eine Aussage bestenfalls belächelt. Der Sänger und Songschreiber von „Silly Love Songs" darf einen seiner Texte ungestraft philosophisch nennen? Bei den meinungsführenden kritischen Musikjournalisten hatte Paul McCartney gut drei Jahrzehnte lang keinen guten Stand, war für so manchen gestrengen Kritiker fast so etwas wie ein Watschenmann. In den Feuilletons der Qualitätszeitungen und in den arrivierteren Musikzeitschriften wurden McCartney-Platten lange Jahre entweder ignoriert, mit Nasenrümpfen bedacht, oder verrissen.
Das ist spätestens seit dem Album „Chaos And Creation In The Backyard" von 2005 anders - und, seit „NEW" am 11.10. in Deutschland, am 14.10. in England und am 15.10. in den USA veröffentlicht wurde, ist das ganz anders. Einige wenige kritteln zwar immer noch, aber die weitaus überwiegende Mehrzahl lobt das neue Album zum Teil geradezu überschwänglich - was allerdings auch wieder übertrieben ist. Paul McCartney ist zwar nicht plötzlich hip geworden oder gar cool, aber er ist wieder „in" und in die Reihe der geachteten und anerkannten Popkünstler zurückgekehrt.
Tatsächlich demonstriert McCartney mit „NEW", dass er, anders als die meisten Pop-Granden seiner Generation, nicht in Rückschau und Bewahrung stehen bleiben will, sondern mit Innovationen - in freilich beschränktem Maß - bei der aktuellen Popentwicklung dabei sein will. Trotz seines fortgeschrittenen Alters von 71 Jahren, „NEW" ist kein Alterswerk. Das Album schöpft zwar musikalisch aus der eigenen Geschichte, blickt aber mutig nach vorn. Das zeigt sich weniger in der Substanz der Songkompositionen, als vielmehr in der Ausgestaltung des Klangbildes. Daran hatten vier verschiedene, junge und angesagte Produzenten einen entscheidenden Anteil. Pauls neue Songs klingen frisch und absolut zeitgemäß, sind klanglich teilweise mutig und experimentierfreudig. Erstaunlicherweise singt er sehr oft im Falsett, wobei seine Kopfstimme deutlich „dünner" klingt als seine inzwischen auch schon leicht brüchige normale Bruststimme.
Noch nie zuvor in Pauls Solowerk gab es in neu geschriebenen Songs von ihm so viele Anleihen, Querbezüge und Erinnerungsspuren zu seiner großen Vergangenheit mit den Beatles wie im Album „NEW". Dennoch ist „NEW" kein modernes Beatles-Album geworden. Die Qualität von „Revolver" oder „Sgt.Pepper" bleibt auch für McCartney weiterhin unerreichbar. Aber er spielt souverän mit Beatles-Anleihen im Gitarren-Folksong „Early Days" über die Anfänge von McCartney-Lennon, erinnert sich an Prä-Beatles-Zeiten als LkW-Beifahrer im Song „On My Way To Work", arbeitet unterschwellig mit „Penny Lane"-Anklängen und Erinnerungen an „Got To Get You Into My Life" im anknipsenden Titelsong, wünscht sich jemanden, der mit seinem inneren „Alligator" klarkommt, animiert sein künftiges Stadion-Publikum als kreischender Schreihals in „Everybody Out There", er experimentiert mit Triphop-Grooves, Noise-Gelärme und schrägen Sounds in „Appreciate", lässt Synthies zirpen und Gitarren rückwärts laufen im weihevollen Liebeslied „Hosanna", feiert fröhliche Urständ des Eighties-Sounds der Wings in „I Can Bet", rockt über Kinderreime in „Queenie Eye", er schaut seine neue Liebe bewundernd an und dreht dabei fast durch („I get out of my mind") in „Looking At Her", und kreiert ein komplexes Stück Songkunst mit dem Abschluss-Titel „Road", dem noch eine intime, schüchterne Liebesballade („Scared") als Hidden Track folgt.
„NEW" ist „ein Album, das Wehmut und Wucht, Beatles und Beat, Pop und Experiment vereint", schrieb zutreffend der Rolling Stone. Natürlich hat Paul McCartney mit „NEW" weder die Popmusik noch sich selbst neu erfunden, doch dieses Album hat bei vielen Kritikern zu einer neuen Beurteilung des Popkünstlers Paul McCartney geführt.
So bedankt sich die Rezensentin des Weser-Kurier bei Pauls neuer Muse, seiner Gattin Nancy, „für den dritten Frühling, den sie ihm und seinen Fans beschert hat". Der Rolling Stone lobt das Album als „gut gelungen". Der Musikexpress vergibt 4 von 6 möglichen Punkten. „This album proves his talent is timeless", urteilt The Telegraph. „Erinnerung, Freude am Ausprobieren und kompositorische Fähigkeit - so klingt ‚NEW'", beschreibt das Münchner Abendblatt das neue Album.
„'New' has reminded you of everything you've always loved about Paul McCartney", resümiert überaus Macca-freundlich das Netzportal Somethingelsereviews. „The Generic Genius of Paul McCartney" überschreibt The New Yorker seine Albumrezension und fasst zusammen „'New' is a perfect McCartney-album". - „Sein neues Werk besticht durch eine Frische, starke Kompositionen, die man so von ihm schon länger nicht mehr gehört hat", schreibt Martin Scholz in DIE WELT.
„Paul McCartney's latest studio album is pretty damned good -- damn it", heißt es in der Los Angeles Times. Das Wall Street Journal meint, das Album „is another high point in the lengthy career of the man who was the most talented musician in rock and pop's greatest band" und spricht von einem späten Triumph McCartneys. The Atlantic Wire jubelt "He's left the ‘Schmaltz' behind." Der in der Regel McCartney-kritische britische New Musical Express postet: „Macca delivers his most enjoyable album in years." Die definitive Albumkritik lieferte The Guardian: „Ol' Macca is out with a new album, and whether you love it or hate it, he's still Paul McCartney - and you're not" (Ruth Spencer The Guardian 15.10.2013).
Sollte jemand eine Bewertung vom Schreiber dieser Zeilen in Punkten haben wollen, ich halte 6,5 von 10 möglichen für angemessen.
Weitere Kommentare und Song-Besprechungen im Kramladen am 24.10.13.
Die komplette, ausführliche und detaillierte Plattenbesprechung findet sich hier
Playlist zum Kramladen "Paul McCartney NEW"
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Paul McCartney | Struggle | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
3. | Paul McCartney | I Can Bet | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
4. | Paul McCartney | New | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
5. | Paul McCartney | Early Days | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
6. | Paul McCartney | On My Way To Work | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
7. | Paul McCartney | Hosanna | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
8. | Paul McCartney | Road | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
9. | Paul McCartney | Scared | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
10. | Paul McCartney | Appreciate | NEW | Concord Music Group, Hear Music, Universal |
am Donnerstag 10.10.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 12.10.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
„Sometimes we'll sigh, sometimes we'll cry", singt Jackson Browne mit romantischer Stimmgebung, doch melancholisch eingefärbt, im Songklassiker „True Love Ways" von Buddy Holly, enthalten im kürzlich nun auch in Deutschland veröffentlichten Tribute-Album „Listen To Me: Buddy Holly". Der romantische Ton, der vor allem seinem vokalen Ausdruck eigen ist, aber auch manchen seiner selbstverfassten Songkompositionen, ist die eine Konstante in Jackson Brownes inzwischen 50-jähriger Bühnen-Präsenz und über 40-jähriger Plattengeschichte. Die andere ist seine gesellschaftskritische Haltung und politische Einmischung in einem Amerika, das sich „zu Tode amüsiert". In der Blüte unserer Jugend haben wir himmlische Tage verlebt - und haben diesen Himmel leichtfertig verspielt - das ist die Aussage eines nachdenklich zurückblickenden Songs aus dem hörenswerten Album von Jackson Browne „Time The Conqueror", das im Jahre 2008 kurz vor seinem 60. Geburtstag erschien. In den letzten fünf Jahren veröffentlichte er vornehmlich Live-CDs und -DVDs mit meist solistischen Neuinterpretationen seiner großen Songs und nur wenigen Einspielungen von neuem Songmaterial.
Am 9. Oktober 1948 wurde er in Heidelberg geboren. Doch an seine Geburtsstadt hat er kaum noch Erinnerung. Wie auch, nur seine ersten drei Lebensjahre verbrachte er dort als Sohn eines Zivilangestellten der US-Army. Aufgewachsen ist er in Los Angeles, wo er bis heute lebt - mit einer zweijährigen Unterbrechung, als er sich von 2000 bis 2002 in Barcelona niederließ.
Seine große Zeit, die er in den siebziger und achtziger Jahren mit gefeierten und erfolgreichen Alben hatte, ist längst vorüber, doch bis heute ist er einer der wichtigsten US-amerikanischen Singer/Songwriter geblieben. Werden die prägenden Musiker der Westcoast-Szene aufgeführt, so wird auch sein Name als Inbegriff des „Sound of California" genannt . Doch er gehört nicht zu den Vertretern der „sunny-lucky"-Fraktion, sondern ist der Protagonist einer romantisch-melancholischen und sozialkritischen Spielweise des kalifornischen Musiktraumes. Für die Eagles schrieb er den Welthit „Take It Easy", Popstars wie Jackson Five, Joe Cocker und Bonnie Raitt interpretierten seine Songs. Sein vor 35 Jahren veröffentlichtes Erfolgsalbum „Running On Empty" verkaufte weltweit 7 Millionen Exemplare.
Wie kaum ein anderer Westcoast-Sänger war er politisch aktiv, engagierte sich gegen Atomkraft und für Umweltschutz, sang gegen die amerikanische Unart, einen Präsidenten wie Waschmittel an die Wähler zu verkaufen und gegen den „Informationskrieg" der mächtigen Medienkonzerne. Dieses Engagement hat ihm in der apolitischen Mainstream-Szene den Spott des Gutmenschentum eingebracht.
Im letzten Album von Randy Newman singt der Pop-Spötter: „Wenige werden reicher, für alle andern geht's bergab - und keinen kümmert's, außer Jackson Browne". Den kümmert diese mehr oder minder freundlich gemeinte Ironie nicht, auch in seinem bis dato letzten Studioalbum „Time The Conqeror" singt er wieder gegen den Krieg und fragt, wer daran verdient. Er singt über die Hurricane-Katastrophe von New Orleans, „der Stadt, die uns die erste amerikanische Musik schenkte". Er singt über Martin Luther King und John Lennon und über die Vision einer besseren Welt.
In einem seiner schönsten Songs „Alive In The World" von 1996 empfiehlt er jedermann, nicht hinter der eigenen Stirn oder hinter einer Mauer zu leben, sondern mitten in der Welt - mit offenen Augen und wachen Sinnen. Was ist falsch an der Botschaft dieses engagierten, missionierenden Menschenfreunds?
Playlist zum Kramladen am 10.10. Jackson Browne
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Jackson Browne | Time The Conqueror | Time The Conqueror | Inside Recordings |
3. | Jackson Browne | Running On Empty | The Best Of | Elektra, WEA, Time Warner |
4. | Jackson Browne | The Drums Of War | Time The Conqueror | Inside Recordings |
5. | Jackson Browne | The Barricades Of Heaven | Looking East | Elektra, Warner Music |
6. | Jackson Browne | The Barricades Of Heaven | Solo Acoustic Vol. 1 | Capitol |
7. | Jackson Browne | Medley | "I'll Do Anything - Live In Concert" | Rykodisk |
8. | Jackson Browne | True Love Ways | Buddy Holly: Listen To Me | India Records, The Music Coalition Songmasters |
9. | Jackson Browne | Off Of Wonderland | Time The Conqueror | Inside Recordings |
10. | Jackson Browne | Information Wars | Looking East | Elektra, Warner Music |
12. | Randy Newman | A Piece Of The Pie | Harps And Angels | Nonesuch |
13. | Jackson Browne | Giving That Heaven Away | Time The Conqueror | Inside Recordings |
14. | Jackson Browne | Stay | The Best Of | Elektra, WEA, Time Warner |
am Donnerstag 26.09.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 28.09.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Der wohl berühmteste und renommierteste Musik-Produzent der Popgeschichte, Sir George Martin" schrieb schon 1979 eine Art Autobiografie mit dem Titel „All You Need Is Ears". Das damals mit Unterstützung des Journalisten Jeremy Hornsby entstandene Buch erschien nun in der deutschen Übersetzung von Alan Tepper unter der Überschrift „Es begann in der Abbey Road". Dieser Buchtitel verweist natürlich auf die populärste Phase im Produzentenleben von George Martin - seine Arbeit mit den Beatles. Er war es, der ihr Potential entdeckte und die unbekannte Band aus Liverpool am 4. Juni 1962 unter Vertrag nahm, nachdem die Beatles zuvor nur Absagen von anderen Plattenfirmen erhalten hatten.
Im Verlaufe der siebenjährigen intensiven Zusammenarbeit wurde ihm der Ehrentitel des „fünften Beatle" zuerkannt. Schließlich ging seine Tätigkeit als Beatles-Produzent weit über die Betreuung und Überwachung der Studioaufnahmen hinaus. Er griff konkret musikalisch ein, spielte das berühmte Spinett-ähnliche Solo im Lennon-Song „In My Life", saß wiederholt bei Beatles-Aufnahmen an Klavier („Misery", „Not A Second Time", „Long Tall Sally", „A Hard Day's Night", „No Reply", „Rock And Roll Music", „Good Day Sunshine", „Lovely Rita", „Getting Better" „All You Need Is Love"), Honky-Tonk-Piano („Rocky Raccoon"), Cembalo („Fixing A Hole", „Because"), Hammond-Orgel („I Wanna Be Your Man", „Got To Get You Into My Life", „With A Little Help From My Friends", „Across The Universe", „Maxwell's Silver Hammer") und Harmonium („If I Needed Someone", „The Word", „Cry Baby Cry"), schrieb die stilprägenden Streicherarrangements für „Yesterday", „Eleanor Rigby" und „A Day In The Life", arrangierte das Klarinetten-Terzett in „When I'm Sixty-four", war mitverantwortlich für die revolutionären Soundschöpfungen in „Tomorrow Never Knows", „Strawberry Fields Forever", „I Am The Walrus", „Lucy In The Sky With Diamonds", „Being For The Benefit Of Mr. Kite" etc. und konnte sogar eigene Kompositionen für Orchester auf einer Beatles-LP platzieren - im Soundtrack-Album „Yellow Submarine".
Schon zu Zeiten der Beatles produzierte George Martin auch Platten anderer Bands und Solisten, so etwa von Gerry and The Pacemakers, Cilla Black, The Fourmost und Billy J. Kramer & The Dakotas. Nach dem Ende der Beatles betreute er in seinem eigenen AIR-Studio die Schallplattenaufnahmen solch unterschiedlicher Künstler wie Stan Getz, America, Jeff Beck, Mahavishnu Orchestra, UFO, Neil Sedaka, Cheap Trick, Ultravox, Sea Train usw.. Auch die Ex-Beatles Ringo und Paul engagierten George Martin als Produzent für einige ihrer Solo-Platten.
1979 erfüllte sich George Martin einen lange gehegten Traum und baute ein damals hochmodernes Studio in paradiesischer Umgebung auf der Karibik-Insel Montserrat. Der hervorragende technische Ruf und das außergewöhnliche Ambiente der großzügigen Studioanlage lockte künftig die Crème de la Crème der Popwelt nach Montserrat. So entstand hier das Erfolgsalbum „Synchronicity" von The Police, genauso wie das Top-Album „Brothers In Arms" von Dire Straits. Die Rolling Stones nahmen hier ihr Album „Steel Wheels" auf und auch Michael Jackson, Elton John, Stevie Wonder, Eric Clapton, Lou Reed u.a. nutzten die Möglichkeiten der Air-Studios für Plattenaufnahmen. Zwei Naturkatastrophen, ein Hurrikane 1989 und ein Vulkanausbruch 1997, zerstörten das Studio und einen Großteil der Insel Montserrat.
Bereits 1992 setzte George Martin die Geschichte seiner Air-Studios fort durch den Umbau einer viktorianischen Kirche zu einem modernen Studiokomplex im Londoner Stadtteil Hampstead. Beginnende Hörprobleme führten dazu, dass sich George Martin allmählich aus der aktiven Studioarbeit als Aufnahmeleiter und Produzent zurückziehen musste. 2006 erschien sein bislang letztes Projekt „Love", eine kreative Song-Montage von Beatles-Klassikern für die gleichnamige Show des Cirque de Soleil, produktionstechnisch ausgeführt vornehmlich von George Martins Sohn Giles.
Etwa 5000 Musikstücke tragen das begehrte Signet „Produced by George Martin", darunter 30 Nummer-Eins-Hits und etliche Titel, die mit verschiedensten Preisen und Ehrungen bedacht wurden.
Als die beste Platte, die er je produzierte, nennt George Martin in seinem Buch interessanterweise nicht „Sgt. Pepper" oder ein anderes Beatles-Album, sondern eine Aufnahme aus dem Jahre 1972 von The Paul Winter Consort mit dem Titel „Icarus" - in der Tat ein großartiges Album. Auch daraus wird ein Ausschnitt im Kramladen zu Ehren von George Martin zu hören sein, neben seinen bekannten Produktionen von Beatles bis Stevie Wonder; außerdem ein aktuelles Interview des inzwischen 87-jährigen Grandseigneur unter den Produzenten.
George Martin mit Jeremy Hornsby: "Es begann in der Abbey Road" (Hannibal, 336 Seiten, 24,99 EURO) ISBN 978-3-85445-410-6
Playlist zur Sendung über George Martin am 26.09.13
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Mahavishnu Orchestra | Wings Of Karma | Apocalypse | CBS |
3. | Donnie Kehr, Christian Hoff, Anthony Barrile & Ensemble | Pinball Wizard | The Who's Tommy Original Cast Recording | RCA Victor |
4. | Sandy Farina | Strawberry Fields Forever | Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band Original Soundtrack | RSO, A&M |
5. | George Martin & Billy Connolly | Being For The Benefit Of Mr. Kite | George Martin: In My Life | The Echo Label, Chrysalis, BMG |
6. | The Beatles | Montage aus diversen Songs | diverse | Apple |
7. | George Martin | The Pepperland Suite | George Martin: In My Life | The Echo Label, Chrysalis, BMG |
8. | Paul Winter Consort | Icarus | Icarus | Living Music Records |
9. | Ray Cathode | Time Beat | Time Beat / Waltz In Orbit | Parlophone |
10. | The Beatles | Tomorrow Never Knows | Revolver | EMI, Apple |
11. | America | Tin Man | Holiday | Warner Bros. |
12. | Jeff Beck | A Day In The Life (Hintergrundmusik) | George Martin: In My Life | The Echo Label, Chrysalis, BMG |
am Donnerstag 12.09.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 14.09.13 von 14 - 15 Uhr), Thema: "Ain't No Grave: Johnny Cash - zum 10. Todestag.
Auf dem Coverfoto des berühmten ersten Albums der American Recordings-Serie sieht man Johnny Cash in der Pose des Düstermannes abgebildet. Am Rande eines verwilderten Kornfeldes, flankiert von zwei schwarzweißen Hunden, steht er da, ernst blickend, gewandet in einen weiten schwarzen Mantel, der fast bis zum Boden reicht. Vor ihm, auf dem Erdboden, steht aufrecht sein schwarzer Gitarrenkoffer; im Hintergrund dräuen Gewitterwolken am Himmel. Warum er bis ins hohe Alter der „man in black" blieb, erklärte er in seiner Autobiografie von 1999 so: „Schwarz zu tragen, ist immer noch mein Symbol der Rebellion gegen den Stillstand und die Verlogenheit."
Seit 1971, seit seinem gleichnamigen Hit, ist Johnny Cash „The Man In Black". Er trage schwarz, singt er da, für die Armen und Unterdrückten, die Häftlinge, die Kranken und einsamen Alten, für die Leichtsinnigen, die ein Fehltritt zu Fall brachte. Und er trage schwarz mit dem Vietnamkrieg vor Augen, in Trauer um die Leben, die hätten gelebt werden können. Dieser Song und seine Aufsehen erregenden Auftritte in US-amerikanischen Haftanstalten begründeten seinen Ruf und Ruhm, der wichtigste und zugleich einer der unbequemsten Country-Sänger der USA zu sein.
Auf Teil 4 der American Recordings „The Man Comes Around" von 2002 findet sich Johnny Cashs eindringliche Interpretation des Nine Inch Nails-Songs „Hurt". „Ich verletzte mich heute selbst, um zu sehen, ob ich noch etwas fühle. Ich konzentrierte mich auf den Schmerz, das einzige was wirklich echt ist." Diese berührenden Textzeilen von Trent Reznor sang Johnny Cash mit fragiler Intensität. Mit diesem Anti-Drogen-Song verband ihn schließlich seine persönliche Erfahrung, hatte er doch selbst in den späten sechziger Jahren massiv mit seiner Drogenabhängigkeit zu kämpfen. Zeit seines Lebens konnte er sich nicht von den Zerstörungen erholen, die die Drogensucht in seinem Körper angerichtet hatte. 71-jährig starb Johnny Cash am 12. September 2003. Im Titelstück des 2010 veröffentlichten Albums „Ain't No Grave", dem sechsten und letzten der „Americans"-Serie, singt er mit brüchiger Inbrunst, dass kein Grab ihn unten halten könne.
Zum 10.Todestag erscheint eine neue limitierte Sonderauflage der aus fünf CDs bestehenden Box „Unearthed" mit Outtakes und Alternativ-Versionen aus den „American Recordings"-Aufnahmen, außerdem die CD-Box „The Perfect Johnny Cash Collection", beinhaltend 20 der wichtigsten Studio- und Live-Alben der Jahre 1959 bis 1986. In Berlin, Wien und anderswo wird rund um den 12. September mit Lesungen, Konzerten und Ausstellungen an Johnny Cash erinnert. Der Kramladen schließt sich mit einer Feierstunde an.
Playlist zum Kramladen Johnny Cash
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Johnny Cash | Ain't No Grave | American VI: Ain't No Grave | American, Lost Highway |
3. | Johnny Cash | Rusty Cage | Unchained (American Recordings II) | American Recordings |
4. | Johnny Cash | Hurt | American IV: The Man Comes Around | American Recordings, Universal |
5. | Johnny Cash | Solitary Man | American III: Solitary Man | American Recordings |
6. | Johnny Cash | I Walk The Line | I Walk The Line | Sun Records |
7. | Johnny Cash | Ring Of Fire | Ring Of Fire | CBS |
8. | Johnny Cash | The Beast In Me | Live In Montreux | Eagle Records |
9. | Johnny Cash | Man In Black | Man In Black | Columbia |
10. | Johnny Cash | The Man Comes Around | American IV: The Man Comes Around | American Recordings, Universal |
11. | Johnny Cash | San Quentin | Johnny Cash at San Quentin | CBS |
12. | Johnny Cash | Meet Me In Heaven | Unchained (American Recordings II) | American Recordings |
13. | Johnny Cash | Hurt instrumental (Hintergrundmusik) | American IV: The Man Comes Around | download |
am Donnerstag 29.08.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 31.08.13 von 14 - 15 Uhr), Thema: In Memoriam George Duke
„Heroes" war einer der populärsten Titel aus der Zusammenarbeit zwischen George Duke und Stanley Clarke von 1983. Er war zweifellos einer der Heroes zwischen Jazz, Rock und Funk in den siebziger und frühen achtziger Jahren. In diesem musikalischen Spannungsfeld beherrschte George Duke als einer der profiliertesten schwarzen Allround-Musiker nahezu alles, was auf den diversen Tastaturen akustischer und elektronischer Instrumente hervorzuzaubern war. Sein musikalisch-stilistisches Spektrum reichte von solch unterschiedlichen Richtungen wie Latin-Jazz und Rhythm'n'Blues über Jazzrock, Funk und Total Music Theater bis hin zu Easy Listening und Disco-Produktionen. Egal, was ihm unter seine virtuosen Finger kam, alles hatte Qualität, Stil und Ästhetik - wenn auch einige seiner Platten nach 1980 allzu sehr auf den Massengeschmack des R&B-Mainstream hin ausgerichtet waren.
Neben seiner Ausnahmestellung als Keyboarder überzeugte George Duke auch als achtbarer Posaunist, kompetenter Komponist, als beeindruckender Sänger oft in eigenwilliger Falsetttechnik und Produzent von Format. Er arbeitete mit den ganz großen Musikern aus Jazz und Rock zusammen, um nur Miles Davis, Cannonball Adderley, Art Blakey, Quincy Jones, Jean-Luc Ponty, Billy Cobham und Michael Jackson zu nennen. Und natürlich nicht zu vergessen: seine Mitarbeit in Frank Zappas Hausband The Mothers Of Invention, mit der er etliche Titel aufnahm, die zum Weltkulturerbe der Rockmusik zählen. Auf insgesamt 14 Zappa-Alben ist er vertreten, unter seinem eigenen Namen sind über 40 Alben erschienen. Sein letztes Soloalbum „Dreamweaver" wurde im Juli 2013 veröffentlicht. Es sollte tatsächlich sein letztes Album werden. George Duke starb am 5. August im Alter von 67 Jahren an den Folgen einer chronischen Leukämie-Erkrankung.
Playlist zum Kramladen über George Duke:
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Frank Zappa and The Mothers | Echidna's Arf (Of You) | Roxy & Elsewhere | FZ, Rykodisk |
3. | George Duke | Trippin' | Dreamweaver | Heads Up |
4. | George Duke & Stanley Clarke | Schooldays | Old Grey Whistle Test 1981 | download |
5. | George Duke | I Wanna Know | Duke (2005) | BPMetro |
6. | Frank Zappa and The Mothers Of Invention | Inca Roads | One Size Fits All | FZ, Zappa Family Trust, Rykodisc |
7. | Frank Zappa | Uncle Remus | Apostrophé | FZ, Zappa Family Trust, Rykodisc |
8. | George Duke | Giant Child Within Us - Ego | I Love The Blues, She Heard My Cry | MPS |
9. | George Duke | Brown Sneakers | Dreamweaver | Heads Up |
10. | Miles Davis | Backyard Ritual | Tutu | Warner Bros |
11. | Michael Jackson | Off The Wall | Off The Wall | Epic |
12. | George Duke | Rashid | Feel | MPS |
13. | George Duke | After Dinner Drink (Hintergrundmusik) | After Hours | Warner Bros |
am Donnerstag 15.08.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 17.08.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Die Stimme des Zeppelin: Robert Plant - zum 65. Geburtstag
Auch in den Tagen um seinen 65. Geburtstag herum, steht er auf der Bühne, gemeinsam mit seiner aktuellen Band The Sensational Space Shifters. Zuvor, im Jahr 2010, hatte Robert Plant seine allererste Gruppe aus den sechziger Jahren Band Of Joy wiederbelebt und in den Jahren zuvor tourte er mit seiner Formation The Strange Sensation. Von 1999 bis 2000 war er mit seinem Folkrock-Ensemble Priory Of Brion unterwegs und 2001 beteiligte er sich am dritten Album der Worldbeat-Gruppe Afro Celt Sound System. Doch seine populärste Band-Phase war zweifellos seine Mitgliedschaft bei Led Zeppelin von der Gründung 1968 bis zur Auflösung 1980.
Diese neu geplante Supergruppe würde wie ein bleierner Zeppelin rasch abstürzen, so lautete 1968 die Prognose des im Juni 2002 verstorbenen Who-Bassisten John Entwistle, als er vor 45 Jahren von der Gründung dieser neuen Band hörte. Er sollte sich irren. Die Gruppe um den Yardbirds-Gitarristen Jimmy Page und den Band Of Joy-Sänger Robert Plant, die sich nach dem flapsigen Spruch des Kollegen von The Who „Led Zeppelin" nannte, blieb bis zum Tod ihres Schlagzeugers John Bonham 1980 zusammen und stieg zu einer der erfolgreichsten Rockbands der Popgeschichte auf. Bis heute sind weltweit etwa 100 Millionen Tonträger von Led Zeppelin verkauft worden (Platz 2 in der Umsatzstatistik hinter den Beatles). „Stairway To Heaven" aus dem vierten Led Zeppelin-Album von 1971 wird bis heute regelmäßig zum besten Rocksong aller Zeiten gekürt. Die Geschichte von Led Zeppelin schien abgeschlossen. Doch am 10. Dezember 2007 gab es ein unerwartetes Live-Comeback in London. Auf der Bühne standen die Urmitglieder Robert Plant, Jimmy Page und Bassist John Paul Jones. Am Schlagzeug saß John Bonhams Sohn Jason. Bislang blieb es bei diesem einmaligen Konzert, für das sich 20 Millionen Fans um Karten beworben hatten. Doch Gerüchte über eine Welttournee in absehbarer Zeit wollten nicht verstummen. Anfang dieses Jahres heizte Robert Plant die Gerüchteküche um eine Wiedervereinigung von Led Zeppelin an und ließ verlauten, dass er sich im Jahre 2014 eine Reunion vorstellen könne
Auf den Lorbeeren und Tantiemen von Led Zeppelin hätte sich Robert Plant gut ausruhen können. Alleine die Veröffentlichung des gesamten Back-Kataloges von Led Zeppelin spülte ihm 1999 Songschreiber-Tantiemen in Höhe von rund 25 Millionen Euro in die private Schatulle. Doch Robert Plant begann eine ambitionierte Solo-Karriere, ohne sich auf Hitparadentauglichkeit auszurichten, und veröffentlichte seit seinem ersten Solo-Album von 1982 bisher neun überwiegend positiv bewertete Studio-Alben unter seinem Namen. Außerdem erschien mit dem Bandprojekt Honeydrippers 1984 ein weiteres Album. Und gemeinsam mit seinem Led Zeppelin-Partner Jimmy Page veröffentlichte er zwei außergewöhnliche Alben „No Quater - Unledded" (1994) und „Walking Into Clarksdale" (1998). Vier Jahre später meldete sich Robert Plant mit dem hervorragenden Solo-Album „Dreamland" zurück. Mit seiner vorzüglichen neuen Begleitband Strange Sensation interpretierte der damals 54-jährige Plant überwiegend Rock-Klassiker auf eigenwillige bis überraschende Weise, wie etwa „Morning Dew" von Tim Rose (bekannt geworden durch Grateful Dead und Nazareth), oder Songs von Bob Dylan und Tim Buckley. Das Prinzip, Altbekanntes zu dekonstruieren, trieben Plant & Co auf die Spitze in ihrem radikalen Umbau des Hendrix-Klassikers „Hey Joe". Die Kritiker jubelten über die unorthodoxe, „verehrungswürdige" Musik aus Robert Plants „Dreamland". Mit dem gleichen musikalischen Ansatz, Blues- und Folkelemente mit nordafrikanischer Rhythmik zu verbinden und in ein modernes Rock-Konzept zu integrieren, folgte dann 2005 das ebenfalls gelobte Album „The Mighty ReArranger". Im Jahr 2007 überraschte Robert Plant durch ein Duo-Album mit der Bluegrass-Musikerin Alison Krauss. Auch diese Veröffentlichung mit dem Titel „Raising Sand" erntete einhelliges Lob und wurde mit Grammy-Preisen überhäuft.
Vor 45 Jahren wurde Led Zeppelin gegründet, am 20. August feiert er seinen 65. Geburtstag. Wie kaum ein anderer Rockstar aus den sechziger Jahren steht der Name Robert Plant auch heute noch für innovative, originelle Rockmusik. Und wenn man auf seine Plattengeschichte zurückschaut, muss man konstatieren, dass es bei ihm - anders als bei so vielen Kollegen seiner Generation - keine einzige wirklich schlechte Plattenveröffentlichung gab, was seine sämtlichen Solo-Alben und die regulären Led Zeppelin-Platten angeht. Sollte es jemals eine Kategorie „Rockmusiker im Weltkulturerbe" geben, Robert Plant wäre sicher ein Anwärter.
Playlist zum Kramladen über Robert Plant am 15.08.13
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Robert Plant and The Strange Sensation | Shine It All Around | Mighty ReArranger | Sanctuary |
3. | Robert Plant & Band Of Joy | Angel Dance | Band Of Joy | Decca, Rounder |
4. | Robert Plant & The Sensational Space Shifters | Tin Pan Valley | Live 2013 | download |
5. | Robert Plant | The Way I Feel | Now And Zen | Es Paranca |
6. | Robert Plant & Alison Krauss | Rich Woman, Gone Gone Gone (Done Moved On) | Raising Sand | Rounder, Zoe |
7. | Band Of Joy feat. Robert Plant | Hey Joe (1967) | Sixty Six To Timbuktu | Atlantic |
8. | Robert Plant | Hey Joe (2002) | Dreamland | Mercury Records |
9. | Robert Plant | Win My Train Fare Home (live in Timbuktu) | Sixty Six To Timbuktu | Atlantic |
10. | Led Zeppelin | Black Dog | Led Zeppelin IV | Atlantic |
11 | Robert Plant and The Strange Sensation | Black Dog | Live 2013 | download |
12. | Jimmy Page & Robert Plant | Shining In the Light | Walking into Clarksdale | Atlantic |
13. | Rodrigo y Gabriela | Stairway To Heaven (Hintergrundmusik) | Rodrigo y Gabriela | Rubyworks |
am Donnerstag 01.08.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 03.08.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Hattler, Kate Bush, J.J. Cale
Der Kramladen, heute mit diesen Themen: Den „Virtuosen der Gelassenheit" gilt es zu würdigen. J.J. Cale starb im Alter von 74 Jahren. Das neue Hattler-Album „The Kite" ist soeben veröffentlicht worden. Und Kate Bush feierte am 30. Juli ihren 55. Geburtstag. Kürzlich erschien eine neue lesenswerte Kate Bush-Biografie unter dem Titel „Under The Ivy". Unter der Überschrift „laid back" wurde die Musik von J.J. Cale seit jeher geführt. Er hat den Stil des entspannten, coolen, gelassenen Gitarrenspiels verkörpert wie kein zweiter. Auch seine schnörkellosen, locker groovenden Songs klangen wie sein Gitarrenspiel „laid back", zurückgelehnt. Der typische J.J. Cale-Sound löste die Assoziation aus, Cale würde in einer lauen Sommernacht zuhause im ländlichen Oklahoma auf der Veranda seines Holzhauses im Schaukelstuhl sitzen und einfach so vor sich hin spielen, ohne großen Aufwand, ohne jegliche Attitüde, einfach nur so zum eigenen Zeitvertreib. So klangen seine besten Songs, die in ihrer Schlichtheit jedoch kunstvoll und mit großem handwerklichem Können gemacht sind, Songs, die auch recht populär wurden, doch fast ausschließlich in den Bearbeitungen bekannter Stars wie Eric Clapton, Santana, Lynyrd Skynyrd, Deep Purple, Johnny Cash und andere. Am Tag, als Mick Jagger seinen 70. Geburtstag feierte, am 26. Juli, hat sich J.J. Cale heimlich aus dem Staub gemacht. Die letzte und aktuellste Aufnahme, die es von im gibt, ist ein Duett mit Eric Clapton, veröffentlicht im März dieses Jahres im Clapton-Album „Old Sock". Im gemeinsam eingespielten Song „Angel", geschrieben von JJ Cale, geht es um eine Frau, die dem harten Leben auf der Straße nicht gewachsen scheint. Wenn der sensible Engel Verletzungen wie von Messern davonträgt, dann geht's ums Überleben.
„Wenn du schlechte Nachrichten gekriegt hast und Du willst dem Frust in den Hintern treten, wenn dein Tag dich geschafft hat und du willst weiterrennen, wenn du bis auf den Grund runter willst ... sie lügt nicht", gemeint ist die Droge Cocain in diesem nicht gerade als drogenkritisch zu erkennenden Song von J.J.Cale aus dem Jahre 1976. Er vernuschelte den Text so sehr, und das, was eindeutig zu verstehen war, vermied so sehr jede Wertung, dass jeder heraushören konnte, was er wollte, eine drogenkritische Haltung, oder eine fatalistische, im Sinne von: is' halt so ... Doch der Song als Ganzes war unwiderstehlich und hatte diese gewisse Form von Magie, wie sie nur ganz selten durch Klänge hindurchschimmert. Diese schwer definierbare Magie ist vielen seiner Songs eigen, man denke nur an „After Midnight", jenen Klassiker des „laid back"-Stils, den Eric Clapton zum Welthit machte.
John Weldon Cale aus Tulsa, Oklahoma, war ein stilbildender Gitarrist, nuschelnder Sänger und famoser Songschreiber, zeitlebens schon eine Legende, auch wenn sein lässiger, zurückgelehnter Gitarren-Stil im Laufe der Jahre doch ein wenig Patina angelegt hatte. Manchmal aber hatte diese Patina fast den Effekt einer Veredelung, dann, wenn er versuchte, den altbekannten lockeren Fluss seiner Musik mit kleinen Strudeln zu versehen und dem vertrauten Sound ein paar kleine Tupfer an Klang- und Arrangementneuerungen hinzuzufügen. Wie ihm das etwa im Song „My Gal" gelungen ist. Oder im Song „Stone River", ebenfalls enthalten im Album „To Tulsa and Back" von 2004, einer der eindringlichsten Songs von J.J. Cale: eine Anklage gegen die Eingriffe des Menschen in die Natur. Nur noch Steine liegen im ausgetrockneten Flussbett, heißt es im Songtext. Sie haben die Flüsse abgezapft oder gestaut, kanalisiert oder verdreckt. Das Leben am Fluss haben sie getötet und das Wasser gestohlen wie Banditen. J.J. Cale selbst wurde zwar nicht bestohlen, aber einige der populären Gitarrenkollegen haben gerne seine Licks, seine Technik und Spielweise bei ihm ausgeborgt.
Raubbau an seiner Gesundheit hat er offenbar selbst lange Zeit betrieben. In einem Interview sagte er 2009: „Ich nehme mal an, bei dem ungesunden Lebensstil, den ich in der Vergangenheit geführt habe, werde ich die 75 nicht erreichen." Fünf Monate vor seinem 75. Geburtstag starb er am vergangenen Freitag an einem Herzinfarkt.
Playlist zum Kramladen am 01.08.13 Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Eric Clapton feat. J.J.Cale / Angel / Old Sock / Universal
3. J.J. Cale / Bring Down The Curtain / Roll On / Rounder Records
4. Hattler / The Kite / The Kite / Bassball Recordings
5. Hattler / C 64 / The Kite / Bassball Recordings
6. Hattler / Fine Days / The Kite / Bassball Recordings
7. Hattler / Vibecontrol / The Kite / Bassball Recordings
8. Kate Bush / Running Up That Hill / Hounds Of Love / EMI
9. J.J. Cale / Don't Wait / Grasshopper / Island, Mercury
10. J.J. Cale & Eric Clapton / After Midnight / Live at the Crossroads Guitar-Festival 2004 / download
11. J.J. Cale / Magnolia / Naturally / A&M, Shelter
12. J.J. Cale / Stone River / To Tulsa And Back / Capitol
13. J.J. Cale / Okie (Hintergrundmusik) / Okie / A&M, Shelter
am Donnerstag 04.07.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 06.07.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Olaf und die Rabenväter
„Does humour belong in music?" Diese alte Zappa-Frage beantwortet Olaf Mill seit über 30 Jahren mit einem klaren: Na klar doch! Was sonst könnte man auch von einem Musiker erwarten, der „kleine schwarze doofe nette böse gerade schiefe Lieder & absolute Fetenkiller" wie z.B. „100 Gramm Elvis", „Halbe Mädchen" oder „Irgendwo juckt's immer" singt und unter dem Bandnamen „Nette Rabenväter" gemeinsam mit einem sehr bekannten Kollegen veröffentlicht. In den 80er Jahren war Olaf Mill in der hessischen Comedy-Rockgruppe Flatsch („benannt nach dem Geräusch, das eine Torte macht, wenn sie in einem Gesicht landet") der zweite Frontmann neben Gerd Knebel. Aus den Reihen der befreundeten Hessen-Rockband Rodgau Monotones, die gemeinsam mit Gerd Knebel die Hessen-Hymne „Erbarme! Die Hesse komme!" ersonnen und in die Welt hinaus posaunt hatte, stammt der Sänger und Saxophonist Henni Nachtsheim, der gemeinsam mit Gerd Knebel 1982 das Comedy-Duo Badesalz gründete.
Doch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Flatsch-Männern Olaf Mill und Gerd Knebel sollte sich, trotz längerer Pausen und getrennter Projekte, bis heute fortsetzen. Gemeinsame Band-Projekte waren, beziehungsweise sind: Die Groben Junggesellen (aufgelöst), Nette Rabenväter (s.o.) und Gift Dwarf, eine englischsprachige Metal-Comedy-Band mit Songs wie z.B. „My Mother Looks Like Lemmy", „Ipott", oder „Metal Bürohengst".
Olaf Mill, der bei Bühnenprogrammen von Badesalz oft in skurrilen Rollen auftritt und fünfzehn Jahre lang mit seinem Comedy-Trio „Eisberg Duo" durch die Lande zog, hat aktuell mindestens zwei weitere Musikprojekte am Laufen: Flickenchilled und Türzueszieht. Ob er selbst noch durchblickt, mit wem, warum und was er derzeit so alles spielt, wird sich weisen: am 4. Juli im Kramladen. Dann wird er Rede und Antwort stehen, auch über seinen Bezug zu Woodstock.
Aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, dass Olaf Mill am 27. Juli im Amphitheater Hanau und am 11. August im Zirkuszelt Friedberg innerhalb der „Love & Peace-Revue Woodstock" gleich mehrere verschiedenartigste Rollen verkörpern wird: einen Alt-Hippie, einen Neu-Hippie, einen Feuerwehrmann, einen Regen-Verhinderer, den Woodstock-Farmer Max Yasgur, den „Freedom"-Sänger Richie Havens und den schwergewichtigen Canned Heat-Sänger Bob „The Bear" Hite.
Und was kann Olaf Mill noch? Er singt, textet, komponiert, tanzt, spielt diverse Gitarren, E-Bow, Mandoline, Ukulele, Trompete, Tenorhorn, Mundharmonika, Dan Moi, Bass, Schlagzeug, Perkussion und nicht selten den Narren.
Playlist zum Kramladen "Olaf und die Rabenväter" : Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Nette Rabenväter / Halbe Mädchen / Kleine schwarze doofe nette böse gerade schiefe Lieder & absolute Fetenkiller / Die Labelboys
3. Die Groben Junggesellen / Sani / Schöne Frauen kotzen Blumen / www.diegrobenjunggesellen.de
4. Gift Dwarf / Metal Bürohengst / Gift Dwarf / Service For Artists Owned labels
5. Flickenchilled / Myspaceliebe / ... so seltsam das ... / Performance Music Records
6. Flatsch / Keske tü fä / Endlich Live! / Bellaphon
7. Olaf Mill live / Freedom / Olaf Mill live im Studio
8. Eisberg Duo / Haare / Grundlos im Freibad / Intercord
9. Türzueszieht / Osama / Türzueszieht / Bislang unveröffentlicht
10. Nette Rabenväter / Beatles / Kleine schwarze doofe nette böse gerade schiefe Lieder & absolute Fetenkiller / Die Labelboys
11. Olaf Mill / Flying (instrumental) / Bislang unveröffentlicht
am Donnerstag 18.07.13 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 20.07.13 von 14 - 15 Uhr), Thema:
Er ist der prominenteste unter den exaltierten Rock-Frontmännern. Viele halten ihn für den Inbegriff des Rocksängers schlechthin. Für andere ist der auf den Bühnen der Welt auch mit 70 noch immer herumturnende Mick Jagger das bedauernswerte Beispiel für jene alternden Stars, die vom Traum der ewigen Jugend nicht loslassen können und als Karikatur ihrer selbst enden. Man nannte ihn schon „Bigmouth", „den ewigen Stenz", oder den „Berlusconi des Rock". Den letztgenannten nicht gerade schmeichelhaften Vergleich handelte sich Jagger für sein Bandprojekt des Jahres 2011 „SuperHeavy" ein, weil er in einem Songtext von junger Mädchenhaut schwärmte und sich dabei von der jungen Soul-Sängerin Joss Stone begleiten ließ.
Ob Mick Jagger den berühmten Adenauer-Ausspruch kennt: „was schert mich mein Geschwätz von gestern"? - „Wer mit 30 noch auf der Bühne steht, macht sich lächerlich" sagte der Beelzebub des Rock 1971 über alternde Kollegen. Ein Jahr später ließ er verlauten, er wolle lieber sterben, denn als 45-Jähriger noch auf der Bühne stehen und „Satisfaction" singen - um kurz darauf anzukündigen: „Wenn ich 33 bin, ist Schluss!" Jetzt wird er 70 und grölt seine eigenen Sprüche in Grund und Boden - wie z.B. gerade erst am 13. Juli im Londoner Hyde Park geschehen, als Abschluss der „50 and counting"-Tour 2013 der Rolling Stones.
Gemeinsam mit Keith Richards gehört Mick Jagger zu den wichtigsten Kraftzentren des Rock-Universums - heutzutage weniger als Songschreiber von Format denn als Performer der Extraklasse. Das Verhältnis zu seinem Stones-Gitarristen und kongenialen Songschreiber-Partner war in den 50 Jahren ihrer Zusammenarbeit häufig angespannt bis gestört. Keith Richards lästerte in seinen Memoiren „Life" über Jaggers unerträgliche Eitelkeit und seinen angeblich kleinen Schwanz. Mit Respektlosigkeiten unter der Gürtellinie hat allerdings auch Mick Jagger nicht gegeizt.
Auch in der Buchveröffentlichung „My Life In Pictures" (2010) von Jerry Hall, die 23 Jahre mit Jagger zusammenlebte, davon neun Jahre verheiratet und vier Kinder mit ihm hat, kommt der zum Ritter geschlagene „Lebemann des Rock" nicht besonders gut weg. Das Ex-Model trennte sich 1999 von dem „notorischen Schürzenjäger", als bekannt wurde, dass ein brasilianisches Model ein Kind von Jagger bekam. In ihrem Buch nannte Jerry Hall den treulosen Frauenhelden Jagger ein „gefährliches sexuelles Raubtier". Sie habe ihn dazu gebracht, dass er die Drogen aufgab, aber sie habe es nicht geschafft, dass er die Frauen aufgab.
Mick Jagger ist ohne Zweifel ein charismatischer und ausdrucksstarker Rock-Vokalist, er schrieb einige der bemerkenswertesten Songtexte der Rockgeschichte und bewies sich auch auf seinen Soloalben als kompetent komponierender Songschreiber. Sogar als Gitarrist hat er durchaus seine Qualitäten. Doch ohne das Umfeld seiner Hausband Rolling Stones bleiben alle seine musikalischen Aktivitäten nur guter Durchschnitt, wenn nicht gar Randnotizen. Ob es um seine zur Supergruppe hochstilisierten Zweit-Band SuperHeavy geht, oder um seine fünf Soloalben, es gilt immer das Gleiche: Ein Stone Alone hat's schwer, der übermächtigen Legende dieser Megastar-Band Rolling Stones etwas konkurrierendes von Wert entgegenzusetzen, selbst dann, wenn der Solist Ober-Stone Mick Jagger ist.
Playlist zur Mick Jagger-Sendung am 18.07.13
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Mick Jagger | Goddess In The Doorway | Goddess In The Doorway | Virgin |
3. | The Rolling Stones | Love Is Strong | Voodoo Lounge | Rolling Stones Records, Virgin |
4. | Mick Jagger | Wandering Spirit | Wandering Spirit | WEA, Rhino |
5. | Mick Jagger | Too Many Cooks | The Very Best Of | WEA, Rhino |
6. | David Bowie & Mick Jagger | Dancing In The Street | Best Of Bowie | EMI |
7. | The Chieftains feat. Mick Jagger | The Long Black Veil | The Long Black Veil | BMG, RCA |
8. | Jerry Lee Lewis feat. Mick Jagger | Evening Gown | Last Man Standing | Edel |
9. | Mick Jagger | God Gave Me Everything | Goddess In The Doorway | Virgin |
10. | SuperHeavy | Beautiful People | SuperHeavy | Universal |
11. | SuperHeavy | Miracle Worker | SuperHeavy | Universal |
12. | The Rolling Stones | Emotional Rescue | Emotional Rescue | Rolling Stones Records, Virgin |
13. | The Rolling Stones | High Wire | High Wire (Single) | Rolling Stones Records |
14. | The Rolling Stones | Sweet Neo Con | A Bigger Bang | Virgin |
15. | The Rolling Stones | Let It Loose (instrumental, Hintergrundmusik) | Exile On Main Street | Rolling Stones Records |